Connect with us

UX/UI & Webdesign

Von der Hochschule ins Film- & TV-Business › PAGE online


Als Kamerafrau ist es wichtig, sich zu vernetzen und immer den eigenen kreativen Weg zu gehen. PAGE hat mit Fee Strothmann über den Beruf gesprochen.

Von der Hochschule ins Film- & TV-Business › PAGE onlineBild: Soeren Tebbe

Das Film- und TV-Business ist hart umkämpft. Es ist allgemein nicht einfach, Fuß zu fassen – vor allem, weil sich die Film-, Werbe- und Medienbranchen aktuell so stark verändern. PAGE hat mit der Kamerafrau Fee Strothmann über ihren Werdegang in einer herausfordernden, männlich dominierten Branche gesprochen.

Sie hat an der Filmuniversität Babelsberg den Masterstudiengang Cinematography absolviert. Heute arbeitet sie als soloselbstständige Kamerafrau hauptsächlich für TV- und Doku-Produktionen.

Im Gespräch hat sie uns verraten, was die großen Herausforderungen in der Filmbranche sind, welche Netzwerke helfen und was sie angehenden Kameramenschen mit auf den Weg geben würde.

PAGE: Hallo Fee, du bist Kamerafrau und begleitest unterschiedliche Projekte fürs TV. Was war deine Motivation, diesen Beruf zu wählen?

Fee Strothmann: Ursprünglich gab es eigentlich vier Punkte. Ich wollte gerne im Team und kreativ arbeiten, ich wollte aber auch ein Handwerk ausüben und unterwegs sein, nicht immer ins Büro und dieselben Sachen machen. Als Film und Kamera in meinen Blickwinkel kam, dachte ich »cool«, das ist eine Kombination aus allem. Ich dachte, okay, da kann ich viele Interessen verbinden, unterwegs sein, mit Leuten arbeiten, reisen und trotzdem irgendwie was Handwerkliches machen. Das war der Ursprung der Idee.

Wo und wann hast du deinen Abschluss gemacht?

Ich war erst Kameraassistentin, noch zu analogen Zeiten. Das habe ich relativ lange gemacht und habe da in einem Team gearbeitet, wo ich viel von dem Kameramann lernen konnte. Gero Steffen hieß der, der hat zum Beispiel sehr aufwendiges Licht gemacht. Das war mein Start in die Branche. Dann habe ich irgendwann gemerkt, dass ich auf jeden Fall Kamera machen will.

Mit 27 habe ich in Babelsberg angefangen zu studieren. Eigentlich wollte ich gerne im Ausland studieren, habe mich aber dagegen entschieden, dachte, dass der Einstieg in die Branche schwerer wird, wenn ich woanders studiere und dann zurückkomme in ein Land, wo ich keine Connections habe. Aber ich war zwischendurch in Mexiko am »Centro de capacitación cinematográfica« für ein Jahr. Dort habe ich meinen Bachelorabschlussfilm gedreht und dann den Master in Babelsberg gemacht.

Wie bist du nach dem Abschluss an Aufträge gekommen?

Ursprünglich war der Plan, dass mein Weg in die Branche über eine Mediengestalter:innen-Ausbildung oder über den praktischen Weg gehen wird. Den habe ich aber nie eingeschlagen, sondern kam über die Assistenz zum Spielfilm.

Im Studium dachte ich, dass ich mit Leuten aus der Uni den Abschlussfilm mache und mit denen gemeinsam wachse. Aber es hat sich abgezeichnet, dass mein Weg eher über die Branche direkt gehen wird, weil ich während des Studiums immer parallel gearbeitet habe. Dort hatte ich Kontakte, die habe ich dann gepflegt. Der Plan ist letztlich aufgegangen.

Eine Festanstellung kam für dich nicht infrage?

Nee, gar nicht. Beim Spielfilm ist das eher nicht gängig, dass man fest angestellt ist. Wenn ich Nachrichten oder in einer Produktionsfirma Beiträge machen würde, dann könnte man eventuell darüber nachdenken, angestellt zu sein. Aber es ist gar nicht so erstrebenswert, irgendwo fest zu sein, weil ich frei viel flexibler die Projekte wählen kann. In der Spielfilmwelt ist das so üblich.

