Digital Business & Startups
Mit unserem ersten MVP wollten wir zu viel
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antworten Marco Großhans und Marvin Nicolaus, die Gründer von pretrip. Das Startup aus Böblingen setzt auf das Thema Reiseplanung – “von der Inspiration bis zur Buchung”.
Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Großhans: Unser Start in den Tag beginnt oft mit einem kurzen morgendlichen Sync. Wir stimmen uns über aktuelle Nutzerzahlen, Marketingaktivitäten und weitere Produktentwicklungen ab.
Nicolaus: Zudem schauen wir noch kurz in die Operations – pretrip ist eine aktive Plattform mit Nutzern, die täglich Reiseziele suchen und Flüge, Unterkünfte und Aktivitäten abrufen, da müssen wir entsprechend sicherstellen, dass alles stabil läuft. Danach priorisieren wir die To Dos.
Großhans: Einen klassischen Alltag gibt es so aber garnicht – genau das macht es so spannend.
Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?
Nicolaus: Um nach der Arbeit abzuschalten, hilft es uns beiden vor allem Zeit draußen zu verbringen, Sport zu machen oder uns einer ganz anderen Sache zu widmen. Da kommen dann oft auch neue Ideen.
Großhans: Sport ist definitiv sehr wichtig. Was natürlich auch beim Abschalten hilft, ist die Planung der nächsten Reise :-).
Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Nicolaus: Wie sehr sich das Gründer-Dasein wie ein Dauer-Experiment anfühlt – man lernt ständig, trifft laufend Entscheidungen, teilweise mit unvollständiger Information und muss gleichzeitig operativ funktionieren.
Großhans: Was wir zudem unterschätzt haben: Wie wichtig es ist, sich bewusst Raum zu nehmen, um nicht im operativen Chaos unterzugehen. Man braucht Phasen, in denen man nicht im System arbeitest, sondern am System. Auch die laufende Weiterentwicklung der pretrip Plattform, beispielsweise mit neuen Features, wie KI-gestützten Reiseplanerstellungen, muss daher immer Priorität haben.
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Großhans: Definitiv der Spagat zwischen Vision und Realität. Man startet mit großen Ideen, muss aber pragmatisch denken, testen, anpassen. Es war herausfordernd, früh Feedback ernst zu nehmen und eigene Annahmen und Meinungen auch mal loszulassen.
Nicolaus: Aus der Idee ein klares Konzept zu formen war der entscheidende Knackpunkt– mit Fokus auf fachliche Anforderungen, technische Machbarkeiten, die Zielgruppe und insbesondere dem realistischem Startpunkt. Wir haben uns oft gefragt, wann der richtige Moment zum Gründen ist – und ob unsere Vorbereitung wirklich ausreicht, um den Schritt zu wagen. Dazu kamen typische Themen wie Finanzierung, die Wahl der richtigen Partner:innen und natürlich die ganzen rechtlichen und formalen Schritte. Es ist viel Unsicherheit dabei – aber irgendwann muss man springen.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Großhans: Mit unserem ersten MVP wollten wir zu viel, die Zielgruppe war zu groß. Wir haben nicht nur an die Bereitstellung von passenden Flügen, Unterkünften und Aktivitäten gedacht, sondern wollten unseren Nutzern auch Angebote für Kreuzfahrten, Campingtrips usw. auf Knopfdruck zur Verfügung stellen. Das hat unser MVP zu Beginn sehr umfangreich gemacht und entsprechend hat die Weiterentwicklung und Optimierung länger gedauert. Wir sind nun schlanker und gezielter mit der pretrip App aufgestellt, die Weiterentwicklung läuft dadurch schneller und die Bedürfnisse unserer Zielgruppe können wir besser bedienen.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Nicolaus: Als junges Startup ist es wichtig, Mitarbeiter zu gewinnen, die eine ähnliche Leidenschaft und Überzeugung für das Projekt mitbringen wie man selbst – das ist nicht immer leicht. Unsere bisherigen Teammitglieder – vor allem im Bereich Social Media und Marketing-Support – konnten wir über unser Netzwerk aus der Universität sowie über ehemalige Kollegen aus der Unternehmensberatung für das Projekt begeistern.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Großhans: Ein zentraler Tipp für Gründer ist das klare Abstecken der Zielgruppe. Auch wenn zum Beispiel in der Tourismusbranche jeder ein potenzieller Kunde zu sein scheint, haben wir gelernt, dass das gezielte Ansprechen einer kleinen Zielgruppe deutlich effektiver ist. Nur so lässt sich ein MVP sinnvoll testen und Feedback umsetzen, das wirklich weiterhilft. Wer alle erreichen will, erreicht am Ende niemanden.
