Digital Business & Startups
Momentan decken wir die komplette Wertschöpfungskette selbst ab
Das Kölner HealthTech Performula, 2023 von Sebastian Wirtz, Sebastian Koch und Jan Vonhoegen gegründet, setzt auf “hyper-personalisierte Nahrungsergänzung für leistungsorientierte Menschen”. Zur Idee teilt das Team mit: “Ziel ist es, Kund:innen eine maßgeschneiderte Mikronährstoffversorgung für mehr Energie, mentale Klarheit, Vitalität und ein langes, gesundes Leben zu ermöglichen.” Der Food-Investor Berlin Food Week Ventures sowie Business Angels wie Ralf Reichert, Sebastian Kroth und Fußballspieler Mario Götze investierten bereits in die Jungfirma.
Im Interview mit deutsche-startups.de stellt Gründer Koch die Idee hinter Performula einmal ganz genau vor.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Performula erklären?
Liebe Oma, stell dir vor, du hättest einen ganz besonderen Arzt, der genau weiß, was dein Körper braucht – weil er ausgebildeter Ernährungsmedzinier und nicht irgendein unseriöser Heilsversprecher ist. Er schaut einmal gründlich in dein Blut und stellt, genau auf dich abgestimmt, kleine Beutelchen mit einer Pulver-Mischung zusammen, die alle wichtigen Vitamine, Mineralien und Pflanzenstoffe enthält, die du täglich brauchst. Diese trinkst du jeden Morgen ganz bequem als Frucht-Smoothie, fühlst dich fitter und stärkst dein Immunsystem – ganz ohne viele Pillen. Außerdem können wir so früh merken, wenn etwas nicht stimmt, und vielleicht Krankheiten verhindern. Ich kann dir nicht versprechen, ob du dadurch länger lebst, aber die Chancen stehen gut, dass du länger gesund bleibst.
Wie ist die Idee zu Performula entstanden?
Ich beschäftige mich schon lange mit gesunder Ernährung, Sport und allgemeinem Wellbeing. Nach dem Exit meines vorherigen Startups, Complete Organics, wollte ich bewusst ein neues Thema im Bereich Health und Nutrition angehen. Dabei ist mir aufgefallen, dass personalisierte Supplementierung zwar immer populärer wird, aber bisher niemand wirklich eine perfekte Lösung anbietet. Viele Angebote basieren auf Marketingversprechen oder Influencer-Empfehlungen, statt auf echten Laborwerten, evidenzbasierter Wissenschaft und der Expertise von Fachleuten. Unser Ziel ist es, genau diese Lücke zu schließen und Nahrungsergänzung neu zu definieren – wissenschaftlich fundiert, individuell und zuverlässig.
Wie oder wo hast Du Deinen Mitgründer kennengelernt?
Meinen Co-Founder Sebastian Wirtz kenne ich seit gut 15 Jahren – damals war er mein Chef bei einer Strategieberatung. Seitdem haben wir uns auch privat sehr geschätzt und uns regelmäßig über berufliche Themen ausgetauscht sowie gemeinsam verschiedene Businessmodelle und Chancen diskutiert. Als wir beide unsere vorherigen Projekte abgeschlossen hatten und nach einer neuen Herausforderung suchten, kamen wir schnell aufeinander zu. Über Sebastians Netzwerk haben wir dann unseren dritten Co-Founder, Jan Vonhoegen, kennengelernt. Jan ist Sport- und Ernährungsmediziner und versorgt bereits einige Patient:innen mit blutbildbasierten, hyper-personalisierten Mikronährstoffmischungen – aus dieser Nebentätigkeit allein hätte sich aber ohne umtriebige BWL-er noch keine Marke oder Firma entwickelt.
Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Die ersten beiden Jahre im Stealth Mode waren sehr intensive Aufbauzeiten, in denen wir mehr operativ arbeiten mussten, als ursprünglich geplant. So konnten wir zum Beispiel keinen Abfüller finden, der sich auf die Kleinteiligkeit unseres Ansatzes einlassen wollte – deshalb haben wir ein eigenes Rohstofflager aufgebaut und eine kleine Lab-Produktion gestartet. Parallel dazu überlegen wir täglich, in welchem Umfang wir uns auch als Tech-Company mit eigener Softwareentwicklung und KI-Implementierung positionieren wollen und können. Momentan decken wir die komplette Wertschöpfungskette selbst ab: vom Einkauf unserer Mikronährstoffe über Lagerhaltung, Produktion und Versand bis hin zum IT-Backend, Marketing und Vertrieb. Das gibt uns viele Vorteile, da wir alles unter Kontrolle haben, birgt aber auch die Gefahr, uns in zu vielen, sehr unterschiedlichen Baustellen zu verzetteln.
