Connect with us

Datenschutz & Sicherheit

Patchday: Microsoft schließt 100.000-$-Lücke in SharePoint aus Hacker-Wettbewerb


close notice

This article is also available in
English.

It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Microsoft schließt mehrere Sicherheitslücken in seinem Softwareportfolio. Davon stuft der Hard- und Softwareentwickler mehrere Schwachstellen als „kritisch“ ein. In vielen Fällen kann Schadcode Computer vollständig kompromittieren.

Eine Lücke (CVE-2025-49719 „hoch„) in Microsoft SQL Server ist öffentlich bekannt und es können Angriffe bevorstehen. Daran können der Beschreibung der Schwachstelle zufolge Angreifer ohne Authentifizierung ansetzen, um über ein Netzwerk auf eigentlich abgeschottete Informationen zuzugreifen. Die dagegen geschützten Versionen sind in einem Beitrag aufgelistet.

Mehrere Schadcodelücken, die Angreifer aus der Ferne ausnutzen können sollen, stuft Microsoft als „kritisch“ ein, auch wenn die CVE-Einstufung niedriger ist. Davon sind unter anderem Office (etwa CVE-2025-49695hoch„), SharePoint (CVE-2025-49704hoch„) und Hyper-V (CVE-2025-48822hoch„) betroffen. Die Office-Sicherheitsupdates sind aber Microsoft zufolge bisher nicht komplett verfügbar. Sie sollen aber so schnell wie möglich folgen.

Die genannte SharePoint-Lücke haben Sicherheitsforscher während des Hacker-Wettbewerbs Pwn2Own in Berlin entdeckt. Dafür haben sie eine Prämie von 100.000 US-Dollar kassiert. 

Überdies können Angreifer noch an Softwareschwachstellen in unter anderem BitLocker, Edge und verschiedenen Windows-Komponenten wie dem Kernel ansetzen. An diesen Stellen können sie sich etwa höhere Nutzerrechte aneignen oder Dienste via DoS-Attacke abstürzen lassen.

Mit den aktuellen Updates reparieren die Entwickler einen Firewall-Fehler und die Update-Vorschau, die durch den Patchday im Juni kaputtgegangen sind. Zusätzlich hat Microsoft das im Zuge der April-Updates demolierte Windows-Recovery-Enviroment-Update unter Windows 10 und Server 2022 wieder zum Laufen gebracht.

Außerdem wurde die Kerberos-Authentifizierung gehärtet. Seit 8. Juli 2025 gelten standardmäßig nur noch Zertifikate als vertrauenswürdig, die von Zertifikatsausstellern signiert wurden, die Teil des NTAuth-Speichers sind. Bis 14. Oktober 2025 können Admins das über den Registryeintrag AllowNtAuthBypass noch umgehen. Ab dem zuletzt genannten Datum geht das dann nicht mehr.

Weitergehende Informationen zu allen an diesem Patchday geschlossenen Lücken listet Microsoft im Security Update Guide auf.


(des)



Source link

Weiterlesen
Kommentar schreiben

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Datenschutz & Sicherheit

Jobs für IT-Security-Experten: Berufsausbildung wird attraktiver


Bei Stellenausschreibungen für IT-Sicherheits-Experten sind die Arbeitgeber laut dem aktuellen Dekra-Arbeitsmarktreport nicht mehr so sehr auf Hochschulabsolventen fixiert. Zwar werde ein Informatik-Studium in rund 61 Prozent der Stellenanzeigen immer noch am häufigsten als Qualifikation genannt. Die IT-Berufsausbildung folge darauf aber mit fast 43 Prozent und in rund 37 Prozent der Fälle komme eine Berufsausbildung auch als Alternative zu einem Studium infrage. Bei der dualen IT-Ausbildung präzisierten Arbeitgeber oft auch nicht, welche Spezialisierung sie wünschen.