Ohne welches externes Tool würde Dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Nicolaus: Bei einer App ist man natürlich auf zahlreiche externe Tools angewiesen, um Funktionen zuverlässig bereitzustellen – wie zum Beispiel AWS oder Google Maps. Ein Tool, das wir aber täglich unabhängig von der App selbst nutzen, ist Canva. Damit erstellen wir Präsentationen, Flyer, Social-Media-Inhalte – und sogar das ursprüngliche Design unserer App haben wir damals dort skizziert. Canva macht unsere tägliche Arbeit nicht nur effizienter, sondern sorgt auch für ein hohes Qualitätsniveau.
Wie sorgt Ihr bei Eurem Team für gute Stimmung?
Großhans: Wir verstehen uns nicht nur auf fachlicher Ebene sehr gut, sondern sind auch privat befreundet. Das hilft enorm, um auch anstrengende Phasen gemeinsam durchzustehen und sich gegenseitig zu motivieren.
Nicolaus: Unsere Workshops kombinieren wir mit persönlichen Gesprächen, einer guten Portion Humor – und nach getaner Arbeit gern mal mit einem Feierabendbier. Das schweißt zusammen.
Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Nicolaus: Wir hatten monatelang an einem coolen Namen gefeilt, ein Logo gebaut, Social Media angelegt, die GmbH war bereits in Gründung – und dann stellten wir fest: Der Name war in der Zwischenzeit als Unionsmarke eingetragen worden … von einer Firma in Luxemburg. In kürzester Zeit das Ruder rumzureißen war eine echt wilde Zeit.
Großhans: Am Ende sind wir sehr happy mit dem neuen Branding und dem Produktangebot der pretrip GmbH.
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.
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Augmented Industries sammelt 4,5 Millionen ein – Arsipa Gruppe kauft Bloom
#DealMonitor
+++ #DealMonitor +++ IndustrialTech Augmented Industries sammelt 4,5 Millionen ein +++ Arsipa Gruppe kauft Health-Startup Bloom +++ ROWE-Gruppe setzt auf Next Mobility Labs +++

Im #DealMonitor für den 26. September werfen wir einen Blick auf die wichtigsten, spannendsten und interessantesten Investments und Exits des Tages in der DACH-Region. Alle Deals der Vortage gibt es im großen und übersichtlichen #DealMonitor-Archiv.
STARTUPLAND
SAVE THE DATE: Am 5. November findet unsere zweite STARTUPLAND statt. Es erwartet Euch wieder eine faszinierende Reise in die Startup-Szene – mit Vorträgen von erfolgreichen Gründer:innen, lehrreichen Interviews und Pitches, die begeistern. Mehr über Startupland
INVESTMENTS
Augmented Industries
+++ Der Schweizer Investor b2venture, 1st Kind (Peugeot-Familie), xdeck, DnA Ventures sowie Business Angels investieren 4,5 Millionen Euro in Augmented Industries. Das Startup aus München, 2021 von Elisa Roth und Mirco Roth in Heroldsberg gegründet, bietet mit Flow Tool ein KI-basierte Software an, mit der “Industriefachkräfte komplexes Wissen dokumentieren, Arbeitsanweisungen und Schulungen erstellen und Probleme effizienter lösen” können. Das frische Kapital möchte das Team “seine KI-Plattform weiterentwickeln und die Markteinführung beschleunigen”. b2venture hält nun rund 12 % am Unternehmen. Mehr über Augmented Industries
MERGERS & ACQUISITIONS
Arsipa Gruppe – Bloom
+++ Die Arsipa Gruppe, die sich um Themen wie Gesundheit, Sicherheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz kümmert, übernimmt das Berliner Health-Startup Bloom. Mit der Übernahme möchte die “Unternehmensgruppe ihre Marktführerschaft im Arbeitsschutz ausbauen”. Das Startup, 2021 von Viktoria Lindner gegründet, positionier sich als “KI-gestützte Plattform zur Automatisierung von Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz”. Das Unternehmen war früher als Menta bzw. Mindsurance bekannt. Zu den Investoren des Unternehmens gehören Robin Capital, YZR Capital und Business Angels wie Rolf Schrömgens. Die Arsipa Gruppe, die von Warburg Pincus finanziell unterstützt wird, übernahm zuletzt auch Betriebsmedizin-23. Bei Arsipa, 2020 gegründet, handelt es sich um ein sogenanntes Roll-up. Das Team kauft Praxen zusammen und bündelt diese unter unter einer gemeinsamen Marke. Mehr über Bloom
