Künstliche Intelligenz
Digitale ID soll in Großbritannien verpflichtend werden
Die britische Regierung plant die Einführung einer digitalen ID für alle legal in Großbritannien lebenden Einwohner. Laut einer Ankündigung der Regierung soll die kostenfrei erhältliche ID sicher auf dem Smartphone gespeichert werden und dem Nachweis der Identität einschließlich des Alters und des Aufenthaltsstatus dienen. Neben Namen, Geburtsdatum, Nationalität oder Aufenthaltsstatus soll es auch ein biometrisch verwertbares Foto enthalten. In Großbritannien, das keine Passpflicht kennt, ist die Pflicht zu einem Identitätsnachweis, der auch ein Foto enthält, ein Novum. Frühere Versuche, eine vergleichbare ID-Card einzuführen, waren bisher gescheitert.
Kontrolle der Arbeitsberechtigung als zentrales Ziel
Die digitale ID soll es laut der Labour-Regierung ganz generell leichter machen, sich für staatliche und private Leistungen auszuweisen und so „ein Grundpfeiler eines modernen Staats“ sein, wie Darren Jones, Chief Secretary des Premierministers Keir Starmer, laut einem BBC-Bericht bei der Vorstellung des Projekts durch Starmer erklärte. Um bisherigen Vorbehalten gegen eine Ausweispflicht den Wind aus den Segeln zu nehmen, kündigt die Regierungsinformation explizit an, dass die Polizei auch zukünftig nicht verlangen kann, die digitale ID zu sehen.
Bei der Vorstellung des Projekts fokussierte sich die britische Regierung auf das Ziel, eine zuverlässigere Kontrolle der Arbeitsberechtigung zu erreichen. “Diese Maßnahme wird es erschweren, illegal in diesem Land zu arbeiten und unsere Grenzen sicherer machen“, versprach Starmer in seiner Rede beim Global Progress Action Summit in London. Bisher identifizieren sich Arbeitssuchende über die nationale Versicherungsnummer, was vergleichsweise einfach fälschbar sein soll. Zukünftig will die britische Regierung Arbeitgeber verpflichten, die digitale ID zur Prüfung der Arbeitsberechtigung zu verwenden.
Labour will Pläne zügig umsetzen
Bisher handelt es sich bei dem Projekt nur um eine Absichtserklärung. Die Labourregierung will noch in diesem Jahr eine öffentliche Anhörung starten und anschließend einen entsprechenden Gesetzesvorschlag im Parlament einbringen. Bis zum Ende der aktuellen Legislaturperiode soll das Projekt umgesetzt sein.
(anm)
Künstliche Intelligenz
Missing Link: Tech-Monopole gegen digitale Souveränität an Schulen
Informatikunterricht wird gerade erst nach jahrelangen und zähen Vorbereitungen in einigen Bundesländern in die Schulen gebracht, während des Auftakt-Panels der diesjährigen „Konferenz Bildung Digitalisierung“ wurde allerdings erklärt, dass dieser Unterricht „Unsinn“ ist. Auf dem Podium saßen neben der Moderatorin Katja Weber der netzpolitische Aktivist Markus Beckedahl und Prof. Dr. Caja Thimm, Professorin für Medienwissenschaft und Intermedialität an der Universität Bonn. Sie stimmten die Anwesenden auf das Leitthema „digitale Souveränität“ ein und warben um ein unabhängiges Bildungssystem, das sich der Digitalisierung nicht verschließt, sondern sie national-europäisch gestaltet. Nach dem Panel (Video) konnte heise online Beckedahl und Thimm genauer zu ihren Kernthesen befragen und auch genauer der Frage auf den Grund gehen, weshalb Informatikunterricht „Unsinn“ sein könnte und was er vielleicht doch mit digitaler Souveränität zu tun hat.
