Datenschutz & Sicherheit
Die Woche, in der wir uns an den angeblichen Landesverrat erinnerten
Liebe Leser*innen,
Als ich meinen letzten Job kündigte, um hierher zu wechseln, fragte mich mein damaliger Chef, wo ich denn hingehen würde. Ich sagte: „netzpolitik.org“. Er kannte das nicht. Also droppte ich eine Info, die den kritischen Standpunkt des Mediums sehr eindeutig klärt: „Gegen die wurde mal wegen Landesverrat ermittelt.“
Landesverrat ist per Definition eine Straftat, die das Potenzial hat, die Bundesrepublik in ihren Grundfesten zu erschüttern, ja sogar: zu vernichten. Dafür droht bis zu lebenslange Haft. Das muss man als Journalist auch erstmal hinkriegen, sich bei staatlichen Organen so unbeliebt zu machen, dass die mit dieser juristischen Atombombe auf einen losgehen.
Ich war damals, 2015, als die Ermittlungen begannen, auf jeden Fall mächtig beeindruckt. Wer mit einer solchen Chuzpe vertrauliche Dokumente veröffentlicht, dass er derartiges in Kauf nimmt, hatte meinen höchsten Respekt verdient. Seitdem hat Andre Meister, der damals die vertraulichen Internet-Überwachungspläne des Bundesamts für Verfassungsschutz frei zugänglich machte, was den Anstoß zu der Ermittlung lieferte, einen Ehrenplatz in meinem Herzen. Wir kannten uns damals schon von Partys, aber ab dann war er für mich eine Art Held.
Am Ende ging es ja gut aus. Die Ermittlungen gegen Andre und den damaligen Chefredakteur Markus Beckedahl wurden – ziemlich genau vor zehn Jahren – eingestellt und netzpolitik.org bekam viele Spenden, mit denen die Redaktion ausgebaut werden konnte. So dass Andre auch heute noch alles veröffentlichen kann, was er an wichtigen Dokumenten in die Finger kriegt.
Letztlich sind unsere vielen Spender*innnen ja auch dafür verantwortlich, dass ich hier mitspielen darf, was mich wahnsinnig freut. So wie mich auch der Ausgang unserer gerade abgeschlossenen sommerlichen Spendenkampagne freut, mit der wir 177 Menschen gefunden haben, die netzpolitik.org jeden Monat als stabile Dauerspender*innen mit einem gewissen Betrag unterstützen. Ohne unsere Unterstützer*innen wäre unser Kampf für die Grundrechte so nicht möglich. Ihr seid, wie Andre, eine Art Helden für mich.
Mit herzlichem Dank
Martin
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