Künstliche Intelligenz
Open-Ear-Kopfhörer Shokz Opendots One im Test: leicht, bequem & schick
Die Shokz Opendots One vereinen minimalistisches Clip-Design mit solider Technik. Ob die Open-Ear-Kopfhörer überzeugen, zeigt unser Testbericht.
Shokz erweitert sein Portfolio um ein weiteres Open-Ear-Modell ohne Knochenschall. Nach den auf dem Ohr liegenden Openfit-Varianten setzt der Hersteller mit den Opendots One auf ein Clip-Design, das direkt mit den Bose Ultra Open Earbuds und Huawei Freeclip konkurriert. Die Kopfhörer versprechen zehn Stunden Akkulaufzeit, Dolby-Audio und eine robuste Bauweise für 199 Euro. Während die Bose Ultra Open mit besserem Klang punkten, aber mindestens 229 Euro kosten, und die Soundcore Aeroclip bereits für 115 Euro erhältlich sind, positioniert sich Shokz in der goldenen Mitte. Wir testen, ob sich die doch recht hohe Investition lohnt.
Design und Verarbeitung
Die Shokz Opendots One präsentieren sich minimalistisch und schlank. Das Clip-Design erinnert an kleine Ohrringe und wirkt deutlich unauffälliger als die größeren Bose Ultra Open Earbuds. An die elegante Optik der Huawei Freeclip kommen sie allerdings nicht heran. Das Gehäuse besteht aus Kunststoff, während die Bügel laut Hersteller aus einer flexiblen Titanlegierung gefertigt sind und mit Silikon ummantelt wurden. Diese Materialkombination soll besonders biege- und verdrehtfest sein.
Das Ladecase zeigt sich kompakt mit einer matten schwarzen Unterseite und glänzend schwarzem Deckel. Die Klappe fühlt sich hochwertig an und schließt satt. Die Kopfhörer halten sicher in ihren Ladeschächten. Mit einem Gewicht von nur 52 Gramm ist das Case angenehm leicht. Die IP54-Zertifizierung schützt die Ohrhörer vor Schweiß und leichtem Regen – ideal für sportliche Aktivitäten. Das Case selbst ist allerdings nicht wasserdicht. Neben der schwarzen Variante bietet Shokz auch eine Version in Weiß/Beige mit silbrig glänzenden Akzenten an.
Tragekomfort der Shokz Opendots One
Mit nur 6,5 Gramm pro Ohrhörer gehören die Opendots One zu den leichtesten Open-Ear-Kopfhörern am Markt. Das Clip-Design mit Silikongrip passt sich der Ohrform an, ohne Druck im Gehörgang zu erzeugen. Das offene Design lässt Umgebungsgeräusche durch – perfekt wenn Situationsbewusstsein gefragt ist.
Im Langzeittest trugen wir die Kopfhörer mehrere Stunden am Stück. Nach etwa fünf Stunden stellte sich ein leichtes Druckgefühl ein, was für diese Bauart aber immer noch sehr gut ist. Die Nothing Ear Open mit ihrem klassischen Bügel-Design sind auf Dauer minimal bequemer, dafür halten die Opendots One besser.
Bei Laufen, Radfahren oder intensiven Bewegungen sitzen sie sicherer als die Bose Ultra Open. Ein cleveres Feature ist die dynamische Ohrerkennung: Links und rechts sind austauschbar, was den Anpassungsbedarf reduziert. Die automatische Pause-Funktion beim Entfernen der Kopfhörer funktioniert zuverlässig.
Bedienung und App des Shokz Opendots One
Die Touch-Steuerung erfolgt durch Tippen auf den Bügel oder das Akkuelement hinter dem Ohr. Play/Pause und Anrufe werden per Doppeltipp gesteuert, die Lautstärke über eine Zwei-Finger-Geste. Die Empfindlichkeit lässt sich in zwei Stufen anpassen, dennoch reagieren sie auf Berührungen oft ungenau oder überempfindlich. Besonders in Bewegung kann die Steuerung frustrieren. Physische Knöpfe wie bei den Shokz Openfit sind klar im Vorteil.
