Entwicklung & Code
KI unterliegt im Coding-Duell: Mensch gewinnt nach zehn Stunden
Bei der AtCoder World Tour Finals 2025 hat der polnische Entwickler Przemysław Dębiak eine KI von OpenAI besiegt. In einem zehnstündigen Wettkampf setzte sich der ehemalige OpenAI-Mitarbeiter knapp gegen das System durch – ein Ergebnis, das sowohl die aktuellen Grenzen als auch das Potenzial Künstlicher Intelligenz (KI) im Programmieren sichtbar macht.
Mensch gewinnt nach zehn Stunden gegen KI
Im Rahmen eines Sonderwettbewerbs mit dem Titel „Humans vs AI“ trat Dębiak – unter dem Pseudonym „Psyho“ bekannt – gegen ein eigens angepasstes Modell von OpenAI an. Das KI-System belegte am Ende den zweiten Platz, noch vor zehn weiteren menschlichen Finalisten. Dębiak selbst zeigte sich nach dem Wettkampf erschöpft, da er offenbar während mehrerer Wettbewerbe in drei Tagen kaum geschlafen habe. Auf der Plattform X schrieb er: „Die Menschheit hat (vorerst) gesiegt“.
Besonders an dem Wettbewerb war das direkte Aufeinandertreffen eines KI-Modells mit menschlichen Teilnehmenden unter gleichen technischen Bedingungen. In einem zehnstündigen Finale mussten alle Beteiligten ein schwieriges Optimierungsproblem lösen, das keine exakte Lösung erlaubt. Stattdessen ging es darum, in 600 Minuten möglichst gute Näherungen zu finden. Der Wettbewerb bot damit einen seltenen Vergleich zwischen menschlicher Problemlösungsfähigkeit und maschineller Effizienz im Bereich des kompetitiven Programmierens.
Gleiche Ausgangsbedingungen für Mensch und Maschine
Alle Teilnehmenden arbeiteten auf identischer Hardware, bereitgestellt von AtCoder, einer japanischen Online-Plattform für Programmierwettbewerbe mit globalem Ranking. Als Programmiersprachen standen alle auf der Plattform unterstützten Optionen offen. Das mehrmalige Einreichen von Lösungsvorschlägen (Resubmissions) waren erlaubt, allerdings nur im Abstand von fünf Minuten.
Laut Arstechnica erreichte Dębiak am Ende rund 1,81 Billionen Punkte, während das OpenAI-Modell auf etwa 1,65 Billionen kam – ein Unterschied von rund 9,5 Prozent. Damit belegte die KI Rang zwei in einem Feld aus insgesamt zwölf Teilnehmenden. Dębiak gewann 500.000 Yen, umgerechnet etwa 2.900 Euro.
Ergebnisliste des AtCoder-Finales 2025: „Psyho“ siegt knapp vor OpenAIs KI-Modell.
(Bild: atcoder)
Fortschritte bei KI im Bereich Programmierung
OpenAI bezeichnete das Ergebnis als „Meilenstein“, so Arstechnica. Das verwendete Modell sei vergleichbar mit „o3“, einem System, das für strategisches Denken und langfristige Planung trainiert wurde. In der Vergangenheit hätten ähnliche Modelle zwar gute Ergebnisse erzielt, aber bislang noch keinen Podestplatz bei einem solchen Wettbewerb erreicht.
Tatsächlich zeigen viele aktuelle Studien deutliche Fortschritte bei KI-gestütztem Programmieren. Laut dem AI Index Report 2025 von Stanford konnten KI-Modelle im Jahr 2024 bereits über 70 Prozent der Aufgaben in einem gängigen Benchmark lösen – im Jahr zuvor waren es noch unter 5 Prozent. Auch im Alltag vieler Entwicklerinnen und Entwickler sind KI-Tools wie GitHub Copilot längst etabliert.
(mdo)