Künstliche Intelligenz
Fotokunst: Die Bilder der Woche 48
Die Bilder dieser Woche präsentieren zeitgenössische Fotokunst, die durch technisches Können und kreative Ansätze beeindruckt. Die Werke reichen von dramatischen Architekturfotografien bis zu stimmungsvollen Naturaufnahmen und surrealistischen Kompositionen. Die Fotografinnen und Fotografen setzen Licht, Perspektive und Bearbeitung gezielt ein, um im Bild Atmosphäre und beim Betrachter Emotionen zu erzeugen. Die Ausdruckskraft in den Aufnahmen regt zur Reflektion und zum Nachdenken an. Experimentelle Herangehensweisen zeigen aktuelle fotografische Strömungen und Techniken.
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Ponte Tebetano Carasc
Ponte Tebetano Carasc – Gilbert Photography
(Bild: forms)
Eine Brücke ins Nichts, die sich diagonal durch die Dunkelheit zieht. Der extreme Kontrast und der großzügige Einsatz von negativem Raum isolieren die Ponte Tebetano Carasc vollständig von ihrer Umgebung. Sie wirkt dramatisch, minimalistisch; für den Betrachter entsteht ein Spannungsfeld zwischen Wagnis und Einsamkeit. Die winzige Person auf der Brücke verdeutlicht deren enorme Dimension und vermittelt zugleich ein Gefühl des Ausgesetztseins.
„Mein Ziel war es, die Ponte Tibetano Carasc in einer mystischen Stimmung festzuhalten – idealerweise im Nebel, mit einer oder zwei Personen auf der Brücke, um die Dimension und die Einsamkeit zu betonen“, erzählt Gilbert Schacher. „Der Aufstieg von Curzùtt zur Brücke dauert etwa 1 Stunde 30 Minuten bei einer Höhendifferenz von rund 500 Metern. Ich habe verschiedene Einstellungen und Perspektiven ausprobiert, um die Brücke diagonal perfekt ins Bild zu setzen. Geduld war gefragt, bis sich die Gelegenheit ergab, dass ein oder zwei Wanderer allein auf der Brücke waren. In Photoshop habe ich die Belichtung neutral gesetzt, das Bild in Schwarz-Weiß konvertiert und die Tonwertkorrektur leicht angepasst, um die Brücke als zentrales Element hervorzuheben“, berichtet er über den Entstehungsprozess.
Der alte Hirsch und das Meer
Der alte Hirsch und das Meer
(Bild: analoochjehtooch)
Dieser Hirsch strahlt eine ruhige und majestätische Präsenz aus, während er den Fotografen direkt ansieht. Er steht vor einem unruhigen Meer, dessen Lichtreflexe einen funkelnden Hintergrund erzeugen. Die dunklen Äste im oberen Bildbereich rahmen die Szene auf natürliche Weise ein und lenken den Fokus auf das Tier. Die Schwarz-Weiß-Aufnahme unterstreicht seine kraftvolle Statur und den zeitlosen Charakter der Naturaufnahme.
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Jörg Franzen erzählt über den Prozess seines Fotos: „Während der Hirschbrunft rund um den Darßer Ort (Ostsee) sind frühmorgendlich schon viele Fotografen unterwegs und hoffen auf besondere Momente. Einige positionieren sich gleich so, dass sie günstig stehen, sollte ein Hirsch bei Sonnenaufgang auf der Düne stehen und eine perfekte Silhouette abgeben. Ich gehöre zu denen, die sich entlang des Wanderwegs zwischen den Aussichtsplattformen bewegen, um die Chancen auf ein brauchbares Foto zu erhöhen. Im Fall dieser Aufnahme bewegte sich der Hirsch von einer schilfbestandenen Senke durch ein Waldstück in Richtung Dünen. Und tatsächlich: in einer Baumlücke blieb der Hirsch stehen und schaute in Richtung der Fotografen – lange genug, um ein paar Fotos machen zu können. Das unscharfe Geäst und das taubenetzte Gras im Vordergrund, das Meer im Hintergrund, nur farblich wollte die Aufnahme mit dem Telezoomobjektiv im grellen Gegenlicht nicht so recht passen, sodass ich eine S/W-Konvertierung und einen quadratischen Zuschnitt wählte.“
Wolke sieben
Wolke sieben
(Bild: wackelaugen)
Ein Blick aus dem Fenster, der wie ein surrealistisches Gemälde wirkt. Eine einzelne, kleine Wolke schwebt im tiefblauen Himmel und wird zum alleinigen Hauptdarsteller des Bildes. Die weiße Architektur des Gebäudes bildet einen perfekten Rahmen und schafft durch ihre Rundungen eine sanfte Tiefe.
