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Mangal-Gründer baut mit Podolski Döner-Imperium: „Nie Business studiert“


Mangal-Gründer baut mit Podolski Döner-Imperium: „Nie Business studiert“

Prinz Poldi und der König des Döner-Imperiums: Lukas Podolski und Metin Dag bei der Eröffnung einer Mangal X LP10 Filiale.
Mangal Döner X Lukas Podolski10

Fußballweisheiten sind oft etwas plump. So auch diese: „Wer nicht schießt, macht keine Tore.“ Dass Metin Dag ausgerechnet das sagt, wenn man ihn fragt, was der eine Tipp ist, den er Gründerinnen und Gründern mitgeben möchte, passt trotzdem gut. Schließlich ist der Kölner Gastronom Geschäftspartner eines Fußballers. Eines ziemlich bekannten. 

Metin Dag und Lukas Podolski haben zusammen Mangal X LP10 gegründet. Ein „Döner-Imperium“, wie die Kölner Lokalpresse schreibt: 46 Läden in drei Ländern, in Deutschland, Niederlande und Polen. Nächstes Ziel: Expansion nach Japan. 

Erfolg – was ist Erfolg? Es geht immer wie eine Pulskurve hoch und runter

Daneben vertreibt Dag Mangal-Produkte in Rewe-Supermärkten. Getränke, Sandwich-Brot, Lahmacun und Döner-Fleisch. Das „Filet der Straße“, wie auf der Packung steht. Außerdem baut der Geschäftsmann aktuell gemeinsam mit Circus Kitchens, einem Startup, das eine Art Koch-Roboter-Arm entwickelt hat, an einer „vollautomatisierten Restaurantkette“. 

Die Mangal X LP10 Filiał am Flughafen Köln-Bonn.
Mangal Döner X Lukas Podolski10

Kurzum: Metin Dag ist, was man gemeinhin wohl unter einem „erfolgreichen Unternehmer“ verstehen würde. Wobei er selbst da sehr bescheiden ist: „Erfolg – was ist Erfolg? Es geht immer wie eine Pulskurve hoch und runter“, sagt er. Nur eines sei wichtig: „Vor allem an die jungen Leute – die sind, wie ich beobachte, heutzutage immer so schnell traurig, wenn etwas nicht klappt: Egal, was passiert, man muss es immer versuchen.“ Wie gesagt: Wer nicht schließt, macht keine Tore. 

Alles gelernt in der School of Life

„Ich bin nicht irgendwo zur Schule und habe Business studiert.“ Eigentlich habe er alles, was er in 30 Jahren als Unternehmer gelernt hat, aus eigenen Fehlern gelernt. 

Ich erst so zu Lukas: Warte mal, Döner – was hast du mit Döner zu tun? Das ist Essen für die Straße, dafür brauchst du nicht viel Geld

Gastronom und Unternehmer Metin Dag

1993, mit 13 Jahren, kam Metin Dag aus Urfa in der türkischen Provinz Şanlıurfa nach Köln. Um in Deutschland zu arbeiten, um sich hier eine Existenz aufzubauen. Zuhause haben die Eltern eine Bäckerei betrieben, da hat er schon als Kind mitgearbeitet. In die Gastronomie einzusteigen, lag also irgendwie nahe.

Ebenso, wie einen eigenen Betrieb zu gründen. 2001 hatten Dag und sein Bruder genügend Startkapital zusammen gespart und eröffneten einen Imbiss in Köln. „Wir haben beide bis dahin immer in Imbissen gearbeitet“, sagt Dag. „Ich hatte Erfahrung.“ Dachte er. 

„Rückblickend muss ich sagen, waren wir völlig unprofessionell,“ erzählt der 48-Jährige weiter. „Wir hatten Power, aber überhaupt keine Struktur.“

Fehler Nummer 1: Keine Investitionen

Ihr größter Fehler aber sei die Sparerei gewesen: „Wir haben alles selber gemacht, selber geputzt, selber ausgeliefert, selber im Laden gestanden.“ Das sei natürlich nicht alles eine ganz freie Entscheidung gewesen, natürlich war das Geld knapp. Aber ohne zu investieren – das wisse er heute – kann man nichts aufbauen. 

Fehler Nummer 2: Falsche Lage

„Lage, Lage, Lage“ – das ist nicht nur so ein Immo-Leute-Buzzword. Lage ist für Gastrounternehmen tatsächlich entscheidend, musste Dag in seinen frühen Tagen als Unternehmer feststellen. Oder eigentlich konkreter: Dass Lage und Konzept zusammen passen, das entscheidet. Sein erster Imbiss war gegenüber einer Grundschule. Wenn er und sein Bruder um 11 Uhr aufmachten, hatten sie schon das ganze Geschäft, das man mit Schülern und Eltern am Morgen hätte machen können, verpasst. Es war einfach nicht die richtige Lage für sein Konzept, erklärt er gut zwanzig Jahre später.

„Irgendwann haben wir zugemacht. Es hat nicht funktioniert“, erzählt Dag. „Das war natürlich sehr traurig. Erstmal: Das Geld geht weg. Und dann hat man auch plötzlich sein eigenes Ding nicht mehr.“ Er arbeitet wieder als Angestellter für andere Gastronomen. Schon eine Schmach, wie er zugibt: „Alle Freunde, alle Leute gucken dich an: Schafft er es oder schafft er es nicht?“

Fehler, den er nicht gemacht hat: aufgeben

Er hat es nicht geschafft – beim ersten Mal. Nach ein paar Jahren aber wagt er den nächsten Anlauf. Davor aber verbringt er einige Wochen zur Recherche in der Türkei.