VENTURE CAPITAL
Next Mobility Labs
+++ Die Wormser ROWE-Gruppe, die auf “hochentwickelte Schmierstoffe” setzt, investiert in das Mainzer Venture Studio Next Mobility Labs. “Wir sehen enormes Potenzial darin, mit Next Mobility Labs neue Geschäftsideen zu entwickeln, die ökologische Verantwortung mit unternehmerischer Schlagkraft verbinden”, teilt das Unternehmen mit. Next Mobility Labs, 2019 gegründet, entwickelt Startups rund um die Themen Mobilität, Energie, digitale Geschäftsmodelle und ressourcenschonende Technologien. Im Portfolio von Next Mobility Labs, das von Armin Bieser und Göran Göhring geführt wird, befinden sich Unternehmen wie Getyourdrive. Mehr über Next Mobility Labs
Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.
Foto (oben): azrael74
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Wir sind schneller gewachsen, als unsere Strukturen es erlauben
#Interview
Das Hundefutter-Startup Vegdog erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von rund 10 Millionen. Investoren wie der Green Generation Fund (GGF) setzen auf die Münchner Jungfirma. Kürzlich flossen rund 9 Millionen in das PetTech, das 2015 gegründet wurde.

Vegdog aus München, 2015 von Tessa Zaune-Figlar und Valerie Henssen ins Leben gerufen, positioniert sich als Shop für veganes Hundefutter. Der Bonner Impact-Investor European Circular Bioeconomy Fund (ECBF), Green Generation Fund (GGF), Select Alternative Investments, Startup Family Office (SFO) sowie Business Angels investierten zuletzt 9 Millionen Euro in das PetTech. Zuvor flossen bereits 3,5 Millionen Euro in Vegdog. 2024 erwirtschaftete das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 10 Millionen Umsatz.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründerin Henssen einmal ganz ausführlich über den Stand der Dinge bei Vegdog.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Vegdog erklären?
Oma, wir stecken dieselbe Hingabe in unser Hundefutter, mit der du immer das Essen für unsere Familie zubereitest. Seit zehn Jahren entwickeln wir gemeinsam mit Tierärzt:innen und Forschungspartnern Rezepturen, die Hunden alles geben, was sie für ein gesundes und langes Leben brauchen. Wir verzichten konsequent auf tierische und viele pflanzliche Hauptallergene und setzen auf Produkte mit klaren gesundheitlichen Vorteilen – wissenschaftlich belegt durch unabhängige Labore. Vegdog steht für Fürsorge und Verantwortung – für unsere Tiere und für die Welt, in der wir leben.
War dies von Anfang an Euer Konzept, oder hat sich Euer Modell seit dem Start verändert?
Alles begann mit Tessa und ihrem Hund Nelson, der jahrelang unter Futtermittelunverträglichkeiten litt. Eine tierärztlich begleitete Ernährung ohne tierische Proteine brachte Linderung – die Idee für Vegdog war geboren. Was als individuelle Lösung begann, ist heute eine ganzheitliche Philosophie: Wir entwickeln wissenschaftlich geprüfte Rezepturen, die frei von tierischen und vielen pflanzlichen Hauptallergenen sind, und setzen dabei auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Denn Hunde brauchen Proteine, kein Fleisch.
Wie hat sich Vegdog seit der Gründung entwickelt?
Aus einem kleinen Team ist ein Unternehmen mit rund 40 Mitarbeitenden gewachsen. Wir haben unser Angebot stetig erweitert und bieten ein innovatives und vielfältiges Vollsortiment an. Mit der Zeit haben wir uns als Spezialist für hypoallergene, wissenschaftlich geprüfte Hundenahrung etabliert.
