Künstliche Intelligenz
Steam Frame: Valves VR-Brille rückt klassisches Gaming und VR näher zusammen
Valve bringt eine neue Brille für Virtual-Reality-Computerspiele (VR) auf den Markt. Sie heißt Steam Frame und zeichnet sich durch geringes Gewicht aus. Um optimales PC-Streaming zu gewährleisten, liefert Valve einen USB-Drahtlosadapter mit, der in den PC gesteckt wird.
Weiterlesen nach der Anzeige
Das Headset selbst verfügt über zwei Funkmodule: Eines empfängt Bild und Ton vom PC und Drahtlosadapter über einen dedizierten 6-GHz-Kanal, das andere stellt die WLAN-Verbindung mit dem heimischen Router her. So ermöglicht der Adapter niedrige Latenz und stabiles Streaming ohne komplizierte Netzwerkeinrichtung. Die beiden Eye-Tracking-Kameras erfassen zudem, wohin der Nutzer blickt, und optimieren das Streaming entsprechend, um im Blickbereich besonders hohe Bildqualität zu erzielen.
In Kombination mit einem PC unterstützt Steam Frame die gesamte Steam-Bibliothek, einschließlich aller SteamVR-Titel. Die Controller des Headsets kombinieren die Eingabemöglichkeiten eines Gamepads mit denen eines räumlich getrackten VR-Controllers und stellen so die Kompatibilität mit beiden Gaming-Welten sicher. Die Controller werden jeweils mit einer herkömmlichen AA-Batterie betrieben, die laut Hersteller bis zu 40 Stunden Laufzeit bietet.
Steam Frame läuft auf einer VR-Version von SteamOS. Für den autarken Betrieb setzt die VR-Brille auf den Smartphone-Chip Snapdragon 8 Gen 3 sowie 16 GB RAM. Diese Prozessorleistung reicht natürlich längst nicht für alle Spiele der Steam-Bibliothek aus. Für grafisch anspruchsvollere Titel oder VR-Spiele wie Half-Life: Alyx ist weiterhin ein PC erforderlich. Um hervorzuheben, welche Bildschirmspiele und VR-Titel auf dem Steam Frame laufen, wird Valve das Deck-Verified-Programm vor dem Marktstart um Bewertungen für Steam Frame erweitern.
Valve zielt auf ein breiteres VR-Publikum als bisher
Was Art und Auflösung der Displays betrifft, bewegt sich Steam Frame etwa auf dem Niveau der Meta Quest 3 mit einem LC-Display mit 2160 × 2160 Bildpunkten pro Auge. Auch das Sichtfeld fällt vergleichbar aus. Wie die meisten modernen VR-Brillen setzt Steam Frame auf Pancake-Linsen. Es unterstützt Bildwiederholraten von bis zu 144 Hertz.
Beim Passthrough geht Valve nicht mit der Zeit und setzt auf monochrome statt auf RGB-Kameras. Der Fokus liegt damit klar auf klassischem Gaming und VR, nicht auf Mixed Reality. Die Kameras dienen zugleich dem räumlichen Tracking des Geräts. Zwei Infrarot-LEDs stellen zudem sicher, dass die Raumerfassung auch bei schwachem Licht zuverlässig funktioniert. Das externe Trackingsystem von Valves älterer VR-Brille wird nicht unterstützt.
Weiterlesen nach der Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.
Valve
Mit 440 Gramm ist Steam Frame leichter als die Konkurrenz: Meta Quest 3 etwa bringt 515 Gramm auf die Waage, Apple Vision Pro sogar bis zu 800 Gramm. Die Kopfhalterung enthält in beiden Bügeln zwei Lautsprecher sowie einen wiederaufladbaren Akku auf der Rückseite. An der gleichen Stelle befindet sich auch ein USB-Port für den Betrieb per Kabel oder Powerbank.

Die Steam Frame Controller schlagen eine Brücke zwischen Gamepad- und VR-Steuerung.
