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Warum Erfolg oft mehr über Menschen verrät als Niederlagen

Es gibt Menschen, die können verlieren. Und es gibt Menschen, die können es nicht. Genauso beim Gewinnen. Und dann gibt es Gründer – die müssen beides können. Was gute Gewinner und Verlierer ausmacht, klärt Mawave-Gründer Jason Modemann in seinem Founder’s Diary.
Ich bin jemand, der beim Sport, beim Spielen, im Alltag und im Business Vollgas gibt. Ich bin ziemlich ehrgeizig und will gewinnen. Immer. Und oft tue ich das auch – sehr zum Leidwesen meiner Freunde und Kollegen, die mittlerweile ungern „nur kurz eine Runde“ gegen mich antreten.
Aber natürlich verliere ich auch. Und das ist auch gut so. Denn im Leben – insbesondere als Gründer – bringt dich weder ständiges Gewinnen noch ständiges Verlieren weiter. Entscheidend ist, dass du beide Skills drauf hast.
Siege und Rückschläge formen dich als Gründer. Aber was macht einen guten Gewinner aus? Und was einen guten Verlierer?
Gewinnen ohne abzuheben
Viele glauben, Gewinnen sei der leichte Teil und Verlieren der schwierige. Ich sehe das anders. Denn ein Sieg zeigt den Charakter eines Menschen oft deutlicher als jede Niederlage.
Erfolg verleitet schnell zu Selbstüberschätzung und Arroganz – das erlebe ich bei Bewerbern, Geschäftspartnern und auf LinkedIn ständig. Nach einem großen Kunden, einem erfolgreichen Monat oder einem viralen Post denken viele: Ich bin besser als der Rest. Genau da wird’s gefährlich. Erfolg verführt oft dazu, abzuheben, Risiken falsch einzuschätzen und sich für unantastbar zu halten. Es gibt Menschen, die plötzlich so auftreten, als hätten sie die Welt verstanden – laut, überheblich, unangenehm. Für mich ist das eine absolute Red Flag.
Und genau hier zeigt sich, was einen guten Gewinner wirklich ausmacht: nicht der Sieg selbst, sondern der Umgang danach. Damit ein Sieg dich nicht verändert, brauchst du ein Gegengewicht. Vor einigen Jahren habe ich vier Werte für mich definiert, die mein Leben prägen und auch weiter prägen sollen. Einer davon ist “Stay humble”: Gerade als Gründer muss man meiner Meinung nach ein gesundes Maß finden zwischen berechtigtem Stolz und echter Bodenhaftung. Klar: Du darfst dich über jeden Sieg freuen. Du darfst feiern, anerkennen, genießen. Aber du darfst nie vergessen, dass ein Erfolg nie nur dein eigener ist. Er basiert auf Team, Timing, Markt, Glück und Momentum.
Mir hilft es extrem, Menschen um mich herum zu haben, die mich immer wieder daran erinnern. Meine Frau ist zum Beispiel jemand, der mir sofort spiegelt, wenn ich zu sehr abhebe – genau das hält mich geerdet.
Verlieren ohne liegen zu bleiben
Im Business verlierst du ständig und auf allen Ebenen: Du verlierst Pitches, auf die du wochenlang hingearbeitet hast. Du verlierst Mitarbeitende, an die du geglaubt hast. Du verlierst Deals in letzter Sekunde, Budget wegen Marktumbrüchen oder Zeit, weil du auf die falsche Strategie gesetzt hast. Verlieren zu können ist ein Skill, ohne den kein Gründer lange überlebt.
Wenn du zu oft verlierst und keine Resilienz hast, resignierst du irgendwann. Du ziehst dich zurück, gibst auf. Aber genau das darf dir als Gründer oder Leader nicht passieren.
Was mir dabei hilft: zu akzeptieren, dass Verluste wehtun dürfen und trotzdem handlungsfähig zu bleiben. Ein guter Verlierer ist nicht der, der Niederlagen wegdrückt oder ignoriert. Sondern der, der sie zulässt, ohne sich komplett von ihnen einnehmen zu lassen. Bei mir beginnt das immer mit zwei Gedanken: Erstens, Niederlagen sind normal. Jeder verliert mal, niemand bleibt davon verschont. Zweitens, Emotionen – Enttäuschung, Wut, Frust – sind okay, aber sie dürfen nicht bestimmen, wie es weitergeht. Denn ein Team orientiert sich immer an der Führungskraft. Nicht nur fachlich, sondern auch emotional.
Deshalb gehört für mich zum Verlieren-Können ein weiterer Aspekt: Wie viel von einer Niederlage teilst du – und wie? Wenn du jede Niederlage sofort ins Team trägst – ungefiltert, unreflektiert, emotional aufgeladen – dann machst du sie größer, als sie ist. Wenn du sie dagegen komplett verschweigst, wirkst du unauthentisch und schaffst Misstrauen. Für mich liegt der sinnvollste Weg genau dazwischen: erst für mich selbst einordnen, dann mit Klarheit kommunizieren.
Am Ende gewinnt meiner Meinung nach nicht der, der am meisten siegt. Sondern der, der mit beidem umgehen kann: Erfolg ohne Arroganz. Niederlagen ohne Drama. Genau das entscheidet, wie weit du als Gründer wirklich kommst.