2018 sah das laut Dekra noch ganz anders aus – nur ein Viertel der IT-Security-Stellen habe damals Bewerbern ohne Studium offen gestanden. Berufserfahrung falle inzwischen einfach mehr ins Gewicht als formale Abschlüsse, folgert die Prüfgesellschaft. Für die Analyse des Security-Jobmarkts, die Teil eines umfassenderen Arbeitsmarktreports ist, hat die Dekra eigenen Angaben nach 250 Stellenangebote untersucht.

Unabhängig vom Abschluss sind Zertifizierungen und Weiterbildungen für Bewerber im Security-Bereich von Vorteil: In jedem fünften Fall müssten Jobinteressierte IT-Security-Weiterbildungen und Zertifizierungen vorweisen. Die internationalen Zertifizierungen CISSP Certified Information Systems Security Professional (14 Prozent) sowie CISM Certified Information Security Manager (11 Prozent) führten als konkrete Nennungen die Liste an.

Trotz des allgegenwärtigen Hypes spielt KI in den Ausschreibungen für Security-Pros weder bei den Kenntnissen noch bei den Aufgaben eine Rolle. Am häufigsten würden bei den Kenntnissen „Allgemeinwissen“ in der IT und Cybersicherheit verlangt (84 Prozent), ferner in Normen, Gesetze und Standards (63 Prozent) sowie in Netzwerktechnik (59 Prozent). In 44 Prozent der Fälle werde von Jobsuchenden auch erwartet, mit dem Konzept eines Managementsystems für Informationssicherheit vertraut zu sein sowie mit der ISO/IEC-27000-Reihe. In den Stellenangeboten finden sich einige weitere Normen und Standards, wie IT-Grundschutz (BSI), NIST, ITIL, NIS2 und vereinzelt branchenspezifische Standards.

Bei den gefragten Softskills hat die Dekra leichte Verschiebungen festgestellt: 2018 waren Eigenschaften wie Durchsetzungsfähigkeit und sicheres Auftreten noch bei einem Drittel der Anzeigen gewünscht – inzwischen aber noch bei 17 Prozent. Auch die früher bei fast einem Viertel geforderte Reisebereitschaft wird derzeit nur noch bei rund 10 Prozent gefragt – was der veränderten Bürokultur mit Videotelefonaten und Homeoffice geschuldet sein dürfte. Weiterhin gefragt sind Kommunikationsstärke, Teamfähigkeit, analytisches Denken, strukturiertes Arbeiten und inzwischen mit 32 Prozent doppelt so häufig wie 2018: Verantwortungsbewusstsein.

Um die potenziellen Kandidaten von sich zu überzeugen, stellen die Arbeitgeber laut Dekra vor allem Work-Life-Balance und die persönliche Weiterentwicklung in den Vordergrund. Flexible Arbeitszeiten (fast 63 Prozent), Homeoffice (62 Prozent) sowie Gesundheits- und Fitnessangeboten (43 Prozent) sollen bei den begehrten Fachkräften punkten. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) verspricht auch, bei Weiterbildung und Entwicklung zu unterstützen. Mit 27 Prozent stellen allerdings bemerkenswert wenige Unternehmen ein „attraktives Gehalt“ in Aussicht, obwohl dies laut verschiedenen Umfragen meist der wichtigste Faktor für Jobinteressenten und Wechselwillige ist. Die IT ist aber ohnehin eins der Berufsfelder, in denen Arbeitgeber selten Gehaltsangaben machen.

Insgesamt sieht die Dekra rosige Zeiten für IT-Sicherheits-Fachleute. „Wer hier sein Handwerk beherrscht, muss sich keine Sorgen um die berufliche Zukunft machen“, schätzt Katrin Haupt, Geschäftsführerin der Dekra-Akademie, die Arbeitsmarktlage ein.