Und in welche Projekte bist du gerade involviert?

Mein Hauptinteresse im Studium war Kino und ist es nach wie vor. Viele wollen Arthouse, kreative Projekte, mutige Inhalte. Aber jetzt gerade bin ich in der Fernsehwelt verankert, da habe ich echt viel gelernt und die meisten Erfahrungen. Als Start in die Langfilmwelt war das super. Ich hoffe aber immer noch, dass ich den Sprung zum Kino oder zu Serien schaffe.

Wenn ich frei wählen könnte, würde ich Kino und dazu ein bisschen Doku machen. Anfang des Jahres habe ich eine tolle Arte Doku gedreht und finde es sehr bereichernd, Erfahrungen in szenischem und dokumentarischem Drehen zu sammeln.

Ganz aktuell bin ich auch noch in die Postproduktion eines Films involviert. Da betreue ich das Grading und die VFX – und den Schnitt der Doku. Genau, und bald habe ich ein Gespräch mit einer Regisseurin für einen anderen Fernsehfilm, der vielleicht Ende des Jahres kommt.

Das ist ja eine Menge. Hast du sonst alltägliche To dos, wenn es ums Netzwerken geht?

Ja, ich bin auch im Vorstand der Cinematographinnen (ein Netzwerk für Flinta* Kamerapersonen im deutschsprachigen Raum). Außerdem bin ich in engem Austausch mit dem Berufsverband Kinematografie (BVK). Dort fange ich gerade als Mentorin an. Außerdem bin ich viel mit Kolleg:innen und Kamerafreund:innen sowie Regisseur:innen im Austausch – entweder über den Verband oder über mein eigenes Netzwerk. Man versucht einfach immer sichtbar zu sein.

Im Moment ist die Branche ja auch nicht so gut aufgestellt, es wird relativ wenig gedreht. Ich glaube, dass es insgesamt viel Redebedarf gibt. Die Leute möchten sich austauschen, wie es einem so geht.

Der Bereich Kamera ist immer noch eher männlich dominiert. Wie ist es, sich als Frau da durchzusetzen?

Ja, das ist schon immer so gewesen und man muss sich nach wie vor durchsetzen. Frauen müssen versuchen, sich einen Namen zu machen. Eigentlich wollte ich mir Feminismus nie so wirklich auf die Fahne schreiben, aber man kommt gar nicht so richtig drumherum.

Wenn ich so viel in unserem Netzwerk mit anderen Kamerafrauen rede und wir unsere Geschichten teilen, dann wird man automatisch so, da steigt man in die feministische Agenda mit ein. (Lacht.) Im Moment liegt die Frauenquote je nach Genre bei 12 bis 14 Prozent. Das ist auch ein großes Thema, weil sich viele Männer trotz der niedrigen Quote total benachteiligt fühlen. Wir als Frauen bekommen manchmal Antipathie zu spüren, weil sie das Gefühl haben, dass wir denen jetzt die Jobs wegnehmen. Da herrscht immer wieder so ein bisschen Unmut und auch ganz viel Unwissen.

Es ist schon ein Kampf um Gleichberechtigung. Ein Beispiel: Ich werde als Frau gefragt, ob ich ein Projekt machen will, aber nicht aufgrund meiner Skills, sondern wegen der Frauenquote. Da fühle ich mich schon manchmal wie ein Quotencheck. Aber ich muss auch sagen, dass es manchmal eben so ist, dass nicht jedes Thema von jeder Person gedreht werden kann oder sollte.

Aber in jedem Fall ist das für mich ein Dauerthema. Schon allein, weil ich in diesem Netzwerk ganz viel Aufklärungsarbeit mache und immer wieder auch damit konfrontiert bin, wie viel Unwissen herrscht und wie wenig die Männer sich damit auseinandersetzen wollen. Und am Set sowieso. Andauernd gibt es Vorurteile. Bei jedem Projekt wird mindestens zweimal gefragt, ob mir jemand die Kamera abnehmen soll. Mich würde ja auch keiner fragen, ob mir mal jemand das Kind abnehmen soll. Einkauf und Kinder kann ich tragen, aber eine Kamera nicht oder wie?

Dennoch habe ich herausgehört, dass du eigentlich keine Probleme hast, an Jobs zu kommen, oder?

