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Cherry MX 8.3 TKL im Test
Cherrys Xtrfy 8.3 TKL nimmt mit Metallgehäuse, Display und Drehregler Maß für das Luxussegment. Gegenüber dem Vorgänger springt sie eine Klasse nach oben und macht gleichzeitig einen großen Schritt vorwärts. Um über die Ziellinie zu kommen, reicht das noch nicht.
Es wäre einfach, die MX 8.3 auf den ersten Blick abzuurteilen. Tatsächlich ist es kompliziert. Sie funktioniert, auf ihre Art. Je länger sie im Einsatz ist, desto besser weiß sie zu gefallen – und als Plattform erscheint sie ohnehin vielversprechend. Cherry muss allerdings die richtigen Schlüsse ziehen. Alle Details im Test.
- Durchdachtes Metallgehäuse
- Dezenter Klang
- Softwarelos konfigurierbar
- Unterer Tastenteil kaum beleuchtet
- Taster fehlen High-End-Qualitäten
- Funktionsarme Software
- FN-Ebene fest
Cherry Xtrfy MX 8.3 TKL im Überblick
Die MX 8.3 ist ein viel größeres Upgrade zur MX 8.2, als die Modellbezeichnung vermuten ließe. Prioritäten setzt Cherry richtig: Die neue Version nutzt nun ein stärkeres, besser gedämmtes Metallgehäuse mit integrierten(!) Stellfüßen und Extra-Ausstattung. Sie umfasst ein Display, das den auffälligen, aber unnützen Metallkoffer als besonderen Hingucker ablöst, sowie einen Drehregler. In Kombination ermöglichen sie die Konfiguration der Tastatur ohne Hotkeys.
Innere Werte hat Cherry ebenfalls aktualisiert. Kabelgebunden überträgt die MX 8.3 mit maximal 8.000 Hz, kabellos liegt die Polling-Rate bei 4.000 Hz. Im Zahlenspiel hält das Unternehmen damit Anschluss. Darüber hinaus ist auch eine Übertragung via Bluetooth 5.2 möglich. Die Laufzeit erreicht maximal 1.200 Stunden im Bluetooth-Modus, am Dongle bei 4.000 Hz sind es gemäß Herstellerangaben maximal 55 Stunden. Bei Maximalwerten ist jedoch von deaktivierter Hintergrundbeleuchtung auszugehen.
Dazu kommen Tastenkappen, die Cherry nun im Double-Shot-Verfahren beschriftet. Alles andere wäre allerdings auch frech, denn die Preisempfehlung steigt um 30 Prozent auf rund 300 Euro. Damit attackiert die MX 8.3 nun in der allerobersten Kategorie.
Taster: Cherrys Standardware
Eine Tastatur in diesem Segment verlangt nach besonders guten Tastern. Die in Hot-Swap-Sockeln gesteckten MX2A Red sind eine solide Wahl. Für die Mittelklasse. Wie immer bei Cherry machen sie sich vor allem zu Beginn der Benutzung bei langsamem Eindrücken mit rauem Feedback bemerkbar. Diese Eigenheit lässt sich auch bei schneller Betätigung als Randnotiz spüren und trägt zur Charakteristik der linearen Taster bei – was nicht per se negativ gemeint ist.
Mit der Zeit wird diese Reibung langsam feiner, verschwindet aber auch nach zwei Wochen nicht. Bis der absolute Endzustand erreicht wird, ist ein langfristiger, zehntausende Anschläge dauernder Einsatz nötig, ein Grundfeedback bleibt. Das ist, vorsichtig formuliert, ein wenig schwierig für ein Luxusprodukt, das sich Konkurrenz gegenübersieht, deren Taster jederzeit geschmeidige Betätigung ermöglichen.