(axk)



Source link

Weiterlesen

Datenschutz & Sicherheit

Patchday: Adobe schützt After Effects & Co. vor möglichen Attacken


Aufgrund von mehreren Softwareschwachstellen können Angreifer Systeme mit den Adobe-Anwendungen After Effects, Audition, ColdFusion, Connect, Dimension, Experience Manager Forms, Experience Manager Screens, FrameMaker, Illustrator, InCopy, InDesign, Substance 3D Stager und Substance 3D Viewer attackieren. Bislang gibt es Adobe zufolge keine Hinweise auf Attacken.

Von den Schwachstellen sind macOS und Windows betroffen. Am gefährlichsten gilt eine „kritische“ Lücke (CVE-2025-49535) in ColdFusion, über die Angreifer lesend auf Systemdateien zugreifen können. Wie so eine Attacke ablaufen könnte, ist bislang nicht bekannt. Dagegen sind die Ausgaben ColdFusion 2021 Update 21, ColdFusion 2023 Update 15 und ColdFusion 2025 Update 3 geschützt.

Ebenfalls als „kritisch“ eingestuft sind Schwachstellen in Connect (CVE-2025-27203) und Experience Manager Forms (CVE-2025-2025-49533). An diesen Stellen kann Schadcode auf PCs gelangen. Ein Sicherheitspatch ist in Connect Windows App 25.1 und Experience Manager (AEM) Forms on JEE 6.5.0.0.202505270 implementiert. Auch InCopy und InDesign sind anfällig für Schadcode-Attacken. Wenn Angreifer eigenen Code auf Systemen ausführen, übernehmen sie in der Regel im Anschluss die volle Kontrolle über Systeme.

Die verbleibenden Sicherheitspatches listet Adobe in den verlinkten Warnmeldungen auf. Aus den Beiträgen geht leider nicht hervor, woran Admins bereits attackierte Systeme erkennen können.


(des)



Source link

Weiterlesen

Datenschutz & Sicherheit

Diese Geräte tracken deine Geldscheine



Der Protagonist dieser Geschichte ist als „Zwanni“ bekannt. Es ist ein 20-Euro-Schein, der ein bewegtes Leben vor sich hat. Sehr viele Menschen werden ihn berühren, ihn mal mehr, mal weniger wertschätzen. Er wird immer wieder vereinzelt und gebündelt, von Automaten eingezogen, von bewaffnetem Sicherheitspersonal herumgetragen und in gepanzerten Transportern chauffiert, von Maschinen in rasender Geschwindigkeit geprüft, gezählt und verbucht und von anderen Automaten wieder ausgespuckt. Bald wird er Falten bekommen und eine Ecke wird eingeknickt sein.

Zwanni ist einzigartig. Nicht nur wegen der Verschmutzungen, Falten und Fingerabdrücke, die er sich zuziehen wird, oder wegen seiner spezifischen Faserstruktur. Sondern vor allem wegen des Schriftzugs, den er in sattschwarzen Lettern auf seinem Rücken trägt. WA0453338776 steht dort in der rechten oberen Ecke.

Mit dieser Nummer hinterlässt Zwanni eine Datenspur, die ihn sichtbar macht wie der Schweif einen Kometen. Sie verknüpft Zwannis Besitzer*innen miteinander und erlaubt Rückschlüsse auf ihre Vorlieben und Bedürfnisse. Wer der Datenspur folgt, lernt, wer mit Zwanni wo gezahlt hat – und wofür. Daraus lassen sich mitunter intime Details ablesen, beispielsweise wer an welche politische Organisation gespendet hat oder woher die Geldscheine bei einer Dealerin oder einem Sexarbeiter kommen. Seine Seriennummer macht Zwanni zu einem nützlichen Helfer für Polizist*innen und Staatsanwält*innen. Und zu einem Überwachungsinstrument.

Im Vergleich zu digitalen Zahlungen gewährt Bargeld einen weit umfassenderen Datenschutz. 80 Prozent der Deutschen halten das für eine wichtige Eigenschaft. Doch diese gefühlte Anonymität ist in Gefahr.