Witzig, dass du das fragst. Vor vier Tagen hätte ich die Frage wahrscheinlich anders beantwortet. Aber jetzt bin ich gerade im Gespräch mit einem potenziellen neuen Filmprojekt. Meistens ist es gut, wenn man so zwei bis vier Projekte im Jahr hat. Ist es nur ein Langfilm, wird es schon knapp.

Aber ich bin gut vernetzt und das hilft – oft auch langfristig. Nicht von heute auf Morgen. Manchmal kommen Aufträge ganz unverhofft, das sind dann die besten. Aber ich weiß auch, dass es viele Leute gibt, die Existenzängste haben und aus der Branche abwandern oder es vorhaben. Im Winter ist meistens übrigens Flaute. Da muss ich gut vorplanen, um nicht mehrere Monate am Stück keine Rücklagen zu haben.

Verrätst du, mit welchem Kameramodell du am liebsten arbeitest und warum?

In der Regel leihe ich mir das Equipment, es ist einfach doch günstiger und ich muss mich nicht um Reparaturen kümmern. Außerdem bin ich freier mit der Technik. Ich kann je passend zum Projekt das ausleihen, was ich gerade brauche. Ich arbeite beispielsweise sehr viel mit Arri Kameras. Die sind in der Filmbranche üblich. Für mein letztes Projekt habe ich die Arri Alexa 35 mit Summilux Optiken benutzt, die sind sehr lichtstark. Die haben mir sehr geholfen, weil ich viel mit hohen Kontrasten zu tun hatte.

Kannst du abschließend angehenden Kamerapersonen Tipps mit auf den Weg geben, worauf es nach dem Hochschulabschluss ankommt?

Was wirklich wichtig ist, dass man gesund bleibt. Der Job ist sehr stressig und man steht unter enormem Druck. Was ich auch sehr wichtig finde ist, sich nicht mit anderen zu vergleichen. Als Kameraperson arbeitest du sehr individuell und das sollte man auch beibehalten. In dem Zusammenhang nenne ich mal das Wort USP – der Unique Selling Point. Das ist das, was die eigene Arbeit ausmacht. Ich glaube, in diesem ganzen Prozess, in dem man lernt und den Weg verfolgt, vergisst man, sich das irgendwann zu fragen, was man eigentlich selber besonders gut kann oder warum man einen selber gerne buchen möchte.

Grundsätzlich ist die Netzwerkpflege essentiell: auf Festivals, beim Essen gehen, auf Partys, bei Telefonaten, total egal. Von Mentorship-Programmen über Website, über Festivals, über Netzwerkveranstaltungen … Und trotzdem kommen die Projekte meistens aus dem Nichts. (lacht.) Irgendwie random. Manchmal macht man die tollsten Sachen und denkt, boah, da ergibt sich was draus. Dann kippt man jemandem an der Kasse einen Kaffee über die Hose und auf einmal ist das der Regisseur, mit dem du ins Gespräch kommst, dem gerade jemand abgesprungen ist.

Außerdem muss man lernen, die Momente zu genießen, wo gerade mal nichts passiert! Generell empfehle ich, die freie Zeit als freie oder regenerative Zeit wahrzunehmen, weil sonst einfach durchgehend Stress ist.

Danke!



Source link

UX/UI & Webdesign

Das neue Corporate Design der Stadt Leipzig


Die Stadt Leipzig hat ein neues Corporate Design erhalten. Zeitgleich mit der Einführung des neuen visuellen Erscheinungsbildes wurde auch der Webauftritt der Stadt unter leipzig.de relauncht. Von und in den Medien wird das neue Erscheinungsbild kritisiert, sowohl der Gestaltung wegen, insbesondere die des Logos, wie auch was das Vorgehen der Stadtverwaltung betrifft. Ist die Kritik berechtigt?

Seit Mitte letzter Woche präsentiert sich die Stadt Leipzig mit „zeitgemäßem Logo, frischen Farben und einer starken Schrift“, so die offizielle Meldung. Wie Oberbürgermeister Burkhard Jung im Rahmen der Pressemeldung erklärt, bekomme die Stadt erstmals überhaupt ein einheitliches visuelles Erscheinungsbild. „Von der Verwaltung und den Ämtern bis hin zu den vielen Eigenbetrieben der Stadt soll für Bürgerinnen und Bürger sichtbar werden, wo überall in ihrem Alltag öffentlicher Dienst der Stadt Leipzig drinsteckt. Wir wollen besser erreichbar werden, aber wir wollen auch besser sichtbar sein“, so Jung.