Shokz Opendot One Screenshots
Die Shokz-App für iOS und Android bietet viele Anpassungsmöglichkeiten. Der Equalizer hat vier Voreinstellungen (Privat-, Stimmen-, Standard- und Bass-Modus) plus zwei benutzerdefinierte Profile mit je fünf Frequenzbändern. Dolby Audio lässt sich für immersiveren Klang aktivieren, Multipoint-Pairing ermöglicht die Verbindung mit zwei Geräten gleichzeitig. Die Touch-Steuerung ist anpassbar, Firmware-Updates werden direkt eingespielt. Weitere Funktionen umfassen Batteriestatus-Anzeige, eine Klingelfunktion für verlorene Buds, Smart Wear Detection zum Ein- und Ausschalten sowie die Möglichkeit, links und rechts zu tauschen. Unnötig ist die doppelte Menüführung: Unter „Einstellungen“ finden sich fast alle Optionen nochmals, was verwirrt.
Klangqualität und ANC
Die Dual-Treiber mit 11,8 mm Durchmesser decken einen Frequenzbereich von 100 bis 20.000 Hz ab. Für Open-Ear-Kopfhörer liefern die Opendots One einen guten Bass, klare Mitten und präsente Höhen. Dolby-Audio macht den Sound breiter, der Effekt bleibt aber subtil. Der Equalizer passt den Klang an persönliche Vorlieben an und verbessert ihn so deutlicher. Im Vergleich klingen sie besser als günstige Clip-Modelle, erreichen aber nicht die Detailtiefe der Bose Ultra Open.
Bei hohen Lautstärken verzerrt der Klang leicht, die Bässe verlieren in lauter Umgebung an Tiefe. In stiller Umgebung ist der Sound bei höheren Lautstärken für Außenstehende hörbar – hier schneiden die Soundcore Aerofit 2 besser ab. Modelle mit LDAC-Codec wie die Earfun Openjump bieten zudem eine höhere Audioqualität. Die Opendots One unterstützen als Codec lediglich AAC und SBC.
Die vier Mikrofone mit KI-Rauschunterdrückung enttäuschen beim Telefonieren: Anrufe sind sehr leise, im lauten ICE kaum zu verstehen. Dabei versuchen die Kopfhörer zu aggressiv, Umgebungsgeräusche auszublenden, wodurch die eigene Stimme beim Gegenüber kaum an Qualität einbüßt, das Gegenüber versteht uns aus dem Zug aber kaum. In ruhigen Umgebungen funktioniert die Telefonie deutlich besser. Die KI-Rauschunterdrückung lässt sich per App deaktivieren, im Test aus dem Zug machte das jedoch keinen Unterschied. Die Kopfhörer funktionieren auch einzeln, der zweite Clip kann also im Ladecase bleiben.
Akku
Die Opendots One bieten zehn Stunden Musikwiedergabe pro Ladung, bei maximaler Lautstärke reduziert sich die Laufzeit auf sieben Stunden. Für Gespräche reicht der Akku sechs Stunden. Mit dem Ladecase verlängert sich die Musikwiedergabe auf bis zu 40 Stunden, bei Gesprächen auf 25 Stunden. Die Schnellladefunktion liefert nach zehn Minuten Energie für zwei Stunden Wiedergabe.
Das Case unterstützt kabelloses Qi-Laden und benötigt 240 Minuten für eine vollständige Ladung. Per USB-C sind die Ohrhörer in 60 Minuten vollständig geladen. Mit bis zu 270 Tagen Standby-Zeit und einer Automatik-Abschaltung zeigen sich die Kopfhörer energieeffizient. Diese Werte liegen im guten Mittelfeld: Die Soundcore Aerofit 2 halten mit acht Stunden pro Ladung und 42 Stunden Gesamtlaufzeit länger durch, während die Nothing Ear (Open) mit acht und 30 Stunden ähnliche Werte erreichen.
Preis: Was kostet der Shokz Opendots One?
Die Shokz Opendots One kosten 199 Euro. Damit positionieren sie sich zwischen den teureren Bose Ultra Open Earbuds für über 229 Euro und den günstigeren Soundcore Aeroclip für etwa 115 Euro. Für diesen Preis erhalten Käufer solide Open-Ear-Kopfhörer mit gutem Tragekomfort und ordentlicher Ausstattung.