(Bild: Valve)
Noch ist nicht klar, wie viel Steam Frame kosten wird. Der technischen Ausstattung nach dürfte Valve jedoch das mittlere Preissegment anpeilen. Valves letzte VR-Brille, die 2019 erschienene Valve Index, war für damalige Verhältnisse ein High-End-Gerät und richtete sich mit einem Preis jenseits der 1000 Euro klar an Enthusiasten. Das Steam Frame wird in zwei Speichervarianten erscheinen: mit 256 GB und 1 TB. Der Speicher lässt sich per MicroSD-Karte erweitern.
Steam Frame erscheint Anfang 2026, so wie die neue Steam Machine und der Steam Controller, die ebenfalls heute angekündigt wurden.
(tobe)
Künstliche Intelligenz
39C3: „Digital Independence Day“ gegen Tech-Monopole
Im Rahmen eines Vortrags des Schriftstellers Marc-Uwe Kling („Die Känguru-Chroniken“) rief der Chaos Computer Club am Samstagabend zum „Digital Independence Day“ auf. Die Idee: Wenn genügend Menschen andere digitale Dienste als die der großen US-amerikanischen und chinesischen Unternehmen nutzen, lässt sich deren Einfluss auf die eigene Gesellschaft einschränken.
Weiterlesen nach der Anzeige
Die Notwendigkeit dazu sieht der CCC laut einer Mitteilung durch einen „Würgegriff von Big Tech“. Der Verein schreibt darin: „Die Plattformen scheren sich nicht um unsere Gesetze, zersetzen unsere Demokratie und damit unsere Freiheit.“ Besonders sichtbar sei das kürzlich durch die wütenden Reaktionen von Elon Musk auf eine durch die EU nach dem Digital Services Act (DSA) verhängte Millionenstrafe gegen dessen Plattform X geworden, das frühere Twitter. Die darauf folgenden Sanktionen gegen HateAid und den früheren EU-Kommissar Thierry Breton sieht der Verein als weiteres Alarmsignal.
Jeder 1. Sonntag als Digital Independence Day
Folglich schlägt der CCC die Nutzung von Mastodon statt X, aber etwa auch Signal als Alternative zu WhatsApp vor. Dabei sollen ab dem 4. Januar 2026 an jedem ersten Sonntag eines Monats Wechselpartys in den verschiedenen Hackerspaces des CCC sowie bei weiteren Unterstützern der Initiative stattfinden. Das Ziel ist, auch technisch weniger interessierten Menschen den Umstieg zu erleichtern und die Vorteile von anderen Lösungen zu zeigen. Bei Social Media und Messengern macht das nicht halt: Auch der Wechsel von Windows 10, welches das Ende seines Support-Zeitraums erreicht hat, zu Linux wird empfohlen.
In die gleiche Kerbe schlug am Sonntag, dem zweiten Tag des 39C3, der kanadisch-britische Autor und Aktivist Cory Doctorow. In seinem Vortrag entwarf er das Konzept eines „post-amerikanischen Internets“. Doctorow prägte 2022 den Begriff der „Enshittification“, der unter anderem beschreibt, wie die Bedingungen für Nutzer in digitalen Plattformen absichtlich immer schlechter gemacht werden, weil sie unwillig sind, diese zu verlassen. Ergänzend zum zivilgesellschaftlichen Widerstand wie beim „Digital Independence Day“ sieht Doctorow auch politisches Handeln als zentral an, um digitale Monopole aufzubrechen.
Cory Doctorow: Software-Schutz abschaffen
Der wichtigste Hebel dafür sei eine Abschaffung des rechtlichen Schutzes von Software vor deren Veränderung. Unter dem Deckmantel von „Kopierschutz“, Urheberrecht und Geschäftsgeheimnissen sperrten viele De-facto-Monopolisten ihre Kunden in goldene Käfige, welche kaum aufzubrechen seien. Doctorow nannte als Beispiel Apples 30-Prozent-Anteil für Transaktionen, die durch Apps aus dem Apple-Store angestoßen werden, oder die Reparaturfeindlichkeit des Landmaschinenherstellers John Deere.