Zuletzt konntet ihr Millionen einsammeln. Wie kam der Kontakt zu Investor:innen zustande?
Über gezielte Netzwerkarbeit und Empfehlungen aus der Food- und Petcare-Branche. Unsere klare Positionierung und die Tatsache, dass unsere Analysen eine bedarfsdeckende Versorgung der Hunde bestätigen, haben überzeugt. Nicht zuletzt spüren potentielle Investorinnen und Investoren: Wir stehen für unsere Produkte und machen das aus tiefster Überzeugung. Green- oder Healthwashing haben bei uns keinen Platz. Wir sehen unsere Verantwortung und tragen diese gerne. Wir möchten für Sicherheit und gute Qualität sorgen.
Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz bei Euch?
Wir nutzen KI vor allem für die Auswertung großer Datenmengen. So können wir Produkte noch passgenauer entwickeln und Ressourcen effizient einsetzen. Außerdem erleichtert uns KI an vielen Stellen die Arbeit im Business-Alltag.
2018 habt ihr Eure Idee im Fernsehen gepitcht. Welchen Einfluss hatte “Die Höhle der Löwen” auf Eure Entwicklung?
Die Sendung brachte uns enorme Reichweite, eine wertvolle Zusammenarbeit mit unserer Löwin Dagmar Wöhrl und viele Neukund:innen. Noch wichtiger: Wir haben gesehen, wie groß der Bedarf an gesunder Hundenahrung ohne Hauptallergene ist – ein klarer Antrieb, diesen Weg weiterzugehen.
Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Es sind eher externe Faktoren, die Auswirkung auf uns hatten, wie bekannte Krisen oder die Marktdynamiken. Grundsätzlich ist es eine Herausforderung, dass wir manchmal schneller gewachsen sind, als unsere Strukturen es erlauben.
Und wo habt Ihr alles richtig gemacht?
Unser Kund:innenfeedback zeigt eine hohe Akzeptanz für unsere Produkte. Viele Hundehalter:innen, deren Hunde Allergien oder Unverträglichkeiten haben und erstmals unsere Alleinfutter oder unsere Snacks verfüttern, schreiben uns glücklich, dass es ihren Hunden endlich besser geht. Das ist für uns die schönste Belohnung. Diese Rückmeldungen und unsere kontinuierlichen Analysen fließen direkt in die Weiterentwicklung der Rezepturen ein, immer in enger Zusammenarbeit mit Tierärzt:innen und unabhängigen Laboren.
Welchen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Weniger grübeln, mehr machen – der Weg entsteht beim Gehen.
Wo steht Vegdog in einem Jahr?
Wir wollen unsere Position als führender Anbieter für hypoallergene wissenschaftlich geprüfte Tiernahrung weiter ausbauen. In den Startlöchern stehen neue Produkte, darunter erstmals auch ein Snack für Katzen. Außerdem planen wir den Eintritt in weitere internationale Märkte.
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Foto (oben): Vegdog
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Mangal-Gründer baut mit Podolski Döner-Imperium: „Nie Business studiert“

Fußballweisheiten sind oft etwas plump. So auch diese: „Wer nicht schießt, macht keine Tore.“ Dass Metin Dag ausgerechnet das sagt, wenn man ihn fragt, was der eine Tipp ist, den er Gründerinnen und Gründern mitgeben möchte, passt trotzdem gut. Schließlich ist der Kölner Gastronom Geschäftspartner eines Fußballers. Eines ziemlich bekannten.
Metin Dag und Lukas Podolski haben zusammen Mangal X LP10 gegründet. Ein „Döner-Imperium“, wie die Kölner Lokalpresse schreibt: 46 Läden in drei Ländern, in Deutschland, Niederlande und Polen. Nächstes Ziel: Expansion nach Japan.
Daneben vertreibt Dag Mangal-Produkte in Rewe-Supermärkten. Getränke, Sandwich-Brot, Lahmacun und Döner-Fleisch. Das „Filet der Straße“, wie auf der Packung steht. Außerdem baut der Geschäftsmann aktuell gemeinsam mit Circus Kitchens, einem Startup, das eine Art Koch-Roboter-Arm entwickelt hat, an einer „vollautomatisierten Restaurantkette“.

