Entwicklung & Code

Bitrig: iPhone-App entwickelt Apps direkt auf dem Gerät


Sie wird von einigen gefeiert, als hätte es so etwas vorher noch nie gegeben: Die App Bitrig für das iPhone sorgt aktuell für Schlagzeilen. Sie ermöglicht es, auf dem iPhone per Textprompt eine App entwickeln zu lassen. Dies erfolgt in Apples Programmiersprache Swift – also ohne den Kniff einer Web-App im Browserfenster, sondern in der Sprache für native Apps. Und wer knapp 23 Euro pro Monat zahlt, kann mit der App nicht nur intensiver arbeiten, sondern seine Erzeugnisse via TestFlight sogar App-Store-reif machen.

Bitrig selbst gibt dem Nutzer nach dem ersten Start Anregungen, was mit der App möglich ist: So kann mit wenigen Anweisungen ein Fahrtenbuch erstellt werden oder eine App, die ans regelmäßige Wassertrinken erinnert. Wer hierzu keine für ihn passende Lösung im App Store findet, macht sie sich einfach selbst, so der Gedanke. Die App ist dabei so schlicht und einfach gestaltet, dass jeder schnell zu ersten Erfolgserlebnissen kommen sollte.

Dennoch: Auf den ersten Blick verwundert die Aufregung im Netz. Vibe Coding, das Programmieren mithilfe einer Künstlichen Intelligenz und oftmals ohne (große) Kenntnisse des Bedieners, ist nichts Neues und gehört stattdessen sogar zu den häufigsten Anwendungsfällen von KI. Dies allerdings auf das iPhone zu bringen und den damit erzeugten Code direkt auf dem Gerät „zum Leben zu erwecken“, ist etwas, was es vorher noch nicht gab.

Apple sperrt sich nämlich weitgehend dagegen, iPhone und iPad für die App-Entwicklung freizugeben. Es galt vor ein paar Jahren schon als große Öffnung, als es mithilfe der Apple-eigenen Lern-App Swift Playgrounds plötzlich möglich war, die Entwicklung mit Swift nicht nur zu erlernen, sondern sogar eine komplette App damit zu entwickeln, die von dort aus bis in den App Store gebracht werden können. Dafür bemächtigte sich Apple allerdings Möglichkeiten, die Drittentwicklern aus Sicherheitsgründen nicht zur Verfügung stehen: das Kompilieren und Ausführen von Programmen auf dem Gerät.

Die Entwickler von Bitrig, die selbst früher bei Apple arbeiteten und an der Entstehung des SwiftUI-Frameworks beteiligt waren, bedienten sich deshalb eines Tricks: Sie interpretieren den erzeugten Code lediglich auf dem Gerät, was zulässig ist. Das Kompilieren für die TestFlight-Distribution, die im Pro-Abo enthalten ist, findet serverseitig statt. Praktischerweise, so legen sie es in einem Blogpost dar, gibt es in Swift bereits einen Parser namens SwiftSyntax, womit sie keinen verbotenen Weg in Form von Private APIs gehen mussten – das große Ausschlusskriterium Apples, wenn es darum geht, seine App im App Store zu veröffentlichen.

Doch mit dem Trick alleine ist es nicht getan. Apples umfangreichen Werkzeugkasten mussten sie dennoch auf ihre App übertragen. Aktuell stehen nicht alle Apple-Frameworks zur Verfügung. Mit MapKit und WidgetKit kann sich die KI zwar schon einer Menge aktueller Werkzeuge bedienen. Vieles in der Liste ist jedoch noch nicht abgehakt und muss von den Bitrig-Entwicklern noch vorbereitet und bereitgestellt werden.

Dieses Dienstleistungspaket lassen sie sich gut bezahlen. Im kostenlosen Modus sind täglich fünf Nachrichten an die KI inklusive. Nach 30 Prompts pro Monat ist erstmal Schluss. Wer den 23 Euro teuren Pro-Tarif abonniert, darf zwar auch nur fünf tägliche Nachrichten abschicken, aber immerhin bis zu 150 pro Monat und bekommt dann nochmal 100 obendrauf.

Erfahrene Vibecoder wundern sich trotzdem: Mit fünf Nachrichten pro Tag dürften aufwändige Ideen schwerlich zu realisieren sein. In ersten Tests zeigt sich die App zwar zielsicherer als ein allgemeines Sprachmodell wie ChatGPT oder Claude. Dies liegt daran, dass die Bitrig-Entwickler die Eingabe des Nutzers dahingehend erweitern, dass der Prompt besser ausformuliert wird und viele Details bedacht werden, an die der Laie nicht sofort denkt.

Dennoch dürfte es selbst für ambitionierte Hobbyentwickler die preisgünstigere Wahl sein, ein ähnlich teures Abo eines großen Sprachmodells abzuschließen und dies nahezu unbegrenzt verwenden zu können. Für den Anfang, besonders im kostenlosen Probiermodus, ist Bitrig aber zweifellos ein guter Ausgangspunkt für erste Gehversuche. Interessierte können so recht schnell für sich erkennen, was hinter einer spontanen Idee an Codearbeit dahintersteckt. Oder sie können ausprobieren, ob die Idee überhaupt funktioniert. Und der große Vorteil ist, dass all dies ohne Mac und ohne Xcode möglich ist, was für viele erstmal eine Hürde sein dürfte.


(mki)



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