Digital Business & Startups
Wir bauen eine Glaskugel – aber auf Basis von KI
#Interview
In den vergangenen Jahren flossen bereits rund 30 Millionen in das junge Wettervorhersage-Startup Jua, das 2022 gegründet wurde. „Wir bauen und betreiben einige der leistungsfähigsten KI-Modelle im Wetterbereich“, sagt Gründer Marvin Gabler.
Jua aus Pfäffikon in der Schweiz, 2022 von von Andreas Brenner und Marvin Gabler gegründet, kümmert sich mit Hilfe von Machine Learning um Wettervorhersagen. “Wir bauen eine Glaskugel – aber auf Basis von KI, Physik und Milliarden Messdaten. Damit simulieren wir die Erde und blicken präzise in die Zukunft: Wie entwickeln sich Wetter, Energieflüsse oder Strompreise? Große Unternehmen nutzen unser Produkt, um bessere Entscheidungen zu treffen”, erklärt Gründer Gabler das Konzept hinter Jua.
Der Münchner Impact-Investor Ananda Impact Ventures, der Berliner ClimateTech-Geldgeber Future Energy Ventures sowie Altinvestoren wie 468 Capital, Promus Ventures investierten zuletzt 11 Millionen US-Dollar in das Unternehmen. Zuvor flossen bereits 16 Millionen US-Dollar in Jua. Derzeit wirken rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die digitalen Wetterfrösche.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Jua-Gründer Gabler einmal ganz ausführlich über den Stand der Dinge in seinem Unternehmen.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Jua erklären?
Wir bauen eine Glaskugel – aber auf Basis von KI, Physik und Milliarden Messdaten. Damit simulieren wir die Erde und blicken präzise in die Zukunft: Wie entwickeln sich Wetter, Energieflüsse oder Strompreise? Große Unternehmen nutzen unser Produkt, um bessere Entscheidungen zu treffen.
War dies von Anfang an Euer Konzept?
Die Vision war von Anfang an klar: Wir wollen die physikalische Welt besser verstehen und simulieren. Während meiner Zeit in der Wetterforschung – vor allem im Kontext von Klimawandel und Energiewende – wurde mir bewusst, wie dringend wir als Menschheit genauere Werkzeuge brauchen, um nachhaltige Entscheidungen treffen zu können. Also haben wir mit einem KI-Wettermodell begonnen. Was uns dann selbst überrascht hat: Das Modell hat nicht nur Wetter gelernt, sondern entwickelte ein tiefes Verständnis für physikalische und chemische Zusammenhänge. Unsere Vision ist dabei konstant geblieben – aber auf dem Weg haben wir viel gelernt und uns immer wieder strategisch angepasst.
Welche Rolle genau spielt Künstliche Intelligenz bei Euch?
Eine zentrale Rolle. Wir bauen und betreiben einige der leistungsfähigsten KI-Modelle im Wetterbereich, trainiert auf unserem eigenen GPU-Cluster. Ohne KI wäre das, was wir machen, nicht denkbar.
Wie genau unterscheidet sich denn Jua vom klassischen Wetterbericht?
Ein klassischer Wetterbericht sagt dir, ob du morgen einen Regenschirm brauchst. Unsere Modelle gehen deutlich weiter: Sie berechnen zum Beispiel, wann und wo wie viel Solar- oder Windenergie verfügbar sein wird – stundengenau, lokal und wenn gewünscht Wochen im Voraus. Unsere KI versteht nicht nur das Wetter, sondern auch dessen Auswirkungen, beispielsweise auf Stromproduktion und Märkte. Gerade im Energiesektor machen schon kleine Unterschiede in der Prognosequalität einen riesigen Unterschied – 5 % mehr Genauigkeit bedeuten für unsere Kunden oft Millionen Euro, innerhalb weniger Tage. Deshalb arbeiten wir vor allem mit Profis, die auf maximale Präzision angewiesen sind.
Wie hat sich Jua seit der Gründung entwickelt?
Unser Team besteht aktuell aus rund 20 Mitarbeitern – vor allem KI-Forschern und Entwickler. Seit dem Launch unserer Plattform im vergangenen Oktober arbeiten wir mit einer wachsenden Zahl von Energieunternehmen zusammen. Zu unseren Kunden und Partnern gehören unter anderem einige der führenden Energy Trader – sowie Volue, die marktführende Datenplattform für die Energiebranche.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Wo soll ich anfangen? Es gab viele Herausforderungen, von technischen Sackgassen bis hin zu Strategien, die wir wieder über den Haufen werfen mussten. Wichtig war, dass wir schnell daraus gelernt und schnell nachjustiert haben.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Beim Timing hatten wir definitiv Glück. Als wir gestartet sind, war die nötige IT-Infrastruktur noch nicht vorhanden. Es war schlicht nicht möglich, KI-Modelle auf Petabytes von Daten zu trainieren. Aber der KI-Boom der letzten Jahre, vor allem im Sprachbereich, hat die (Chip)Technologie in einem Tempo vorangetrieben, das unsere Vision plötzlich möglich gemacht hat. Ein weiterer Schlüssel war unser Fokus auf Talente: Dass sich einige der führenden Köpfe in unserem Feld für Jua entschieden haben, war für uns ein riesiger Vertrauensbeweis.
Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg
Mehr auf den Bauch hören, weniger auf die Peers.
Wo steht Jua in einem Jahr?
Wer die Arbeitsweise seiner Kunden wirklich versteht, kann heute Produkte entwickeln, die vor wenigen Jahren noch undenkbar waren. Das zeigt sich auch in der Geschwindigkeit, mit der sich KI-Startups heute entwickeln, sie skalieren deutlich schneller als die Generation klassischer SaaS-Produkte. Unser Ziel ist es, zu denjenigen zu gehören, die diesen Wandel prägen und in unserem Bereich die führende Rolle einzunehmen.
WELCOME TO STARTUPLAND
SAVE THE DATE: Es erwartet Euch wieder eine faszinierende Reise in die Startup-Szene – mit Vorträgen von erfolgreichen Gründer:innen, lehrreichen Interviews und Pitches, die begeistern. Mehr über Startupland
Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.