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Mit unserem ersten MVP wollten wir zu viel


Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antworten Marco Großhans und Marvin Nicolaus, die Gründer von pretrip. Das Startup aus Böblingen setzt auf das Thema Reiseplanung – “von der Inspiration bis zur Buchung”.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Großhans: Unser Start in den Tag beginnt oft mit einem kurzen morgendlichen Sync. Wir stimmen uns über aktuelle Nutzerzahlen, Marketingaktivitäten und weitere Produktentwicklungen ab.

Nicolaus: Zudem schauen wir noch kurz in die Operations – pretrip ist eine aktive Plattform mit Nutzern, die täglich Reiseziele suchen und Flüge, Unterkünfte und Aktivitäten abrufen, da müssen wir entsprechend sicherstellen, dass alles stabil läuft. Danach priorisieren wir die To Dos.

Großhans: Einen klassischen Alltag gibt es so aber garnicht – genau das macht es so spannend.

Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?
Nicolaus: Um nach der Arbeit abzuschalten, hilft es uns beiden vor allem Zeit draußen zu verbringen, Sport zu machen oder uns einer ganz anderen Sache zu widmen. Da kommen dann oft auch neue Ideen.

Großhans: Sport ist definitiv sehr wichtig. Was natürlich auch beim Abschalten hilft, ist die Planung der nächsten Reise :-).

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Nicolaus: Wie sehr sich das Gründer-Dasein wie ein Dauer-Experiment anfühlt – man lernt ständig, trifft laufend Entscheidungen, teilweise mit unvollständiger Information und muss gleichzeitig operativ funktionieren.

Großhans: Was wir zudem unterschätzt haben: Wie wichtig es ist, sich bewusst Raum zu nehmen, um nicht im operativen Chaos unterzugehen. Man braucht Phasen, in denen man nicht im System arbeitest, sondern am System. Auch die laufende Weiterentwicklung der pretrip Plattform, beispielsweise mit neuen Features, wie KI-gestützten Reiseplanerstellungen, muss daher immer Priorität haben.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Großhans: Definitiv der Spagat zwischen Vision und Realität. Man startet mit großen Ideen, muss aber pragmatisch denken, testen, anpassen. Es war herausfordernd, früh Feedback ernst zu nehmen und eigene Annahmen und Meinungen auch mal loszulassen.

Nicolaus: Aus der Idee ein klares Konzept zu formen war der entscheidende Knackpunkt– mit Fokus auf fachliche Anforderungen, technische Machbarkeiten, die Zielgruppe und insbesondere dem realistischem Startpunkt. Wir haben uns oft gefragt, wann der richtige Moment zum Gründen ist – und ob unsere Vorbereitung wirklich ausreicht, um den Schritt zu wagen. Dazu kamen typische Themen wie Finanzierung, die Wahl der richtigen Partner:innen und natürlich die ganzen rechtlichen und formalen Schritte. Es ist viel Unsicherheit dabei – aber irgendwann muss man springen.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Großhans: Mit unserem ersten MVP wollten wir zu viel, die Zielgruppe war zu groß. Wir haben nicht nur an die Bereitstellung von passenden Flügen, Unterkünften und Aktivitäten gedacht, sondern wollten unseren Nutzern auch Angebote für Kreuzfahrten, Campingtrips usw. auf Knopfdruck zur Verfügung stellen. Das hat unser MVP zu Beginn sehr umfangreich gemacht und entsprechend hat die Weiterentwicklung und Optimierung länger gedauert. Wir sind nun schlanker und gezielter mit der pretrip App aufgestellt, die Weiterentwicklung läuft dadurch schneller und die Bedürfnisse unserer Zielgruppe können wir besser bedienen.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Nicolaus: Als junges Startup ist es wichtig, Mitarbeiter zu gewinnen, die eine ähnliche Leidenschaft und Überzeugung für das Projekt mitbringen wie man selbst – das ist nicht immer leicht. Unsere bisherigen Teammitglieder – vor allem im Bereich Social Media und Marketing-Support – konnten wir über unser Netzwerk aus der Universität sowie über ehemalige Kollegen aus der Unternehmensberatung für das Projekt begeistern.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Großhans: Ein zentraler Tipp für Gründer ist das klare Abstecken der Zielgruppe. Auch wenn zum Beispiel in der Tourismusbranche jeder ein potenzieller Kunde zu sein scheint, haben wir gelernt, dass das gezielte Ansprechen einer kleinen Zielgruppe deutlich effektiver ist. Nur so lässt sich ein MVP sinnvoll testen und Feedback umsetzen, das wirklich weiterhilft. Wer alle erreichen will, erreicht am Ende niemanden.

Ohne welches externes Tool würde Dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Nicolaus: Bei einer App ist man natürlich auf zahlreiche externe Tools angewiesen, um Funktionen zuverlässig bereitzustellen – wie zum Beispiel AWS oder Google Maps. Ein Tool, das wir aber täglich unabhängig von der App selbst nutzen, ist Canva. Damit erstellen wir Präsentationen, Flyer, Social-Media-Inhalte – und sogar das ursprüngliche Design unserer App haben wir damals dort skizziert. Canva macht unsere tägliche Arbeit nicht nur effizienter, sondern sorgt auch für ein hohes Qualitätsniveau.

Wie sorgt Ihr bei Eurem Team für gute Stimmung?
Großhans: Wir verstehen uns nicht nur auf fachlicher Ebene sehr gut, sondern sind auch privat befreundet. Das hilft enorm, um auch anstrengende Phasen gemeinsam durchzustehen und sich gegenseitig zu motivieren.

Nicolaus: Unsere Workshops kombinieren wir mit persönlichen Gesprächen, einer guten Portion Humor – und nach getaner Arbeit gern mal mit einem Feierabendbier. Das schweißt zusammen.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Nicolaus: Wir hatten monatelang an einem coolen Namen gefeilt, ein Logo gebaut, Social Media angelegt, die GmbH war bereits in Gründung – und dann stellten wir fest: Der Name war in der Zwischenzeit als Unionsmarke eingetragen worden … von einer Firma in Luxemburg. In kürzester Zeit das Ruder rumzureißen war eine echt wilde Zeit.

Großhans: Am Ende sind wir sehr happy mit dem neuen Branding und dem Produktangebot der pretrip GmbH.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.



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