Digital Business & Startups
Schluss mit Berlin vs. München
#Gastbeitrag
Wir müssen die Startup-Kleinstaaterei endlich ad acta legen! Deutschland ist zu klein für Konkurrenzkämpfe. Gründer:innen brauchen mehr denn je das Zusammenspiel von Stärken, nicht die Abgrenzung voneinander. Ein Gastbeitrag von Frizzi Engler-Hamm und Laura Möller.
Seien wir ehrlich: Interessiert uns “Boston vs. Big Apple” oder “Shanghai vs. Shenzhen”? Nein! Wir schauen, was die US-Amerikaner:innen und die Chines:innen machen. Punkt. Warum sollte über unsere Landesgrenzen hinaus dann jemand ein wirklich tiefes Interesse daran haben, ob nun München oder Berlin der bessere Startup-Standort ist?
Fakt ist: Deutschland ist zu klein für Konkurrenzkämpfe innerhalb der Startup-Szene. Die Gründer:innen und Macher:innen brauchen heute mehr denn je das Zusammenspiel von Stärken, nicht die Abgrenzung voneinander.
Mag sein, dass Berlin und München beispielsweise das KI-Startup-Ökosystem dominieren und hier zusammen etwa 50 Prozent aller deutschen KI-Startups beheimatet sind. Mag sein, dass der Zweikampf zwischen der Bundes- und der bayerischen Hauptstadt medial gut funktioniert. Wo Reibung ist, entsteht Energie, ja. Aber doch gern so, dass es fürs ganze Land nach vorn geht.
Denn auch Städte wie Heidelberg, Aachen, Dresden, Karlsruhe, Darmstadt, Köln und Potsdam – die Liste ist gewiss länger! – sind wichtige Talentschmieden. Besonders dann, wenn die Nähe zur Forschung stimmt. Wenn wir dieses Potenzial bündeln, steigen Chancen für unsere Wirtschaft als Ganzes. Es braucht Forschungs-Transfer, Innovation und Gründer:innen-Power – weit über die Grenzen lokaler Duelle hinaus.
Unerbittlicher Wettlauf: Deutschland muss Kräfte bündeln
Deutschland, aber auch Europa leiden unter Fragmentierung, regulatorischem Ballast, geringem VC-Volumen – und rutschen gegenüber den USA und China ins Hintertreffen. Finanzierungsrunden wie jene von Green Flexibility, Helsing oder Amboss zeigen Möglichkeiten. Deutschland ist aber noch lange nicht fit, was Fundingvolumen über 100 oder 200 Millionen Euro angeht. Hier braucht es politischen Willen und unternehmerischen Spirit, um international zu zeigen: Hier geht was.
Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Thema Transfer. Noch immer klafft eine große Lücke zwischen Forschung und Wirtschaft. Das können wir uns schlicht nicht leisten. Um mehr Innovationen auf die Straße zu bringen, müssen Standorte übergreifend denken und zusammenarbeiten. Deutsche Forschungseinrichtungen sind Schatzkästchen wissenschaftlicher Innovationen mit realem Anwendungspotenzial. Aber ohne breite Transfer-Initiativen bleiben viele Erkenntnisse akademisch. Den zehn Startup Factories, die nun deutschlandweit ans Werk gehen, kann dabei eine große Rolle beikommen. Auch hier gilt: Gemeinsame Stärken müssen zusammen gedacht werden..
Wer auf die Zukunft setzen will, muss gestalten. Mit gebündelter Innovationskraft, Netzwerken und Best Practices – aus Berlin und München und überall, wo Großartiges geleistet wird – kann Deutschland international sichtbarer und wettbewerbsfähiger werden. Vernetzt und gemeinsam stark. Talente, die es unbedingt braucht, wandern schließlich dort hin, wo Wachstum, Vernetzung und Chancen sind.
Essentiell wird dabei der beschleunigte Transfer von Spitzenforschung in marktfähige Produkte. Programme wie die von AI NATION können beispielgebend sein: sie öffnen den Eintritt zu Forschungseinrichtungen, bieten Mentoring, ermöglichen Zugang zu Netzwerken, die sonst schwierig zugänglich sind und Pitch-Gelegenheiten – über Landesgrenzen hinweg. Der Austausch zwischen Universitäten, Gründungsprogrammen und Mittelstand darf sich nicht in Stadt- oder Landesgrenzen verlieren.
Fragmentierung kostet Chancen. Der internationale Wettbewerb zeigt uns mit aller Deutlichkeit: Wir müssen endlich größer denken, als nur im internen Vergleich. Also Schluss mit der Kleinstaaterei – es ist Zeit für ein kraftvolles Gemeinsam. Für eine Startup- und KI-Nation, die Potenziale erkennt, Wissen teilt und Innovation in marktfähige Produkte übersetzt. Dann entsteht nicht nur Wohlstand, sondern Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit auf Augenhöhe mit globalen Playern.
Über die Autorinnen
Frizzi Engler-Hamm, CEO des MUNICH INNOVATION ECOSYSTEM, und Laura Möller, CEO der Startup Factory UNITE, sind Co-Initiatorinnen von AI NATION, einer bundesweiten Förder- und Wachstumsplattform für wissenschafts- und technologiegetriebene Startups im Bereich Künstliche Intelligenz.
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