Künstliche Intelligenz
Milliardeninvestitionen: 76 Interessenten wollen KI-Gigafabriken in der EU bauen
Henna Virkkunen, Vizepräsidentin der EU-Kommission für technische Souveränität, sieht das Interesse für den Bau und Betrieb von vier bis fünf KI-Gigafabriken auf europäischem Boden als großen Erfolg. Der EU-Kommission zufolge haben sich bis zum Stichtag am 20. Juni 76 Firmen und Organisationen aus 16 Mitgliedsstaaten daran beteiligt, um – teils über Konsortien – bis zu 60 AI Gigafactories zu errichten. Die Interessenten hätten zugesagt, zu diesem Zweck insgesamt über 230 Milliarden Euro in den nächsten drei bis vier Jahren zu investieren, erklärte die Finnin am Montag in Brüssel. Die Kommission will ihrerseits dafür sorgen, dass 20 Milliarden Euro an Fördermitteln für bis zu fünf solcher spezieller KI-Rechenzentren zur Verfügung stehen.
Virkkunen sagte aber, es sei noch offen, ob wegen des großen Interesses mehr Firmen den Zuschlag bekommen können. Die geplanten fünf KI-Fabriken werden aber wohl gebaut. Die genauen Auswahlkriterien legt die EU-Kommission erst mit der endgültigen Ausschreibung fest, die bis Ende des Jahres, vermutlich im November, kommt.
Ihr Interesse bekundet haben der Kommissarin zufolge Top-Akteure aus der IT-Branche sowie entscheidende Größen der öffentlichen Hand. Dies zeige, dass das Modell der öffentlich-privaten-Partnerschaft in der EU sehr leistungsfähig sei. Virkkunen zeigte sich zuversichtlich, dass die Initiative zum „Gamechanger“ werde. Es gehe darum, die Staatengemeinschaft weltweit als „Kraftpaket“ führend im Bereich Künstlicher Intelligenz zu machen und insbesondere die nächste Generation von KI-Modellen in der EU umzusetzen. Die Botschaft sei klar: „Jetzt ist der Moment, um unsere KI-Zukunft zu formen.“ Europa sei dafür der ideale Investitionsort.
Aufbau eigener Kapazitäten entscheidend
Die große Mehrheit der bislang involvierten KI-Firmen, Hard- und Software-Unternehmen Rechenzentren und Geldgeber sei europäisch, hob die Kommissarin hervor. Der Schwerpunkt des Vorhabens liege auf dem Erreichen von Souveränität, also dem Aufbau eigener Kapazitäten. Branchengrößen aus Drittstaaten wie der US-Konzern Nvidia könnten sich aber auch beteiligen. Es folgten zunächst Gespräche mit allen Playern, die ihr Interesse bekundet hätten. Ein Ziel sei es auch, Investitionen in Datencenter zu beflügeln. Ein Parameter dabei: Energieeffizienz im Sinne der von der EU angestrebten Klimaneutralität. Darauf legen laut Virkkunen auch die Mitgliedsstaaten großen Wert.
Namen der Interessenten will die Kommission aktuell nicht veröffentlichen, da mit dem Aufruf Stillschweigen dazu verknüpft worden ist. Diverse Investitionswillige haben ihre Teilnahme aber bereits selbst publiziert.
Reges Interesse in Deutschland
In Deutschland gab es ursprünglich Bestrebungen für eine gemeinsame Eingabe. Eine Initiative deutscher Tech-Konzerne wie SAP, Deutsche Telekom, Siemens, Ionos und der Schwarz-Gruppe scheiterte aber, da sich die Beteiligten nicht auf ein Konzept einigen konnten. Nun haben sich mehrere deutsche Konsortien mit konkurrierenden Anträgen am Aufruf der Kommission beteiligt. Die Deutsche Telekom preschte mit der Ansage vor, dass zunächst innerhalb der nächsten neun Monate zusammen mit Nvidia ein KI-Rechenzentrum mit der – vergleichsweise niedrigen – Kapazität von mindestens 10.000 GPUs entstehen soll. Diese Zusage sei aber parallel zu einer Bewerbung für die EU-Initiative zu sehen, hieß es dazu.
