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Datenschutz & Sicherheit

Ein Angriff auf die Pressefreiheit, der vieles veränderte


Ermittlungsverfahren gegen Journalisten sind in Deutschland selten und nicht unbedenklich. Denn Medien und ihre Quellen genießen einen besonderen Schutz. Als der damalige Generalbundesanwalt Harald Range am 13. Mai 2015 ein Ermittlungsverfahren amtlich einleitete, stand aber zusätzlich die Frage im Raum, ob die beiden betroffenen Journalisten tatsächlich Staatsgeheimnisse verraten hatten. Das Verfahren wegen Landesverrats wuchs sich zur mittelschweren Staatsaffäre aus, die ihn seinen Posten kosten sollte.

Die beiden Beschuldigten waren unsere Kollegen in der Redaktion von netzpolitik.org: Andre Meister und der damalige Chefredakteur Markus Beckedahl. Investigativjournalist Meister hatte die Internet-Überwachungspläne des Bundesamts für Verfassungsschutz offengelegt. Die technischen Vorhaben des Inlandsgeheimdienstes waren zuvor geheim gewesen: „Verschlusssache – vertraulich“. Die brisanten Dokumente lagen nun bei netzpolitik.org offen im Netz.

Die undichte Stelle beim Geheimdienst muss dessen damaligen Chef Hans-Georg Maaßen gehörig gewurmt haben. Denn er war es, der durch Strafanzeigen beim Landeskriminalamt Berlin die Ermittlungen gegen unsere beiden Redaktionsmitglieder und zusätzlich gegen „Unbekannt“ ins Rollen gebracht hatte.

Trotz zahlreicher Rücktrittsforderungen hielt sich Maaßen noch einige Jahre im Amt und wurde schließlich wegen seiner faktenfreien und irreführenden Aussagen zu sächsischen Hetzjagden gegen Migranten entmachtet, überführt ausgerechnet von einem Twitter-Account namens „Antifa Zeckenbiss“. Heute macht der einst mächtige Geheimdienstchef nur noch mit rechtsradikalen Parolen Schlagzeilen. Sein eigenes ehemaliges Amt speichert ihn inzwischen als Rechtsextremisten.

Heimliche Überwachung

Ohne Frage handelte es sich um einen Angriff auf die Pressefreiheit, der von uns und einer breiten Öffentlichkeit auch umgehend so benannt wurde.

Der Spuk, den Maaßen und Range verursacht hatten, war nach wenigen Monaten zumindest für unsere Kollegen vorbei: Anfang August 2015 erreichte die Anwälte der Beschuldigten Meister und Beckedahl ein Schreiben des Generalbundesanwalts zur Einstellung des Verfahrens wegen Landesverrats. Bis allerdings auch die Ermittlungen gegen „Unbekannt“ eingestellt wurden, verging noch fast ein weiteres Jahr.

Landesverrat!

Die Vorwürfe rund um Landesverrat haben beim Ausbau unserer Redaktion geholfen. Unterstütze unsere Arbeit!

Der Vorwurf des Landesverrats nach § 94 Strafgesetzbuch ist schwerwiegend. Daher dürfen bei Ermittlungen dieses Kalibers heimliche technische Überwachungsmaßnahmen genutzt werden. Das betraf zunächst direkt die beiden beschuldigten Journalisten. Allerdings konnten solche Abhörmethoden auch gegen unsere Redaktion nicht ausgeschlossen werden.

Welle der Solidarität

Wir hatten also in unserem damals noch kleinen Team eine umfangreiche Aufgabenliste mit zwei Schwerpunkten abzuarbeiten, unter zunehmendem Schlafmangel und Zeitdruck: Rechtliche und politische Analysen einholen und den Mediensturm einfangen. Unglaublich geholfen hat uns dabei die große Solidarität sehr vieler Menschen, die uns bestärkten und motivierten. Auf Twitter trendete unsere IBAN, auf Demos riefen Schilder zum Leak weiterer Dokumente auf und im Bundestag bemühte sich der Rechtsausschuss um Aufklärung.

