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Porsche Cayenne Electric: Der Interims-Hoffnungsträger


Porsche ist nach einer Reihe strategischer Fehlentscheidungen in einem stark fordernden geschäftlichen Umfeld ins Schleudern geraten. Der rapide Wertverlust ließ die Porsche-Aktie aus dem DAX fallen. Dass es den Porsche Macan in Deutschland und den USA ausschließlich als Elektroauto gab, war nicht hilfreich. Daher will Porsche das erfolgreiche Modell ab 2028 auch wieder mit Verbrennungsmotor anbieten. Bis dahin, so die Hoffnung, soll es der Porsche Cayenne Electric richten. Er wird zum Interims-Hoffnungsträger.

Der Cayenne Electric muss neue Maßstäbe setzen, damit er sich in China und vor allem in den USA gut verkauft. Reichweite und Ladeleistung sind dabei so entscheidend wie die von der Marke erwartete Agilität. Leistung ist in Zeiten der Elektromobilität kein wichtiges Unterscheidungsmerkmal mehr. Es kommt vielmehr darauf an, wie fahrdynamisch sie das Auto auf die Straße bringt. Darin hat Porsche immer noch einen weltweiten Vorsprung. Allerdings wiegt der Cayenne Electric trotz seiner gewichtssparend tiefen Integration der Batterie immer noch rund 2,6 Tonnen.


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Das kommende SUV von Porsche wurde nicht nur schnell gefahren, es wurde in Schrittgeschwindigkeit in Situationen gebracht, die garantiert kein Kunde nur annähernd riskieren würde. (Bild:

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Auf Basis der PPE-Plattform, die Porsche gemeinsam mit Audi entwickelt hat, nutzt der Cayenne 108 von 113 kWh Bruttokapazität. Zum Vergleich: Der Porsche Macan hat 100 kWh brutto. Die Cayenne-Pouchzellen haben Graphit-Silizium-Anoden und NMCA-Kathoden mit einem Nickelanteil von 86 Prozent. Das resultiert in einer rund sieben Prozent höheren Energiedichte als beim Porsche Taycan. Die volumetrische Energiedichte, aber auch die Crashstruktur profitieren davon, dass die Batterie Teil der Fahrzeugstruktur ist. Die Bauweise ermöglicht es, einzelne Module des Akkus zu ersetzen. Dazu kann die Batterie nach unten abgesenkt werden.

Um die höchste Leistung beim Laden und Entladen herauszuholen, ohne die Lebensdauer zu beeinträchtigen, verwendet Porsche beim Cayenne Electric zwei Kühlplatten. Im Macan Electric ist es nur eine. Mit zwei Lüftern steigt die Effizienz der Kühlung um 15 Prozent. Diese ist auch nötig, damit der Cayenne die Spitzenladeleistung von 400 kW schafft. Damit soll es nur gut 15 Minuten dauern, um die Akkus von 15 auf 80 Prozent zu füllen – unter idealen Bedingungen, versteht sich. Auch die Ladeinfrastruktur muss diese Ladeleistung natürlich erst einmal liefern können. Meistens ist in Deutschland derzeit bei 300 kW die Spitze erreicht.

Eine kurze Rückrechnung zeigt, was Porsche verspricht. Das Fenster zwischen 15 und 80 Prozent entspricht 70,2 kWh netto. Wenn das in 15 Minuten nachgefüllt sein soll, müsste die durchschnittliche Ladeleistung bei 281 kW liegen – zuzüglich der Ladeverluste. Zur Orientierung: BMW kommt im brandneuen iX3 mit einer ähnlich großen Batterie zwischen 10 und 80 Prozent auf 217 kW Ladeleistung netto. Der Cayenne wäre also nochmals erheblich schneller.