Weiterlesen nach der Anzeige
Erst wenn diese rechtlichen Schutzmechanismen nicht mehr existierten, könnte sich wieder ein gesunder Wettbewerb entwickeln. Es sei dann nicht mehr möglich, dass Unternehmen sich zu Monopolen entwickeln, indem sie ihren Kunden durch rechtliche Kniffe Reparatur, Weiterentwicklung und Wechsel erschwerten, so Doctorow.
Getragen wird die Initiative zum Digital Independence Day alias „Di.Day“ von der gemeinnützigen Gesellschaft „Save Social“, die auch eine FAQ zu dem Vorhaben bereithält. Neben dem Chaos Computer Club zählen zu den Unterstützern unter anderem der Verein Digitale Gesellschaft, die Gesellschaft für Informatik, Nextcloud und Wikimedia Deutschland.
Lesen Sie auch
(nie)
Künstliche Intelligenz
„Armut tötet“: Warum „KI“ das Gesundheitswesen nicht retten kann
Auf dem 39. Chaos Communication Congress analysierte Manuel Hofmann von der Deutschen Aidshilfe in seinem Vortrag „‘KI’, Digitalisierung und Longevity als Fix für ein kaputtes Gesundheitssystem?“ die überzogenen Technologie-Versprechen für das deutsche Gesundheitssystem. Sein Vortrag offenbarte eine gefährliche Mischung aus naiver Technikgläubigkeit, libertärer Ideologie und dem systematischen Ausblenden sozialer Ungleichheiten.
Weiterlesen nach der Anzeige
Betrachte man die Schlagzeilen, stecke das deutsche Gesundheitswesen in einer veritablen Krise: Die Kosten explodieren, der demografische Wandel rollt unaufhaltsam auf das System zu, und in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren werden Hunderttausende Beschäftigte in Rente gehen. Zugleich kommen geburtenstarke Jahrgänge in ein Alter, in dem sie häufiger krank und pflegebedürftig werden. Der Charité-Chef warne vor dem Kollaps, der GKV-Spitzenverband schlage Alarm, und Deutschland lande bei der Krankheitsprävention auf dem vorletzten Platz einer internationalen Erhebung.
Die Antwort der Politik und der Gesundheitswirtschaft auf diese strukturellen Probleme folge einem erstaunlich einheitlichen Muster, erklärte Hofmann: Technologie soll es richten. In der Digitalisierungsstrategie des Bundesgesundheitsministeriums (PDF) aus dem Jahr 2023 heiße es: „Die Digitalisierung in der Gesundheits- und Pflegeversorgung ermöglicht ein gesünderes und längeres Leben für alle.“ Doch wie realistisch sind diese Versprechen tatsächlich?
Die Effizienz-Illusion: Wenn Charité-Chefs von KI-Ersatz träumen
In seiner Analyse verdeutlichte Hofmann die Dimensionen der Realitätsferne mit konkreten Aussagen führender Gesundheitsmanager. Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité – Europas größtem Universitätsklinikum –, erklärte demnach in einem Tagesthemen-Interview, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre ein Drittel seiner Mitarbeiter in Rente gehen werde. Hofmann zitierte Kroemers Schlussfolgerung: „Insofern haben wir ganz klar die Zielsetzung, innerhalb einer Dekade ein Drittel der Mitarbeiter durch diese Technologien ersetzen zu können.“
Hofmann konterte diese Aussage mit Verweis auf die Geschichte der Digitalisierung im Gesundheitswesen: „Ich erinnere noch mal daran: Wir haben vor 20 Jahren die erste Idee zur elektronischen Patientenakte bekommen.“ Die elektronische Patientenakte, das Vorzeigeprojekt der Gesundheitsdigitalisierung, war auf dem Chaos Communication Congress vor genau einem Jahr Gegenstand vernichtender Kritik – Sicherheitsforscher hatten zahlreiche technische Mängel aufgezeigt. Vor diesem Hintergrund erscheine die Vorstellung, innerhalb von zehn Jahren ein Drittel des Krankenhauspersonals durch KI zu ersetzen, geradezu unrealistisch, so Hofmann.
