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Das chinesische Robotaxi-Wunder: Pony AI greift Waymo an


Waymo dominiert in den USA das autonome Fahren – doch ausgerechnet der kaum bekannte Herausforderer Pony AI stellt den Platzhirsch infrage.

Mit eigenen Robotaxi expandiert Pony AI in den Westen.
Getty Images / VCG

Wenn es um das autonome Fahren geht, fällt ein Name besonders oft: Waymo. Der Google-Ableger beherrscht in den USA das Geschäft und rollt seine autonomen Fahrzeuge in mehr Städten aus. Doch ausgerechnet ein Name, den hierzulande kaum jemand kennt, stellt den amerikanischen Platzhirsch Waymo gerade frontal infrage: Pony AI.

Waymo ist der unangefochtene Goliath im Geschäft. Mit rund 1500 Fahrzeugen, mehr als zehn Millionen bezahlten Fahrten und über 250.000 Trips pro Woche hat sich das Unternehmen in Austin, Phoenix, San Francisco und Los Angeles als Synonym für Robotaxis etabliert. Waymo plant, die Flotte bis Ende 2026 um mehr als 2000 Fahrzeuge zu erweitern. Auch die Sicherheitsbilanz ist beeindruckend: Innerhalb von drei Jahren sank die Unfallquote von 147 auf nur noch sieben Unfälle pro 100.000 Fahrten. Waymo verkörpert den technologischen Vorsprung des Silicon Valley: große Flotte, große Zahlen, große PR.

Pony AI ist dynamischer

Doch während Waymo mit all seiner Schlagkraft darum kämpft, profitabel zu werden, arbeitet die chinesische Konkurrenz von Pony AI leise, aber hocheffizient an ihrem Aufstieg. Das Unternehmen betreibt derzeit nur rund 300 Fahrzeuge in Chinas vier größten Metropolen. Eine Zwergflotte im Vergleich zum Waymo-Imperium.

Doch die Dynamik ist bemerkenswert: Allein im zweiten Quartal 2025 legten die Umsätze um 76 Prozent zu. Besonders das Fahrgeschäft explodierte – die Erlöse aus zahlenden Kunden verdreifachten sich im Jahresvergleich. Pony AI hat damit etwas geschafft, was Waymo bislang nicht gelungen ist: ein klares Signal in Richtung Profitabilität zu senden.

Noch wichtiger ist der Expansionskurs. Gemeinsam mit den chinesischen Autobauern GAC und BAIC produziert Pony AI seine Gen-7-Robotaxis, mehr als 200 Stück wurden in den vergangenen Monaten fertiggestellt. Bis Ende des Jahres sollen es 1.000 sein. Und das Unternehmen denkt global: Während Waymo sich auf die USA konzentriert, expandiert Pony AI in alle Richtungen.

Internationale Expansion als Schlüssel

In Seoul fährt bereits eine Testflotte, Luxemburg dient als europäisches Einfallstor, in Dubai laufen die Vorbereitungen für einen fahrerlosen Regelbetrieb ab 2026. Jedes dieser Standbeine ist strategisch gewählt – nicht als symbolisches Pilotprojekt, sondern als Türöffner für ganze Regionen.

So entsteht ein Muster, das an die alte Geschichte von David und Goliath erinnert. Waymo ist der mächtige Riese mit Milliardenbudget, politischer Rückendeckung und einem Erfahrungsschatz von Millionen Fahrten. Pony AI hingegen wirkt wie der Underdog – kleiner, unscheinbarer, ohne westliches Rampenlicht. Doch Pony AI wächst schnell, setzt auf Partnerschaften mit chinesischen OEMs und zeigt, dass autonomes Fahren nicht nur eine technische Machbarkeitsstudie ist, sondern ein funktionierendes Geschäftsmodell.

Die Frage ist nicht mehr, ob Robotaxis kommen, sondern wer sie prägt. Waymo kann sich auf seine Technologie und seine Sicherheitsbilanz verlassen, doch das allein reicht nicht. Pony AI bringt Tempo, Produktionskapazität und internationale Expansion ins Spiel.

Europa ist für China wichtig

Genau die Faktoren, die darüber entscheiden werden, wer in fünf Jahren Marktführer ist. Und anders als Waymo passt Pony AI perfekt ins große Bild der chinesischen Industriepolitik: Elektroautos, Batterien, Robotaxis – überall schiebt Peking seine Unternehmen aggressiv nach vorne.

Man kann fast darauf wetten: Wenn die ersten europäischen Kunden ein Robotaxi rufen, wird es eher ein Pony-Fahrzeug sein als eines von Waymo. Wenn Pony AI es schafft, trotz strenger EU-Regeln erfolgreich zu sein, steht einer Expansion nichts mehr im Wege.

Die Geschichte vom kleinen David, der den großen Goliath herausfordert, endet bekanntlich überraschend. Auch im Mobilitätssektor könnte es genauso kommen. Pony AI hat längst bewiesen, dass Größe nicht alles ist. Entscheidend sind Geschwindigkeit, Fokus und die Fähigkeit, ein profitables Geschäftsmodell aufzubauen. Waymo muss schnell mit einer internationalen Expansion reagieren, sonst dominiert China das Geschäft.



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