Zunehmend werden Menschen, die hinter Schaltern, Kassen und Theken arbeiten, durch Automaten ersetzt. Und die können mit optischer Zeichenerkennung Ziffern und Buchstaben lesen. Immer mehr Geräte erkennen immer zuverlässiger Banknoten-Seriennummern. Und je engmaschiger dieses Bargeld-Tracking-Netz geknüpft wird, desto leichter lassen sich Muster aufdecken, die sich Gruppen und Personen zuordnen lassen. Desto klarer kann Zwannis Weg Beziehungen und Interessen seiner Besitzer*innen beschreiben.

Es ist eine Überwachungs-Infrastruktur im Aufbau. Sie ist noch nicht lückenlos und auch noch nicht scharfgestellt. Es gibt aktuell keine Datenbank, in der alle Bewegungen unserer Banknoten samt ihrer zwischenzeitlichen Besitzer*innen verzeichnet sind. Aber auf seinen verschlungenen Wegen vom Druck bis zum Schredder wird Zwannis Seriennummer schon jetzt an einer Vielzahl von Positionen erfasst. Weltweit und auch in Deutschland gibt es Bestrebungen, die erfassten Seriennummern zu verknüpfen. Zwannis Rundreise durch den Bargeldkreislauf zeigt, wie umfassend die Vernetzung dieser Informationen Bargeld deanonymisieren kann.

Follow the Zwanni

Zwanni ist ein gebürtiger Leipziger. Er wurde dort von Giesecke+Devrient (G+D) hergestellt, das zeigt der erste Buchstabe seiner Seriennummer. Das Familienunternehmen druckt seit 1854 deutsches Geld. Zuerst für deutsche Kleinstaaten, dann fürs Kaiserreich, für die Weimarer Republik, die Nazis, für Westdeutschland und die wiedervereinigte Bundesrepublik. In Deutschland drucken ausschließlich G+D und die Bundesdruckerei Euro-Banknoten.

G+D druckt nicht nur Geld. Das Unternehmen ist auch zentral in der deutschen Sicherheitsarchitektur. Es sichert Regierungs-, Behörden- und Militärkommunikation, stellt Infrastruktur für Zutrittskontrollen zu Hochsicherheitsbereichen her und die Geräte für Überwachungschnittstellen bei Internetdienstleistern, außerdem SIM- und Krankenkassenkarten. Es arbeitet über Tochterfirmen mit über 100 Zentralbanken zusammen, darunter die chinesische. Es stattet die Banken unter anderem mit Maschinen aus, die Geldscheine prüfen und sortieren – und ihre Seriennummern lesen können.

Die Schöpfer von Zwanni sind sozusagen Helikopter-Eltern. G+D spielt eine wichtige Rolle bei der Verfolgung von Bargeld. Die G+D-Software „Compass Banknote Intelligence“ vernetzt Geldtransportunternehmen und Banken, mit dem Ziel, den Weg unserer Scheine umfassend transparent zu machen. Bei der Deutschen Bundesbank läuft das System gerade im Testbetrieb.

In einem Joint Venture mit dem Geldautomatenhersteller Diebold Nixdorf (DN), genannt CI Tech Sensors, entwickelt G+D zudem Sensoren, die Seriennummern lesen können. CI Tech Sensors hält auch ein Patent über die Verknüpfung von Banknoten-Informationen mit persönlichen Daten der einzahlenden Person.

Etappe 1: Zwanni kommt zur Welt

Wann genau Zwanni gedruckt wurde, das wissen nur G+D und die Bundesbank. G+D zeichne die gedruckten Seriennummern auf, sagt Alfred Schmidt im Gespräch mit netzpolitik.org. Er war bis 2018 Produktmanager für Banknotenbearbeitungssysteme bei G+D. Die Nummern würden fortlaufend gedruckt, jede Seriennummer nur ein Mal verwendet.