Porsche erreicht laut Datenblatt bis zu einem SoC (State of Charge) von etwa 55 Prozent eine maximale Ladeleistung von über 350 kW. So sauge der Cayenne Electric im optimalen Fall in zehn Minuten Strom für 300 km im WLTP, verspricht der Hersteller. Eine vorausschauende Batterietemperierung heizt oder kühlt die Batterie je nach Wetter, Route oder Fahrstil vorausschauend und optimiert so die Ladeleistung sowie die Lebensdauer der Zellen. Dass die AC-Ladeleistung beim Cayenne Electric nur 11 kW beträgt, soll sich im Laufe des Modellzyklus noch ändern. Beim induktiven Laden liegt die Leistung stets über zehn kW.


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Die E-Maschinen sind intensiv ölgekühlt, wie im Rennsport gelernt. (Bild:

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Das vorläufige Top-Modell, der Cayenne Electric Turbo liefert mit Launch Control kurzfristig mehr als 800 kW (Dauerleistung 600 kW) und erreicht dabei bis zu 1500 Nm Drehmoment. Das ermöglicht eine Sprintzeit von weniger als drei Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 270 km/h. Per „Überholknopf“ kommen kurz weitere 100 kW hinzu. Der für später geplante Cayenne Turbo S soll mit der gleichen Technik noch höhere Leistungen bringen.

Die ölgekühlte permanenterregte Synchronmaschine (PSM) an der Hinterachse führt das Öl unmittelbar an den stromführenden Bauteilen vorbei. Weil damit die Hitze abgeführt wird, wo sie entsteht, bleibt der Motor auch bei hoher Belastung standfest und behält den größten Teil seines Wirkungsgrads von bis zu 98 Prozent. Diese Technik hat Porsche für den E-Rennsport mit dem GT4 e-Performance entwickelt. Auch der Pulswechselrichter mit Siliziumkarbid-Halbleitern und die Rekuperation mit bis zu 600 kW erreichen Rennsportniveau – rund 97 Prozent der Bremsvorgänge übernehmen die E-Maschinen, schreibt Porsche.

Ein Batterierahmen ist ebenso wenig nötig wie Verstärkungen. So wird die Struktur steifer, der Schwerpunkt sinkt, was der Fahrdynamik zugutekommt: Die Aufbauhöhe ist um rund etwa drei Zentimeter geringer als im noch aktuellen Modell. Auch die Raumökonomie wird besser, wie die erste Sitzprobe bestätigt: Vorn und hinten sitzt man deutlich tiefer als bisher.

Der Cayenne Electric ist das erste Porsche-SUV mit aktivem Fahrwerk dank Luftfederung und vernetzt schaltbarem Dämpfer. Karosseriebewegungen werden bei Fahrmanövern automatisch auf ein Minimum reduziert. Das „elektronische Porsche Traction Management“ (ePTM) regelt binnen fünf Millisekunden – fünfmal schneller als herkömmliche Systeme, verspricht Porsche. Torque Vectoring und eine optional erhältliche Keramikbremse runden das Paket ab.

Die Hinterachslenkung schlägt die Räder um bis zu fünf Grad ein und steigert das Agilitätsgefühl. Zudem verringert sie den Wendekreis um einen auf 11,1 Meter. Der Nutzwert, den das „U“ in „SUV“ andeutet, ist auch gegeben: Mit dem optionalen sogenannten „Offroad-Paket“ zieht er bis zu 3,5, serienmäßig drei Tonnen.


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Die Bedienung verlässt sich großenteils auf Touchflächen. Wie lange das wohl noch so weitergeht? (Bild:

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Vor dem Fahrer befindet sich das weiterentwickelte Curved-Display aus dem Taycan, ergänzt um ein Head-up-Display mit Augmented Reality. In der Mitte thront ein großer Touchscreen. Insgesamt sollen Fahrer und Passagiere von 50 Prozent mehr Bildschirmfläche als beim aktuellen Modell profitieren. Darunter befindet sich eine einwärts gebogene Bedienfläche. Mithilfe einer Handauflage, die Porsche „Ferry-Pad“ nennt, soll man deren virtuellen Knöpfe treffsicher bedienen können. Das wirkt fast ein Eingeständnis, dass physische Bedienelemente eigentlich besser wären.

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(fpi)



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