Fazit
Die Shokz Opendots One sind ordentliche Open-Ear-Kopfhörer mit durchdachtem Clip-Design. Sie überzeugen mit sehr gutem Tragekomfort, sicherem Halt beim Sport und einer robusten Verarbeitung. Die zehn Stunden Akkulaufzeit und das kabellose Laden sind praktisch. Der Klang geht für Open-Ear-Kopfhörer in Ordnung, erreicht aber nicht das Niveau der Bose Ultra Open. Die überempfindliche Touch-Steuerung und die schwache Telefonie-Performance trüben den Gesamteindruck. Mit 199 Euro sind die Opendots One zum Marktstart recht teuer. In den kommenden Wochen und Monaten rechnen wir mit Preisnachlässen. Dann werden die Clip-Kopfhörer deutlich attraktiver.
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PHP 8.5 bringt Klarheit in Syntax und Objektverarbeitung
Nach mehreren Release Candidates hat das PHP-Team die stabile Version 8.5 veröffentlicht. Die neue Hauptversion der Programmiersprache führt mehrere Sprachverbesserungen ein, die Lesbarkeit und Sicherheit erhöhen sollen. Neben Feinschliff an bestehenden Funktionen kommen einige neue Features hinzu.
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URI-Erweiterung für saubere Adressverarbeitung
Mit der neuen URI-Extension hält erstmals eine native Unterstützung für strukturierte Arbeit mit URLs und URIs Einzug in PHP. Sie soll eine einfache und sichere Zerlegung, Manipulation und den Wiederaufbau von Adressen ermöglichen – ohne auf externe Libraries zurückgreifen zu müssen. Ziel ist, typische Fehlerquellen beim Parsen und Zusammenfügen von URLs zu vermeiden und den Code zugleich klarer und konsistenter zu machen.
(Bild: nuevoimg / 123rf.com)

Am 25. November findet die betterCode() PHP statt, eine Online-Konferenz von iX und dpunkt.verlag in Kooperation mit thePHP.cc. Interessierte können sich in Vorträgen unter anderem über PHP 8.5, den Caddy Server und FrankenPHP informieren. Tickets sind über die Konferenz-Website erhältlich.
Pipe Operator: Datenflüsse lesbarer
Eine weitere zentrale Neuerung ist der Pipe Operator (|>), der funktionale Aufrufketten deutlich lesbarer macht. Statt verschachtelter Funktionsaufrufe lassen sich Ergebnisse nun Schritt für Schritt weiterreichen. Das sorgt für eine bessere Lesbarkeit von komplexen Datenflüssen.
Das Beispiel aus dem RFC soll dies verdeutlichen:
function getUsers(): array {
return [
new User('root', isAdmin: true),
new User('john.doe', isAdmin: false),
];
}
function isAdmin(User $user): bool {
return $user->isAdmin;
}
// This is the new syntax.
$numberOfAdmins = getUsers()
|> (fn ($list) => array_filter($list, isAdmin(...)))
|> count(...);
var_dump($numberOfAdmins); // int(1);
Clone With: Klonen mit gezielten Anpassungen
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PHP 8.5 hat das neue Sprachfeature clone with zum Erzeugen leicht veränderter Objektkopien im Gepäck. Während bisher beim Klonen alle Eigenschaften übernommen und Entwicklerinnen und Entwickler Änderungen manuell vornehmen mussten, lassen sich nun gezielt einzelne Werte direkt beim Klonvorgang anpassen.
Folgendes Beispiel soll das Prinzip verdeutlichen:
readonly class Color
{
public function __construct(
public int $red,
public int $green,
public int $blue,
public int $alpha = 255,
) {}
public function withAlpha(int $alpha): self
{
return clone($this, [
'alpha' => $alpha,
]);
}
}
$blue = new Color(79, 91, 147);
$transparentBlue = $blue->withAlpha(128);
So ermöglicht clone with vor allem bei unveränderlichen Datenstrukturen eine elegantere und besser lesbare Syntax.