Die diesjährige Konferenz des Forum Bildung Digitalisierung lief unter dem Leitthema „Power Up – souverän für die digitale Transformation“ und diskutierte mit Blick auf unsere Bildungslandschaft digitale Souveränität. Es wurde erörtert, wie diese im Bildungssystem verankert werden sollte, aber auch durch Veränderungen im Bildungssystem gesellschaftlich überhaupt erst erreicht werden kann. Die aktuellen Debatten zu einem Handyverbot in Schulen und der Social-Media-Nutzung von Jugendlichen wurden eigentlich in jedem größeren Redebeitrag angeschnitten. Zumeist wurde darauf hingewiesen, dass zumindest in Bezug auf die Social-Media-Nutzung mehr Regulation der Plattformen nötig sei – das Problem übersteige die Ressourcen und Fähigkeiten von Bildungseinrichtungen und Individuen. Mit Blick auf Handyverbote wurde verschiedentlich darauf aufmerksam gemacht, dass Verbote nur dazu führen, dass genau denjenigen Heranwachsenden, die zu Hause keinerlei Medien- oder auch Digitalkompetenz erhalten können, nur der schulische Raum bleibt, um einen reflektierten und sicheren Umgang mit Endgeräten, aber auch den vielfach kritisierten sozialen Medien erlernen zu können.
Die Konferenz konnte mit großen Namen auf ihren Podien aufwarten: Unter anderem waren Bildungsforscher John Hattie, Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU), mehrere Landesminister, Bildungsexperten- und -Influencer wie Tarek Zaibi und Fabian Grischkat zugegen.
heise online: Frau Prof. Dr. Thimm, Herr Beckedahl, Sie haben zum Auftakt der Konferenz des Forum Bildung Digitalisierung über digitale Souveränität im Bildungssystem gesprochen – was Sie darunter verstehen, weshalb es sie derzeit nicht gibt und was sich verändern muss. Unter anderem hat Herr Beckedahl die Nutzung von Angeboten großer Akteure wie Microsoft oder Apple in unserem Schulsystem kritisiert und dafür plädiert, dass wir mehr eigene Lösungen aufbauen und auch Open-Source-Angebote stärken. Zugleich haben Sie aber auch die Eigenentwicklung der Lernplattform Logineo in NRW kritisiert. Wie passt das zusammen?
Markus Beckedahl ist Mitgründer und kuratorischer Leiter der re:publica-Konferenz. Als Gründer des Zentrum für Digitalrechte und Demokratie arbeitet er an neuen Narrativen für demokratische Zukünfte und entwickelt mit seinem Team gesellschaftliche Strategien, um die Abhängigkeit von Big Tech aufzulösen.
Beckedahl: Zunächst muss uns bewusst sein, dass wir in den letzten 30 bis 40 Jahren einen Monopolbildung im Bildungssystem hatten. Wir haben über eine Generation hinaus Menschen an Microsoft-Produkten geschult. Das war auch recht praktisch. Die kamen dann ins Berufsleben rein und haben im Microsoft-Monopol dort weiter in der Wirtschaft arbeiten können. Mittlerweile wird uns aber bewusst, dass wir uns abhängig gemacht haben von wenigen Unternehmen, die die digitalen Infrastrukturen kontrollieren, die einseitig bestimmen, wie sie funktionieren und die auch jedes Jahr mit Lizenzgebühren immer mehr Geld aus dem Bildungssystem ziehen. Das bedeutet schlussendlich – im übertragenen Sinne – , dass Microsoft nun auch über Nacht entscheiden könnte, dass wir nur noch rückwärts in Toiletten reinlaufen dürfen. Aber das sollten wir so nicht wollen oder fortführen. Wir müssen Infrastrukturen schaffen, die wir kontrollieren und über die wir Kontrolle haben.
Meine Kritik an der NRW-Lösung ist, dass das so schlecht gemacht wurde, dass dann tatsächlich Microsoft wieder als Retter eingesprungen ist. Das ist absurd. NRW hat es also gerade nicht geschafft, eine souveräne, zukunftsfähige Infrastruktur aufzubauen und zu betreiben. Es hat das ganze Großprojekt an die Wand gefahren. Wir leisten uns ins Deutschland durch den Föderalismus aber genau so etwas. Ich würde mir wünschen, dass wir auf Basis von offenen Standards und Open-Source-Software ein Ökosystem schaffen und betreiben würden, auf dem dann die 16 Bundesländer gemeinsam aufbauen können.
