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„Diktator hat gewisse Vorteile“: Was der Quantum-Systems-Chef damit meint
Florian Seibel von Quantum Systems sorgt mit einem provokanten Satz über Diktaturen für Aufsehen. Was steckt hinter seinen Worten?
Diesen einen Satz wird Florian Seibel wohl bereuen. Im Podcast „Startup Europe“ von Sifted war der Gründer des Drohnen-Startups Quantum Systems zu Gast. Es ging unter anderem um zukünftige Finanzierungsrunden und den Einsatz von Drohnen in der Ukraine.
Doch ein Satz von Seibel sorgte für Aufsehen: „Einen Diktator zu haben, der vorgibt, wie Dinge gemacht werden sollen, hat gewisse Vorteile, Dinge durchzusetzen.“ Boom! Sifted machte diese Aussage zur Schlagzeile – und Seibel war wohl nicht ganz glücklich damit. Kurz danach veröffentlichte er sogar ein Statement auf Linkedin, um die Aussage einzuordnen.
Er schreibt: „In dem Moment, als ich es sagte, wusste ich, dass es die Schlagzeile werden würde – hört rein, um euch ein vollständiges Bild zu machen.“ Wir haben reingehört, damit ihr es nicht müsst.
In diesem Kontext steht der Satz
Hintergrund: Kürzlich wurde bekannt, dass die Deutsche Bundeswehr bis 2029 ihre Drohnenbestände von 600 auf 8000 Systeme verschiedener Hersteller erhöhen möchte, wie Bloomberg berichtet hat. In der Ukraine seien Millionen im Einsatz. Im Podcast wurde Seibel gefragt, was er von Regierungen erwarte. Seine Antwort: Sie müssten schneller reagieren, damit Beschaffung zügiger funktioniere.
Seibel kritisiert das langsame Tempo in der Zusammenarbeit mit den Staaten. Einen Grund sieht er auch in dem begrenzten Zeitraum, die eine Regierung in demokratischen Ländern bekommt. Regierungen wie China könnten langfristig über 30 oder 40 Jahre denken und setzen so ihre Strategien konsequent um. Deutschland hingegen wechselt alle vier Jahre die Regierung: Im ersten Jahr müssen die Parteien zusammenfinden, dann arbeiten sie zwei Jahre und dann bereitet sich die Regierung auf die Wiederwahl vor, sagt Seibel. „Eine Demokratie zu haben ist toll und ich möchte das nicht missen“, sagt er. Aber wenn es um Beschaffung und langfristige Strategie geht, brauche die Regierung laut ihm bessere Lösungen.
Und hier fiel der Satz
„Es ist sehr provokant, was ich jetzt sage“, sagt Seibel und warnte alle schon mal vor: „Einen Diktator zu haben, der vorgibt, wie Dinge gemacht werden sollen, hat gewisse Vorteile, Dinge durchzusetzen.“
Es brauche laut ihm: „Eine Demokratie, die aber eine langfristige Strategie hat, die nicht nur auf vier Jahre einzahlt.“ Wie man das aufbauen könne, darauf habe Seibel keine Antwort. Aber er ist der Meinung, Europa müsse als „ein gemeinsamer Kontinent auftreten, der schnell agieren kann und als großer, starker Player wahrgenommen wird.“ Das war die Diktatur-Passage.
In seinem Rückruf-Linkedin-Post stellt er zudem klar: „Und um es ganz klar zu sagen: Jede Diktatur ist ein Verbrechen gegen das jeweilige Land und Volk, gegen das es sich zu kämpfen lohnt. Und ja, das ist schwer. Denn jede Diktatur hat einen Vorteil gegenüber jeder Demokratie: Sie kann sehr schnell handeln.“
Und er schreibt: „Klare Botschaften gegenüber den Medien zu äußern, ist ein Risiko, das ich immer eingegangen bin und auch weiterhin eingehen werde. Wir brauchen mehr Ehrlichkeit in dieser Welt!“
Am Ende wollte Seibel auf das Tempo demokratischer Prozesse aufmerksam machen. Ob der Diktatur-Satz notwendig war – darüber lässt sich wohl streiten.