Ionos reichte zum Stichtag mit Hochtief eine Interessenbekundung für eine AI Gigafactory ein. Zum Einsatz kommen soll neueste Technologie mit einer initialen Leistung von über 50.000 GPUs, skalierbar auf über 100.000 GPUs. Die Schwarz-Gruppe, bekannt durch ihre Töchter Lidl und Kaufland, hat sich nun über ihre IT-Tochter Schwarz Digits eigenständig im Rahmen des EU-Aufrufs beworben. Sie sicherte sich das Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart als Mitstreiter.
Bayern will mit dem Projekt „Blue Swan“ ebenfalls Standort einer KI-Gigafabrik werden. Der Freistaat verweist dabei auf ein KI-Ökosystem etwa mit dem Munich Center for Machine Learning (MCML), dem Leibniz-Rechenzentrum, dem Konsortium HammerHAI sowie internationalen Unternehmen. Als „aktiver Unterstützer eines starken und schlagkräftigen deutschen Konsortiums“ hat sich zudem Silicon Saxony als „Europas größtes Mikroelektronikcluster“ ins Spiel gebracht. Der Zusammenschluss fordert: die vorgesehenen Fabriken dürften nicht ohne europäische Halbleiter gebaut werden.
(mack)
Künstliche Intelligenz
Auf dem Weg zu medizinischer Superintelligenz: Microsoft stellt Forschung vor
Der US-Tech-Konzern Microsoft hat nach eigenen Angaben „einen echten Schritt in Richtung medizinische Superintelligenz“ gemacht. Das KI-Team von Microsoft stellte Forschungsergebnisse vor, die zeigen, wie künstliche Intelligenz (KI) komplexeste diagnostische Herausforderungen in der Medizin sequenziell untersuchen und lösen kann. Laut einem Blogeintrag vom Montag kann das neue KI-System des Konzerns, der Microsoft AI Diagnostic Orchestrator (MAI-DxO), Krankheiten viermal genauer vorhersagen und kostengünstiger diagnostizieren als eine Gruppe erfahrener Ärzte.
Microsofts KI-Sparte Microsoft AI hat sein KI-Tool die normalerweise von einem menschlichen Arzt durchgeführte Arbeit nachahmen lassen. Man wollte so herausfinden, ob das Tool Patienten mit einer Krankheit korrekt diagnostizieren kann. Das Microsoft-Team verwendete 304 Fallstudien aus dem Fachmagazin New England Journal of Medicine (NEJM), um einen Test namens Sequential Diagnosis Benchmark (SD Bench) zu entwickeln. Dafür zerlegte ein Sprachmodell jeden Fall in einen Schritt-für-Schritt-Prozess, wie ihn ein Arzt durchführen würde, um zu einer Diagnose zu gelangen. „Wir haben eine umfassende Reihe von generativen KI-Modellen anhand der 304 NEJM-Fälle bewertet. Zu den getesteten Grundmodellen gehörten GPT, Llama, Claude, Gemini, Grok und DeepSeek“, heißt es in dem Bloeintrag. Über das Basis-Benchmarking hinaus habe man den Microsoft AI Diagnostic Orchestrator (MAI-DxO) entwickelt, ein System, das ein virtuelles Gremium von Ärzten mit verschiedenen diagnostischen Ansätzen nachbilden soll, die bei der Lösung von Diagnosefällen zusammenarbeiten.
Höhere Genauigkeit und geringere Kosten
MAI-DxO übertraf dabei menschliche Ärzte und erreichte eine Genauigkeit von teilweise mehr als 80 Prozent im Vergleich zu 20 Prozent bei den Ärzten. „Am besten schnitt MAI-DxO in Kombination mit o3 von OpenAI ab, das 85,5 % der NEJM-Benchmark-Fälle korrekt löste“, heißt es. Zudem konnten die Kosten um ein Fünftel gesenkt werden, da die KI weniger teure Tests und Verfahren auswählte.