Von der Druckerei geht es für Zwanni zuerst zur Bundesbank. Die bekommt von G+D auch die erste und die letzte verwendete Seriennummer des Druckauftrags mitgeteilt, so die Behörde auf Anfrage. Aufgezeichnet wird auch, in welche Bundesbank-Filiale Zwanni mit seinen frisch gedruckten Geschwistern wandert: „Bei der Auslieferung von neu produzierten Banknoten lassen sich den jeweiligen Auslieferungseinheiten spezifische Seriennummern zuordnen“, schreibt die Bundesbank.

Danach gibt es jedoch eine Lücke in Zwannis Datenspur: Nach eigenen Angaben zeichnet die Bundesbank keine Seriennummern auf, wenn Scheine die Filialen verlassen.

Etappe 2: Zwanni reist ins Cash-Center

Ein Geldtransportunternehmen holt Zwanni bei der Bundesbank ab und bringt ihn in eines seiner Cash-Center. Das ist ein Gebäude, in dem Maschinen Geld sortieren und prüfen. Wahrscheinlich heißt das Unternehmen Prosegur, Ziemann oder Loomis. Denn diese drei Geldtransportunternehmen teilen sich den deutschen Markt. Allein Marktführer Prosegur transportiert täglich 500 Millionen Euro durch die Republik und betreibt 20 Cash-Center in Deutschland.

Das Transportunternehmen packt Zwanni im Cash-Center in eine Geldautomatenkassette. Moderne Banknotenzähl- und -bearbeitungsgeräte erfassen dabei seine Seriennummer. Bargeld-Experte Alfred Schmidt sagt: „Maschinen, die Seriennummern lesen können, werden inzwischen flächendeckend eingesetzt.“ Mindestens eines der Unternehmen speichert die erfassten Seriennummern auch. Es gibt sie an ein Start-up weiter, das diese Daten sammelt und für Sicherheitsbehörden auswertet. Mehr darüber berichten wir im anderen Teil dieser Recherche.

Etappe 3: Zwanni landet im Geldautomaten

Ein bewaffneter Bargeldlieferant fährt die Geldkassette, in der auch Zwanni steckt, zu einem der locker 50.000 Geldautomaten in Deutschland und steckt sie hinein. Mit einiger Wahrscheinlichkeit lässt sich auch diese Etappe von Zwanni nachverfolgen. Das legt eine Aussage des BKA gegenüber netzpolitik.org nahe. Demnach seien Seriennummern zur Aufklärung von physischen Angriffen auf Geldautomaten relevant. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die eingelagerten Seriennummern in mindestens einigen Fällen vorliegen.

An dieser Stelle von Zwannis Reise zeigt sich ein potenzielles Datenschutz-Problem. Denn der Geldautomat ist ein vulnerabler Punkt des Bargeldkreislaufs. Hier kann ein Schein theoretisch mit dem Konto verknüpft werden, von dem das Geld ausgezahlt wird. Das bestätigt die Polizei Niedersachsen auf Anfrage. Demnach ist es beispielsweise vorstellbar, dass die Polizei „in geeigneten Konstellationen/im konkreten Einzelfall“ Banken anweist, die Seriennummern von Banknoten aufzuzeichnen, die sie an eine bestimmte Person ausgibt.

Die Technologie dafür gibt es bereits seit vielen Jahren. Das Unternehmen Wincor Nixdorf, heute: Diebold Nixdorf (DN), hat bereits 2010 eine Geldkassette für Geldautomaten vorgestellt, die Seriennnummern der Scheine darin aufzeichnet. Die Kassette loggt auch, wann und wo auf die Scheine zugegriffen wird, und schickt die Daten an einen Server. DN schreibt auf Anfrage: „Jegliche Implementierung, Speicherung und Weiterverwendung der Banknoten-Seriennummern liegt im Ermessen des jeweiligen Finanzinstituts und muss den lokalen gesetzlichen Bestimmungen entsprechen.“

Zwanni unter Verdacht

Wir wissen also nicht, ob der Geldautomat Zwannis Seriennummer erfasst und mit dem Konto seines neuen Besitzers verknüpft. Das kann passieren, muss aber nicht. Es gibt aber einen Fall, in dem die Seriennummern von Geldscheinen immer mit Kontonummern verknüpft werden: bei Falschgeldverdacht.