Was fehlt: In der rapiden Technikwelt häufig die Zeit, die vielen News und Hintergründe neu zu sortieren. Am Wochenende wollen wir sie uns nehmen, die Seitenwege abseits des Aktuellen verfolgen, andere Blickwinkel probieren und Zwischentöne hörbar machen.
Frau Thimm, Sie hatten sich – trotz der Föderalismuskritik und dem damit einhergehenden Klein-Klein – für mehr Schulautonomie ausgesprochen. Das bedeutet für Sie dann aber nicht, dass jede Schule eine eigene Lösung finden soll, sondern sich Schulen aus einem Software-Pool bedienen können sollen, der auf Bundesebene entwickelt und gefördert wird, so wie Herr Beckedahl das sehen möchte?
Prof. Dr. Caja Thimm ist seit 2001 Professorin für „Medienwissenschaft und Intermedialität“ an der Universität Bonn. Sie hatte Gastprofessuren u.a. in Santa Barbara/USA, Cardiff/Großbritannien und Dijon/Frankeich, war Mitglied mehrerer Enquete-Kommissionen zum digitalen Wandel und ist seit 2024 Mitglied des Verwaltungsrates des WDR. Von 2010-2016 leitete sie das DFG-Projekt „Deliberation im Netz“, von 2017 – 2022 war sie Koordinatorin und Sprecherin des NRW Graduiertenkollegs und des Forschungsverbundes „Digitale Gesellschaft“. Seit 2021 ist sie Mitglied der NRW Akademie der Wissenschaften.
Thimm: Ja, und wir haben eigentlich auch genügend Talente im Land, die so einen Pool aufbauen können. Das sieht man schon allein in der Start-Up-Szene, nicht nur in Berlin. Die Frage ist, was mit dem Geld im Bildungssystem passiert und wo es hinfließt. Nutzen wir unsere Talente und betreiben aktive Förderung der Digitalwirtschaft und machen uns zugleich unabhängiger oder fließt das Geld woandershin? Viele Start-Ups stehen in den Startlöchern, um beispielsweise KI-Produkte für die Bildung zu entwickeln. Aber ob das im Digitalpakt oder dem Sondervermögen berücksichtigt wird, weiß keiner. Vor allem fehlt es auch an Leitlinien für bundesweit einsetzbare Softwareprodukte für den Bildungsbereich. Hier steht uns auch der Föderalismus im Weg. Die 16 Bundesländer müssten hier zumindest Standards setzen, damit so ein Software-Pool dann auch wirklich genutzt werden könnte.
Wenn die Software dann so konzipiert wird, dass Schulen sie nach ihren Bedürfnissen vor Ort anpassen können, wäre schon viel gewonnen. Ich stimme mit Markus Beckedahl auf jeden Fall darin überein, dass wir die Fehler der Vergangenheit nicht fortsetzen oder wiederholen dürfen.
Sie hatten in diesem Zusammenhang auch das Kooperationsverbot erwähnt. Das steht dem Bund dabei im Weg, in Sachen Bildung Länder zu unterstützen oder etwas zu entwickeln.
Thimm: Ja, dieses Verbot steht souveränen und tragfähigen Lösungen oft im Weg.
Frau Thimm, im Vorfeld zur Konferenz hatte Kristin van der Meer, Lehrerin an der Neuen Grundschule Potsdam und auch Referentin der Konferenz, in einem gemeinsamen Pressegespräch mit Ihnen gesagt, dass solche Länder- oder Bundeseigenentwicklungen insoweit unpraktisch oder sogar schlecht sind, weil diese oft in ihren Funktionen begrenzt sind und die Kinder in den Schulen dann nicht lernen, mit den Angeboten zu arbeiten, die sie in ihrer Freizeit nutzen – man kann ihnen dann z.B. nicht im Schulkontext den kritischen Umgang mit ChatGPT beibringen. Kann man solche Angebote also doch nicht ganz aus den Schulen heraushalten?