Ärzte zeichneten sich in der Regel durch die Breite oder Tiefe ihres Fachwissens aus, schreibt Microsoft. Kein einzelner Arzt aber könne die gesamte Komplexität der NEJM-Fallserie abdecken. Bei der künstlichen Intelligenz hingegen gebe es diesen Kompromiss nicht. „Sie kann sowohl die Breite als auch die Tiefe des Fachwissens vereinen und klinische Schlussfolgerungen ziehen, die in vielen Aspekten des klinischen Denkens die Fähigkeiten eines einzelnen Arztes übertreffen“, befindet Microsoft.
Schritt in Richtung medizinischer Superintelligenz
„Dieser Orchestrierungsmechanismus – mehrere Agenten, die in einer Art Diskussionskette zusammenarbeiten – wird uns der medizinischen Superintelligenz näher bringen“, sagt Mustafa Suleyman, CEO von Microsoft AI gegenüber dem US-Tech-Magazin Wired. Suleyman war Mitbegründer von Google DeepMind, bevor er CEO der KI-Abteilung von Microsoft wurde.
KI-basierte Diagnosetools hätten das Potenzial, die Gesundheitsversorgung neu zu gestalten, schreibt Microsoft in seinem Blogeintrag. „Künstliche Intelligenz könnte Patienten in die Lage versetzen, Routineaspekte der Pflege selbst zu verwalten, und Klinikern eine fortschrittliche Entscheidungshilfe für komplexe Fälle an die Hand geben.“ Aber auch wenn MAI-DxO die komplexesten diagnostischen Herausforderungen hervorragend gemeistert hat, seien weitere Tests erforderlich, um die Leistung des KI-Tools bei häufigeren, alltäglichen Präsentationen zu bewerten, so der Konzern. Auch von Wired befragte Experten sind der Meinung, dass der nächste Schritt zur Validierung des Potenzials von Microsofts System darin bestehen sollte, die Wirksamkeit des Tools in einer klinischen Studie nachzuweisen. In dieser würden die Ergebnisse der KI mit denen echter Ärzte verglichen werden, die echte Patienten behandeln.
Ob Microsoft versuchen wird, sein KI-System zu vermarkten, habe das Unternehmen bislang nicht entschieden, so Wired in Berufung auf eine Führungskraft des Konzerns, die anonym bleiben wollte. Microsoft könnte derselben Quelle zufolge das KI-System auch in seine intelligente Suchmaschine Bing integrieren, um Nutzern bei der Diagnose von Krankheiten zu helfen. Ebenso könnte das Unternehmen Tools entwickeln, die Ärzten helfen, die Patientenversorgung zu verbessern oder sogar zu automatisieren. Man werde diese Systeme in den nächsten Jahren mehr und mehr in der realen Welt erproben, so Suleyman.
(akn)
Künstliche Intelligenz
Interpol warnt vor mehr Menschenhandel für Internet-Betrug
Immer mehr Länder sind davon betroffen, dass Menschen gehandelt werden, um in professionell angelegten Online-Betrugs-Zentren zur Arbeit gezwungen zu werden. Entsprechende Opfer kämen aus 66 Ländern und von allen Kontinenten, wie die internationale Polizeiorganisation Interpol mitteilte. Die Organisation mit Sitz im französischen Lyon spricht mittlerweile von einer „globalen Krise“ mit Hunderttausenden Opfern.
Von der regionalen Gefahr zur globalen Krise
Ursprünglich befanden sich die Betrugszentren in einigen südostasiatischen Ländern. In den vergangenen fünf Jahren wurden drei von vier Opfern in diese Region geschmuggelt, wie eine Interpol-Analyse ergab. Doch auch in Westafrika, Zentralamerika und im Mittleren Osten stießen Ermittler vermehrt auf Betrugszentren.