Noch weiter gehe es in einem von Siemens Healthineers gesponserten Meinungsbeitrag in der Welt, den Hofmann in seinem Vortrag zitierte: „Was können wir dagegen tun? Wir können nicht mehr Ärzte herbeizaubern, aber durch den Einsatz von Technologie versetzen wir sie in die Lage, künftig zehnmal mehr als heute zu leisten. Warum sollte ein Arzt, der heute 1000 Patienten im Quartal behandelt, künftig nicht 10.000 Patienten im Quartal behandeln?“
Weiterlesen nach der Anzeige
Hofmann berichtete, er habe diese These bei einem Workshop auf einem Ärztekongress des Vereins Demokratischer Ärztinnen getestet. Die Reaktion der anwesenden Mediziner auf die Frage, warum sie künftig nicht zehnmal so viele Patienten behandeln könnten, beschrieb er so: „Sie waren so mittelbegeistert und haben sich auch tendenziell nicht über zu laxe Arbeitsbedingungen beschwert.“
Quantencomputing und Krebsprognosen: Die Zukunftsfantasien der Strategieberater
Besonders drastisch illustrierte Hofmann die Weltfremdheit mancher Zukunftsvisionen anhand eines Magazins einer Strategieberatung, das das Gesundheitswesen im Jahr 2030 beschreibt. Die dort geschilderte Szene: Ein Patient sitzt in einer onkologischen Praxis, um seine Krebsprognose zu erfahren – also die Antwort auf die Frage, ob er weiterleben wird. Dieser Patient werde in der Vision als „neugierig“ beschrieben, so Hofmann.
Seine Kritik fiel deutlich aus: „Ich will wirklich nicht, dass die Zukunft unseres Gesundheitswesens von Leuten designt wird, die denken, dass Menschen, die gerade erfahren, ob sie weiterleben können, neugierig in ihrem Behandlungsgespräch sitzen.“ In der Vision errechneten KI-Simulationen, „gestützt auf Quantencomputing“, eine individualisierte Erfolgswahrscheinlichkeit. Die Ärztin habe dann auch viel mehr Zeit für „tolle psycho-onkologische Gespräche“, weil das Administrative wegfalle. Die Diskrepanz zwischen solchen Hochglanz-Szenarien und der Realität eines Gesundheitssystems, das noch immer massiv auf Faxgeräte angewiesen ist, könne kaum größer sein.
Eigenverantwortung als politisches Programm
Parallel zur Technologie-Euphorie etabliere sich laut Hofmanns Analyse ein zweites Narrativ: die Betonung von Eigenverantwortung. Der Referent verwies auf Bundeskanzler Friedrich Merz, der beim Kongress der Maschinenbauer erklärt habe, die Deutschen gingen alle zu häufig zum Arzt.
Ähnlich äußere sich Bundesgesundheitsministerin Nina Warken. Hofmann zitierte sie aus einer Pressekonferenz zum Public Health Report: „Um eine finanzierbare und gute Gesundheitsversorgung für die Zukunft aufzustellen, sind Veränderungen unumgänglich. Und dabei wird auch die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger eben eine zentrale Rolle spielen.“
Diese Entwicklung münde in eine zunehmende digitale Ersteinschätzung, analysierte Hofmann: Bevor Menschen Zugang zum Gesundheitssystem erhalten, sollen Chatbots und Symptomchecker vorfiltern, wer „wirklich“ behandelt werden muss.
Besonders problematisch werde diese Entwicklung im Bereich der psychischen Gesundheit. Angesichts des Mangels an Psychotherapieplätzen werde KI zunehmend als Ersatz diskutiert. Hofmann warnte eindringlich: „Nein, ChatGPT wird nicht den Psychotherapeuten und die Psychotherapeutin ersetzen.“ Als Beleg verwies er auf ein neues Phänomen: die KI-induzierte Psychose. Menschen mit bestehenden Zwangsgedanken erhielten von Sprachmodellen oft bekräftigende Antworten, die ihre Probleme verschärften statt sie zu lindern.
