Künstliche Intelligenz
Taugen iPhones für Kinofilme? 28 Years Later und June & John im Heimkinotest
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Apple wirbt bei jeder neuen iPhone-Generation, dass deren Kameras inzwischen selbst professionellen Ansprüchen von Hollywood-Regisseuren genügen würden. Und tatsächlich sind dieses Jahr zwei Filme erschienen, die ausschließlich mit iPhones gedreht wurden: Der Horror-Film 28 Years Later von Danny Boyle und das Road-Movie June & John von Luc Besson.
Beide Filme sind inzwischen auf Ultra HD Blu-ray (UHD) sowie auf Blu-ray Disc und als Stream bei AppleTV erhältlich. Insbesondere an den UHD-Ausgaben zeigt sich, ob die iPhones tatsächlich mit Profikameras mithalten können, oder ob die 4K-Discs nur die Mängel der kleinen Kamerasensoren aufdecken.
In diesem Heimkinotest schauen wir auf die Technik und vergleichen beide Filme in den verschiedenen Disc- und Stream-Ausgaben. Auf den nächsten Seiten klären wir die Fragen: Ist das die Zukunft des Kinos oder nur eine technische Spielerei? Und taugen die Filme auch inhaltlich etwas?
„28 Years Later“ wird übrigens bereits Mitte Januar im Kino mit „The Bone Temple“ fortgesetzt. Genau der richtige Zeitpunkt also, sich mit dem Auftakt der neuen Trilogie näher zu beschäftigen.
28 Years Later startet eine neue Trilogie, deren Handlung auch ohne die ersten beiden Filme verstanden werden kann. Alfie Williams (r.) als Spike, muss sich von seinem Vater Jamie (Aaron Taylor-Johnson, links) emanzipieren.
(Bild: Sony)
Kino für die Hosentasche
Es gab eine Zeit, da wurde die Ankündigung, ein Kinofilm sei mit einem Smartphone gedreht worden, bestenfalls als PR-Gag belächelt. Tangerine L.A. (2015) von Sean Baker war der erste Paukenschlag, der Sundance eroberte und zeigte, dass das iPhone 5s genug Dynamik besaß, um Kinogeschichte zu schreiben.
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Steven Soderbergh legte mit dem klaustrophobischen Thriller Unsane (2018) und dem Sportdrama High Flying Bird (2019) nach und bewies, dass die kleine Linse nicht nur Budget spart, sondern eine völlig neue, intime Ästhetik ermöglicht. Heute, wo die Sensoren von Apples Pro-Modellen fast schon in Bereichen wildern, die früher ARRI und RED vorbehalten waren, ist das Shot-on-iPhone-Label kein Gimmick mehr, sondern eine bewusste ästhetische Entscheidung.
June & John ist eine rasante Action-Komödie, in der Matilda Price als June (rechts) das langweilige Leben von John (Luke Stanton Eddy, links) aufmischt.
(Bild: Capelight)
In diesem Jahr trafen zwei Schwergewichte des europäischen Kinos mit genau diesem Ansatz aufeinander, allerdings unter völlig unterschiedlichen Vorzeichen. Auf der einen Seite Danny Boyle, der britische Visionär, der nach fast drei Jahrzehnten zu seinem kultisch verehrten „Zombie“-Franchise zurückkehrt (genau genommen sinds ja Infizierte, keine Untoten). Sein 28 Years Later ist ein 75-Millionen-Dollar-Blockbuster, gedreht auf dem iPhone 15 Pro Max.
Auf der anderen Seite Luc Besson, der französische „Cinéma du look“-Pionier, der während des Covid-Lockdowns mit minimaler Crew und (vermutlich) einem iPhone 11 Pro durch Los Angeles zog, um mit June & John eine anarchische Liebeserklärung an das Filmemachen selbst zu drehen.