Angelockt werden die Opfer laut Interpol meist durch falsche Jobangebote. Sie werden demnach dann in Lagern gefangen gehalten und oft wegen Schulden erpresst, geschlagen, sexuell ausgenutzt oder sogar gefoltert oder vergewaltigt. In den Zentren würden die Opfer gezwungen, andere Menschen im Internet zu betrügen – zumeist, um an deren Geld zu gelangen.
Interpol: Mehr Informationsaustausch zwischen Ländern nötig
Interpol sieht in der Masche einen sich schnell ausbreitenden Kriminalitätstrend. Es brauche eine international abgestimmte Antwort, meint Cyril Gout, der bei Interpol für Polizeidienste zuständig ist. Ermittler müssten mehr Informationen zwischen den betroffenen Ländern austauschen und sich stärker mit Organisationen vernetzen, die Opfern helfen.
Interpol ist mit 196 Mitgliedsstaaten die weltgrößte Polizeiorganisation und koordiniert internationale Polizeizusammenarbeit. Über Interpol tauschen Staaten unter anderem Informationen zu gesuchten Personen und Vermissten aus.
(mack)
Künstliche Intelligenz
Top 10: Das beste günstige Tablet bis 300 Euro – Xiaomi Pad 7 neuer Testsieger
Amazon Fire Max 11
Amazons Fire Max 11 soll mit dem schnelleren Octa-Core-Prozessor und dem verfügbaren Zubehör endlich auch Kunden aus dem Produktivitätsbereich ansprechen. Wie gut das gelingt, zeigt unser Test.
- Insgesamt gute Performance
- schönes, großes Display
- Tastaturhülle und Eingabestift an sich gelungen
- Fire-OS-Nutzeroberfläche nicht zum Arbeiten geeignet
- fehlende Produktivitäts-Apps
- wenig Arbeitsspeicher
Amazon Fire Max 11 im Test
Amazons Fire Max 11 soll mit dem schnelleren Octa-Core-Prozessor und dem verfügbaren Zubehör endlich auch Kunden aus dem Produktivitätsbereich ansprechen. Wie gut das gelingt, zeigt unser Test.
Nun wagt der US-amerikanische Versandhandel mit dem Fire Max 11 einen ersten ernsthaften Versuch, ein Tablet zu erschaffen, das ausdrücklich nicht nur zum Unterhalten, sondern auch zum Arbeiten gedacht ist. Dafür verleiht der Hersteller dem Tablet ein größeres Display, einen schnelleren Prozessor und bietet passendes Zubehör an – nämlich einen Eingabestift und eine Tastaturhülle. Im Test zeigt sich jedoch: Während das Tablet an der einen Stelle an den Einsatz auf der Arbeit angepasst wird, gibt es an vielen anderen Stellen Lücken. Welche das sind und welches Fazit wir beim Amazon Fire Max 11 ziehen, klärt unser Test.
Direkt nach dem Auspacken des Tablets aus der bunt beschrifteten, aber ansonsten eher unscheinbaren Pappverpackung werden wir von einem insgesamt sehr gut gelungenen Design des Tablets begrüßt. Das Tablet ist auf der Rückseite, die aus Aluminium besteht, in mattem Grau gehalten – es gibt keine auffälligen Muster, wie es beispielsweise beim Amazon Fire HD 8 Plus der Fall war. Die Ecken sind angenehm abgerundet, in der Mitte befindet sich in einem anderen Grauton abgesetzt das Amazon-Logo.
Die Kamera ist leider nicht mehr eben mit dem Rest des Gehäuses, wie es noch beim Fire HD 8 Plus der Fall war. Auf der kürzeren Kante, die sich rechts von der Frontkamera befindet, befinden sich alle Tasten – also die Lautstärkewippe sowie der Power-Button mit Fingerabdrucksensor – zudem der USB-C-Port, der Slot für die SD-Karte und ein Mikrofon. Diese Anordnung ist im Vergleich etwas ungewöhnlich, aber das fanden wir nicht weiter schlimm. Auf der unteren Kante befindet sich ein magnetischer Anschluss für die Tastatur sowie zwei Aussparungen zur Positionierung. Hier könnte sich Schmutz sammeln.