Auszug der Pressemeldung

Die neue Markenarchitektur im Corporate Design führt die Mehrzahl der städtischen Unternehmen erstmals unter dem Markenauftritt der Stadt zusammen. So werden diese künftig immer als städtische Angebote erkennbar sein. Das neue Logo erhöht den Wiedererkennungswert der Stadt und ihrer Gesellschaften. Das gewohnte Stadtwappen wird als amtliches Hoheitszeichen auf Bescheiden oder Dienstsiegeln auch künftig eingesetzt. Die insgesamt 12 Farben im Auftritt repräsentieren Vielfalt und Facettenreichtum der Stadt und schaffen vor allem bei digitalen Kommunikationsmitteln die notwendige Flexibilität für die Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern.

Leipzig Corporate Design Visual, Quelle: Stadt Leipzig

In den von der Stadtverwaltung auf Instagram und Facebook veröffentlichten Beiträgen, in denen Jung das neue Erscheinungsbild kurz vorstellt, finden sich fast durchweg ablehnende Kommentare – was, um dies an dieser Stelle schon einmal einordnend zu sagen, die Regel ist. Wenn Städte und Gemeinden ein neues Erscheinungsbild präsentieren, ist der Anteil derer, die das neue Design ablehnen, immer größer. In den knapp 20 Jahren, die es das Design Tagebuch gibt, wurde hier noch kein Redesign einer Stadt vorgestellt, das im Umfeld von Social Media überwiegend positiv aufgenommen wurde. Auch in diesem Fall wird insbesondere das neu geschaffene Stadtlogo wie auch allgemein die mit dem Redesign verbundenen Kosten kritisiert.

Stadt Leipzig Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Stadt Leipzig, Bildmontage: dt
Stadt Leipzig Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Stadt Leipzig, Bildmontage: dt

Fortan nutzt die Stadtverwaltung im Rahmen ihrer Kommunikation anstelle des traditionellen Stadtwappens eine Wortbildmarke mit vereinfachter Löwendarstellung als Bildmarke. Die Form des Löwen ist stark stilisiert, einfarbig schwarz gehalten und stellt eine Strichumsetzung dar. Rechtsseitig der Bildmarke sind zwei blaue Vertikalen versetzt platziert. Hierbei handelt es sich um die sogenannten Landsberger Pfähle, die auch im heraldischen Stadtwappen Leipzigs enthalten sind. Während das Wappen ein Schild als Grundform beinhaltet, sind in der neuen Wortbildmarke Löwe, Vertikalen und Wortmarke freigestellt.

Das bisherige Logo mit heraldischem Stadtwappen bleibe, so die Stadt, weiterhin als amtliches Hoheitszeichen im Einsatz und werde unter anderem auf Bescheiden und Dienstsiegeln eingesetzt. Im Umfeld von Social Media wird die Form des Löwen als „abgemagert“, und die Ausgaben als Geldverschwendung kritisiert.

Die Kosten werden in den Medien mit 665.000 Euro beziffert (Quelle: MDR). Allerdings beziehen sich diese nicht, wie auf Social Media vielfach kommentiert wird, allein auf das Logo. Vielmehr umfasst dieses Budget die Erstellung des Corporate Designs einschließlich Dokumentation (Design-Manual) sowie die Gestaltung, Konzeption und technische Umsetzung des städtischen Webauftritts. Ursprünglich, so lässt sich einer Anfrage der Links-Fraktion des Leipziger Stadtrats entnehmen, wurde die Summe für diese Leistungen im Rahmen der Ausschreibung mit 400.000 Euro beziffert.

Aus dieser Anfrage (PDF) geht hervor, dass das neue Corporate Design von der Stadtverwaltung eingeführt wurde, ohne den Stadtrat einzubinden. Auch die Gründe, weshalb ein Corporate Design in Auftrag gegeben wurde, werden in der Anfrage genannt. Aus der Anfrage zitierend:

Weshalb wurde ein neues Corporate Design in Auftrag gegeben?