Aus einem Beschluss der Europäischen Zentralbank von 2010 geht hervor, dass Bankautomaten, die Bargeld annehmen, fälschungsverdächtige Banknoten einem Kontoinhaber zuordnen können müssen. Wenn beispielsweise ein Ein- und Auszahlungsautomat, auch Cash-Recycler genannt, einen Schein nicht sicher als echt identifizieren kann, legt der Automat diesen Schein in einem Extrafach zur erneuten Prüfung ab und es geht ein Bericht mit der Seriennummer des Scheins und der Kontonummer zur versuchten Einzahlung an die Polizei. Ein solcher Bericht ist auch Pflicht, wenn Geldtransportunternehmen oder die Bundesbank Falschgeld finden.

Cash-Recycler gelten in der Branche als Zukunftstechnologie. Denn wenn die Geräte nicht nur Geld ausgeben, sondern auch annehmen können, muss man sie nicht ständig nachfüllen. Das spart Kosten für Geldtransporte. Und die Bundesbank schreibt: Einige Cash-Recycler können selbstständig Seriennummern lesen und speichern.

Die Seriennummererfassung im Cash-Recycler sei allerdings nicht dauerhaft scharf gestellt, schreibt der Bankautomatenhersteller Diebold-Nixdorf auf netzpolitik.org-Anfrage. Diese Funktion werde nur „auf Anfrage des betreffenden Finanzinstituts und/oder der entsprechenden Strafverfolgungsbehörde eingesetzt.“ Auf Wunsch könne das Gerät sogar gezielt Seriennummern anhand von Listen suchen.

Du hast Überwachungsinstrumente im Portemonnaie

Technisch möglich wäre also Bargeld-Tracking am Automaten. Welche Anbieter reizen das aus? Die Betreiber zeigen sich auf netzpolitik.org-Anfrage mäßig transparent. Die Deutsche Bank antwortet nur ausweichend auf eine von 17 Fragen: „Sofern im Rahmen von Cash-Recyling Banknoten wieder an den Kunden ausgegeben werden, stellt die Deutsche Bank sicher, dass diese vollständig geprüft werden.“

Sparkasse und Commerzbank antworten gar nicht. Die GLS Bank verweist an die Reisebank, die ihre Einzahlungsautomaten betreut. Die Reisebank schreibt, sie habe kein Bestreben, Sicherheitsvorkehrungen offenzulegen. Die DZ Bank verweist an den Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, der wiederum an die Deutsche Kreditwirtschaft.

Dieser Zusammenschluss verschiedener Bankenverbände antwortet: „Bei falsch-verdächtigen Banknoten werden Informationen zur Banknote ausschließlich temporär auf dem Gerät gespeichert. Eine Übermittlung dieser Daten erfolgt nicht. Sie dienen dem Kreditinstitut ausschließlich zur Rückverfolgung eines Einzahlvorgangs bei Falschgeldverdacht.“

Außerdem schreibt die Deutsche Kreditwirtschaft: „Es findet keine allgemeine, institutsübergreifende Erfassung der Seriennummern von Banknoten statt.“ Offen bleibt damit, inwiefern Seriennummern innerhalb einzelner Institute getrackt werden.

Etappe 4: Zwanni darf ins Portemonnaie

Für diesen Moment war Zwanni bestimmt, seit er bedruckt wurde: Ein Mensch befreit ihn aus dem Bankautomaten und steckt ihn ins Portemonnaie zu ein paar anderen Scheinen, die schon länger im Umlauf sind.