Thimm: Das sind für mich zwei unterschiedliche Debatten. Schulen können, in kooperativer Absprache mit den Schülerinnen und Schülern, Eltern und Kollegium, den Schulraum kontrollieren, Stichwort Handyverbot in Grundschulen. Die Digitalerziehung im Elternhaus erfordert ganz andere Maßnahmen, da kann es nicht um Verbote gehen.
Ich habe es so verstanden, dass es Frau van der Meer wichtig ist, dass Kinder in der Schule auf die reale Welt vorbereitet werden sollen – auch ganz konkret mit der Hard- und Software, die ihnen dort wirklich zur Verfügung steht. Eigenentwicklungen würden quasi am eigentlichen Bedarf vorbeientwickelt.
Thimm: Ich kann diesen Ansatz nachvollziehen, trotzdem sollten wir hier nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen. Es ist genau die Falle, die uns unter anderem Microsoft seit 40 Jahren stellt.
Beckedahl: Folgen wir dieser Argumentation immer weiter, kommen wir nicht aus dieser Logik raus. Dann heißt es: „Wir verwenden hier überall Microsoft, weil zuhause haben auch alle Microsoft und Microsoft Office.“ Für anderes bleibt dann keine Zeit oder Möglichkeit. Dabei geht es ja eigentlich darum, dass Schülerinnen und Schüler den Umgang mit Textverarbeitungsprogrammen lernen und nicht den Umgang mit einem bestimmten Produkt.
Ist Informatik-Unterricht Unsinn?
In dem Zusammenhang hat mich eine Aussage von Ihnen gewundert, Frau Thimm. Sie sagten auf der Bühne, dass Informatik-Unterricht „Unsinn“ ist. So, wie er gestaltet würde, werde er nicht gebraucht. Aber ist nicht gerade der Informatikunterricht der Ort, wo Kinder lernen würden, wie Hard- und Software zusammenspielen, was Algorithmen sind, wie man etwa Microcontroller ansteuert, Programme schreibt und auch einen Einblick in die Funktionsweisen von Apps erhält, die ansonsten Blackboxen bleiben? Genau so ein grundlegendes Wissen brauchen wir doch für digitale Souveränität.
Thimm: Wir müssen uns doch fragen: Was für eine Art von „Informatik“ ist hier gemeint und für wen? In einigen Bundesländern ist zum Beispiel auch „Medienbildung“ einbezogen, in anderen nicht. Zudem ist „Informatik“ als Schulfach maßgeblich für die Gymnasien konzipiert, aber die Lehrpläne sehen hier vor allem technische Skills vor, während digitale Ethik, Folgen für Gesellschaft und Individuum wenig Platz haben. In Hessen experimentiert man seit einigen Jahren mit dem Fach „Digitale Welt“, wo Skills mit gesellschaftlichen Fragen kombiniert werden, das sehe ich als eine wichtige Ergänzung an. Nicht zu vergessen ist, dass die Informatikgrundlagen von heute massiv durch KI verändert werden, auch unsere universitären Studiengänge stehen unter hohem Anpassungsdruck. Und ich gehen auch davon aus, dass Schülerinnen und Schüler heute bestimmte Dinge können, die über Klicken und Wischen hinausgehen.
Beckedahl: Hier muss ich widersprechen. Ich glaube schon, dass Schülerinnen und Schüler grundlegende technische Kompetenzen brauchen und verstehen sollten, wie informationstechnische Systeme funktionieren. Das ist bisher vor allem durch die klassischen Mathe- und Physiklehrer abgebildet worden, zumindest war das in meiner Schulzeit so. Vielleicht ist das heutzutage immer noch so und das ist das, was Caja kritisiert: Der Skandal ist, dass die Lehrkräfte-Ausbildung nicht das bringt, was wir eigentlich bräuchten – auch nicht für ein Fach Informatik. Wir müssen viel struktureller ansetzen.