Stephan Baur hat viel Mühe in den Bearbeitungsprozess seines Fotos gesteckt: „Ich habe das Bild am 20. März 2024 in Caleta de Fuste auf der Kanareninsel Fuerteventura aufgenommen. Ich wollte eigentlich das Haus und den Garten eines Künstlers fotografieren. Dabei entdeckte ich bei einem Rundgang um das Haus dieses Gebäude. Das Foto habe ich dann mit Gimp bearbeitet, um die Linien horizontal und vertikal auszurichten und den Bildausschnitt zu wählen. Das Gebäude war zwar weiß gestrichen, hatte aber einen gelblichen Stich. Anschließend habe ich die Farben des Gebäudes entsättigt, den blauen Himmel aber so gelassen. Nachdem ich den Kontrast verbessert habe, hat dem Bild aber noch etwas gefehlt. So habe ich dann mit Luminar Neo noch eine Wolke reinmontiert.“
…zum Baum…
…zum Baum…
(Bild: JeanFP)
Die Linien dieser Architektur ziehen den Blick unweigerlich in die Bildmitte. Dort steht ein Baum als starker Kontrapunkt zur futuristischen Umgebung. Das Zusammenspiel aus verschiedenen Stützen und Streben sowie Licht und Schatten verleiht der Szene eine besondere Dynamik. Die zentrale Perspektive und die Schwarz-Weiß-Umsetzung, die JeanFP wählte, betonen zudem die grafische Wirkung der Komposition.
Highway to the Sunrise
Highway to the Sunrise
(Bild: ShE 1981)
Die aufgehende Sonne taucht diese bulgarische Autobahn in ein intensives Orangerot. Das warme Gegenlicht zeichnet die Silhouetten der Laternenmasten und Autos scharf vor dem leuchtenden Himmel ab. Durch die zentrale Perspektive wird der Blick direkt zur Sonne gezogen. Elena Shtrakova hat es auf der Fahrt zum Flughafen aufgenommen. Ihr Vater saß am Steuer, während sie auf dem Beifahrersitz den Moment festhielt. „Das Licht an diesem Morgen war einfach überwältigend und ich konnte nicht anders, als diesen besonderen Augenblick mit der Kamera einzufangen, die ich gerade zur Hand hatte – meinem iPhone 17 Pro Max. Die Aufnahme entstand spontan und unter schwierigen Bedingungen, da das Auto in Bewegung war und ich versuchte, trotz der Erschütterungen ein möglichst ruhiges Bild zu bekommen. Gerade diese Spontaneität und das natürliche Licht machen für mich den besonderen Reiz des Fotos aus,“ verrät die Fotografin.
Glasisolatoren
Glasisolatoren
(Bild: Wolfgang Görgen)
Die diagonale Anordnung dieser Glasisolatoren erzeugt einen starken visuellen Rhythmus, der wirkt, als würden sich radiale Wellen durch das Bild bewegen. Durch die Nahaufnahme und den hellen Hintergrund löst sich das technische Objekt von seinem Kontext und wird zu einer abstrakten Form. Das Licht bricht sich in den gläsernen Oberflächen und modelliert die Rundungen effektvoll. So wird eine alltägliche Struktur zu einer faszinierenden grafischen Studie von Wolfgang Görgen.
Through the mirror
Through the mirror
(Bild: nicography)
Es scheint, als würden sich zwei Fische in einer dunklen, geheimnisvollen Unterwasserwelt begegnen. Doch es ist nur die Spiegelung der Aquariumscheibe. In Wirklichkeit ist der Fisch allein. Das Licht hebt die beiden Körper aus der tiefblauen Umgebung hervor und erzeugt eine fast magische Stimmung. Die Komposition von nicography spielt geschickt mit Schärfe, Reflexion und dem umgebenden Schwarz.
Die Bilder der Woche im Überblick:
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(caru)