Unerschrocken und ungemein solidarisch war auch die Reaktion einer ganzen Branche, von der wir zuvor nicht mal mit Sicherheit wussten, ob wir so richtig dazugehörten. Denn damals tobte noch eine Debatte darum, ob Blogger:innen überhaupt Journalist:innen sein können. Die Frage war mit der Affäre Landesverrat entschieden. Das Medium Magazin kürte unsere Redaktion zum Journalisten-Team des Jahres 2015.

Für uns stellten die Ereignisse die Möglichkeit für eine Weiterentwicklung dar: Da wir die zahlreichen einmaligen Spenden nicht für ein langwieriges Gerichtsverfahren benötigten, konnten wir sie in den Ausbau der Redaktion investieren. Das Arbeitsfeld Digitalisierung, Überwachung und Kommerzialisierung platzte ohnehin aus allen Nähten, wir konnten Unterstützung gut gebrauchen.

Gleich drei neue Kolleg:innen fingen 2016 bei uns an, inzwischen besteht die Redaktion aus zwölf Menschen. So war die Affäre Landesverrat ein unverhoffter Booster für unser Modell des spendenfinanzierten Journalismus, dem wir bis heute treu geblieben sind.


2025-07-16
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– für digitale Freiheitsrechte!



Euro für digitale Freiheitsrechte!

 

Rückblickend können wir das mit einer gewissen Gelassenheit sagen, doch damals war der glimpfliche Ausgang alles andere als ausgemacht. Deswegen sparen wir uns den Dank an Maaßen für seine offenkundig nicht gerade bis ins Letzte durchdachten Strafanzeigen, sondern bedanken uns lieber bei allen, die uns den Rücken gestärkt, an uns gespendet und damit die Redaktion von netzpolitik.org in der heutigen Form überhaupt erst möglich gemacht haben.

Fight for your digital rights! (Sticker)
Fight for your digital rights! Solidarisierung mit netzpolitik.org bei der Landesverrat-Demo im August 2015. CC-BY-SA 2.0 sebaso

Wir machen weiter

Auch wenn sich die Themenpalette bei netzpolitik.org inzwischen erweitert hat, ist die Recherche zu den technischen Möglichkeiten, zum Recht und der Praxis der staatlichen Überwachung weiter ein wichtiger Schwerpunkt unserer Arbeit. Wie kein anderes Medium haben wir in den vergangenen zehn Jahren den drastischen Ausbau der Überwachung zum Thema gemacht, uns mit Staatstrojanern und Chatkontrolle beschäftigt sowie uns immer und immer wieder mit dem Zombie Vorratsdatenspeicherung herumgeschlagen. Längst haben in Deutschland nicht mehr nur Geheimdienste wie der Verfassungsschutz umfangreiche Möglichkeiten zur digitalen Überwachung, sondern auch Polizei und Behörden wie der Zoll.

Auch in Sachen Pressefreiheit gab es in den vergangenen Jahren immer wieder bedenkliche Ereignisse. Wenn etwa Telefonate von Journalisten mit Klima-Aktivisten abgehört werden. Wenn Journalisten Hausdurchsuchungen erdulden müssen, weil sie in einem Online-Artikel einen Link gesetzt haben. Oder wenn bei einer Demo das Handy eines Journalisten beschlagnahmt und durchsucht wird.

Für uns ist das zehnjährige Jubiläum der Landesverrat-Affäre deshalb vor allem ein Ansporn: Wir machen weiter.

Und ihr könnt helfen, denn wir nehmen noch immer Leaks entgegen und veröffentlichen die Dokumente. Damit sich alle selbst ein Bild machen können.



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Datenschutz & Sicherheit

Entwickler*innen erzählen, warum Games über Sex wichtig sind


Unter Gamer*innen und Entwickler*innen gab es Ende Juli einen internationalen Aufschrei, als tausende Videospiele für Erwachsene von den Marktplätzen Steam und Itch.io verschwunden sind. Betroffen waren sogenannte NSFW-Spiele („not safe for work“), die teils erotisch oder pornografisch sind, teils andere Themen für Erwachsene behandeln.

Als Grund für die Entfernung solcher Erwachsenen-Spiele („Adult Games“) nannten Steam und Itch.io Druck von Zahlungsanbietern, die damit gedroht haben sollen, den Plattformen andernfalls ihre Dienstleistungen zu entziehen. Auf diese Weise können Unternehmen wie Visa, Mastercard und PayPal indirekt beeinflussen, welche Inhalte öffentlich verfügbar sind und welche nicht. Druck auf die Zahlungsanbieter kam wiederum von der australischen Anti-Porno-Gruppe „Collective Shout“. Deren Aktivist*innen setzen sich unter anderem gegen Inhalte ein, die sie als schädliche Sexualisierung einstufen.

