Künstliche Intelligenz
KI-Update kompakt: 3 Jahre ChatGPT, KI-Gedächtnis, KI-Assistent, Genesis-Mission
Drei Jahre ChatGPT: Erfolg ohne Geschäftsmodell
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ChatGPT ging am 30. November 2022 online und wurde schnell zur ersten Anlaufstelle für Trainingspläne, Urlaubsplanung und Hausaufgaben. Heute nutzen weltweit etwa 800 Millionen Menschen pro Woche den Chatbot. In Deutschland setzen ihn Nutzer primär zum Schreiben, für Ratschläge, Informationssuche und Gesundheitstipps ein. Der Erfolg löste einen Boom am Kapitalmarkt aus, den viele bereits als „KI-Blase“ bezeichnen.
Denn ein tragbares Geschäftsmodell fehlt weiterhin. Die Kosten für Training und Betrieb übersteigen die Einnahmen deutlich. Größter Gewinner ist Nvidia, das die Hardware liefert. Die Umweltfolgen sind erheblich: Microsoft steigerte seine CO₂-Emissionen um 40 Prozent, Google um 13 Prozent. Dazu kommt ein enormer Wasserverbrauch zur Kühlung der Rechenzentren. OpenAI-Chef Sam Altman treibt trotzdem die Entwicklung einer allgemeinen künstlichen Intelligenz voran, die jede intellektuelle Aufgabe des Menschen bewältigen soll.
US-Patentamt behandelt KI wie Laborausrüstung
Das US-Patentamt hat seine Leitlinien zur Patentierbarkeit von KI-gestützten Erfindungen geändert. Direktor John Squires stellt klar: Systeme wie ChatGPT, Gemini oder Claude sind analog zu Laborausrüstung, Computersoftware oder Forschungsdatenbanken zu betrachten. KI darf Dienste leisten und Ideen generieren, kann aber niemals als Erfinderin oder Miterfinderin genannt werden.
Entscheidend bleibt die geistige Schöpfung des Menschen. Eine natürliche Person muss eine „bestimmte und dauerhafte Idee der vollständigen Erfindung“ im Kopf geformt haben. Die neuen Vorgaben sollen die Rechtsunsicherheit beenden, wenn Forscher KI als intensiven Entwicklungspartner nutzen. Sie werden nun rechtlich so behandelt, als hätten sie ein fortgeschrittenes Mikroskop oder eine komplexe Simulationssoftware benutzt.
Google kürzt kostenlose Nutzung von Gemini 3 Pro drastisch
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Google hat die kostenlosen Nutzungslimits seines KI-Modells Gemini 3 Pro stark eingeschränkt. Nutzer ohne kostenpflichtiges Abonnement erhalten nur noch „Basic Access“ mit täglich wechselnden Limits. Zuvor waren bis zu fünf Prompts pro Tag garantiert. Beim Bildgenerator Nano Banana Pro können Gratisnutzer statt drei nur noch zwei Bilder täglich erstellen.
Google begründet die Maßnahme mit „hoher Nachfrage“. Die Limits können sich häufig ändern und werden täglich zurückgesetzt. Der Erfolg von Gemini 3 Pro scheint das Unternehmen überrascht zu haben. Bei seiner Veröffentlichung katapultierte sich das Modell an die Spitze wichtiger Benchmarks und überholte erstmals ChatGPT. Google hat nicht mitgeteilt, wann die ursprünglichen Gratis-Kontingente wiederhergestellt werden.
Neues Gedächtnissystem soll KI-Datenverlust verhindern
Ein Forschungsteam aus China und Hongkong hat eine neue Speicherarchitektur für KI-Agenten vorgestellt. Das System „GAM“ soll verhindern, dass KI-Modelle in langen Konversationen wichtige Details vergessen. Das Problem ist als „Context Rot“ bekannt: Wenn Chats zu umfangreich werden, erreichen Modelle die Grenzen ihres Kontextfensters und verlieren den Überblick oder halluzinieren.
Die Wissenschaftler übertragen das Prinzip der „Just-in-Time Compilation“ auf KI-Gedächtnisse. Informationen werden erst im Moment der Abfrage für die spezifische Situation aufbereitet. Ein „Memorizer“ speichert den kompletten Gesprächsverlauf in einer Datenbank. Ein „Researcher“ führt erst bei konkreten Fragen eine tiefe Recherche im eigenen Gedächtnis durch. In Tests übertraf das System laut den Autoren herkömmliche Methoden mit statischen Zusammenfassungen deutlich.
