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Der große Karel Martens › PAGE online


Jeder, der sich für Grafikdesign interessiert, sollte sich diese Ausstellung in Amsterdam nicht entgehen lassen. Dort ist im legendären Stedelijk Museum eine Retrospektive des genauso legendären Karel Martens zu sehen, der zeigt, dass Regeln dazu da sind, gebrochen zu werden.

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Karel Martens: Telephone cards for PTT Telecom, 1994

Es ist schon verwunderlich, dass dies die erste große Retrospektive des heute 86-jährigen Karel Martens ist. Des großen niederländischen Grafikdesigners. Und es ist eine Freude, dass sie im Stedelijk Museum stattfindet. In dem legendären Amsterdamer Kunstmuseum.

Und das passt. Denn Karen Martens arbeitet als Grafikdesigner und Typograf so frei, wie es Künstler:innen tun.

»Regel sind dazu da, gebrochen zu werden«, heißt eines seiner zahlreichen, prägnanten Statements. Das hat er immer wieder als Professor an zahlreichen Hochschulen gelehrt – und in seinem eigenen Werk unter Beweis gestellt.

Karel Martens, Foto: Diederik Martens

Ganz frei denken

Verspielt und experimentell ist sein Ansatz – und seine Arbeiten sind so leuchtend wie prägnant.

Nicht in ihren Bann gezogen zu werden, ist unmöglich. Ob es dabei um seine Typografie, seine Schriftzüge, sein Plakat- und Buchdesign geht, die Briefmarken, die er gestaltet hat, die Telefonkarten (siehe oben), die Tapeten und Textilien.

Kein Wunder, dass die Ausstellung, die all das zeigt, den Titel »Unbound« trägt, was soviel, wie unabhängig und frei heißt.

Die Ausstellung führt durch das 65-jährige Schaffen von Martens, der ab den 1960er Jahren mit Wim Crouwel und Jan van Toorn zu den »großen Drei« des niederländischen Grafikdesigns gehörte.

Seine Arbeiten bestechen durch ihre farbintensiven Überlagerungen, durch ihren Rhythmus und ihre Algorithmen, in denen ein Element zum anderen fügt, sich aneinanderreiht, Kapriolen dreht – und das analog und auch digital.

Installation view, Karel Martens – Unbound, Stedelijk Museum Amsterdam, 2025. Foto: Peter Tijhuis Bild: Peter Tijhuis 2025

Leuchtende Farben, purzelnde Schrift

»Ich liebe es, herumzuspielen, Dinge auszuprobieren, mir nicht ganz sicher zu sein und von vorne anzufangen«, sagt er selbst.

Und so entstehen Plakate im Stil des Pointillismus, die jede Regel der Sichtbarkeit unterwandern und den richtigen Abstand einfordern, um das Bild überhaupt zu erkennen. So gestaltet er Magazincover, auf denen die Buchstaben tanzen und entwirft Farbsysteme. Er lässt Handtücher in den schönsten Farben strahlen oder bunte Formen übereinander purzeln und die Schrift gleich mit.

Mehr als 300 Werke zeigt die Schau, die sich durch sein gesamtes Werk zieht, die seine kreative Freiheit und sein freies Denken zeigt und auch, wie bewusst er recycelt.

Karel Martens: Couleurs sur la plage in Le Havre, 2017

Strandkabinen und Straßenbelag

Dazu sind ikonische Werke zu sehen wie eine Rekonstruktion der Strandkabinen von Le Havre (oben), deren Türen er in seiner Arbeit »Couleurs sur la plage« 2017 mit einem kunstvollen Farbsystem überzog. Oder sein Entwurf für ein grafisches System, das er 2024 für die Straßen von Amsterdam gestaltete, um die Geschwindigkeit 30km/h sicht- und spürbar zu machen.

Bis heute ist Karel Martens aktiv. Er arbeitet gemeinsam mit seiner Tochter Aagje Martens und seit 2019 und unter dem Namen Martens & Martens mit seinen Kindern Klaartje und Diederik zusammen.

Gemeinsam haben sie ihre Gestaltung auf Textilien und Kooperationen ausgeweitet. Sie haben das Design der Strandkabinen von Le Javre auf Handtücher übertragen und Textildesigns für Hermès, DUM, die Pop Trading Company oder Pentagram entwickelt.

Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Oktober 2025 im Amsterdamer Stejdelijk Museum zu sehen. Den Essayband zur Schau gestaltete Karel Martens selbst. Zudem gibt es mehrere Workshops und auch den Museumsshop übernahm der Designer zum Teil.

Couleurs sur la plage by Karel Martens from 2017, translated to towels by Suite702
Installation view, Karel Martens – Unbound, Stedelijk Museum Amsterdam, 2025. Foto: Peter Tijhuis Bild: Peter Tijhuis 2025
Karel Martens: Cover of OASE Magazine
Karel Martens: Book cover of Wim Crouwel – mode en module, 1997, published by 010 Rotterdam
Karel Martens: Poster 21st International Poster and Graphic Design Festival of Chaumont, 2015

Alle Abbildungen: Stedelijk Museum Amsterdam, 2025

 



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