Künstliche Intelligenz

Lieferdienste: Prosus darf sich Just Eat Takeaway unter Auflagen einverleiben


Die Konsolidierung im hart umkämpften Markt für Essenslieferdienste setzt sich fort. Die EU-Kommission hat am Montag der Übernahme von Just Eat Takeaway durch Prosus zugestimmt. Die EU-Kommission hatte zunächst Bedenken, dass der Kauf den Wettbewerb auf dem Markt für Essenslieferungen massiv einschränken könnte. Diese sieht sie jetzt weitgehend ausgeräumt. Die Übernahme ist 4,1 Milliarden Euro schwer. Prosus gehört zum südafrikanischen Naspers-Konzern.

Prosus ist bereits größter Anteilseigner an einem anderen bedeutenden Essenslieferanten: der Berliner Plattform Delivery Hero. Die Kommission fürchtete, dass Prosus mit dem Einverleiben von Just Eat keinen Appetit auf Konkurrenz zwischen den beiden Anbietern mehr hätte. Daraus könnten höhere Preisen für Kunden sowie Restaurants und Lebensmittelläden folgen. Just Eat ist unter anderem in denselben Ländern wie Delivery Heros Tochtergesellschaft Glovo vertreten, nämlich in Spanien, Polen und Italien. In Deutschland gehört Lieferando zu Just Eat. Lieferando sorgte jüngst mit der Kündigung von rund 2.000 Fahrern für Schlagzeilen.

Um die Genehmigung der EU-Kommission zu erhalten, muss Prosus seinen 27-Prozent-Anteil an Delivery Hero binnen zwölf Monaten auf eine einstellige Prozentzahl schrumpfen, und für längere Zeit seine Stimmrechte nicht ausüben sowie keine internen Personen für Verwaltungs- oder Aufsichtsrat Delivery Heros vorschlagen. Damit gibt Prosus seine Rolle als größter Aktionär Delivery Heros auf.

Die Kommission erteilte die Genehmigung wohl auch, weil der USA-amerikanische Konkurrent Doordash ebenfalls auf den europäischen Markt drängt, was den Wettbewerb insgesamt erhöht. Das Unternehmen aus dem Silicon Valley ist gerade dabei, Just Eats britischen Konkurrenten Deliveroo zu schlucken. Zuvor schnappte sich Doordash Wolt aus Finnland und legte in Deutschland 2021 in Stuttgart los. Die Financial Times (FT) sieht Prosus dank Just Eat auf dem Weg zu einem „Europäischen Champion“ im Tech-Sektor, der dem Wettbewerber aus den USA die Stirn bieten könnte.

Analysten gehen trotz der Zusagen weiter davon aus, dass Prosus‘ künftige Übernahmepläne auch den Kauf von Delivery Hero beinhalten könnten, zu dem jenseits von Lieferando Marken wie Foodpanda und Talabat gehören. Prosus-Investmentchef Fahd Beg wollte sich dazu gegenüber der FT nicht äußern. Er stelle darauf ab, Just Eat durch verstärkten Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) effizienter machen und von einem Lebensmitteldienst zu einer umfassenderen, etwa auch im Fintech-Bereich aktiven Plattform auszugestalten. Solche angrenzenden Bereiche habe die brasilianische Tochter Ifood schon erschlossen.

Kommissionsvizepräsidentin Teresa Ribera verknüpfte mit der Freigabe eine „eindeutige Warnung“ an die Branche, in der jüngst mehrfach kartellrechtliche Probleme aufgetreten seien: „Wir werden kein wettbewerbswidriges Verhalten tolerieren, das den Verbrauchern schaden könnte.“


(ds)



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