Ab hier könnte sich Zwannis Datenspur verlieren. Er könnte in einem Sparschwein landen und dort für viele Jahre untertauchen. Oder sein Schicksal führt ihn an einen der zahlreichen weiteren Orte, wo Seriennummern erfasst werden können. In ein Casino? In die Wohnung eines Kokain-Dealers, der bei einer Razzia auffliegt? In einen Fahrkartenautomaten, im Austausch gegen ein Ticket nach Pullach? Einen Parkautomaten, der ihn mit einem Auto-Kennzeichen verknüpfen kann? Einen Glücksspiel- oder einen Zigarettenautomaten, der auch den Personalausweis scannt? Die Selbstbedienungskasse eines videoüberwachten Supermarktes?

Mit stetig wachsender Wahrscheinlichkeit landet Zwanni früher oder später wieder in einer Maschine, die seine Seriennummer liest. Neben CI Tech Sensors baut beispielsweise auch Japanese Cash Machine (JCM) Banknotenmodule, die Seriennummern erfassen. JCM bietet auch eine Software an, die den Geldbestand in Automaten zentral überwachen kann.

Wie verbreitet Bargeld-Tracking jetzt schon ist, zeigt ein Beispiel aus Berlin. Dort erfasst sogar ein Automaten-Späti die Seriennummern – also ein kleiner Laden, wo man an Automaten Snacks und Getränke ziehen kann. Der Betreiber schreibt netzpolitik.org, das Tracking sei nötig für „bestimmte Compliance-Anforderungen“. Mehr noch: Seine Automaten seien in einer Cloud vernetzt, so dass sich beispielsweise Umsätze und Füllstände aus der Ferne abrufen lassen.

Etappe 5: Zwanni wird schon wieder chauffiert

Stellen wir uns vor, dass Zwannis Besitzer ihn im Supermarkt gegen seinen Wocheneinkauf eintauscht. Inmitten eines ganzen Stapels mehr oder weniger abgegriffener Zwanziger landet Zwanni in der Supermarktkasse. Wenn er nicht sogleich wieder als Wechselgeld herausgegeben wird, kommt er nach Feierabend der kassierenden Person in einen Beutel. Zum Marktschluss wird dieser von einem Geldtransportunternehmen abgeholt. Vielleicht ja sogar dem gleichen, das Zwanni schon von der Bundesbank zum Geldautomaten gebracht hat.

Die Transportunternehmen sind zentrale Punkte im Bargeldkreislauf. Immer wieder kommen die Scheine bei Ihnen vorbei. Und auch diesmal geht es für Zwanni wieder in ein Cash-Center und er durchläuft eine Maschine, die seine Seriennummer erfassen kann. Bei der Banknotenbearbeitung wird das Geld jeder einzahlenden Institution getrennt geprüft und gutgeschrieben. Die Trennung erfolgt beispielsweise durch „Headerkarten“. Die Geldtransportunternehmen können somit erfasste Seriennummern teils sogar einzelnen Kassenschichten zuordnen.

Aber tun sie das auch? Die Geldtransportunternehmen Ziemann und Loomis haben auf Fragen von netzpolitik.org nicht geantwortet, ebenso die Bundesvereinigung deutscher Geld- und Wertdienste. Marktführer Prosegur lässt über eine PR-Agentur antworten: „Seriennummern sind nicht im Dienstleistungs-Fokus von Prosegur. Natürlich verfügen unsere Einzahllösungen über entsprechende Schutz- und Prüfmaßnahmen, zu denen wir uns aus Sicherheitsgründen nicht äußern.“

Etappe 6: Zwanni kommt zurück zur Bundesbank

Es ist wahrscheinlich, dass Zwanni die Etappen Geldautomat, Portemonnaie, Kasse, Geldtransporter mehrfach durchläuft. Aber im Schnitt 1,45 Mal pro Jahr bringen die Transportunternehmen eine Banknote wieder zurück zur Deutschen Bundesbank, um sie auf eigene Rechnung oder im Namen von Geschäftsbanken und Unternehmen einzuzahlen. Auch Zwanni ist eines Tages dabei.