KI-Assistenten fördern oberflächliches Lernen bei Programmierern
Der Einsatz von KI-Tools wie GitHub Copilot führt bei Programmieranfängern zu oberflächlichem Lernverhalten. Das zeigt eine Studie der Universität des Saarlandes unter Leitung von Sven Apel. Die Untersuchung verglich studentische Paare, die entweder mit oder ohne KI-Unterstützung arbeiteten. Nutzer von KI-Assistenten übernehmen die Code-Vorschläge oft unkritisch und gehen davon aus, dass die Lösung korrekt ist.
In KI-gestützten Teams drehte sich die Kommunikation fast ausschließlich um den Code selbst. Menschliche Paare ohne KI-Hilfe stellten mehr Fragen und diskutierten breiter über Lösungswege. Die Forscher warnen vor langfristigen Folgen: Wenn Entwickler den Code nicht tiefgehend verstehen, können später Fehler entstehen, deren Behebung aufwendig ist. Apel betont, dass KI zwar bei Routineaufgaben hilft, komplexe Probleme aber weiterhin menschlichen Austausch und kritisches Hinterfragen erfordern.
Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im „KI-Update“ von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.
GPT-5 löst komplexen Mathematik-Beweis in Rekordzeit
Ein Forscher von OpenAI berichtet von erheblichen Zeitgewinnen durch das kommende Modell GPT-5. Sebastian Bubeck schreibt auf der Plattform X, dass das Modell eine hochkomplexe mathematische Aufgabe an einem Nachmittag gelöst habe. Ein Mensch hätte dafür rund einen Monat benötigt. Der Prozess war mehrstufig: GPT-5 entwarf den Lösungsweg, führte eine Simulation zur Überprüfung einer Formel durch und verfasste anschließend einen vollständigen mathematischen Beweis.
Bubeck bezeichnet dies als die bislang stärkste Leistung eines großen Sprachmodells, die er gesehen habe. Auch der renommierte Mathematiker Terence Tao berichtete kürzlich von Zeitersparnissen durch KI, allerdings in anderer Form. Er nutzte KI-Modelle zur Überprüfung eigener theoretischer Annahmen, nicht im autonomen Modus. Ein Bericht von OpenAI legt nahe, dass GPT-5 darauf ausgelegt ist, Forschungsprozesse in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen deutlich zu beschleunigen.
Trumps Genesis-Mission: Große Pläne, unklare Umsetzung
US-Präsident Donald Trump hat die „Genesis-Mission“ gestartet. Sie soll die technologische Vorherrschaft der USA sichern und ausbauen. Innerhalb eines Jahres soll das Department of Energy eine Plattform mit der „weltgrößten Sammlung an Forschungsdaten“ und Zugriff auf Supercomputing-Ressourcen bereitstellen. Qualifizierte Unternehmen und Forschungseinrichtungen sollen damit KI-Modelle und Agenten trainieren, die Hypothesen testen und Experimente durchführen, vorwiegend in den Bereichen Energie, Biotechnologie, Materialforschung und Quantentechnologie.
Die Umsetzung ist fraglich. Die USA haben früher mit großangelegten Förderprogrammen Technologie erfolgreich vorangebracht, etwa bei Exaflop-Supercomputern. Doch zwei Probleme bleiben: die Datenlage und der Stand der KI-Technik. Maschinelles Lernen funktioniert nur bei guten und großen Datensätzen, die nur punktuell existieren. Zudem können KI-Modelle gut das nächste Problem vorhersagen, wenn es ähnlich in den Trainingssätzen vorkam.
Black Friday: KI-Tools treiben Online-Umsatz
Der Anbieter von CRM-Lösungen Salesforce hat für den vergangenen Black Friday weltweit einen Online-Umsatz von 79 Milliarden US-Dollar beobachtet. Das entspricht einem Wachstum von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zwischen 10 und 14 Uhr gaben Online-Shopper allein in den USA im Schnitt jede Minute 12 Millionen Dollar aus, berichtet Forbes.
Sowohl Adobe als auch Salesforce stellten fest, dass viele Menschen nicht mehr Suchmaschinen oder Preisvergleichsportale nutzen, sondern über KI-Tools zu den Shops gelangen. Adobe stellte ein Wachstum von 805 Prozent gegenüber dem Vorjahr fest. Salesforce beziffert die Umsätze durch KI auf 14,2 Milliarden weltweit und 3 Milliarden in den USA. Das bestätigt den Trend, dass viele Menschen direkt Chatbots oder ähnliche Tools für die Suche nach Informationen benutzen.
(igr)