Das in der Stadtverwaltung Leipzig existierende „visuelle Erscheinungsbild“ ist veraltet und berücksichtigt vor allem die Herausforderungen der digitalen Welt nur unzureichend. Es ist als Leitfaden für die Gestaltung von Publikationen erarbeitet worden und lässt viele weitere Aspekte außer Acht. Die Gestaltung der Website leipzig.de ist inzwischen über 10 Jahre alt und entspricht nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen und Erwartungen der Nutzerinnen und Nutzer. Ein zu entwickelndes Corporate Design soll die Vielfalt der städtischen Aufgabenfelder widerspiegeln und dass Selbstverständnis der Gemeinwohlorientierung deutlich sichtbar nach außen transportieren. Nicht Bestandteil eines neuen Designs ist das Stadtwappen; dieses bleibt vom Design-Prozess unberührt.

Wer hat die Ausschreibung in Auftrag gegeben und auf welcher rechtlichen Grundlage?

Das Referat Kommunikation hat auf der Grundlage eines Beschlusses des Oberbürger­meisters die Ausschreibung in Auftrag gegeben. Maßgeblich für die Ausschreibung ist der Ausführungsbeschluss VII-DS-06834-DS-01, über den der Verwaltungsausschuss am 11. Januar 2023 votiert hat. Die Umset­zung des Vergabeverfahrens erfolgt in Form eines Verhandlungsverfahrens mit Teilnah­me­wett­bewerb gemäß § 14 Abs. 3 Nr. 2 VgV. Diese Verfahrensart hat das Vergabe­gremium Lieferungen und Dienstleistungen in seiner Sitzung vom 5. Februar 2024 positiv votiert. (Der Oberbürgermeister hatte den Ältestenrat am 4. Mai 2022 über die Absicht einer Neu­ge­staltung des städtischen Designs und die geplante Ausschreibung informiert.)

Viele Menschen hätten sich, so lesen sich die Kommentare auf Instagram & Co, eine Mitsprache hinsichtlich des neuen Designs gewünscht. Unmittelbare Mitsprache ist im Rahmen eines solchen Designprozesses grundsätzlich möglich, doch mitunter schwierig realisierbar, teils auch bedenklich, je nach Ausgestaltung (technische Problematik bei Online-Abstimmungen, u.a.). Eine Einbindung von Bürgern und Mitgliedern des Stadtrates in den Gesamtprozess (geplante Umstellung) ist hingegen in jedem Fall sinnvoll. Formen der Partizipation können ein Bürgerdialog vor Ort sein, oder schriftliche Informationen hinsichtlich angedachter Maßnahmen, die den Bürgern vorab zur Verfügung gestellt werden. Üblich sind zudem Präsentationen im Stadtrat. In Leipzig ist offenbar nichts von all dem erfolgt. Aus meiner Sicht ist dies der Hauptgrund für die im Netz sich seit einer Woche ausbreitende Kritik.

Hinzu kommt der Umstand, dass die Form des Logos vielen Menschen nicht zusagt, und diese sich die Beibehaltung des Logos mit Wappen wünschen, dieses auch fordern, wie der auf Openpetition.de veröffentlichten Petition zu entnehmen ist. Doch der Text der Petition ist in vielerlei Hinsicht schwammig, teils faktisch falsch, Jung nennt die Petition „unsinnig“. Ein professionelles, einheitliches Corporate Design (als Stadt) ist eine, geschichtlich gesehen, vergleichsweise sehr junge Erscheinung (im Sinne von Phänomen). Die Petition suggeriert, als sei das vorherige Zeichen in Wappenform seit Jahrhunderten Bestandteil des visuellen Erscheinungsbildes der Stadt. Doch das Erscheinungsbild jedweder Marke, sei es eine Stadt, ein Unternehmen oder ein Verein, unterliegt fortwährend Veränderungen. Als die Messestadt Leipzig 1965 beispielsweise ihr 800-jähriges Jubiläum feierte, sah das Wappen ganz anders aus.