Dort wird er abermals maschinell gescannt und sortiert. Die Bundesbank nutzt dafür Maschinen vom Typ BPS M7 vom Hersteller G+D. Auch diese Geräte können Zwannis Seriennummer lesen.

Alfred Schmidt sagt: „Die Seriennummerlesung fällt einfach an, sie ist zunächst in den Daten vorhanden. Und es ist ein- und abschaltbar, ob die Nummer gespeichert wird. Es ist kein Aufwand, die Daten zu speichern und für eine gewisse Zeit vorzuhalten.“

Die Geräte können sogar im Strom der einlaufenden Scheine nach bestimmten Seriennummern suchen. Der Hersteller bietet eine Fernwartungssoftware an, mit der sich Seriennummer-Suchlisten unkompliziert in der Maschinenflotte aktualisieren lassen. Mit einem solchen Alarmsystem ließe sich ausmachen, in welchem Laden in welcher Stadt ein gesuchter Schein ausgegeben wurde – also wo sich beispielsweise ein gesuchter Erpresser aufhält.

Wenn Zwanni also irgendwo auf seiner Reise nicht in guten Händen war und ins Visier von Ermittlungsbehörden geriet, könnte er jetzt auffliegen. Aber die Bundesbank nutzt diese Technologie nach eigenen Angaben nicht. Die Behörde schreibt: „Zwar bietet der Hersteller diese Funktionalität tatsächlich an, jedoch findet ein solches Listenverfahren bei uns aus grundsätzlichen Erwägungen keine Anwendung.“ Ein umfassendes Bargeld-Tracking sei zudem zu teuer für den erwartbaren Nutzen, schreibt die Bundesbank auf Anfrage.

Abschied von Zwanni

In gewissen Fällen erfasst die Bundesbank durchaus Banknoten-Seriennummern. Zum Beispiel wenn sie die Lebensdauer von Scheinen untersucht. Dabei geht es laut Bundesbank nur um spezifisch abgegrenzte Banknotengruppen. Die würden beispielsweise mit anderen Farben oder Lacken bedruckt, um zu testen, ob sie so widerstandsfähiger gegen Defekte oder Verschmutzungen werden. Wäre Zwanni also ein solcher Spezialschein mit ungewöhnlicher Lackierung, dann würde die Bundesbank ihn tracken. Das ist er aber nicht. Zwanni ist ein ganz gewöhnlicher Zwanziger.

Zwannis zweiter Besuch bei der Bundesbank entscheidet maßgeblich über seine Zukunft. Die Bundesbank prüft, ob die gebrauchten Banknoten noch hübsch genug sind, um ihnen eine erneute Reise durch den Kreislauf zuzutrauen. Falls nicht, landen sie im Schredder – laut Bundesbank ohne Erfassung der Seriennummern.

Es wäre allzu traurig, Zwannis Geschichte jetzt schon im Schredder enden zu lassen. Druckfrisch ist er nicht mehr, seine Falten sind nicht zu übersehen und wie vorausgesagt, war zwischenzeitlich eine Ecke geknickt, aber er tut’s noch. Als Banknote in umlauffähigem Zustand kommt Zwanni also wieder in den Umlauf – und wird schon wieder von einem Geldtransportunternehmen gescannt.

In einem weiteren Teil dieser Recherche zu Bargeld-Tracking steht, wer versucht, die Informationen über Zwannis Leben zusammenzuführen. Und wie Sicherheitsbehörden bereits jetzt für Ermittlungen Scheine tracken.



Source link

Weiterlesen

Beliebt