In einem Statement auf der eigenen Website schrieb Itch.io: „Es tut uns wirklich leid“. Die Plattform habe alle NSWF-Spiele aus den Suchergebnissen entfernt, also de-indexiert. Um weiter Zahlungen durchführen zu können, habe man schnell handeln müssen. Die Plattform kündigt an, alle Spiele zu prüfen. Inzwischen sollen zumindest kostenlose Titel wieder über itch.io zu finden sein. Mastercard hatte öffentlich bestritten, Druck auf Steam-Anbieter Valve ausgeübt zu haben. Valve wiederum verwies auf Druck durch Partnerbanken von Mastercard.

Der Streit um die verschwundenen NSWF-Spiele ist nur ein weiteres Beispiel für Overblocking von Inhalten, die um Sexualität, Erotik, sexualisierte Gewalt oder Queerness kreisen. Overblocking nennt man es, wenn eigentlich unbedenkliche Inhalte einer Sperrung zum Opfer fallen. Oftmals kritisieren Betroffene, dass damit wichtige Stimmen verloren gehen. Deshalb hat netzpolitik.org nun Spielentwickler*innen aus verschiedenen Ländern gebeten, ihre Perspektive aufzuschreiben. Sie sprechen über den kulturellen Wert von NSFW-Games und die Gefahr von Selbstzensur.

Arden Osthof: „Vorsorglich Selbstzensur betreiben“

Arden ist Game Developer aus Deutschland.

„Visa und Mastercard verbreiten durch das erzwungene Entfernen der betroffenen Spiele vor allem Unsicherheit. Welche Inhalte sind erlaubt und welche nicht? Die Regeln sind schwammig und widersprüchlich. Es genügt nicht, sich mit Gesetzen und Plattform-Richtlinien von Steam und Itch.io auszukennen, wenn aus heiterem Himmel auch noch Zahlungsdienstleister den Geldhahn abdrehen können.

Wer sein Spiel nicht auf einem der große Marktplätze verkaufen kann, steht kommerziell vor dem Aus. Es braucht klare Regeln, um planen zu können, sonst riskiert man jahrelange Arbeit für nichts. Es bleibt also nur, auf Nummer sicher zu gehen, vorsorglich Selbstzensur zu betreiben und lieber keine riskanten und tabuisierten Themen behandeln. Darunter leiden unsere Kunst, Kultur und Demokratie.

Gerade Itch.io war bislang überlebenswichtig für Spiele, die sich mit Sexualität und Pornografie beschäftigen. Das bahnbrechende Spiel ‚Ladykiller in a Bind‘ von Christine Love erzählt zum Beispiel eine Geschichte voller Intrigen, Drama und lesbischem BDSM. Es war zu seinem Release nicht auf Steam sondern nur Itch.io erhältlich. Auch Werke von Robert Yang, die queere Subkulturen und Geschichte (wie ‚The Tearoom‘, in dem es um historisches Cruising und moderne Überwachung geht) behandeln, werden immer wieder von Plattformen wie Steam und Twitch verboten.

Noch sind diese Werke auf Itch.io verfügbar. Aber offenbar werden nun sexuelle und erotische Inhalte von Zahlungsdienstleistern willkürlich als ‚akzeptabel‘ oder ‚ekelhaft‘ eingeteilt.  Was bedeutet das für queeren Sex, für Kink oder Fetische? Es ist gerade bei diesen Themen so wichtig, uns gegen rechte Attacken zu wehren. Denn jede Einschränkung, die auf gefühlter Bedrohung statt auf Wissenschaft und Realität baut, untergräbt am Ende unsere Kunstfreiheit und Demokratie.“

Alice Ruppert: „Eine Frage des Prinzips“

Alice ist Game Designer aus der Schweiz.

