Apps & Mobile Entwicklung
Corsair Xeneon Edge im Test: Zwischen cool und nützlich
Ein Touchscreen-Bildschirm in ungewöhnlichem Format soll das beste Peripherie-Gadget seit langem sein. Der Corsair Xeneon Edge soll entweder ein zweiter Bildschirm oder Widget-Plattform für Apps und Infos sein – jederzeit im Blick, schnell steuerbar. Ist das noch cool oder schon nützlich? Der Test liefert die Antwort.
Ein 14,5″-Touchscreen für die Montage am Gehäuse oder den Einsatz rund um den Monitor sei „transformativ“, behauptet Corsair – und verlangt 260 Euro, so viel wie für einen Monitor. „Haha“, denkt der Redakteur, „na klar“. Aber er wird zumindest neugierig. Denn die Eckdaten sind in der Tat spannend. Die drängendsten Fragen der Reihenfolge nach – und alle Details im Test.
Was ist das Xeneon Edge?
Beim Xeneon Edge handelt es sich um einen rund 37 × 12 Zentimeter großen 14,5″-Touchscreen mit einem Seitenverhältnis von 32:9, 2.560 × 720p, AHVA-Display und 5-Punkt-Multitouch-Funktionalität.
Die Bildübertragung erfolgt auf zwei Arten. Entweder kommt ein Bild über USB-C im DP-Alt-Modus oder ein HDMI-Kabel auf das Display. Ein USB-C-Kabel benötigt das Xeneon Edge auch mit einem HDMI-Kabel, es dient immer der Stromversorgung.
Wie leicht sind An- und Unterbringung?
Grundsätzlich ist das Xeneon Edge flexibel. Es lässt sich per Zubehör:
- Intern im Gehäuse an Halterungen für 360-mm-Radiatoren befestigen.
- Dank Magneten sicher an der Rückseite an Metalloberflächen, etwa einem Netzteil-Shroud oder dem Seitenteil, heften.
- Über zwei ¼-20”-Montagepunkte an einer Universalhalterung oder einem Schwenkarm montieren.
Die Nutzung ist dann sowohl in vertikaler als auch in horizontaler Ausrichtung möglich. Ohne zusätzliches Zubehör bleibt nur die mitgelieferte Kunststoff-Halterung, die einfach an die Rückseite des Bildschirms gesteckt wird. Damit kann das Xeneon Edge horizontal vor den primären Monitor gestellt werden. Alterantiv wird es auch das Gehäuse Frame 5000D mit direkt integriertem Xeneon Edge geben.
Die eher steifen Kabel werden durch eine Aussparung am Display-Ständer gelegt. Dort gibt es jedoch keine feste Führung, eine Fixierung mit Klett-Kabelbindern empfiehlt sich daher. Beim Bedienen des Touchscreens gilt es zudem auf wohldosierte Kraft zu achten, ansonsten „nickt“ das Xeneon Edge oder rutscht – große Wirkung entfalten die gummierten Auflageflächen nicht.
Was kann ich eigentlich damit machen?
Das Xeneon Edge kennt zwei Betriebsarten. Primär dient es als zusätzlicher Bildschirm, der dann über die Windows-Einstellungen konfiguriert wird.
Alternativ kann es über iCUE gesteuert werden. In diesem Fall übernimmt Corsairs Software die Konfiguration des Xeneon Edge – auch für Display-Settings, denn ein OSD fehlt dem Monitor. iCUE teilt den Bildschirm in drei Zonen mit jeweils zwei auch kombinierbaren Segmenten, die sich mit Widgets belegen lassen.
Aktuell lässt sich darüber ein Medienplayer oder die Audiolautstärke steuern oder Uhrzeit, Windows-Benachrichtigungen und Systeminformationen anzeigen. Zusätzlich ist die Ausgabe von Bildern, Videos, eines Twitch-Chats, Webseiten oder iFrame-Elementen sowie der Start von Apps über den Touchscreen möglich.
Corsair hat bereits angekündigt, dass das Edge sich noch im Sommer über Widget-Updates funktional wie ein Elgato Stream Deck einsetzen lassen wird. Darüber hinaus soll „eine Handvoll kostenloser Widgets“ pro Monat dazukommen. Unklar ist, um welche Funktionen der Xeneon Edge damit erweitert wird.
Ist das jetzt „transformativ“ oder kann es weg?
Provokant formuliert erinnert das Xeneon Edge an die Zusatzdisplays, die seit Jahren auf Peripherie vom CPU-Kühler bis zur Tastatur auftauchen. Nur größer und „mit Touch“. Das soll der Game Changer sein. Auf Bildern von Corsair steckt das Xeneon Edge voller Widgets oder Programmfenster. Der praktische Zweitbildschirm mit Bedienfunktion, den das Material suggeriert, ist es jedoch nicht.
