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Ein Jahr nach Gründung verkauft: Tendara-Gründer baut schon zweites Startup


Tendra-Gründer Julian Shergill spricht über Learnings, Netzwerkpower und seinen Weg vom Praktikum bis zum Asset-Sale an Altura.

Julian Shergill war von 2019 bis 2022 Teil des Start-Summit-Teams, das die Konferenz in St. Gallen organisiert. In seinem letzten Jahr hat er als Managing Director die Organisation geleitet.
START Global

Julian Shergills Weg in die Startup-Welt begann schon während seines Studiums. In St. Gallen wird er Teil des Start Summit, einer der größten europäischen Gründungskonferenzen – und bald deren Leiter. „Ich habe mehr Zeit bei Start als an der Uni verbracht“, sagt er rückblickend.

Doch das hat sich ausgezahlt. In der Zeit hat er viel gelernt, sagt er. „Man weiß ja gar nichts als Student: Wie schreibe ich Leute an? Was gibt es überhaupt für Tools? Wie finde ich E-Mail-Adressen oder mache Figma Designs?“

Der Start Summit ist die größte von Studenten organisierte Konferenz in Europa. Für zwei Tage im März dreht sich in St. Gallen alles um Unternehmertum und Technologie.
START Summit x Hack PR

Noch wertvoller als die Organisationsfähigkeiten, die er durch Start gelernt hat, sei das Netzwerk, das er sich während der Zeit aufgebaut hat.

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So hat er sich auch seinen ersten Praktikumsplatz gesichert. Für ihn ein wichtiger, erster Karriereschritt. „Start wird sehr viel von Alumni unterstützt, zum Beispiel eben auch von Adrian Locher von Merantix oder Andreas Goeldi von B2venture.“

Adrian Locher hat auch an der Uni in St. Gallen studiert. Seit fast zehn Jahren investiert der HSG-Alumni mit Merantix Capital in KI-Startups.
Pascal Rohé

Netzwerk-Effekt vom Start Summit

Nach seinem Praktikum bei Merantix, ging Shergill nach Argentinien für sein Auslandssemester. Und danach zum HR- und Performance-Tech-Startup Leapsome, auch das über Kontakte vom Start Summit.

„Das war eigentlich ein Praktikum, mit dem Ziel, danach Vollzeit anzufangen. Aber dann hat Leapsome einen Hiring-Stopp gemacht und auch einige Layoffs“, so der Tendara-Gründer.

Statt einer Festanstellung habe ihm Leapsome nur eine Verlängerung seines Praktikums angeboten. Doch nach neun Monaten wollte er nicht weiter für Praktikumsgehalt arbeiten.

Jenny von Podewils und Kajetan von Armansperg haben Leapsome 2016 gegründet. Die KI-gestützte Software soll Unternehmen beim Aufbau einer agilen Feedback- und Lernkultur helfen. Nach sechs Jahren Bootstrapping nahm Leapsome 2022 erstmals VC-Geld auf.
Linus Petit für Leapsome

Statt sich einen neuen Job zu suchen, entscheidet sich der damals Anfang 20-Jährige für den direkten Sprung in die Selbstständigkeit: „Ich dachte mir: warum nicht jetzt? Gründersein heißt nicht, dass man sich darauf vorbereitet, sondern, dass man Dinge macht, bei denen man nicht weiß, ob man sie kann, und sie auf dem Weg lernt.“

Die Angst zu scheitern wird nur größer, je länger man es nicht probiert, so Shergill.

Vom Startup-Praktikanten zum Gründer

Gemeinsam mit seinem Co-Founder, den er über Bekannte kennengelernt hat und dann zufällig wieder im Antler-Programm trifft, gründet Shergill Tendara. Die Idee: KI-gestützte Lösungen für öffentliche Ausschreibungen.

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„Zu dem Zeitpunkt hatte ich nur noch für ein oder zwei Monate Geld auf dem Konto. Hätte das nicht geklappt, hätte ich mir wieder einen Job suchen müssen“, sagt er rückblickend.

Dadurch sei eine gewisse Drucksituation entstanden, schnell zahlende Kunden zu gewinnen. „Druck hilft, sonst wird man gemütlich“, so Shergill.

Schnell gewinnen sie Pilotkunden, auch ohne fertiges Produkt, erzählt er. Unter anderem Langdock und Perbility.

Marktgröße unterschätzt

Doch schon bald zeigt sich, dass der Markt nicht so groß ist, wie die beiden anfänglich geschätzt haben. Zwar sprechen sie mit Großkonzernen wie Mercedes oder Telekommunikationsriesen, doch die Komplexität des Ausschreibungssystems ist höher als gedacht.

„Von außen sieht der Markt riesig aus, aber es ist kein echter Binnenmarkt in der EU“, sagt Shergill. Unternehmen würden nur an nationalen Ausschreibungen teilnehmen. „Vielleicht hätten wir den Markt
mehr validieren müssen, bevor wir gebaut haben. Auch wenn wir die ersten zahlenden Kunden ohne eine Zeile Code gewonnen haben“, sagt er im Nachhinein.

Ein zentrales Learning für Shergill war außerdem, dass sich nicht jede ineffiziente Branche für ein skalierbares SaaS-Modell eignet.

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„Mit Tendara können wir zwar für Unternehmen den Bewerbungs-Prozess effizienter machen, aber wir können nicht die Gewinnwahrscheinlichkeit bei öffentlichen Ausschreibungen erhöhen – und wenn ich das nicht kann, ist der Business-Impact begrenzt.“

Asset-Sale nur ein Jahr nach Gründung

Statt das Produkt weiterzuentwickeln, entscheidet sich das Team früh für einen strategischen Asset-Sale. Altura, ein niederländischer Anbieter im Bereich Public Procurement, hat Mitte Juli 2025 Tendaras Kunden und Technologie übernommen. Rund ein Jahr nach Gründung.

Die Firma bleibt erhalten. Shergill und sein Co-Founder nutzen sie für ihren nächsten Anlauf. „Wir haben die Finanzierung kaum angerührt“, erklärt er. Dementsprechend können die beiden Gründer direkt neu starten und müssen sich nicht um eine Anschubfinanzierung kümmern.

Bei Altura einsteigen wollten sie bewusst nicht. „Es ist unsere Ambition, ein sehr schnell wachsendes Startup zu bauen“. Und diese Chance haben sie im Markt für öffentliche Ausschreibungen nicht gesehen.

Mehr Chancen in Amerika?

Shergill und sein Mitgründer bleiben zu zweit, auch der Name Tendara bleibt und der Fokus auf KI auch. Doch sie gehen in eine neue Branche: diesmal in den HR-Bereich. Mehr ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt.

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Gleichzeitig erwägen die beiden einen Umzug nach San Francisco. „In Deutschland gibt es eine gewisse Grundskepsis gegenüber KI und Regulierungen wie der EU AI Act verzögern die Kaufprozesse deutlich. 
In den USA werden Dinge einfach ausprobiert.“



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