Thimm: Genau! Wenn es ein Schulfach Informatik gibt, das wissenschaftlich weiterentwickelt wird und innerhalb der universitären Forschungslandschaft auch unter pädagogischen Aspekten konzipiert wird, dann braucht man eben auch eine breitere Diskussion über die Inhalte und mehr Mittel für solche Lehrstühle an den Universitäten. Ich gebe zudem zu bedenken, dass Schulinformatik den rasanten technologischen Wandel wirklich abbilden muss, und hier bin ich doch sehr skeptisch, ob das eine realistische Perspektive ist. Und ob und wie lange man z.B. noch Grundlagen des Programmierens braucht, denn die Prüfung komplexer Algorithmen würde die Schulinformatik sicher überfordern, ist doch angesichts der frappierenden Kompetenzen der LLMs in diesem Bereich wirklich fraglich. Diese Problematik haben wir ja sogar inzwischen im Studienfach Informatik an den Hochschulen, wo die Inhalte teilweise angepasst werden müssen.
Einer Ihrer Punkte auf dem Podium war, dass Schülerinnen und Schüler gewisse Dinge aus einem Informatikunterricht nicht mehr lernen müssen, weil KI mittlerweile diese Programmieraufgaben übernimmt. Deshalb sollten wir aber doch Programmieren und Grundlagen des Programmierens nicht aus dem Unterricht streichen? Souveränität bedeutet schließlich auch, dass Menschen noch Code verstehen und als Kontrollinstanz auftreten können, da KI Fehler macht und schon allein die Trainingsdaten diskutabel, zum Beispiel unvollständig und biased sein können. Auch Algorithmusverständnis ist essenziell. Dass heutige Kinder schon per se durch regelmäßige Techniknutzung mehr als nur „Klicken und Wischen“ können, sehe ich auch nicht unbedingt bestätigt, wenn ich ihnen begegne. Kommen wir aber zu einer anderen Frage: Sie haben beide kritisiert, dass in der Öffentlichkeit stets von Medienkompetenz gesprochen wird, beziehungsweise diese als Unterrichtsziel verlangt wird. Welche Kompetenzen sollten es stattdessen sein?
Beckedahl: Das, was wir eigentlich brauchen, sind Digitalkompetenzen. Wenn ich Medienkompetenz höre, dann hat das für mich vor allem etwas mit klassischen Medien zu tun, aber nichts mit den vielen anderen Aspekten, die zum Verständnis des Digitalen nötig sind.
Thimm: Dem kann ich so nur zustimmen. Digitalkompetenz beinhaltet für mich Fähigkeiten zum selbstbestimmten Umgehen mit und im Digitalen. Deshalb bin ich auch für eine Begriffsanpassung.
Debatte um „Digitalfaschismus“
Frau Thimm, Sie haben in Ihrem Input zur Diskussion auch auf die Gefahr von „Technofaschismus“ hingewiesen. Unser Föderalismus oder auch gezielte Parallelstrukturen, sollen in Deutschland ein Sicherheitsnetz darstellen, damit Systeme nicht auf einen Schlag übernommen werden können. Was bedeutet das für Sie in Bezug auf Regulation oder Strukturreformen?
Thimm: Zunächst möchte ich, wie auch in meinem Input, darauf verweisen, dass wir in Deutschland mit den Begriff „Faschismus“ sehr bedacht umgehen müssen. Aber diese Debatte um einen „Digitalfaschismus“, die aus den USA kommt, wird nun auch zunehmend bei uns reflektiert. Um Digital-Eliten beziehungsweise mächtige Monopolstrukturen mit massivem politischen Einfluss zu verhindern, sind schützende Strukturen sinnvoll. Wie Markus aber zurecht erklärt hat, darf das in Deutschland auch nicht dazu führen, dass wir hier nichts mehr gestalten oder verändern können. Auf europäischer Ebene sehe ich aber auf jeden Fall Handlungsbedarf, um Abhängigkeiten und systemische Gefahren zu begrenzen. Wir sehen, dass es mittlerweile eine irrsinnige Machtkonzentration im Tech-Sektor gibt und da sollte unter anderem der AI-Act schlagkräftig drauf reagieren können. Dass beispielsweise in den USA gerade von einem Gericht entschieden wurde, dass Google nicht zerschlagen werden muss, sollte ein Alarmzeichen sein.