Als separater Touchscreen reduziert sich der Mehrwert, weil auch das „Touch“ den Mauszeiger steuert. Folglich springt der Mauszeiger auf die angetippte Stelle des Xeneon Edge und muss anschließend zurückgefahren werden. Beim Nutzen Widgets greift Corsair über iCUE unter die Arme, setzt den Mauszeiger zurück und ermöglicht dadurch eine ordentliche Nutzung. Dazu braucht es allerdings mindestens Version 5.33 der Systemsoftware.
Muss man den Mauszeiger ohnehin bewegen, kann man ihn auch gleich benutzen – oder gar nicht. Denn viele Widget-Funktionen sind zügiger und unterbrechungsfrei über Hotkeys der Tastatur abzuwickeln, die Vor- und Zurück-Buttons des Medienplayers mindestens eine Nummer zu klein um nicht regelmäßig daneben zu tippen. Dass Spiele im Vollbild-Modus durch Klicken außerhalb des Fensters unterbrochen werden, darauf weist Corsair sogar selbst hin und empfiehlt den rahmenlosen Fenstermodus. Mit dieser Windows-bedingten Einschränkung muss das Edge leben.
Aktuell ist der Nutzen der Widgets deshalb eher begrenzt. Parallel ein Video, Bilder, Systemtemperaturen oder die Uhrzeit anzeigen zu lassen hat vorrangig ästhetische Funktion; entsprechend auch die Möglichkeit, es an Gehäusen und damit als Designelement zu verwenden. So erklärt sich möglicherweise, warum Corsair monatlich weitere Widgets verspricht und auch, warum über deren inhaltliche Ausgestaltung noch nichts bekannt ist. Vielleicht fehlt es an Ideen, wenn sich schon das initiale Set abrackern muss, um Mehrwerte zu schaffen. Es leidet damit im Kern zumindest noch an den gleichen Problemen, die Zusatzbildschirme auf Tastaturen und anderen Komponenten haben.
Besser ist es also, man lässt die Finger vom Xeneon Edge und nutzt es als reinen Bildschirm. Dabei kommt es auf die richtige App an, denn die Skalierung von Elementen funktioniert nur über die manuelle Skalierung und damit gleichgeschaltet zu der des Hauptbildschirms – und skaliert auch Widgets ungünstig.
Spotify als ganze App oder Videoschnitt auf das Edge zu legen funktioniert praktisch kaum. Im Default-Setting wird Schrift auf Webseiten oder in Apps wie Discord viel zu klein, um sie noch bequem lesen (oder Buttons per Finger bedienen) zu können. Steht das Display hochkant, kommt es auf die richtige App, das heißt deren Layout an; von etwas mehr Breite könnte das Edge durchaus noch profitieren.
Neben dem primären Monitor als kleine Zusatzanzeige zu stehen hat der Bildschirm noch am ehesten seine produktive Nische gefunden. Braucht man nur ein kleines Zusatzdisplay, möchte keinen ganzen Bildschirm hochkant aufstellen oder hat schon einen großen Widescreen-Monitor, kann das Edge eine praktische Lösung sein.
Schon vor dem Kauf sollte dann aber sehr klar sein, was genau das Display anzeigen soll, sich möglicher Probleme bewusst sein und nicht zuletzt der Tatsache, dass zum Kaufpreis dann die Kosten einer zusätzlichen Halterung addiert werden müssen. Die braucht es eigentlich dringend, denn die mitgelieferte ist der Weisheit letzter Schluss noch nicht.
Fazit: Pro und Kontra
Als Universalgenie kann das Edge viel und verspricht dies „auf eine Weise, die tatsächlich funktioniert anstatt sich wie ein Kompromiss anzufühlen“. Genau das tut es allerdings: Aufgrund des springenden Mauszeigers fühlt es sich genauso an. Darüber stolpert das Konzept ganz erheblich. Vorbehaltlich einer Lösung dieses Aspekts oder mehr Widgets etwa für produktive Apps könnte es allerdings genau das programmierbare Zusatzbedienfeld werden, das Tastaturen bislang erfolglos einzuführen versucht haben.
Am Ende ist es aktuell aber nur eine Lösung für exotische Fälle: Es kann sinnvoll sein, um seinen Monitor um einen schmalen Streifen zu erweitern, sofern die dort genutzten Apps auch in schmalem Fenster skalieren, oder um sein Gehäuse beziehungsweise den Schreibtisch zu verschönern. Dann ist es allerdings nicht transformativ, sondern ein modisches Accessoire.
Als Eingabefeld ließ sich im normalen Arbeitsalltag, eine Mischung aus normalen Office-Tätigkeiten und Spielen, der Vorteil des Xeneon Edge nicht ermitteln. Im Normalfall ist ein zweiter Monitor weiterhin eine logischere – flexiblere und praktischere – Lösung.
ComputerBase hat das Xeneon Edge von Corsair unter NDA leihweise zum Testen erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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