Und dennoch haben die Taster ein gewisses „Etwas“: Leichtgängigkeit, Homogenität, klare Rückmeldung und schnelle Rückstellung sorgen für ein durchaus positives Gesamtbild. Spielen und Arbeiten auf der MX 8.3 hat Spaß gemacht, weil es ohne Eingewöhnung präzise funktioniert, man muss nicht darüber nachdenken. In Relation zum Preis passt die Performance der Taster jedoch nicht. Eine Luxus-Tastatur braucht eine Luxus-Version der Standardtaster. In diesem Sinne wären auch die entgegen der Erwartungen viel geschmeidigeren MX2-Silent-Taster unter Umständen eine bessere Wahl gewesen. Sie hätten zwar die recht klare Akustik der Tastatur gedämpft, dafür aber das Betriebsgeräusch hörbar gesenkt.
Die Beleuchtung ist, ungeachtet der Double-Shot-Kappen, klar und hell. Im unteren Teil der Kappen platzierte Elemente werden jedoch kaum ausgeleuchtet und fast unsichtbar, insbesondere aufgrund des geringen Kontrastes. Dass Cherry Zahlen und Zusatzfunktionen vertauscht, führt dazu, dass nur die Sonderzeichen gut erkennbar sind. Damit lässt sich leben, der Weisheit letzter Schluss ist diese Anlage aber noch nicht.
Alltag & Akustik
Man kann mit einer Tenkeyless-Tastatur wenig falsch machen, schließlich sind weite Teile des Layouts vorgegeben. Bei Zusatzfunktionen liegt der Teufel aber schnell im Detail. Das ist auch bei der MX 8.3 ein wenig so. Dafür hält sie sich akustisch zurück.
Akustik: Eher klassisch
Im Bereich Akustik fällt die MX 8.3 positiv auf, weil sie nicht auffällt und sich dem Trend zu präsentem „Tock“-Sound entzieht. Allerdings gehen ihr auch die präzisen Anschläge ab, die High-End-Tastaturen aufbieten. Silikondämmung anstelle der Poron- und Schaumstoffschichten hätte der MX 8.3 gut getan. Der Verweis auf eine „Premium-Gasket-Konstruktion“ auf der Produktseite ist in diesem Sinne eher eine Nebelkerze; Gasket-Mounts sind bereits knapp über 100 Euro vorzufinden.
Eine Monsgeek M1 V5 oder Keychron Q5 produzieren klare und, wie auch eine Corsair Makr 75, eine Spur sattere Anschläge. Das schafft auch eine Wooting 80 HE in der Metallausführung. Alle klingen stärker „Premium“, der MX 8.3 haftet ein Rest „Kunststoff-Klackern“ an. Feinheiten wie diese sind für das Segment wichtig. Gegenüber einfach gedämmten Tastaturen gerade mit Kunststoff-Chassis ist die MX 8.3 ein klares Upgrade, es gibt aber noch Spielraum für Verbesserungen. Selbst Hand zur Akustikoptimierung anzulegen gestaltet sich dabei schwierig: Erstmals gelang es im Test nicht, das Chassis einer Tastatur zu öffnen, zwei Schrauben blieben verborgen.
Alltag: Es sind Kleinigkeiten
Im Alltag prägen Details die Nutzungserfahrung mit der MX 8.3. Die Stellfüße, die es sonst bei Metallgehäusen nicht fest integriert gibt, und Griffmulden am Chassis erinnern daran, ein durchdachtes Premium-Produkt zu nutzen, das diesen Eindruck zu vermitteln weiß.
Das Display erleichtert in diesem Sinne die Konfiguration ohne Software. Darüber hinaus kann es allerdings kaum etwas. Statusinformationen sind klein, um sie ohne Vorbeugen lesen zu können, weil ein Cherry-Logo Platz einnimmt. Das LCD zur Multimedia-Steuerung zu nutzen erfordert einen Klick auf den Regler, das Herunterscrollen zum Menüpunkt, einen weiteren Klick, das Scrollen zum Vorspringen und dann einen weiteren Klick. FN-Verknüpfungen mit gleicher Funktion fehlen, sie lassen sich auch nicht nachkonfigurieren.
Medieninformationen oder Rechnertemperaturen anzuzeigen ist mit dem Display ebenfalls unmöglich, die Software kann nur angepasste Bilder auf das Profil laden. Das ist zu wenig und zu wenig durchdacht. Weiter den Kopf schütteln lässt das Layout. Die Cherry-Verknüpfung auf der FN-Ebene ist ein Makro, das lediglich „Ausführen“ öffnet und dort zwei Sekunden – erstaunlich lang – einen Befehl zum Öffnen der Utility-Software oder der Cherry-Webseite eingibt. Das erscheint unnötig und lässt sich nicht ändern.