Das amtliche Stadtwappen Leipzigs existiert, dies ist gut dokumentiert, in seiner Grundform und mit seinen Hauptsymbolen seit ca. 1470. Doch dies trifft keinesfalls auf das zuletzt im visuellen Erscheinungsbild der Stadt verwendete Logo/Wappen zu, welches deutlich jünger ist. Das Stadtwappen Leipzigs wurde im Laufe der Jahrhunderte, wie viele andere Stadtwappen auch, vielfach neu gezeichnet, immer wieder neu interpretiert, wie diese Zusammenstellung veranschaulicht. Auch den Leipziger Löwen gibt es in unzähligen Darstellungsformen.

Das neue Stadtlogo ist keine vereinfachte Darstellung des Wappens, vielmehr eine vom Wappen ausgehende, neu geschaffene Wortbildmarke. Ich würde die Form und die Ästhetik des Logos als zeitgemäß beschreiben. Städte wie Oslo, Hengelo oder Schwerin nutzen für ihr Logo eine ähnliche, auf Grundformen reduzierte Ästhetik. Manche bezeichnen diese auch als minimalistisch – doch Logos sind vom Prinzip her reduzierte, simple, einfache grafische Zeichen. Dies ist ihr Wesen. Minimalismus ist in dieser Designdisziplin kein von Marketing-Leuten ausgedachter Gag, sondern das Grundprinzip. Mit Farbverläufen, Schattenwürfen, Glanzeffekten und 3D-Optik ausgestattete Logos sind eine zeitgeistige Erscheinung, wenn man so will ein (modischer) Marketing-Gag.

Die für die Löwendarstellung gewählte Strichstärke ist vergleichsweise gering, doch nicht zu gering, in technischer Hinsicht (Reproduktion). Die Abstraktion von Tieren und Gesichtern ist ein schmaler Grat, und eine Königsdisziplin im Logodesign. In Braunschweig hat ein 2018 vorgenommenes Redesign eine unfreiwillig komisch wirkende Löwenfigur hervorgebracht, so jedenfalls mein Eindruck. Ein besonders würdevolles Antlitz und majestätisches Aussehen stellt die stark abstrahierte neue Löwenform in Leipzig gewiss nicht dar. Sollte eine Stadtverwaltung im 21. Jahrhundert in ihrer Kommunikation und Außendarstellung majestätisch auftreten? Oder geht es hier nicht vielmehr darum, Zugänglichkeit und Nahbarkeit zu kommunizieren, und Offenheit, wie sie das neue Signet/Logo der Stadt Leipzig artikuliert?

Ästhetik lässt sich nicht objektiv bewerten. Manch einem sagt ein Design zu, anderen weniger oder gar nicht. Leicht bzw. leichter objektivierbar sind hingegen die konzeptionelle Idee, die dem Design zugrunde liegt, die handwerkliche Qualität der Arbeit, die Darstellungsqualität eines Logos und auch die technische Umsetzung, auch die des Webauftritts. Die gezeigten Anwendungsbeispiele lassen eine handwerklich gute Arbeit erkennen. Positiv ist auch mein Eindruck vom frisch relaunchten Webauftritt unter leipzig.de.

Die Farben der Stadt, Blau und Gelb, werden sowohl im digitalen Kontext wie auch in gedruckten Anwendungen in sinnvoller Weise akzentuierend verwendet. Weitere Farben in das Corporate Design aufzunehmen ist schon deshalb sinnvoll, da Chemnitz und Dresden ein sehr ähnliches Stadtwappen haben, und Chemnitz zudem die gleichen Grundfarben nutzt. Die Erweiterung der Farbpalette dient in diesem Fall also der besseren Differenzierung.

Die Kritik hinsichtlich des Vorgehens seitens der Stadtverwaltung ist nachvollziehbar. Es fehlt an Transparenz, so auch mein Eindruck. Auch meine Anfrage, die ich am letzten Donnerstag an die Pressestelle der Stadt gerichtet hatte, ist bislang unbeantwortet geblieben. Mit einer pro-aktiven Herangehensweise und Kommunikation wäre die Berichterstattung über das neue Erscheinungsbild von Leipzig eine andere. Für mich stellt sich beispielsweise die Frage, welche städtischen Unternehmen gemeint sind, die nun „erstmals unter dem Markenauftritt der Stadt zusammengeführt werden“, wie es in der Pressemeldung heißt. Alle Tochter- und Beteiligungsgesellschaften1 der Stadt Leipzig treten derzeit noch mit einem eigenen Erscheinungsbild auf.