Der Bildschirm auf der Front hat abgerundete Ecken und vergleichsweise schmale Ränder, allerdings nicht ganz so schmal, wie es bei den neuen iPad-Modellen von Apple der Fall ist. Dennoch fanden wir die Front insgesamt sehr ansprechend – Amazon hat sich hier sichtlich Mühe gegeben, ein Tablet anzubieten, dessen Design dem Preis entspricht. Es ist hochwertig verarbeitet, fühlt sich robust an und liegt richtig gut in den Händen. Nichts knarzt oder quietscht. Das Gewicht ist mit rund 490 g im Vergleich zu anderen 11-Zoll-Modellen allerdings etwas hoch bemessen – die Konkurrenz bringt hier meistens um die 450 g auf die Waage. Die Maße des Tablets betragen 259,1 × 163,7 mm. Mit nur 7,5 mm ist das Tablet angenehm dünn – das rundet den insgesamt guten ersten Eindruck passend ab.
Display
Das im Amazon Fire Max 11 verbaute Display ist, wie der Name schon verrät, 11 Zoll groß und löst mit 2000 × 1200 Pixel auf – also etwas mehr, als Full-HD+. Das ergibt heruntergerechnet eine Pixeldichte von rund 212 ppi. Überragend ist das zwar nicht, aber auch nicht schlecht und sorgt in jedem Fall dafür, dass der Bildschirm ein insgesamt scharfes Bild hergibt. Es handelt sich um ein LCD-Panel, was in dieser Preisklasse zu erwarten ist. Im Test war das Display definitiv ausreichend hell, um auch draußen genutzt zu werden, laut Herstellerangaben wird eine Helligkeit von rund 500 cd/m² erreicht. Das ist für Tablets ein solider Wert.
Auch sonst ist das Display des Amazon Fire Max 11 wirklich gut. Die Farbdarstellung ist ziemlich akkurat, hat sich gegenüber den Vorgängern deutlich verbessert und macht das Streamen von Filmen oder Schauen von Videos angenehm. Die Blickwinkel sind gut, der Schatten, der bei LCDs an den Rändern auftritt, nicht allzu penetrant. In einem abgedunkelten Raum ist die Helligkeit auf der niedrigsten Stufe ausreichend dunkel, dass die Augen nicht wehtun. Hier hat Amazon alles richtig gemacht.
Kamera
Am meisten überrascht hat uns beim Testen des Amazon Fire Max 11 die Kamera. Insbesondere bei der Hauptkamera auf der Rückseite sparen Hersteller von günstigen Tablets oft, damit sie es an anderen Stellen, wichtiger erscheinenden Stellen nicht müssen. Das ist hier eindeutig nicht der Fall – die Hauptkamera macht bei Tageslicht wirklich schöne Fotos mit einem guten Dynamikumfang. Die Farben sind nicht übersättigt, kein Bildbereich ist über- oder unterbelichtet. Dadurch, dass die Kamera nur mit 8 Megapixel auflöst, sind die entstehenden Aufnahmen nicht außerordentlich scharf, aber das wird durch die in anderen Bereichen gute Bildqualität kompensiert.
Die Frontkamera ist auch ganz brauchbar, besonders für Videotelefonie und Ähnliches dürften viele Menschen sich mit der 8-Megapixel-Linse zufriedengeben. Videoaufnahmen sind höchstens in 1080p mit 60 fps möglich. Auch das ist in diesem Preissegment üblich. Insgesamt sehen wir bei den Kameras eine deutliche Verbesserung zu den Vorgängermodellen – da liegen wirklich Welten dazwischen.