Die Positionierung des Displays braucht darüber hinaus Gewöhnung, es wäre besser nutzbar, hätte Cherry es mit dem Regler weiter nach oben gerückt. Gehäuse und Design – in Linie mit der F-Reihe – sprechen dagegen. Den Regler mit zwei oder drei Fingern zu bedienen verbietet sich aufgrund der Nähe zu anderen Tastern oder zwingt zu sehr spitzer Haltung der Finger. Das erklärt die Kreuzform: Mit einem Finger funktioniert die Nutzung gut. „In Ordnung“ zu sein kann aber nicht der Anspruch sein, der sich aus dem Preis ergibt.
Software: Hier winkt die Budget-Klasse
Gemessen an den Maßstäben, die der Preis setzt, scheitert die Software auf ganzer Länge. Sie gibt zwar eine gute Orientierung über ihre Funktionen, eine Kunst ist das aber nicht – sie hat kaum welche.
Das Cherry Utility kann im Wesentlichen Profile anlegen, Tasten und LEDs programmieren sowie Bilder auf das Display laden. Die FN-Ebene darf nicht angetastet werden, die Neubelegung bleibt etwas holprig. Darüber hinaus erzeugte das Utility reproduzierbar bis zu 50 Prozent CPU-Last auf einem Ryzen 7 9800X3D beim Anwählen von Tasten zum Neuprogrammieren und dem Profilwechsel in der Software.
Für ein Produkt der Basiskategorie wäre ein solcher mehr pflichtbewusst abgehakter Aspekt im Lastenheft akzeptabel. Die MX 8.3 befindet sich jedoch am entgegengesetzten Ende des Spektrums.
Fazit: Ein kühnes Angebot
Es wäre einfach, die MX 8.3 auf den ersten Blick abzuurteilen. Tatsächlich ist es kompliziert. Sie funktioniert, auf ihre Art. Je länger sie im Einsatz ist, desto besser weiß sie zu gefallen – und als Plattform erscheint sie ohnehin vielversprechend. Cherry muss allerdings die richtigen Schlüsse ziehen.
Ein wenig einlassen muss man sich. Auf die Einlaufzeit der Taster und ihre eigene Natur, die etwas Kunststoff-artige, aber dezente Akustik, die Form des Drehreglers. Im Hardware-Design der MX 8.3 stecken eine Menge guter Gedanken. Am Ende muss man aber auch sagen: MX2A Red haben im High-End-Segment eigentlich keinen Raum. Auch die Software entpuppt sich als Fehlgriff aus der Budget-Klasse, kann gar noch weniger als Gaming-Konkurrenz. Das macht das Angebot zu einem kühnen Unterfangen.
Damit der Blick auf die MX 8.3 lohnt, braucht es entweder einen Refresh – flexibel programmierbar, bestenfalls quelloffen, mit verbesserten Tastern – oder passende Preise. Dann liefert Cherry in der Summe eine Tastatur, mit der man Freude haben kann, wenn es um das dezente Tippen geht. Ansonsten gibt es eine Menge Alternativen abseits des TKL-Formats.
Mit Display macht Asus mit der Azoth-Serie (Test der Azoth, Test der Azoth Extreme) ein gutes Angebot, das bei Tastern und, ausgerechnet, Software stärker punktet. Günstiger wird es mit der flexiblen Corsair Makr 75 (Test) oder ohne Display mit der Monsgeek M1 V5 (Test). Beide haben zudem eine gefälligere Akustik. Auch die Wooting 80 HE (Test) mit HE-Tastern erscheint zum gleichen Preis als bessere Wahl.
- Durchdachtes Metallgehäuse
- Dezenter Klang
- Softwarelos konfigurierbar
- Unterer Tastenteil kaum beleuchtet
- Taster fehlen High-End-Qualitäten
- Funktionsarme Software
- FN-Ebene fest
ComputerBase hat die MX 8.3 TKL von Cherry leihweise zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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