Es ist berechtigt, wenn Mitglieder des Stadtrats in dieser Hinsicht nachfassen. Da in diesem Fall ein Mitglied der Links-Fraktion die Anfrage an die Stadtverwaltung gestellt hat, sei darauf hingewiesen, dass die Bundesfraktion der Linken erst vor zwei Jahren, wie im dt berichtet, ein umfangreiches Rebranding hat durchführen lassen. Alle im Bundestag und den Landtagen vertretenen Parteien sind sich darüber bewusst, dass eine zeitgemäße Kommunikation und Außendarstellung von essenzieller Bedeutung ist.

So wie Ausgaben für Kitas und Schulen in aller Regel sehr gut investiert sind, sind auch Investitionen in die Kommunikation in aller Regel richtig und wichtig. Beides gegeneinander auszuspielen ist ein in der Gesellschaft weit verbreitetes Muster. Doch selbstverständlich ist beides wichtig: zusätzliches Schul- und Kita-Personal und saubere sanitäre Anlagen ebenso wie funktionsfähige, zugängliche digitale Dienste. Zurecht wird die digitale Verwaltung von Städten vielerorts kritisiert (fehlende Funktionalitäten, mangelhafte Usability, schlechte Darstellungsqualität auf Smartphones, etc.). Und wenn Geld in die Hand genommen wird, um das System insgesamt zu verbessern, wird abermals kritisiert. Auch dies ein Muster.

Aus meiner Sicht hätte die Stadtverwaltung im Vorfeld auf die Notwendigkeit der Maßnahmen hinweisen und auf ein damit verbundenes besseres Verständnis hinwirken können. So hätte sich die Akzeptanz für die geplante Veränderung erhöhen lassen. Wer die Notwendigkeit für geplante Maßnahmen versteht, erkennt und sich mitgenommen und gehört fühlt, urteilt anders. Aus Sicht der Stadtverwaltung eine vertane Chance. Für die Stadt ist die Modernisierung der Außendarstellung jedoch ein notwendiger und richtiger Schritt.

Entstanden ist das neue Corporate Design der Stadt Leipzig in Zusammenarbeit mit EdenSpiekermann (Berlin). Für die technische Realisierung des Webauftritts zeichnet DMK E-BUSINESS (Chemnitz) verantwortlich.

Mediengalerie

Weiterführende Links

Fußnoten

  1. Stadtwerke Leipzig GmbH: Energieversorgung (Strom, Gas, Fernwärme), Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH:, Öffentlicher Personennahverkehr (Bus, Tram), Leipziger Wasserwerke GmbH: Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Netz Leipzig GmbH: Energie- und Wassernetzbetrieb, Sportbäder Leipzig GmbH, LESG – Gesellschaft zur Stadtentwicklung, bbvl Beratungsgesellschaft für Beteiligungsverwaltung Leipzig mbH



Source link

Weiterlesen

UX/UI & Webdesign

BVG goes NFL! › PAGE online


Gerade stand Berlin wegen des allerersten NFL Spiels Kopf: Gestern kämpften im Olympiastadion die Indianapolis Colts gegen die Atlanta Falcons. Und dabei mischte auch der BVG mit einem Fan-Trikot mit – und mit einem starken Plädoyer.

BVG goes NFL! › PAGE online

Tanzende Maskottchen, Cheerleader und Pop-Musik und dazu Tausende Hauptstadt-Fans im Glück: Im Olympiastadion fand das erste NFL-Spiel in Berlin überhaupt statt.

Und der BVG, der manchmal etwas raue, aber immer sehr bunte Nahverkehr der Stadt, mischte mit. Seit Jung von Matt den einzigartigen Slogan »Weil wir dich lieben« erfunden hat, kennt diese keine Grenze.

Mit so vielen Emotionen ist ein Nahverkehr noch nie überzogen worden. Und auch nicht mit so herrlich ausgelassenem Humor.

Daran knüpft Serviceplan mit seiner »Heimspielt für Vielfalt«-Kampagne passend zum NFL-Game an, plädiert für Offenheit und Zusammenhalt – und verbindet das Event mit jeder Menge Haltung.