Ausstattung
Amazon legt bei diesem Tablet einen Schwerpunkt auf die Leistung. Das kommuniziert das Unternehmen nicht nur im Werbematerial für das Fire Max 11, sondern setzt es auch um. Im Gerät ist ein neuer MediaTek-Prozessor mit acht Kernen, einer Frequenz von bis zu 2,2 GHz und der Modellbezeichnung Mediatek MT8188J. Der Chip scheint ganz neu herausgekommen zu sein und wurde bisher nur in diesem Tablet verbaut. Und er liefert gleich eine ordentliche Leistung: Nicht nur beim Work-3.0-Benchmark von PCmark macht sich der stärkere Prozessor bemerkbar, wo das Tablet mit 7100 Punkten beinahe 50 Prozent mehr Leistung liefert als das Fire HD 8 Plus. Auch im täglichen Betrieb macht sich der schnellere Chip dadurch bemerkbar, dass jegliche Vorgänge und Aktionen wesentlich flüssiger ablaufen als beim Fire HD 8 Plus.
Seiten in Apps und im Web laden schneller, das Scrollen durch Menüs wird nicht mehr von einem plagenden Ruckeln begleitet und Anwendungen öffnen schneller. Das ist ein großer Vorteil des Tablets. Klar – das rund 270 Euro teure Gerät ist bei der Leistung kein Überflieger, in einigen Bereichen sind kurze Denkpausen weiterhin Programm. Die Performance ist allerdings auf einem Niveau, das viele Nutzer zufriedenstellen wird. Für Spiele reicht der verbaute Mali-G57 M2 allerdings noch nicht ganz, außer bei Titeln wie Minecraft, Angry Birds oder Candy Crush. Ein kleines Manko bei der Performance ist, dass der Arbeitsspeicher mit 4 GByte weiterhin recht knapp bemessen ist. Dadurch schließen Apps im Hintergrund schneller. Mit einem Upgrade in diesem Bereich hätte das Tablet eine noch bessere Leistung abliefern können.
Und sonst? Das Tablet unterstützt lobenswerterweise Wi-Fi 6 (IEEE 802.11ax) mit bis zu 600 Mbit/s. Unterstützung für Mobilfunk ist leider in keinem Modell gegeben. Dafür gibt es einen Slot für Speicherkarten, mit dem der 64 oder 128 Gigabyte große interne Speicher zusätzlich erweitert werden kann – das ist gut. Außerdem erhaltet ihr mit diesem Gerät Support für Bluetooth 5.2 mit Low Energy und A2DP. Der USB-C-Anschluss ist ungünstigerweise nur ein USB-2.0-Port, was schnellere Übertragungsgeschwindigkeiten ausschließt. Unterstützung für einen Eingabestift (Stylus) ist gegeben, dafür gibt es Magnete zum Festhalten auf der linken Seite. Möchte man mit dem Fire Max 11 herausfinden, wo man sich befindet, so steht GPS mit GLONASS zur Verfügung.
Zufriedenstellend sind die im Tablet verbauten Lautsprecher: Sie bieten einen recht sauberen, raumfüllenden Klang, der sich für Serien, Filme oder andere Videos hervorragend eignet. Es handelt sich um Stereo-Lautsprecher. Die Sprachqualität mit den verbauten Mikrofonen ist bei Internet-Telefonaten gut.
Software & Updates
Ein in unseren Augen recht großer Nachteil aller Amazon-Tablets ist die Bedienoberfläche Fire OS, die wir bereits an vielen Stellen bemängelt haben. Das zugrunde liegende Betriebssystem ist zwar Android, und an einigen Stellen sickert das Design des Google-Betriebssystems durch. Insgesamt sind aber viele Features, die andere Android-Tablets bieten, hier nicht vorhanden. Allen voran der Google Play Store: Er fehlt bei allen Amazon-Geräten und wird durch einen hauseigenen App Store ersetzt, in dem viele wichtige und beliebte Apps, wie der DB Navigator, fehlen. Diese müssen mühsam mit den APK-Dateien nachinstalliert werden.