Kurzum: Metin Dag ist, was man gemeinhin wohl unter einem „erfolgreichen Unternehmer“ verstehen würde. Wobei er selbst da sehr bescheiden ist: „Erfolg – was ist Erfolg? Es geht immer wie eine Pulskurve hoch und runter“, sagt er. Nur eines sei wichtig: „Vor allem an die jungen Leute – die sind, wie ich beobachte, heutzutage immer so schnell traurig, wenn etwas nicht klappt: Egal, was passiert, man muss es immer versuchen.“ Wie gesagt: Wer nicht schließt, macht keine Tore.
Alles gelernt in der School of Life
„Ich bin nicht irgendwo zur Schule und habe Business studiert.“ Eigentlich habe er alles, was er in 30 Jahren als Unternehmer gelernt hat, aus eigenen Fehlern gelernt.
1993, mit 13 Jahren, kam Metin Dag aus Urfa in der türkischen Provinz Şanlıurfa nach Köln. Um in Deutschland zu arbeiten, um sich hier eine Existenz aufzubauen. Zuhause haben die Eltern eine Bäckerei betrieben, da hat er schon als Kind mitgearbeitet. In die Gastronomie einzusteigen, lag also irgendwie nahe.
Ebenso, wie einen eigenen Betrieb zu gründen. 2001 hatten Dag und sein Bruder genügend Startkapital zusammen gespart und eröffneten einen Imbiss in Köln. „Wir haben beide bis dahin immer in Imbissen gearbeitet“, sagt Dag. „Ich hatte Erfahrung.“ Dachte er.
„Rückblickend muss ich sagen, waren wir völlig unprofessionell,“ erzählt der 48-Jährige weiter. „Wir hatten Power, aber überhaupt keine Struktur.“
Fehler Nummer 1: Keine Investitionen
Ihr größter Fehler aber sei die Sparerei gewesen: „Wir haben alles selber gemacht, selber geputzt, selber ausgeliefert, selber im Laden gestanden.“ Das sei natürlich nicht alles eine ganz freie Entscheidung gewesen, natürlich war das Geld knapp. Aber ohne zu investieren – das wisse er heute – kann man nichts aufbauen.
Fehler Nummer 2: Falsche Lage
„Lage, Lage, Lage“ – das ist nicht nur so ein Immo-Leute-Buzzword. Lage ist für Gastrounternehmen tatsächlich entscheidend, musste Dag in seinen frühen Tagen als Unternehmer feststellen. Oder eigentlich konkreter: Dass Lage und Konzept zusammen passen, das entscheidet. Sein erster Imbiss war gegenüber einer Grundschule. Wenn er und sein Bruder um 11 Uhr aufmachten, hatten sie schon das ganze Geschäft, das man mit Schülern und Eltern am Morgen hätte machen können, verpasst. Es war einfach nicht die richtige Lage für sein Konzept, erklärt er gut zwanzig Jahre später.
„Irgendwann haben wir zugemacht. Es hat nicht funktioniert“, erzählt Dag. „Das war natürlich sehr traurig. Erstmal: Das Geld geht weg. Und dann hat man auch plötzlich sein eigenes Ding nicht mehr.“ Er arbeitet wieder als Angestellter für andere Gastronomen. Schon eine Schmach, wie er zugibt: „Alle Freunde, alle Leute gucken dich an: Schafft er es oder schafft er es nicht?“
Fehler, den er nicht gemacht hat: aufgeben
Er hat es nicht geschafft – beim ersten Mal. Nach ein paar Jahren aber wagt er den nächsten Anlauf. Davor aber verbringt er einige Wochen zur Recherche in der Türkei.
Learning Nummer 1: Biete den Leuten etwas Neues
In den Neunzigern hatte Dag beobachtet, wie Sushi nach Deutschland kam, etwas total Neues und Besonderes war und alle plötzlich Sushi wollten. Er verstand: Du musst den Leuten etwas bieten, das sie noch nicht kennen.
Er gründet 2008, wieder mit seinem Bruder, ein Restaurant: Mangal. Das türkische Wort für Holzkohlengrill. Und das war die Neuheit, die sie den Kölnern auftischen wollten: authentische, türkische Spezialitäten vom Holzkohlengrill. Gab es nicht. Und funktionierte.