Im Mittelpunkt: das BVG-Heimtrikot als offizielles NFL lizenziertes Produkt. Es ist online im NFL Shop erhältlich und wird von einem Clip begleitet, der einmal mehr auf den »Hart aber herzlich«-Charme der Hauptstadt setzt.

Und auf das »Muster der Vielfalt«, das Jung von Matt 2022 einführte, als eine der zahlreichen, umwerfenden Ideen, mit denen die Kreativen den Öffentlichen Personenverkehr in Berlin in einen wie keinen verwandelten und Serviceplan jetzt anknüpft:

Das könnte dich auch interessieren



Source link

Weiterlesen

UX/UI & Webdesign

Strichpunkt rebranded den DFB › PAGE online


Grün statt Nationalfarben und dazu sanfte, weiche Rundungen und jede Menge Flexibilität: Strichpunkt hat den Deutschen Fußball Bund, den DFB, mit einer neuen Marke versehen, die durchaus auch überrascht.

Strichpunkt rebranded den DFB › PAGE online

2025 ist das große Jubiläumsjahr des DFB: 125 Jahre Deutscher Fußball Bund und das heute mit 27 Fußballverbänden und 24.000 Fußballvereinen.

Zur Feier gab es bereits eine launige Jubiläumskampagne von huth+wenzel, ein adidas Jubiläumstrikot, das Jung von Matt superstylisch in Szene setzte – und jetzt gibt es ein Rebranding der DFB-Dachmarke von Strichpunkt.

Die Kreativen überarbeiteten dabei das eigene Logo, das sie 2015/2016 entwickelt hatten, tauchten den Markenauftritt in eine neue Farbwelt und haben ihn mit vollvariablem Schriften versehen.

Und da man beim DFB anscheinend nicht ohne Superlative auskommt, spricht Strichpunkt auch von einem Supersign, das sich jetzt von dem erneuerten Logo ableitet.

Bild: Deutscher Fußball-Bund (DFB)

Grün statt Schwarz-Rot-Gold

Vor allem aber ist interessant, und auch sehr prägnant, was an dem Logo selbst überarbeitet wurde.

Im Mittelpunkt stehen die Kernbereiche des DFB in Form von drei sich überlappenden Elementen, die Organisation, Gesellschaft und Sport symbolisieren.

Präsentierten diese sich im alten Logo noch mit spitzen Ecken, wurden diese jetzt, harmonisch und sanft, abgerundet.

Gleichzeitig wurde der Kreis, der den runden Tisch visualisiert, an dem man zusammensitzt, überarbeitet. Dabei wurde das Schwarz-Rot-Gold der drei kurzen Linien, die Teil des Kreises waren, farblich Grün angepasst.

Grün statt der Nationalfarben also. Grün wie der Rasen – und das zeigt sich jetzt auch in einem satteren Ton. Und noch mal wesentlich heller in der quasi 3D-Superversion.

Bild: DFB / Strichpunkt

Facettenreich wie Fußball

Neben dem satten Grün wurde auch die restliche Farbpalette des DFB überarbeitet – und erweitert.

In digitalen Zeiten wurde ein Light- und Darkmode der Marke durch verschiedene Farben ergänzt, die sich aus der Welt des Fußballs ableiten.

Dazu gehören jetzt, neben Schwarz und drei Grüntönen, ein nahezu neonfarbenes Gelbgrün und ein leuchtendes Lilablau.

Entscheidend ist zudem die Erweiterung der hauseigenen Schrift »DFB-Sans«, die ursprünglich mit der Berliner Foundry Supertype entwickelt wurde – und die jetzt von 6 auf 56 Schriftschnitte erweitert wurde.

Sie reichen von »Compressed« zu »Super Extended« und von »Light« zu »Black«, jeweils als Regular und Italic – und bieten so eine große Variabilität.

Diese ist zentral für das neue, flexible Designsystem, das, wie das Rebranding selbst, in jedem seiner Aspekte, die vielfältigen Aufgaben des DFB visualisiert und, wie es von Strichpunkt heißt, so facettenreich wie der Fußball selbst ist.

Bild: DFB / Strichpunkt

Bild: Deutscher Fußball-Bund (DFB)

Das könnte dich auch interessieren



Source link

Weiterlesen

Beliebt