Künstliche Intelligenz
Soziale Netze werden versuchen, Unter-16-jährige Australier auszuschließen
„Age bans won’t work“, verweist Tiktok auf Experteneinschätzungen. „Rechtliche Altersgrenzen werden nicht funktionieren.“ Dennoch wird der chinesische Videodienst das im Eilverfahren beschlossene australische Soziale-Netze-Verbot für alle Unter-16-Jährigen nach bestem Bemühen, wie vorgeschrieben, ab 10. Dezember umsetzen. Das hat eine Vertreterin am Dienstag (Ortszeit) bei einer Anhörung im Senat Australiens betont. Sie verwies allerdings darauf, dass das Verbot Kinder in Ecken des Internet drängen werde, wo überhaupt keine Regeln eingehalten würden.
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Auch Vertreterinnen Meta Platforms und Snaps, das den Messaging-Dienst Snapchat betreibt, gelobten, sich um Einhaltung der von ihnen abgelehnten Vorschriften bemühen zu werden. Snap vertritt den Standpunkt, laut Gesetzestext vom Verbot ausgenommen zu sein. Das Gesetz enthält eine Ausnahme für Dienste, die ausschließlich oder primär für Sprachverbindungen, Videotelefonate und/oder Messaging genutzt werden. Und australische Snapchat-Nutzer würden 75 Prozent der Nutzungszeit genau diese Teile des Angebots nutzen. Außerdem könnten Nutzer nicht ungefragt mit andere Nutzern kommunizieren, das sei erst nach beidseitiger Zustimmung möglich. Überdies könnten Erziehungsberechtigte Einblick in die Nutzung ihrer Kinder nehmen.
Doch die Datenschutzbehörde und der Esafety Commissioner Australiens haben Snap die Anwendung dieser Ausnahmebestimmung verweigert. Snap fühlt sich im Vergleich zu Whatsapp, Facebook Messenger und iMessage ungerecht behandelt, wird sich der Entscheidung aber beugen.
Meta Platforms unterstrich, dass Australiens Altersgrenze von 16 Jahre weltweit einzigartig sei. Die Systeme des Konzerns seien darauf trainiert, Unter-13-Jährige sowie Unter-18-Jährige auszumachen. Meta werde versuchen, fortan Australische 14- und 15-Jährige auszumachen, doch sei dies notwendigerweise weniger zuverlässig. Überhaupt setze Meta auf „age assurance“ nicht unbedingt auf „age verficiation“; letzteres verlange den Bezug auf ein amtlich festgestelltes Geburtsdatum, also in der Regel amtliche Ausweise. Konkret setze Meta auf den externen Dienstleister Yoti, der Nutzer vor die Wahl stellt, einen Ausweis vorzulegen oder ein Video von sich selbst hochzuladen, anhand dessen das Alter geschätzt wird. Diese Daten erhält Meta aber nicht, sie verbleiben bei Yoti.
Junge Nutzer können Konten einfrieren
Wie die Umsetzung des Verbots aus Nutzersicht aussehen wird, ist im Detail ungeklärt und könnte sich zwischen den drei Anbietern in Details unterscheiden. Grundsätzlich soll es auf die Wahl zwischen Kontolöschung und Kontodeaktivierung hinauslaufen. Letzteres erlaubt spätere Reaktivierung. Hinzu kommen bei Snap und Tiktok Angebote zum Download eines Archivs beziehungsweise der eigenen Inhalte.
Snap betonte, einen „humanen Zugang“ zu suchen. Gerade für Nutzer, die zum Stichtag 10. Dezember 2025 kurz vor ihrem 16. Geburtstag stehen, wäre es schmerzhaft, würde ihr Konto zwangsweise gelöscht. Anwender, die irrtümlich für 15 oder jünger gehalten werden, könnten sich durch Vorlage eines amtlichen Ausweises freibeweisen.
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Insgesamt dürften in Australien größenordnungsmäßig 1,5 Millionen Konten betroffen sein. Meta erwartet, zirka 150.000 Facebook-Konten und doppelt so viele Instagram-Zugänge zu deaktivieren. Tiktok zählt nach eigenen Angaben rund 200.000 australische Konten, deren Altersangabe 13 bis 15 Jahre ist. Bei Snap sind es 440.000. Wie Meta setzt auch Snap auf automatisierte Systeme, die das Nutzerverhalten analysieren und versuchen, Konten mit fälschlich höheren Altersangaben zu finden und zu deaktivieren.
Ein Senator wollte bei der Anhörung von den drei Datenkonzernen wissen, wie australische Behörden das Kinderverbot durchsetzen sollen, wenn Erziehungsberechtigte ihren eigenen Kindern dabei helfen, das Verbot zu umgehen. Dabei gestand er ein, dass das nicht Problem der Anbieter sei. Eine wirkliche Antwort hat er nicht erhalten.
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Inquiry „Internet Search Engine Services Online Safety Code“
by the Australian Senate Environment and Communications References Committee
(ds)