Künstliche Intelligenz
Elektronische Patientenakte: Kliniken werden Pflichtstart im Jahr 2025 verfehlen
Nur etwas mehr als die Hälfte der Kliniken (56 Prozent) haben die für die elektronische Patientenakte (ePA) notwendigen Updates ihres Krankenhausinformationssystems (KIS) bereits vorgenommen. Das geht aus einer Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft hervor. Demnach haben fast alle Krankenhäuser (98 Prozent) „organisatorische Vorbereitungen“ getroffen, damit sie die elektronische Patientenakte (ePA) befüllen können. An der Umfrage haben 382 Krankenhäuser teilgenommen.
62 Prozent der Krankenhäuser konnten laut Befragung bereits auf die ePA-Aktensysteme zugreifen, teils auch nur aus der Testumgebung. 95 Prozent der Befragten griffen aus dem KIS auf die Aktensysteme zu, 13 Prozent aus einem Praxisverwaltungssystem. Laut TI-Dashboard der für die Digitalisierung des Gesundheitswesens zuständigen Gematik nutzen inzwischen 650 von rund 1800 Kliniken die ePA.
Die Mehrheit rechnet damit, die ePA erst im ersten oder zweiten Quartal 2026 krankenhausweit einsetzen zu können. Etwa sieben Prozent der Kliniken haben die Pilotierung im Versorgungsalltag bereits gestartet.
62 Prozent der Befragten konnten auf die ePA zugreifen, „wenn auch nur aus der Testumgebung“.
(Bild: DKG)
Patientenakte größtenteils noch nicht einsatzbereit
Nach dem Start der ePA in Modellregionen werden seit Mai 2025 erforderliche Updates schrittweise auch in weiteren Krankenhäusern ausgerollt. Ab Oktober müssen Ärzte die ePA befüllen – die meisten Krankenhäuser werden dazu 2025 noch nicht in der Lage sein.
Auch den Umfrageergebnissen ist zu entnehmen, dass es erstmal keine flächendeckende Nutzung der ePA geben wird.
(Bild: DKG)
„Die technische Inbetriebnahme ist arbeitsintensiv und kann letztlich nicht flächendeckend auf Knopfdruck erfolgen. Vielmehr müssen die Systeme an die jeweilige, oft hochkomplexe IT-Landschaft des Krankenhauses angepasst werden“, heißt es von der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Die Umsetzung sei komplex und erfordere „umfangreiche Anpassungen an die individuelle IT-Landschaft der Kliniken, einschließlich Konfigurationen, zusätzlicher Sicherheitsmaßnahmen und Fehlerbehebungen“.
„Keine adäqaten Testmöglichkeiten“
Ebenfalls führten laut DKG fehlende adäquate Testmöglichkeiten dazu, dass Updates oft verspätet zur Verfügung standen und im Betrieb noch angepasst werden mussten. Dass es keine vernünftigen Testmöglichkeiten gebe, wird bereits seit Jahren vonseiten der Software-Hersteller beklagt. „Zudem wurden die Spezifika von Krankenhausprozessen – etwa im Hinblick auf die Umsetzung der gesetzlich geforderten Widerspruchsmöglichkeiten – anfangs nicht ausreichend berücksichtigt. Lösungen dafür würden nun unter Realbedingungen entwickelt und getestet“, so die Krankenhausgesellschaft. Ebenfalls müssen viele Krankenhäuser weitere Digitalisierungsprojekte umsetzen.
„Die Ergebnisse zeigen, dass die Krankenhäuser die Vorteile der ePA klar sehen und die Umsetzung aktiv vorantreiben. Schon in der Pilotphase wurde allerdings deutlich, dass die Einführung der ePA im Krankenhaus nicht mit einem einfachen Software-Update getan ist“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Dr. Gerald Gaß. Bei dieser TI-Anwendung zeige sich ebenfalls, „dass die Voraussetzungen in einem Krankenhaus nicht mit denen in kleineren Einrichtungen wie z.B. Arztpraxen vergleichbar sind und dies vorab nicht hinreichend berücksichtigt wurde“. In der Vergangenheit wurde dies beispielsweise auch im Zusammenhang mit Problemen mit dem E-Mail-Dienst KIM kritisiert.
Für die Zukunft sei man optimistisch, dennoch brauche so ein Großprojekt auch viel Geduld. Gaß hofft, dass die Einführungsphase möglichst störungsfrei funktioniert, um das Vertrauen der Patientinnen und Patienten nicht zu gefährden.
(mack)