Feinere Kontrolle mit dem #[NoDiscard]-Attribut
Das neue Attribut #[\NoDiscard] unterstützt Entwicklerinnen und Entwickler beim Aufspüren potenzieller Logikfehler. Wird das Ergebnis einer mit #[\NoDiscard] markierten Funktion verworfen, gibt PHP künftig eine Warnung aus. So lassen sich versehentlich ignorierte Rückgabewerte schneller aufdecken, was die Codequalität erhöhen und unnötige Fehlersuche reduzieren soll.
Konstante Ausdrücke mit mehr Macht
Schließlich stärkt die Version auch PHPs Möglichkeiten zur Metaprogrammierung: Ab sofort lassen sich Closures, Casts und First-Class Callables in konstanten Ausdrücken verwenden. Diese Erweiterung öffnet die Tür für noch flexiblere Definitionen im Compile-Time-Kontext – beispielsweise beim Aufbau von Konfigurationsobjekten oder dynamischen Standardwerten.
Weitere Informationen zum Release finden sich bei php.net sowie im Changelog.
Siehe auch:
(mdo)
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Drei Fragen und Antworten: Weniger IT-Jobs – wen das trifft und wen nicht
Seit Jahren wächst die deutsche Wirtschaft kaum noch, einstige Vorzeigebranchen wie die Automobilhersteller und der Maschinenbau kriseln erheblich. Wie fest sind da noch die Jobs in der IT bei dem konjunkturellen Gegenwind? Und wie steht es um die im Vergleich zu anderen Branchen noch recht hohen Gehälter? Unsere Titelautorin Dorothee Wiegand, Titelautorin der iX 12/2025, ordnet die Großwetterlage am IT-Arbeitsmarkt ein und erklärt, wer gefragt ist und wer sich warm anziehen muss.
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Dorothee Wiegand kam nach Jobs in der Systemadministration vor 25 Jahren in die c’t-Redaktion, schrieb dort über Anwendungssoftware, Bildungs- und Arbeitsmarktthemen und arbeitet heute als freie Autorin.
Die deutsche Wirtschaft lahmt schon seit Längerem. Wie wirkt sich das auf den IT-Arbeitsmarkt aus?
Davon, dass die Wirtschaft schwächelt, bleibt natürlich auch der IT-Arbeitsmarkt nicht ganz verschont. Aber die Krise wirkt sich im IT-Bereich keinesfalls so stark aus, wie beispielsweise in Produktion oder Verwaltung. Experten beobachteten in den vergangenen fünf Jahren einen Rückgang der IT-Stellen um 30 Prozent. Aber auch wenn nicht mehr ganz so viele IT-Jobs ausgeschrieben werden – der IT-Fachkräftemangel besteht ja nach wie vor. ITler mit guten Kenntnissen werden weiterhin attraktive Jobangebote finden.
Welche IT-Berufe sind besonders betroffen und wer scheint krisenfest?
Offenbar wirkt sich der Einsatz von KI stark auf das Angebot in kreativen Bereichen aus. So ist die Zahl der Stellen für Webdesigner und -entwickler deutlich zurückgegangen. Gleichzeitig führt die verstärkte Nutzung von KI aber auch zu neuen Arbeitsfeldern. Viele Firmen befinden sich mitten im Einführungsprozess, die Zahl der Stellen für KI-Experten ist sogar gestiegen.
Unverändert hoch ist die Nachfrage nach SAP-Fachleuten. Die breite Einführung von SAP S/4HANA trägt dazu bei, dass der Bedarf in diesem Bereich groß ist. Weiterhin sehr begehrt sind auch IT-Security-Experten – die Gefahr von Cyberattacken jeder Art ist schließlich hoch und es wäre fahrlässig, an dieser Stelle zu sparen. Insbesondere Versicherungs- und Finanzunternehmen suchen außerdem nach Compliance-Experten.
Was macht die Wirtschaftslage mit den Gehältern? Sollten ITler trotz Konjunkturkrise versuchen, zu verhandeln und mehr Gehalt rauszuholen?
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Die Gehälter im IT-Bereich haben sich in jüngster Zeit kaum noch nach oben bewegt. Seit ein paar Jahren stagnieren sie vielmehr, wenn auch auf einem für Deutschland vergleichsweise hohen Niveau. Hier wirkt sich die Krise schon deutlich aus. Doch das sollte Personen mit solidem Wissen, wertvollen Erfahrungen und guten Soft Skills nicht davon abhalten, das Gespräch mit dem Vorgesetzten zu suchen. Nur wer regelmäßig fragt, hat ja überhaupt die Chance auf eine Gehaltserhöhung.