Genereller gefasst ist Fire OS ein Betriebssystem, das zwar klar darauf aus ist, so einfach bedienbar zu sein wie möglich, das dabei aber einiges an Funktionalität abgeben muss. Die Bedienoberfläche fühlt sich in vielen Hinsichten an, als wäre sie mit Werbung vollgepackt oder als würde Amazon immerzu versuchen wollen, uns etwas zu verkaufen. Viele wichtige Apps, die in Zusammenspiel mit dem erhältlichen Zubehör Sinn ergeben würden, wie eine Notiz-App für den Stylus, sind nicht vorinstalliert. Insgesamt ist das Betriebssystem nicht dafür gemacht, dass damit gearbeitet wird. Auch bei dem auf Produktivität fokussierten Fire Max 11 steht beim Betriebssystem die Unterhaltung im Vordergrund.
Die installierte Fire-OS-8-Version basiert auf Android 11 mit einem Sicherheitspatch von April 2023, was gerade noch als aktuell genug bezeichnet werden kann. Sicherheitsupdates soll es laut Amazon mindestens drei Jahre lang geben.
Amazon Fire Max 11 – Bilderstrecke
Zubehör
Das im Vorhinein angesprochene Zubehör, das dieses Tablet überhaupt erst zu einem Arbeitswerkzeug machen soll, besteht aus einer rund 90 Euro teuren Hülle mit Tastatur sowie einem 35 Euro teuren Eingabestift. Die Tastaturhülle ist zweiteilig: Der obere Teil hält sich magnetisch an der Rückseite des Tablets fest und besitzt einen stufenlos verstellbaren Standfuß, der ausreichend fest ist und sich überdurchschnittlich tief einstellen lässt. Die Tastatur hingegen hält sich direkt am Tablet magnetisch fest und wird über den fünfpoligen Anschluss einerseits mit Strom versorgt und tauscht andererseits Daten mit dem Tablet aus. Das bedeutet, dass ihr das Tablet mit der Hülle auf drei verschiedene Weisen nutzen könnt: ganz ohne Hülle, nur mit dem oberen Teil als Standfuß oder im Gesamtpaket mit der Tastatur.
Die Verarbeitung der Tastaturhülle ist für den Preis von 90 Euro ganz okay. Die Außenseiten bestehen aus weichem Stoff, dessen Nachteil allerdings die geringe Standfestigkeit ist – bei „aggressiverem“ Tippen kommt es schonmal vor, dass das Tablet auf dem Tisch hin und her rutscht. Zusammengeklappt sieht das Gesamtpaket aber ganz schick aus, und auch die Tastatur selbst muss sich vom Aussehen her nicht verstecken. Sie ist in einem schlichten Grau mit blauen Akzenten gehalten. Das Tippgefühl ist angenehm, die Tastenanschläge sind meist präzise. Eine Tastenbeleuchtung ist nicht vorhanden. Im Vergleich zum – zugegebenermaßen deutlich teureren – Apple Magic Keyboard liegen die Tasten allerdings im „ausgefahrenen“ Zustand etwas höher, was gewöhnungsbedürftig ist. Das Touchpad hat eine Plastikoberfläche, die nicht nur für Fingerabdrücke, sondern auch für Kratzer anfällig sein dürfte und nicht so gleitfreudig ist wie eine Oberfläche aus mattem Glas.
Der Stylus ist in derselben Farbe gehalten wie die Tastaturhülle und besitzt eine austauschbare Spitze, die mit dem mitgelieferten Zangenwerkzeug entfernt werden kann und 4096 verschiedene Druckpunkte besitzt. Je nach App ist das Zubehör auch neigungsempfindlich, sodass ihr in variablen Breiten zeichnen und skizzieren könnt. Es gibt keinen wiederaufladbaren Akku; stattdessen setzt Amazon auf eine AAAA-Batterie, die im Lieferumfang enthalten ist und eine Lebensdauer von bis zu sechs Monaten hat. Sie wird eingesetzt, indem man die obere Abdeckung abschraubt. Der Stift macht in der Benutzung ziemlich gut, das Zeichnen und Erstellen von Notizen ist damit problemlos möglich. Die Latenz kommt allerdings nicht ganz an andere Spitzenmodelle wie den Apple Pencil 2 heran. Auf der flachen Seite des Stifts befindet sich ein Knopf, der in manchen Apps eine Radierfunktion erfüllt, wenn er gedrückt wird.