Learning Nummer 2: Gehe Partnerschaften ein
Metin Dags Restaurant läuft so gut, dass auch die Stadtprominenz dort essen geht. Mit dabei: Lukas Podolski, damals Stürmer beim 1. FC Köln. Der Gastronom und der Fußballspieler freunden sich an. Und so erzählt Dag Podolski irgendwann von seinen Plänen, in einem Laden gegenüber des Mangal Restaurants einen Döner-Laden zu eröffnen.
„Dann hat er gesagt: Komm, machen wir Mangal Döner zusammen“, erzählt Dag. „Ich erst so: Warte mal, Döner – was hast du mit Döner zu tun? Das ist Essen für die Straße, dafür brauchst du nicht viel Geld.“ Daraufhin habe Podolski erwidert: „Ich bin Straße. Ich mag keine Krawatten. Und ich liebe Döner.“
2018 gründeten Metin Dag und Lukas Podolski ihr gemeinsames Unternehmen LuknDag GmbH und eröffneten den ersten Döner Laden Mangal X LP10 am Chlodwigplatz in Köln. Am Tag der Eröffnung ist der Fußballstar natürlich dabei, schwingt das Döner-Messer, Massenandrang. So oder so ähnlich wiederholt sich das bei so ziemlich jeder neuen Filial-Eröffnung. In Köln. Um Köln. Und bald in ganz Deutschland und in Polen.
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Podolski setzt sich nicht nur als Dönerkoch vor Ort für sein Unternehmen ein. 2024 mischt er sich auch öffentlich in die Dönerpreis-Diskussion ein: „Ich glaube, der Döner ist sowieso noch viel zu billig. Der muss teurer sein“, sagt er in einem Switch-Stream. Damals schon kostete der Mangal Döner 7,90 Euro. Heute liegt er bei 8,50 Euro.
Als 2024 in der Nähe des Berliner Kottbusser Tors der erste Mangal Döner aufmachte, musste die Polizei anrücken um die zeitweise 100 Meter lange Schlange im Griff zu halten.

In Berlin hielt sich Mangal Döner allerdings nur ein halbes Jahr. Im November 2024 schloss der Laden bereits wieder. Aus der Kommunikation des Unternehmens ging hervor, die Filiale sei als eine Art Pop-Up-Store geplant gewesen. Davor, berichtete die Lokalpresse, sei das allerdings nicht so kommuniziert worden.
Auch das gehört zu Unternehmertum: Rückschläge wegstecken – oder zurückschlagen. Im Sommer 2024 berichtete das Nachrichtenportal T-Online über gravierende Hygienemängel, die zuständigen Lebensmittelkontrollbehörden in mehreren Mangal Döner Läden festgestellt haben sollen.
Zunächst sprach ein Sprecher des Unternehmens dem Portal gegenüber von „Fehlern, aus denen wir lernen“. Dann schalteten Dag und Podolski aber auch die renommierte Medienrechtsanwaltskanzlei Schertz Bergmann ein.
Learning Nummer 3: Wisse, wann andere es besser können als du.
Der Unternehmer Dag hat auch gelernt, dass es wichtig sein kann, loszulassen. Das Mangal Restaurant führt mittlerweile sein Bruder weiter, die mehr als 40 Döner-Läden werden von Franchise-Unternehmern betrieben.
„Ich hatte ja nie vor, eine Systemgastronomie zu starten“, sagt er. Und doch betreibt er jetzt ein solches Unternehmen – und es wächst weiter. Bis Metin Dag für sich erkennt: Hier muss jemand ans Steuer, der das alles besser kann. Besser womöglich als er selbst. 2022 holt er Marco Schepers an Bord, 2024 macht er ihn zum Managing Director von Mangal X LP10.
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Schepers war 19 Jahre bei Yum!, dem US-amerikanischen Mutterkonzern von Pizza Hut, Kentucky Fried Chicken und Taco Bell, zuletzt war er Geschäftsführer bei KFC für die DACH-Region, verantwortlich für mehr als 200 Läden.
Ist das die Benchmark? Soll Mangal Döner da hin? „Für Mangal Döner setzen wir uns ambitionierte Ziele: Wir wollen die Marke im nächsten Schritt auf 1000 Restaurants ausbauen“, sagt Schepers. „Und Metin und Lukas sind ja auch Typen, die ordentlich Gas geben.“
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