Sie sagten beide, dass jetzt die Zeit ist, in der wichtige Weichenstellungen erfolgen könnten – unter anderem durch den Digitalpakt 2 und das Sondervermögen. Wie diese genau eingesetzt oder gestaltet werden, ist noch offen.
Beckedahl: Ja, es gibt zumindest die Hoffnung, dass wir jetzt ein Momentum zum Handeln haben. Wir könnten jetzt in souveräne digitale Infrastrukturen investieren, sowohl in die Software, als auch in die Bildung zu mehr Souveränität. Die Gefahr ist, dass Politiker:innen das nicht ausreichend auf dem Schirm haben und sich wieder in Großlizenzierungen hineinquatschen lassen und wir weiter gefährlich abhängig bleiben.
Thimm: Hier gibt es eine Chance – dazu kann und soll auch die Konferenz des Forum Bildung Digitalisierung beitragen. Ich halte übrigens die aktuelle Handyverbotsdebatte in diesem Zusammenhang sogar für einen sinnvollen Weckruf. Auch wenn wir Ungenauigkeiten oder Polarisierungen in der Debatte sehen, geht damit doch auch eine öffentlich breit geführte Diskussion einher. Gefahren für Kinder und Jugendliche werden benannt, Aspekte von „Digitalkompetenz“ diskutiert und damit kommt auch „digitale Souveränität“ auf die Agenda.
(kbe)
Künstliche Intelligenz
c’t-Webinar: KI-Sprachmodelle effizient nutzen | heise online
Vor allem im Arbeitsalltag sind Sprachmodelle wie ChatGPT, Llama oder Mistral kaum mehr wegzudenken. Sie fassen Texte zusammen, übersetzen sie oder fertigen Transkripte an. Solche Funktionen können Zeit sparen, doch sie werfen auch neue Fragen auf. Wie zuverlässig sind die Ergebnisse? Welche Modelle eignen sich für welchen Zweck? Und was muss man rechtlich beachten? Denn wer sich der Schwächen der Modelle nicht bewusst ist, weckt schnell überzogene Erwartungen – mit problematischen Folgen: frustrierte Mitarbeiter, höherer Aufwand und im schlimmsten Fall sogar hohe Kosten lassen die vermeintliche Heilsbringerin KI schnell in einem anderen Licht erscheinen.
Ein systematischer Einstieg
Das Webinar bietet eine kompakte Einführung in den produktiven Einsatz von Sprach-KI. Die c’t-Redakteure Hartmut Gieselmann und Jo Bager erläutern, wie große Sprachmodelle funktionieren, welche Leistungen sie erbringen und wo ihre Grenzen liegen. Dabei gehen sie auch auf alternative Modelle zu ChatGPT ein, etwa Llama oder Mistral. Sie erklären nicht nur die technischen Grundlagen, sondern beleuchten auch den Ressourcenbedarf sowie die Kosten solcher Systeme. Anhand konkreter Szenarien zeigen sie, wie sich Sprach-KI in verschiedenen Branchen einsetzen lässt.
Das Webinar beleuchtet zudem rechtliche Aspekte, die beim Einsatz von Sprach-KI beachtet werden müssen. c’t-Redakteur Holger Bleich informiert über datenschutzrechtliche Fragen, urheberrechtliche Fallstricke und die Anforderungen aus der EU-KI-Verordnung, die seit August 2025 unter anderem mehr Transparenz beim Einsatz solcher Systeme vorschreibt.
Das Webinar richtet sich an alle, die KI-Anwendungen bereits in ihren Arbeitsprozessen nutzen oder dies planen. Auch wer Sprachmodelle im Alltag jenseits der Arbeitswelt nutzt und bereits erste Erfahrungen mitbringt, ist herzlich willkommen. Ziel ist es, ein realistisches Verständnis der Möglichkeiten und Grenzen aktueller Sprachmodelle zu vermitteln und Sicherheit im produktiven Umgang mit den Systemen zu schaffen.