Eine kurze Einordnung, ob das Zubehör bei diesem Tablet überhaupt Sinn ergibt: Es erscheint natürlich logisch, dass Amazon ein als Produktivitätswerkzeug beworbenes Tablet mit dem passenden Zubehör versorgen möchte. Allerdings fällt nach sehr kurzer Zeit auf, dass nur der Stylus bei diesem Gerät einen Sinn ergibt. Notizen damit machen geht immer. Man muss die Tastaturhülle allerdings nicht langen nutzen, um zu merken, dass das Betriebssystem Fire OS nicht auf die Bedienung mit einer Tastatur ausgelegt ist. Es gibt keine speziellen Gesten zum Navigieren in Apps und zwischen Fenstern, es fehlt die Unterstützung für essenzielle Office-Anwendungen von Microsoft und anderen Herstellern. Wer mit diesem Gerät ein Dokument verfassen möchte, muss wohl auf die Web-Version von Microsoft Office 365 oder auf Google Docs zurückgreifen (ebenfalls in der Web-Version, es sei denn, man installiert die APK nach; im Amazon App Store ist die App nämlich nicht erhältlich).
Akku
Der im Amazon Fire Max 11 verbaute Akku ist 7500 Milliamperestunden groß – diese Akkukapazität ist bei Tablets in dieser Preisklasse die Norm. Amazon wirbt für das Tablet mit einer Akkulaufzeit von 14 Stunden. Im Praxistest hielt das Gerät tatsächlich problemlos zwei Tage intensiver Nutzung durch, ohne auf ein Ladekabel angewiesen zu sein. Das ist beachtlich und in allen Fällen ein großer Vorteil des Geräts. Ernüchternder ist die Ladedauer, die aufgrund des im Vergleich relativ langsamen 15 Watt-Laden über vier Stunden beträgt.
Preis
Das Amazon Fire Max 11 ist in der Speicherkombination 4/64 GByte bei Amazon für 270 Euro erhältlich. Bei anderen Händlern gibt es Restbestände ab 190 Euro (Preisvergleich).
Für den doppelten internen Speicher werden rund 30 Euro Aufpreis fällig, sodass man für die Speicherkombination 4/128 GByte dann auf einen Gesamtpreis von 300 Euro kommt. Die Tastaturhülle von Amazon kostet zusätzliche 90 Euro, der Eingabestift 35 Euro. Das Ganze ist auch in einem Bundle für rund 395 Euro (oder 425 Euro für die 128 GByte-Variante) erhältlich, wobei keine Preisersparnis entsteht. Die einzige verfügbare Farbe ist Grau/Silber.
Fazit
Amazons erster Versuch, mit dem Fire Max 11 ein Produktivitätswerkzeug auf den Markt zu bringen, ist ein mutiger, hat die Firma sich in der Vergangenheit doch eher auf Unterhaltungselektronik fokussiert. Dass Amazon sich um die größte Schwäche der Fire-Tablets – also das mangelhafte Betriebssystem Fire OS – nicht gekümmert und es nicht auf den vorgesehenen Einsatzbereich dieses Geräts angepasst hat, ist jammerschade und macht die Einstufung als Produkt zum Arbeiten hinfällig. Denn es ist klar, dass man mit diesem Tablet softwaremäßig nicht dazu in Stande ist, effizient Arbeit zu verrichten, ohne sich dauernd über Kleinigkeiten zu ärgern. Wer nach einem ernsthaften Arbeitsgerät sucht, sollte sich wirklich woanders umschauen.
Abgesehen davon ist das Fire Max 11 ein hervorragendes Tablet für Unterhaltung: Der Bildschirm ist klasse, die Performance deutlich besser als bei anderen Fire-Tablets von Amazon und die Akkulaufzeit schlicht hervorragend. Wer dieses Tablet zum Streamen von Serien, Schauen von Filmen oder für kleinere Spiele kauft, wird damit wunschlos glücklich. Andere eben nicht.
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