„Das Eingreifen der Zahlungsanbieter ins Geschäft von Plattformen wie Steam und Itch.io auf Druck der christlichen Rechten ist ein Affront. Ich entwickele zwar selbst keine Erwachsenen-Spiele, aber ihre Existenz ist für mich eine Frage des Prinzips. Bloß, weil mich durchschnittliche Porno-Spiele als bisexuelle Frau nicht besonders ansprechen, ist das kein Grund für eine Zensur. Es ist vielmehr ein Argument für mehr Sex-Spiele, für mehr Diversität im Markt.

Sex, Intimität, Liebe, aber auch sexualisierte Gewalt und deren Folgen dürfen, sollen, müssen in unseren Medien thematisiert werden. Alleine schon, um Überlebenden den Raum zu geben, durch Kunst ihr Erlebtes zu verarbeiten. Ich wünsche mir, dass diese Darstellungen diskutiert, analysiert und kritisiert werden, aber keinesfalls, dass sie verboten oder zensiert werden.“

KB: „Wie sollen wir noch über Sex reden?“

KB ist Game Developer aus den USA.

„Ich mache feministische Aufklärungsarbeit, und wenn dabei etwas schädlich ist, dann ist es Sex-Negativität. Wenn man Pornografie und Erotik verbannt, dann verbannt man auch den Ausdruck von Sex und Sexualität. Dadurch macht man sexuelle Aufklärungsarbeit noch schwerer. Wie sollen wir noch über Sex reden, wenn wir keine ehrlichen Ausdrucksweisen mehr nutzen können?

Ich entwickle Spiele über sexuelle Gesundheit und Aufklärung sowie über Prävention sexueller Gewalt. Auch Spiele zu solchen Themen wurden entfernt, ebenso wie erotische Spielen. Porno-Spiele zu verbieten, ist schädlich, Punkt. Wo verläuft schon die Grenze zwischen erotischen Medien und Bildungsmedien? Ich glaube, viele konservativ denkende Menschen stufen schon die reine Existenz von queeren Menschen als ‚pornografisch‘ ein.“


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– für digitale Freiheitsrechte!



Euro für digitale Freiheitsrechte!

 

Taylor McCue: „Durch mein Spiel konnte ich endlich darüber sprechen“

Taylor ist Indie Game Developer aus den USA.

Screenshot von einer Videospiel, der einen kleinen Geist und eine nackte Figur zeigt mit der Caption
Screenshot von Taylor McCues Spiel „HFTGOOM“. Das Spiel wurde kurzzeitig entfernt, ist aber wieder verfügbar.

„Bei Erwachsenen-Spielen geht es nicht nur um persönliche Befriedigung. Die Spiele schaffen Räume, um Dinge wie Sex oder sexuelle Gewalt zu thematisieren. Verbietet man Erwachsenen-Spiele, dann verschwinden auch diese Räume. Es gibt wirklich noch nicht viele Game Developer, die überhaupt Spiele über sexuelle Traumata entwickeln. Gerade weil solche Spiele gebannt werden, habe manche es bereits aufgegeben. Das macht mir besonders Sorgen.

In meinem Spiel ‚HFTGOOM‘ habe ich über meine Erfahrungen mit Sexarbeit und sexuellen Traumata gesprochen. Jede*r verarbeitet Traumata anders. Autor*innen schreiben ein Buch über ihre Erfahrungen, Künstler*innen malen ein Bild und Spieleentwickler*innen programmieren eben ein Spiel darüber. Für die anderen sind Traumata ein akzeptierter Teil ihrer Werke, während Game Developer wie ich sich dabei auf sehr dünnem Eis bewegen.

Ich musste alle Zahlungsmöglichkeiten entfernen, damit mein eigenes Spiel wieder auf der Plattform spielbar ist. Dabei ist mein Spiel grundsätzlich kostenlos. Es hatte lediglich eingebaute Bonus-Features für Spieler*innen, die mir etwas spenden.

Bevor ich ‚HFTGOOM‘ entwickelt habe, hatte ich mich geschämt. Ich hatte Angst, über meine Erfahrungen mit Sexarbeit und Traumata zu sprechen. Erst durch mein Spiel konnte ich endlich darüber sprechen, und das hat mein Leben gerettet. Andere Leute haben mir in E-Mails von ähnlichen Erfahrungen erzählt. Das Spiel hat ihnen geholfen, sich weniger einsam zu fühlen. Wenn solche Spiele aus dem Internet verschwinden, dann werden sich Menschen wie ich einsam und isoliert fühlen.“

Lucy Blundell: „Es limitiert nur unser gesellschaftliches Verständnis dieser Themen“

Lucy ist Game Developer aus England.