Termin und Teilnahme
Das Webinar findet am 6. November 2025 von 10 bis 13 Uhr statt. Frühbucher profitieren von einem Rabatt und zahlen 59,00 Euro.
Für die Teilnahme an der Veranstaltung genügt ein aktueller Browser. Über den integrierten Chat der Webinarplattform können Teilnehmer Fragen stellen, die von den Referenten beantwortet werden.
Weitere Informationen und die Anmeldung finden Sie auf der Seite zum c’t-Webinar von heise academy.
(abr)
Künstliche Intelligenz
Spielen mit Linux: SteamOS für den Desktop-Gaming-PC ausprobiert
Wer jetzt auf Linux umsteigen und den PC auch fürs Gaming nutzen will, hat die Qual der Wahl. Die meisten großen Linux-Distributionen eignen sich prima zum Spielen, trotzdem gibt es etliche, die sich insbesondere Gaming auf die Fahnen geschrieben haben. Inzwischen ist eine weitere Option dazugekommen: Valve hat im Mai 2025 ein ISO-Image zur Installation seiner Linux-Distribution SteamOS für den Gaming-Handheld Steam Deck veröffentlicht. Inzwischen unterstützt SteamOS auch andere Hardware als nur das Steam Deck. Die auf Arch Linux basierende Distribution ist allerdings voll aufs Spielen mit Steam zugeschnitten, und installiert ein schreibgeschütztes System, das sich nicht so ohne Weiteres beliebig anpassen lässt. Wer nur mit Steam spielen will, ist damit gut bedient, denn das System startet direkt im Vollbild die Steam-Oberfläche.
Aber läuft das System überhaupt auf einem Desktop-PC und lässt es sich neben dem Spielen für alltägliche PC-Aufgaben nutzen? Eine Garantie gibt es nicht, dass SteamOS sämtliche Komponenten eines Desktop-PCs unterstützt, schließlich ist es dafür nicht gemacht. AMD-Hardware dürfte allerdings gute Chancen haben, denn das Steam Deck, für das die Distribution eigentlich konzipiert wurde, nutzt einen AMD-Kombiprozessor.
- SteamOS, Valves Linux-Distribution fürs Steam Deck, läuft auch auf Desktop-Hardware und taugt darauf gut zum Spielen.
- Je ähnlicher die Hardware dem Steam Deck mit seinen AMD-Komponenten ist, umso wahrscheinlicher gelingt die Installation.
- Weil es eine schreibgeschützte Immutable-Distribution ist und sich Software nur eingeschränkt darauf installieren lässt, eignet sich SteamOS weniger als Desktop-Betriebssystem.
Wer spielen will, braucht Windows: Das stimmt schon lange nicht mehr. Unzählige Indie-Games und AAA-Titel laufen einwandfrei unter Linux – in der Regel ohne Frickelei. Wir geben Tipps zur Wahl der richtigen Linux-Distribution und stellen praktische Tools und Alternativen für Problemfälle vor.
Ob SteamOS Ihre Hardware unterstützt, müssen Sie vermutlich einfach ausprobieren. Perfekt läuft es auf Valves eigener Hardware, dem Steam Deck. Angeschlossen an ein Dock kann das Gerät auch als Gaming-PC fungieren und bringt für alltägliche Aufgaben außerdem den KDE-Plasma-Desktop mit. Mit Lenovos Gaming-Handheld Legion Go S nennt Valve sogar ein offiziell unterstütztes zweites Gerät, das sich nicht nur im Innenleben, sondern auch im Controller deutlich vom Steam Deck unterscheidet und weder Trackpads noch eine Steam-Taste besitzt. Auch auf Asus‘ Handheld ROG Ally läuft es inzwischen besser, offiziell unterstützt wird das Gerät aber nicht.
Das war die Leseprobe unseres heise-Plus-Artikels „Spielen mit Linux: SteamOS für den Desktop-Gaming-PC ausprobiert“.
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