Falls der Chef aktuell keinen Spielraum für ein höheres Gehalt sieht, gilt es, flexibel zu sein. Auch Jobticket oder Jobfahrrad können interessant sein, ebenso eine vom Arbeitgeber finanzierte Weiterbildung oder die Aufstockung der betrieblichen Altersvorsorge.
Dorothee, vielen Dank für die Antworten! Einen Überblick zum schwächelnden IT-Arbeitsmarkt und der Gehaltsentwicklung gibt es in der neuen iX. Außerdem werfen wir einen Blick darauf, wie sich IT-Freelancer in der aktuellen Marktlage schlagen und welche Stundensätze drin sind. Und wir zeigen Strategien, wie man trotz Krise mehr Gehalt raushandeln kann. All das und viele weitere Themen finden Leser im Dezember-Heft, das ab sofort im heise Shop oder am Kiosk erhältlich ist.
In der Serie „Drei Fragen und Antworten“ will die iX die heutigen Herausforderungen der IT auf den Punkt bringen – egal ob es sich um den Blick des Anwenders vorm PC, die Sicht des Managers oder den Alltag eines Administrators handelt. Haben Sie Anregungen aus Ihrer tagtäglichen Praxis oder der Ihrer Nutzer? Wessen Tipps zu welchem Thema würden Sie gerne kurz und knackig lesen? Dann schreiben Sie uns gerne oder hinterlassen Sie einen Kommentar im Forum.
(axk)
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Vom Moped zum Identitätsanker: Die Simson wird zum Politikum
Auf dem Moped im November, das ist nicht immer eine Freude. Aber den beiden SPD-Abgeordneten Nadine Graßmel und Wolfgang Roick ging es auch eher nicht ums Fahrvergnügen, als sie diese Woche mit ihren Simsons am Potsdamer Landtag vorfuhren. Sie wollen Schutz und Anerkennung für die zu DDR-Zeiten millionenfach gebauten Mopeds. Und das ist inzwischen ein politisch ziemlich heißes Thema.
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Thüringen hatte es schon im September auf dem Tisch, als Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) sagte: „Simson ist Thüringen, Simson ist Freiheit auf zwei Rädern, Simson ist ein Lebensgefühl.“ Den Landtag in Sachsen beschäftigte das Kultobjekt im Oktober, das Kabinett in Mecklenburg-Vorpommern Anfang November. In Sachsen-Anhalt legte die CDU vor wenigen Tagen einen „wegweisenden Antrag“ dazu vor.
Tempo 60 statt 45 auch für Reimporte
Konkret geht es überall in etwa um dasselbe: Die Simsons dürfen wegen einer Sonderklausel im Einigungsvertrag von 1990 offiziell Tempo 60 fahren, sofern sie vor Ende Februar 1992 auf deutschen Straßen unterwegs waren. Für Mopeds anderer Marken gilt in derselben Klasse Tempo 45. Die ostdeutschen Länder wollen die Sonderregelung nun auch für Simsons, die zu DDR-Zeiten ins – meist sozialistische – Ausland exportiert wurden und nun zurück nach Deutschland geholt, also re-importiert werden. Klingt speziell? Nicht für viele Ostdeutsche.
„Die Simson ist mehr als ein Moped“, sagt die Ostbeauftragte der Bundesregierung, Elisabeth Kaiser (SPD). „Sie ist vor allem für junge Menschen ein Versprechen von Mobilität und Freiheit im ländlichen Raum. Das ist heute genauso wichtig wie früher.“ Schwalbe, Star oder S51 – die Maschinen seien robust und einfach zu reparieren und sie rollten seit den 1960ern bis heute. „Kein Wunder, dass die ‚Simme‘ Kult ist“, meint die SPD-Politikerin.