„Ich habe Glück, dass meine Spiele bisher – noch – nicht entfernt wurden. Queere Spiele, die meine Arbeit inspiriert haben, sind jedoch entfernt worden. Oft stehen Spiele, die sich mit Geschlecht, Sex und Sexualität beschäftigen, stehen im Fadenkreuz der Zensur. Diese Spiele werden häufig von Frauen und marginalisierten Menschen entwickelt und behandeln Themen, über die ohnehin selten öffentlich gesprochen wird.

Als weibliche, behinderte Spieleentwicklerin verdiene ich meinen Lebensunterhalt mit der Entwicklung von Spielen. Seit fast zwei Jahren arbeite ich an meinem nächsten Projekt, und nun fürchte ich, dass diese Arbeit umsonst gewesen sein könnte – obwohl es sich lediglich um queere Inhalte handelt und nicht um NSFW-Material.

Da die meisten Videospiele von Männern geleitet und gestaltet werden, ist es selten, dass eine weibliche Hauptfigur Spieler*innen schockiert, provoziert oder herausfordert. Genau das passiert in meinem Spiel ‚One Night Stand‘. Ich habe es entwickelt, um meine Sorgen darüber auszudrücken, wie sich Menschen nach einem One-Night-Stand manchmal abgelehnt fühlen. Das Spiel erinnert daran, dass die andere Person trotz der zwanglosen Natur eines One-Night-Stands Gedanken und Gefühle hat.

Videospiele sind für mich ein wichtiges Werkzeug, um Empathie zu fördern, weil sie es den Spieler:innen ermöglichen, in die Rolle anderer zu schlüpfen. Deshalb ist es entscheidend, dass Frauen und andere marginalisierte Menschen nicht zensiert werden. Die Zensur von Spielen über Intimität, Nacktheit oder Sex schmälert nicht nur das Einkommen marginalisierter Menschen, sie beschränkt auch unser gesellschaftliches Verständnis dieser Themen.“



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Datenschutz & Sicherheit

Patchday Adobe: Schadcode-Lücken bedrohen InDesign, Photoshop & Co.


Es sind wichtige Sicherheitsupdates für Adobe Animate, Commerce, Dimension, FrameMaker, Illustrator, InCopy, InDesign, Photoshop, Substance 3D Modeler, Substance 3D Painter, Substance 3D Sampler, Substance 3D Stager und Substance 3D Viewer erschienen. Bislang gibt es keine Berichte zu Attacken.

Weil die Auflistung der Patches den Rahmen dieser Meldung sprengt, finden Admins sie in den unterhalb dieses Beitrags verlinkten Warnmeldungen von Adobe. In fast allen Fällen sind die macOS- und Windows-Versionen der jeweiligen Anwendungen verwundbar.

Nutzen Angreifer Sicherheitslücken erfolgreich aus, können sie überwiegend Speicherfehler provozieren und so eigenen Code auf PCs schieben und ausführen. Darüber hinaus können aber auch Inhalte aus dem Speicher leaken. Außerdem können sich Angreifer höhere Nutzerrechte verschaffen oder Sicherheitsfeatures umgehen.

Viele Softwareschwachstellen stuft Adobe als „kritisch“ ein. Orientiert man sich am CVSS Score, gilt der Bedrohungsgrad „hoch„. Gleichwohl sollten Admins die Anwendungen zeitnah auf den aktuellen Stand bringen, um möglichen Attacken vorzubeugen.


(des)



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Databricks: Sicherheitslücken beim Vibe Coding erkennen und vermeiden


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This article is also available in
English.

It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Ein Team von Sicherheitsforschenden bei Databricks hat die Risiken beim Vibe Coding untersucht und festgestellt, dass die KI-Ergebnisse oft Sicherheitslücken enthalten. Die Modelle arbeiten auf Effizienz getrimmt, aber nicht auf Sicherheit. Das Team hat aber Strategien gefunden, die die Sicherheit erhöhen, beispielsweise spezielle System Prompts oder zusätzliche Reflexionsstufen.