Learning Nummer 1: Biete den Leuten etwas Neues

In den Neunzigern hatte Dag beobachtet, wie Sushi nach Deutschland kam, etwas total Neues und Besonderes war und alle plötzlich Sushi wollten. Er verstand: Du musst den Leuten etwas bieten, das sie noch nicht kennen.

Er gründet 2008, wieder mit seinem Bruder, ein Restaurant: Mangal. Das türkische Wort für Holzkohlengrill. Und das war die Neuheit, die sie den Kölnern auftischen wollten: authentische, türkische Spezialitäten vom Holzkohlengrill. Gab es nicht. Und funktionierte.

Learning Nummer 2: Gehe Partnerschaften ein

Metin Dags Restaurant läuft so gut, dass auch die Stadtprominenz dort essen geht. Mit dabei: Lukas Podolski, damals Stürmer beim 1. FC Köln. Der Gastronom und der Fußballspieler freunden sich an. Und so erzählt Dag Podolski irgendwann von seinen Plänen, in einem Laden gegenüber des Mangal Restaurants einen Döner-Laden zu eröffnen.

„Dann hat er gesagt: Komm, machen wir Mangal Döner zusammen“, erzählt Dag. „Ich erst so: Warte mal, Döner – was hast du mit Döner zu tun? Das ist Essen für die Straße, dafür brauchst du nicht viel Geld.“ Daraufhin habe Podolski erwidert: „Ich bin Straße. Ich mag keine Krawatten. Und ich liebe Döner.“

2018 gründeten Metin Dag und Lukas Podolski ihr gemeinsames Unternehmen LuknDag GmbH und eröffneten den ersten Döner Laden Mangal X LP10 am Chlodwigplatz in Köln. Am Tag der Eröffnung ist der Fußballstar natürlich dabei, schwingt das Döner-Messer, Massenandrang. So oder so ähnlich wiederholt sich das bei so ziemlich jeder neuen Filial-Eröffnung. In Köln. Um Köln. Und bald in ganz Deutschland und in Polen.

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Podolski setzt sich nicht nur als Dönerkoch vor Ort für sein Unternehmen ein. 2024 mischt er sich auch öffentlich in die Dönerpreis-Diskussion ein: „Ich glaube, der Döner ist sowieso noch viel zu billig. Der muss teurer sein“, sagt er in einem Switch-Stream. Damals schon kostete der Mangal Döner 7,90 Euro. Heute liegt er bei 8,50 Euro.

Als 2024 in der Nähe des Berliner Kottbusser Tors der erste Mangal Döner aufmachte, musste die Polizei anrücken um die zeitweise 100 Meter lange Schlange im Griff zu halten.

Was Mangal Döner von vielen anderen unterscheiden soll: Das besondere Brot. Nicht zu vergessen: Gründer Metin Dag stammt aus einer Bäckerfamilie.
Mangal Döner X Lukas Podolski10

In Berlin hielt sich Mangal Döner allerdings nur ein halbes Jahr. Im November 2024 schloss der Laden bereits wieder. Aus der Kommunikation des Unternehmens ging hervor, die Filiale sei als eine Art Pop-Up-Store geplant gewesen. Davor, berichtete die Lokalpresse, sei das allerdings nicht so kommuniziert worden.

Auch das gehört zu Unternehmertum: Rückschläge wegstecken – oder zurückschlagen. Im Sommer 2024 berichtete das Nachrichtenportal T-Online über gravierende Hygienemängel, die zuständigen Lebensmittelkontrollbehörden in mehreren Mangal Döner Läden festgestellt haben sollen.

Zunächst sprach ein Sprecher des Unternehmens dem Portal gegenüber von „Fehlern, aus denen wir lernen“. Dann schalteten Dag und Podolski aber auch die renommierte Medienrechtsanwaltskanzlei Schertz Bergmann ein.

Learning Nummer 3: Wisse, wann andere es besser können als du. 

Der Unternehmer Dag hat auch gelernt, dass es wichtig sein kann, loszulassen. Das Mangal Restaurant führt mittlerweile sein Bruder weiter, die mehr als 40 Döner-Läden werden von Franchise-Unternehmern betrieben.

„Ich hatte ja nie vor, eine Systemgastronomie zu starten“, sagt er. Und doch betreibt er jetzt ein solches Unternehmen – und es wächst weiter. Bis Metin Dag für sich erkennt: Hier muss jemand ans Steuer, der das alles besser kann. Besser womöglich als er selbst. 2022 holt er Marco Schepers an Bord, 2024 macht er ihn zum Managing Director von Mangal X LP10.

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Schepers war 19 Jahre bei Yum!, dem US-amerikanischen Mutterkonzern von Pizza Hut, Kentucky Fried Chicken und Taco Bell, zuletzt war er Geschäftsführer bei KFC für die DACH-Region, verantwortlich für mehr als 200 Läden. 

Ist das die Benchmark? Soll Mangal Döner da hin? „Für Mangal Döner setzen wir uns ambitionierte Ziele: Wir wollen die Marke im nächsten Schritt auf 1000 Restaurants ausbauen“, sagt Schepers. „Und Metin und Lukas sind ja auch Typen, die ordentlich Gas geben.“



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