Tech-Milliardäre und der Traum vom ewigen Leben
Ein weiterer Strang von Hofmanns Analyse betraf die Longevity-Bewegung – ein Ansatz, der Langlebigkeit durch eine Kombination aus Technologie, Selbstoptimierung und experimentellen Behandlungen verspricht. Die ideologischen Wurzeln dieser Bewegung lägen im Silicon Valley, bei Tech-Milliardären mit libertären Überzeugungen und dem ausgeprägten Wunsch, nicht sterben zu müssen.
Als prominenten Vertreter nannte Hofmann Ray Kurzweil, KI-Visionär und Chief Technical Officer bei Google. Kurzweil propagiere das Konzept der „Longevity Escape Velocity“ – den Punkt, an dem der medizinische Fortschritt so schnell voranschreite, dass jedes gelebte Lebensjahr ein zusätzliches Jahr Lebenserwartung bringe. Hofmann erläuterte Kurzweils Vision: Man erreiche irgendwann einen Zustand, „wo wir unsere allzu schwächlichen scheiternden Körper hinter uns lassen können“ und wo Krankheit, wie wir sie kennen, ausgerottet werde. Nach Kurzweils Prognosen werde dieser Punkt bereits in wenigen Jahren erreicht sein. „Ich glaube, das Fax wird im deutschen Gesundheitswesen diesen Zeitpunkt um einige Jahrzehnte überleben,“ sagte Hofmann dazu.
Die praktische Ausprägung dieser Ideologie finde sich in Einrichtungen wie Fountain Life, einem laut Hofmann „irrsinnig teuren Longevity-Center“ in den USA, wo wohlhabende Kunden experimentelle Untersuchungen buchen können. Ein Gründer von Fountain Life habe empfohlen, man solle „der CEO der eigenen Gesundheit sein“ – eine Formulierung, die inzwischen auch von deutschen Gesundheitsinfluencern übernommen werde.
Als besonders skurriles Beispiel nannte Hofmann den Longevity-Enthusiasten Brian Johnson, der sich selbst als den bestvermessensten Menschen der Welt bezeichne. Johnson sei bekannt für obsessive Selbstvermessung, die nach Hofmanns Darstellung bisweilen groteske Züge annehme. Er verwies auf einen Artikel der New York Times, der die jahrhundertealte Suche nach dem ewigen Leben analysiert und festgestellt habe, dass diese Suche überwiegend von Männern getrieben ist. Hofmann zog Verbindungen zu sozialpsychologischer Forschung, die nahelege, dass die Verdrängung des Todes in individualistisch organisierten Gesellschaften deutlich verbreiteter sei als in gemeinschaftsorientierten Kulturen.
Soziale Ungleichheit und globale Gesundheit
Das fundamentale Problem all dieser Ansätze sah Hofmann in ihrer systematischen Ausblendung sozialer Ungleichheiten. Gesundheit hänge in hohem Maße von gesellschaftlicher Positionierung ab, betonte er in seinem Vortrag. Menschen, die queer oder trans seien, erlebten ihr Leben lang Minderheitenstress, der sich auf die Gesundheit auswirke. Menschen, die täglich zehn Stunden Pakete austrügen, hätten abends keine Energie mehr für Wellness-Rituale. „Armut tötet“, fasste Hofmann zusammen – eine Aussage, die das Robert-Koch-Institut mit seinen Daten zur „Lebenserwartungslücke“ zwischen Arm und Reich wissenschaftlich bestätige.
Die Individualisierung von Gesundheit mache Menschen für Dinge verantwortlich, für die sie wenig könnten, argumentierte Hofmann. Wer in einer lauten Straße wohne, wer Schichtarbeit leiste, wer prekär beschäftigt sei, könne sich nicht einfach für einen gesünderen Lebensstil entscheiden.
Besonders eindringlich wurde Hofmann bei der globalen Dimension. Die Deutsche Aidshilfe habe anlässlich des Welt-Aids-Tags einen Weckruf veröffentlicht: Nach dem Rückzug der USA aus internationalen HIV-Programmen drohe eine Katastrophe. Menschen würden an einer gut behandelbaren Krankheit sterben, weil ihnen die Medikamente fehlen. Hofmann appellierte: „Vielleicht sollten wir das Problem mal als erstes fixen, bevor wir uns weiter darüber unterhalten, ob irgendwelche Tech-Bros aus dem Silicon Valley 130 werden könnten.“
Wem nützt das Narrativ vom kaputten System?
