Künstliche Intelligenz
Finanzanlage-Betrug: Deutsche Ermittler beschlagnahmen 1.400 Domains
1.406 aktive Internetdomains haben deutsche und bulgarische Behörden Anfang Oktober beschlagnahmt. Die Domains wurden für betrügerische Finanzanlage-Webseiten genutzt, leiten seit dem 3. Oktober aber nur noch auf eine „Beschlagnahmt“-Page um. Damit können die Domains nicht länger zur Begehung von Straftaten genutzt werden.
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Betrüger machen gutgläubigen Opfern Hoffnung auf schöne Renditen, häufig im Bereich Kryptowährungen. Die Angebote werden über Messenger sowie mit seriös wirkenden Webseiten beworben. Nach Registrierung kann Geld eingezahlt werden; oft melden sich auch vermeintliche Broker telefonisch, um angeblich attraktive „Geldanlagen“ zu vermitteln, gerne unter Vorspiegelung von Zeitdruck oder begrenzten Stückzahlen.
Die „Online-Konten“ der Opfer zeigen bald nach Einzahlung satte Kursgewinne, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Das eingezahlte Geld wird nie angelegt, die Kontobewegungen sind vorgespiegelt. Bisweilen können Opfer sich auch kleinere Beträge auszahlen lassen – eine Finte der Betrüger, um größere Einzahlungen zu lukrieren. Oft merken die Opfer monatelang nichts und wähnen sich wohlhabend.
Irgendwann verschwinden die Webseiten. Wollen „Anleger“ sich vorher namhafte Beträge auszahlen lassen, kommt es vor, dass die Betrüger versuchen, zusätzliches Geld herauszulocken, beispielsweise mit Geschichten über vor Auszahlung fällige Gebühren oder Steuern.
Viele Zugriffe
Um dieses Treiben zu bremsen, haben das bei der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe eingerichtete Cybercrime-Zentrum, das Landeskriminalamt Baden-Württemberg und die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (Bafin) in Zusammenarbeit mit Europol und bulgarischen Strafverfolgungsbehörden die Operation Herakles durchgeführt. Dabei wurden die 1.406 verdächtigen Domains beschlagnahmt. In den zehn Tagen nach Beschlagnahme zählten die Ermittler 866.000 Zugriffe auf die Domains.
Bereits im Juni haben die gleichen Partner fast 800 Domains offline genommen, die damals für Cybertrading-Betrug genutzt wurden. Seither wurden 5,6 Millionen Nutzerzugriffe darauf gezählt. Das ist ein Hinweis auf das Ausmaß des Problems.
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„Die Täter werden dabei immer professioneller“, sagt Birgit Rodolphe, Bafin-Exekutivdirektorin Abwicklung und Geldwäscheprävention. „Sie verwenden Künstliche Intelligenz, um illegale Websites wie am Fließband herzustellen und mit ihnen Anlegerinnen und Anleger in die Falle zu locken. Die Finanzaufsicht geht in enger Kooperation mit den Strafverfolgungsbehörden gegen diese unerlaubten Geschäfte vor.“ Von Verhaftungen ist bislang allerdings keine Rede.
Folgendes empfehlen Bafin, das Landeskriminalamt Baden-Württemberg und das Cybercrime-Zentrum bei besonders verlockenden Angeboten:
- Informieren Sie sich genau über die Trading-Plattform, bevor Sie sich anmelden oder Geld überweisen.
- Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Nehmen Sie sich Zeit, um das Angebot in Ruhe zu prüfen und zu bewerten.
- Geben Sie keine vertraulichen Daten, wie Zugangsdaten zum Online-Banking oder Depot, preis. Übermitteln Sie keine Kopien Ihrer Ausweisdokumente oder Zahlungskarten.
- Nutzen Sie den Service der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg oder einer unabhängigen Finanzberatung und lassen Sie Angebote prüfen.
- Erstatten Sie im Betrugsfall Strafanzeige.
Beschlagnahme-Sujet
(Bild: Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe)
(ds)