Welches Projekt steht demnächst ganz oben auf Eurer Agenda?
Jetzt, wo wir den Stealth Mode verlassen haben, wollen wir das frische Kapital aus unserer ersten Finanzierungsrunde gezielt einsetzen. Im Fokus steht der Ausbau unserer eigenen Produktion und Diagnostikplattform, die Weiterentwicklung unseres KI-gestützten Algorithmus, der Aufbau eines internationalen medizinischen Netzwerks sowie die Einführung einer ganzheitlichen ‘Health Journey’ – von personalisierten Mikronährstoff-Mischungen bis hin zu ergänzenden Präventions- und Gesundheitsservices. Besonders wichtig wird dabei die zentrale Herausforderung der präventiven Medizin: Unsere Kund:innen spüren keinen unmittelbaren Effekt. Deshalb müssen wir ihnen klar machen, dass nur ein langfristiger Weg mit uns zu messbaren gesundheitlichen Vorteilen führt – auch wenn diese Vorteile oft unsichtbar bleiben, wie weniger Krankheitstage oder das frühzeitige Verhindern schwerwiegender Erkrankungen.
Wie seid Ihr mit euren Geldgebern in Kontakt gekommen?
Unser erster Investor war zugleich Jans erster Patient – Mario Götze. Darauf sind wir besonders stolz, denn Mario hat sich vom überzeugten Anwender schnell auch davon überzeugen lassen, in unser Konzept und unsere Vision zu investieren. Über unser persönliches Netzwerk konnten wir dann sehr schnell einen weiteren bekannten Namen der deutschen Startup-Szene gewinnen: Ralf Reichert, Gründer der ESL und wohl eine der prägendsten Persönlichkeiten im globalen E-Sport. Mit diesen beiden klangvollen Namen, einem starken Pitch und unserem breiten Netzwerk konnten wir anschließend weitere Angel-Investoren gewinnen und mit Berlin Food Week Ventures sogar unseren ersten VC an Bord holen.
Wo steht Performula in einem Jahr?
In einem Jahr streben wir noch keine astronomischen Zahlen an, sondern wollen bewusst einige hundert Kund:innen intensiv betreuen und die Churn-Rate möglichst gering halten. Außerdem möchten wir weitere renommierte Ernährungsmediziner:innen und Expert:innen in unsere Intervisionsgruppe holen, um unserem Ziel, einen globalen Standard für personalisierte Mikronährstoff-Supplementierung zu etablieren, näherzukommen. Parallel planen wir die ersten 2–3 internationalen Standorte über Partnerschaften mit lokalen Ernährungsmediziner:innen aufzubauen. Gelingt uns das, sind wir für die geplante erste größere Finanzierungsrunde bestens aufgestellt. Ein Jahr im Startup-Leben ist zwar kurz, aber genau das treibt uns an – jeden Tag aufs Neue unser Bestes zu geben, ist genau das, was uns am Gründen und Aufbauen so viel Spaß macht – meistens jedenfalls.
Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness
In unserem Themenschwerpunkt Köln beleuchten wir das dynamische Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind die Bedingungen für Gründer:innen, welche Investitionen fließen in innovative Ideen und welche Startups setzen neue Impulse? Rund 800 Startups haben Köln bereits als ihren Standort gewählt – unterstützt von einer lebendigen Gründerszene, einer starken Investor:innen-Landschaft sowie zahlreichen Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents. Als zentrale Anlaufstelle für die Startup- und Innovationsszene stärkt die KölnBusiness Wirtschaftsförderung die Rahmenbedingungen für Gründer:innen, vernetzt sie mit Investor:innen und bietet gezielte Unterstützung. Diese Rubrik wird unterstützt von KölnBusiness. #Koelnbusiness auf LinkedIn, Facebook und Instagram.