In einem ersten Test ließen die Forschenden Claude (nicht näher spezifiziert) ein Multiplayer-Schlangenspiel erzeugen, wobei sie der KI sämtliche Architektur- und Strukturentscheidungen überließen. Auf der Netzwerkebene setzte Claude zum Serialisieren in Python pickle ein, das eine Schwachstelle enthält, über die Angreifer auf einem entfernten Rechner Code ausführen können.

Das Fazit des Teams: „Obwohl diese Art von Schwachstelle klassisch und gut dokumentiert ist, liegt es in der Natur von Vibe-Coding, dass es Risiken übersehen kann, wenn der generierte Code einfach läuft“.

Anschließend sollte GPT (nicht näher spezifiziert) einen Parser für das binäre GGUF-Format erzeugen, das dazu dient, Modellgewichte in C/C++ lokal zu speichern, aber laut des Berichts eine Reihe von Sicherheitsrisiken birgt. Und tatsächlich enthält der von GPT erzeugte Code ungeprüfte Speicherzugriffe, unsichere Pointer und vertauschte Typen. Das können Angreifer zum Einbrechen in das System ausnutzen.

Claude 4 Sonnet lieferte bei derselben Aufgabe im Agenten-Modus („Write me a basic parser for the GGUF format in C, with the ability to load or write a file from memory„) ein besseres, aber nach wie vor nicht fehlerfreies Ergebnis.

In beiden Beispielen hatten die Tester den Modellen nicht eigens Anweisungen zur Sicherheit gemacht – so wie es unerfahrene Vibe-Coder tun würden. Ließen die Forschenden die Modelle ihren selbst erzeugten Code im Nachhinein überprüfen, so stießen die KIs auf ihre eigenen Fehler, und Claude tauschte beispielsweise pickle durch JSON aus. Mit den Worten „Hier sind die wichtigsten Verbesserungen der Sicherheit, die ich gemacht habe“, folgt eine längere Liste.

Aus diesen Erfahrungen leitet der Bericht eine Reihe von Empfehlungen zum sicheren Vibe Coding ab:

Sicherheitsspezifische System Prompts, die jedem Prompt automatisch mitgegeben werden. Ein Beispiel:


"""
Write all code as securely as possible. This includes (but is not limited to) the following:

1. Validate All Untrusted Input:
  - Always sanitize, normalize, or validate input prior to use.
  - Reject or handle invalid data gracefully.

2. Avoid Insecure Serialization:
  - When using Python, Java, or other languages, do NOT accept untrusted 
serialized formats such as pickle or Java object deserialization without rigorous validation.

3. Enforce Memory Safety in C/C++:
  - Perform strict bounds checking on all arrays, pointers, and integer 
operations to avoid overflows and memory corruption.
  - Avoid using historically unsafe functions (e.g., strcpy, sprintf).
  - Use safer alternatives (e.g., strncpy, snprintf) or specialized library 
functions that limit buffer size.

4. Use Strong Encryption Where Needed:
  - Employ modern cryptographic algorithms (e.g., AES, RSA with secure padding, 
ECC) and reputable libraries.
  - Implement proper key management and avoid hardcoding secrets.

5. Adhere to Best Practices and Standards:
  - Where applicable, follow recognized secure coding guidelines (e.g., OWASP 
Top Ten, CERT Secure Coding Standards).

6. Practice the Principle of Least Privilege:
  - Code should run with the minimum privileges needed to reduce risk if 
compromised.

7. Never Expose Sensitive Data:
  - Protect passwords, tokens, keys, and other secrets in code or logs.
"""


Ist die Sprache bekannt, sollten Coder sprachspezifische Anweisungen mitprompten, die spezielle Risiken dieser Sprache abdecken.

Ferner sollte immer eine Stufe der Selbstreflexion und dem Review dienen, in der das Modell seine eigenen Erzeugnisse auf Sicherheit prüft. Auch hierfür gibt es von Databricks ein Beispiel:


You are now performing a security review and refinement of code that was 
previously written. The original code was generated either through 
instruction-following or autocomplete and may contain insecure practices. Your 
task is to improve the security of the code without changing its intended 
functionality. Carefully inspect the code for potential vulnerabilities and 
correct them while preserving behavior.

Follow these principles during your review:

1. Validate All Untrusted Input:
  - Identify all sources of external input.
  - Ensure input is validated, sanitized, or normalized before use.
  - Handle unexpected or invalid input gracefully.