Mehr über Simson
Historiker nennt Simson „Identitätsanker“
Für viele Ostdeutsche sei die Simson ein „Identitätsanker“, sagt Sören Marotz, Ausstellungsleiter des DDR-Museums in Berlin. „Dass wir Identitätsanker brauchen, liegt in der Natur des Menschen.“ Marotz selbst kaufte sich als Jugendlicher in Ostberlin 1988 eine Simson S51. Auf Autos musste man in der DDR zehn Jahre oder mehr warten, die Mopeds waren neu oder gebraucht ab etwa 1000 Mark der DDR schnell zu haben, so erinnert sich der Historiker. Von allen Simson-Modellen wurden über die Jahrzehnte etwa sechs Millionen Stück gebaut. Simsons waren Alltag. Jugendliche knatterten damit zu zweit über Land, Polizisten fuhren sie, Pastoren, die Gemeindeschwester Agnes war auf der Schwalbe unterwegs. „Es war ein praktisches Nutzmoped“, sagt Marotz.
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„Der ganze Kult, der jetzt gemacht wird, die politischen Debatten, die sind sozusagen nachvollziehende Erfindungen“, ergänzt sein Historikerkollege Stefan Wolle. Es sei ein Phänomen, dass vieles, was in der DDR geschmäht und bespöttelt wurde, im Nachhinein hohes Ansehen genieße. Viele hätten gesagt: „Wir lassen jetzt nicht auf uns herabschauen von Westlern, die natürlich schon immer die schickeren Autos hatten und die schickeren Motorräder und alles schicker und mehr Geld, sondern wir identifizieren uns mit dem, was wir haben.“ Mit dem Trabbi sei es ähnlich gewesen wie mit der Simson. „Es ist ein Unterphänomen des Ostkults“, sagt Wolle.
Das wiederum scheint in die Zeit zu passen 35 Jahre nach der Vereinigung – eine Zeit mit Unsicherheit und Missverständnissen und Abgrenzung zwischen Ost und West. Und es scheint als Thema zu passen für die AfD. Thüringens Landesparteichef Björn Höcke, gebürtiger Westfale, berichtete schon im Wahlkampf 2024 schwärmerisch von Simson-Ausflügen mit jungen Anhängern. Für seine „Simson-Touren“ wirbt der 53-Jährige gerne mit Fotos, auf denen er auf dem Moped keinen Helm trägt.
Die AfD legte mit Antrag auf „Immaterielles Kulturerbe“ vor
Hinter vielen der Landtagsdebatten im Osten steckten zunächst Anträge der AfD, die auch dafür wirbt, die Simson als „Immaterielles Kulturerbe“ schützen zu lassen. Die Simson stehe „für Freiheit, Unabhängigkeit und Individualität“, heißt es in einem Antrag der AfD in Brandenburg. Die übrigen Parteien sahen sich genötigt, das Thema von der Rechtsaußenpartei zurückzuerobern. Es ärgere sie, „wenn die Simson von westdeutschen Populisten und Extremisten vereinnahmt wird, die dann damit plakativ unterwegs sind, sich aber sonst für die besonderen Erfahrungen der Ostdeutschen überhaupt nicht interessieren“, sagt die Ostbeauftragte Kaiser. „Für mich steht die Simson nicht für Ostalgie, sondern dafür, dass ostdeutsche Ingenieurskunst immer noch das gesamte Land bereichert, inzwischen sogar als E-Schwalbe mit Elektromotor.“
Von der AfD oder irgendwelchen politischen Zielen grenzt sich auch Stefan Drönner von den Simson-Freunden Kassel ab, einer Gruppe von derzeit sieben passionierten Schraubern. „Uns geht es um die Mopeds“, sagt der 57-jährige Westdeutsche. Seine erste Simson kaufte er kurz nach dem Mauerfall, weil ihm die Ersatzteile für seine Vespa zu teuer wurden. Es war eine Zeit, in der viele im Osten ihre Simson loswerden wollten. Von 1989 bis in die 2000er Jahre seien „die Dinger für eine Kiste Bier am Anfang und dann vielleicht mal für 150 Euro verschenkt worden“, sagt Drönner. Er ist überzeugt: „Wenn wir Westdeutschen nicht gewesen wären, würden nicht mehr so viele Simsons auf der Straße sein. Wir haben es eigentlich gerettet. Das sage ich auch jedem Ostdeutschen. Da bin ich auch stolz drauf.“
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