In seinem Vortrag warnte Hofmann auch vor den politischen Implikationen der Krisendiskurse. Die Erzählung, dass das Gesundheitssystem kaputt sei, sei keine neutrale Zustandsbeschreibung, sondern selbst ein Narrativ. Natürlich müsse man Probleme benennen und Lösungen diskutieren. „Aber wenn man nur die Erzählung macht, dass das System kaputt geht und eh alles den Bach runter geht und wir dem Untergang geweiht sind, dann profitiert am Ende doch wieder nur die eine rechtsextreme Partei, die selbst ganz bestimmt keine kompetenten, weitsichtigen Antworten für strukturelle Probleme im Gesundheitswesen haben wird.“
(mack)
Künstliche Intelligenz
Mecklenburg-Vorpommern: Land will schnellere Digitalisierungsverfahren
Die Digitalisierung in Mecklenburg-Vorpommern soll mit vereinfachten Verfahren weiter beschleunigt werden. Durch Änderungen in der Landesbauordnung, dem digitalen Bauantrag und dem Breitbandportal könnten Planungen und Genehmigungen zunehmend schneller abgewickelt werden, hieß es in einer Mitteilung des Innenministeriums in Schwerin.
Weiterlesen nach der Anzeige
„Wir haben heute Möglichkeiten, die uns vor Jahren noch gefehlt haben. Wenn wir sie alle konsequent nutzen, kommen wir deutlich schneller voran“, sagte Innenminister Christian Pegel (SPD).
Hälfte der Fördermittel abgerufen
2015 startete der Bund laut Ministerium das erste Förderprogramm für Glasfaserausbau. Mittlerweile könnten mehr als 60 Prozent der Haushalte im Nordosten einen Glasfaseranschluss nutzen, mit denen sie schnelleres Internet haben. Laut Pegel wurde bislang etwa die Hälfte der Fördermittel in Höhe von fast drei Milliarden Euro abgerufen.
Im September endete nach mehr als sieben Jahren Bauzeit ein großes Ausbauprojekt des Glasfasernetzes im Landkreis Vorpommern-Rügen. Davon profitieren nach früheren Angaben des Landkreises fast 60.000 Haushalte, darunter 1.800 Unternehmen und 80 Schulen in 56 Kommunen des Landkreises. Das Projekt wurde mit Gesamtkosten von knapp 127 Millionen Euro von Bund, Land und Landkreis gefördert.
Unter anderem die CDU hatte in der Vergangenheit kritisiert, dass zu wenige Haushalte im Nordosten Glasfaser haben. Mittelabflüsse aus Förderprogrammen seien hoch, doch beim tatsächlichen Ausbau hinke das Land weiter hinterher, kritisierte der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Daniel Peters, vor mehreren Monaten.
Weiterlesen nach der Anzeige
(kbe)
-
UX/UI & Webdesignvor 2 MonatenIllustrierte Reise nach New York City › PAGE online
-
Künstliche Intelligenzvor 3 MonatenAus Softwarefehlern lernen – Teil 3: Eine Marssonde gerät außer Kontrolle
-
Künstliche Intelligenzvor 3 Monaten
Top 10: Die beste kabellose Überwachungskamera im Test
-
UX/UI & Webdesignvor 2 MonatenSK Rapid Wien erneuert visuelle Identität
-
Künstliche Intelligenzvor 2 MonatenNeue PC-Spiele im November 2025: „Anno 117: Pax Romana“
-
Entwicklung & Codevor 1 MonatKommandozeile adé: Praktische, grafische Git-Verwaltung für den Mac
-
Künstliche Intelligenzvor 2 MonatenDonnerstag: Deutsches Flugtaxi-Start-up am Ende, KI-Rechenzentren mit ARM-Chips
-
UX/UI & Webdesignvor 2 MonatenArndt Benedikt rebranded GreatVita › PAGE online