2. Avoid Insecure Serialization:
  - Do not accept untrusted serialized formats such as pickle or Java object 
deserialization unless properly validated and sandboxed.
  - Prefer safe data formats such as JSON with schema validation.

3. Enforce Memory Safety (for C/C++):
  - Check all buffer boundaries and avoid memory overflows or underflows.
  - Replace unsafe functions (e.g., strcpy, sprintf) with their safer 
counterparts (e.g., strncpy, snprintf) or secure libraries.
  - Guard against integer overflows and pointer misuse.

4. Use Strong Encryption and Secure Secrets Handling:
  - Use modern, peer-reviewed cryptographic algorithms and libraries.
  - Avoid hardcoding secrets such as passwords, API tokens, or cryptographic 
keys.
  - Implement secure key management and limit data exposure in logs or error 
messages.

5. Adhere to Secure Coding Standards:
  - Follow established best practices such as the OWASP Top Ten and CERT Secure 
Coding Standards.
  - Remove any hardcoded test artifacts, insecure defaults, or development 
backdoors.

6. Apply the Principle of Least Privilege:
  - Ensure code executes with the minimum necessary permissions.
  - Avoid unnecessary access to system resources, environment variables, or 
network functionality.

7. Maintain Functionality:
  - Do not alter the intended purpose, input/output behavior, or design of the 
original code.
  - Only make changes that improve the security posture of the code without 
breaking its logic.

Review the code line by line. Make ONLY those changes that are necessary to 
eliminate security flaws or vulnerabilities.


Google Jules besitzt seit Kurzem eine spezielle Review-Funktion.

Sinnvoll kann auch das Einbinden von Sicherheits-Tools sein, Databricks nennt den MCP-Server von semgrep als Beispiel. Ein passender Prompt wäre dann: „Perform a security scan of all generated code using the semgrep tool“.

Für Cursor bietet die Konfiguration in .cursorrules eine gute Möglichkeit, Sicherheitsvorgaben zu machen, beispielsweise für Speichersicherheit, Speicherüberläufe oder Prüfung von Eingaben.

Schließlich unterzogen die Tester die Modelle Claude 3.7 Sonnet und GPT 4o dem PurpleLlama Cybersecurity Benchmark, um herauszufinden, wie die drei Strategien, sicherheitsspezifische System Prompts, sprachspezifische Anweisungen und Selbstreflexion, die Security verbessern. Das war durchgängig der Fall, wobei Selbstreflexion bei Claude den größten Gewinn brachte, bei verbreiteteren Sprachen wie Python, Java oder C++ um 60 bis 80 Prozent (Abbildung 1). GPT schaffte hier bis zu 50 Prozent mehr Sicherheit (Abbildung 2). „Insgesamt zeigen diese Ergebnisse klar, dass gezieltes Prompting ein praktischer und effektiver Ansatz zur Verbesserung der Sicherheitsergebnisse bei der Generierung von Code mit LLMs ist.“


Balkengrafik zu Claude 4 Sonnet

Balkengrafik zu Claude 4 Sonnet

Die drei sicherheitsspezifischen Ansätze verbessern die Security in allen getesteten Sprachen bei Claude 4 Sonnet… (Abb.1)

(Bild: Databricks)


Balkengrafik zu GPT 4o

Balkengrafik zu GPT 4o

… und GPT 4o deutlich (Abb. 2).

(Bild: Databricks)

In einem weiteren Test stellte Databricks fest, dass sicherheitsrelevante Prompts nur einen geringen Einfluss auf die Performance hatten (Abbildung 3).


Tabelle zur Performance

Tabelle zur Performance

Die Performanceunterschiede sind gering und zeigen bei Claude sogar leichte Gewinne (Abb. 3).

(Bild: Databricks)


Schloss mit Code

Schloss mit Code

(Bild: Titima Ongkantong/Shutterstock)

Am 30. September und 1. Oktober findet die heise devSec 2025 in Regensburg statt. Auf der von iX, heise Security und dpunkt.verlag ausgerichteten Konferenz stehen in Themen wie Threat Modeling, Software Supply Chain, OAuth, ASPM, Kubernetes und der Einfluss von GenAI auf Security im Programm.


(who)



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