Datenschutz & Sicherheit
„FoxyWallet“: Mehr als 40 bösartige Firefox-Add-ons entdeckt
Eine groß angelegte Malware-Kampagne setzt auf gefälschte Firefox-Erweiterungen. Die Täter versuchen damit, Zugangsdaten von Krypto-Wallets zu stehlen und diese leerzuräumen. Mehr als 40 solcher bösartigen Add-ons haben die IT-Sicherheitsforscher aufgespürt.
Das schreibt Koi Security in einer Analyse. Demnach imitieren die gefälschten Erweiterungen die legitimen Krypto-Wallets und -Tools von weiter verbreiteten Plattformen. Die IT-Forscher nennen als imitierte Marken Bitget, Coinbase, Ethereum Wallet, Exodus, Filfox, Keplr, Leap, MetaMask, MyMonero, OKX, Phantom und Trust Wallet. Haben Nutzerinnen und Nutzer die bösartigen Erweiterungen erst einmal installiert, leitet sie still die Wallet-Secrets aus und bringt damit die Inhalte der User-Wallets in Gefahr.
Malware-Kampagne noch aktiv
Mehr als 40 solcher Malware-Erweiterungen haben die IT-Forscher bislang entdeckt. Die Kampagne laufe noch weiter, einige der bösartigen Add-ons sogar noch im Marketplace von Firefox verfügbar. Ihren Anfang nahm die Kampagne laut Koi Security spätestens im April dieses Jahres. Neue bösartige Erweiterungen haben die Täter noch bis vergangene Woche in den Firefox-Add-on-Store hochgeladen. Da solche Uploads weiterhin erfolgen, deute das darauf hin, dass die Operation noch aktiv ist, nachhaltig und sich weiterentwickelnd, erörtern die IT-Forscher.
Die Erweiterungen extrahieren die Zugangsdaten der Wallets direkt von deren Ziel-Webseiten und schicken sie an einen Server im Netz, der unter der Kontrolle der Angreifer steht. Dabei übertragen die Add-ons auch die externe IP des Opfers, vermutlich zur Nachverfolgung.
Die Kampagne setze auf die üblichen Marktplatz-Mechanismen, um Vertrauen zu erschleichen. Die Bewertungen, Rezensionen, Branding und Funktionen sollen das Vertrauen von Nutzern wecken und die Zahl der Installationen hochtreiben. Die bösartigen Add-ons haben teils hunderte gefälschte Rezensionen mit 5-Sterne-Wertung erhalten, die die Zahl der Nutzer weit übersteigt. Das erweckt den Anschein, ein Add-on sei weitverbreitet und positiv bewertet. Zudem orientieren sich die kriminellen Drahtzieher am offiziellen Branding legitimer Wallet-Tools und nutzen identische Logos und Namen. Bei einigen Erweiterungen haben die Täter zudem deren Open-Source-Natur missbraucht und haben den Code einfach um Code zum Stehlen der Zugangsdaten ergänzt. Die scheinen wie gewünscht zu funktionieren und haben lediglich die unbemerkte Nebenfunktion, die Zugangsdaten zu stehlen. Eine Entdeckung der bösen Absichten erschwert das deutlich.
Da der Code einige russische Kommentare enthält, geht Koi Security von Akteuren aus Russland aus. Metadaten in einer PDF-Datei, die von einem Command-and-Control-Server stammt, deuten ebenfalls dorthin.
Schutz gestaltet sich schwieriger
Schutzmaßnahmen sind schwierig: Erweiterungen sollten nur von verifizierten Publishern installiert werden – aber selbst bei vielen guten Bewertungen gibt es keine Garantie, dass die Erweiterungen echt sind. Unternehmen sollten das Bedrohungspotenzial von Browser-Erweiterungen wie übliche Softwarepakete einstufen und sie überwachen und übliche Richtlinien darauf anwenden. Außerdem können Organisationen auf eine Liste erlaubter Erweiterungen setzen, sodass nur geprüfte Erweiterungen zum Einsatz kommen.
Die Analyse listet am Ende die Namen der bislang erkannten bösartigen Add-ons sowie einige etwa mit Command-and-Control-Servern verknüpfte Domains auf. Nutzer sollten die installierten Add-ons auf Übereinstimmungen prüfen und sicherstellen, die Add-ons vom echten Anbieter installiert zu haben.
Browser-Erweiterungen sind öfter Ziel von Cyberkriminellen. Anfang des Jahres wurden etwa zahlreiche Entwickler von Erweiterungen für Google Chrome offenbar Opfer von Phishing-Attacken. Die Angreifer missbrauchten die erlangten Zugänge, um bösartig manipulierte Versionen der Add-ons in den Chrome Web Store zu verfrachten und so Opfern unterzuschieben.
(dmk)
Datenschutz & Sicherheit
Widerstand gegen Ausbau von Überwachungs-Pflichten
Geht es nach der Schweizer Regierung, sollen Internetdienste mit über 5.000 Nutzer*innen diese per Ausweis identifizieren – und deren Identität auf Anfrage gegenüber Behörden offenlegen müssen. Möglich wäre auch eine Identifizierung per Kreditkarte oder Telefonnummer, für die gesetzesgemäß ja ebenfalls eine Ausweiskopie hinterlegt ist.
Der Bundesrat – die Regierung der Schweiz – hat das Vorhaben Ende Januar vorgeschlagen. Konkret geht es um eine Änderung der Verordnung über die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs. Die Regierung erlässt Regierungsverordnungen ohne Parlamentsbeschluss.
Bis zum Mai konnten Organisationen Stellungnahmen dazu abgeben. Das taten sie auch vielfältig, insgesamt gibt es 830 Seiten Feedback. Doch der Bundesrat scheint an dem Vorhaben festzuhalten.
Deshalb hat nun der Schweizer Verein Digitale Gesellschaft gemeinsam mit der Kampagnenplattform Campax über 15.000 Unterschriften eingereicht. Sie wollen das Projekt noch aufhalten oder zumindest entschärfen.
Überwachung wie in autoritären Staaten
Laut der Petition droht „eine anlasslose, massenhafte Überwachung, wie man sie sonst nur aus autoritären Staaten kennt.“ Das Vorgehen des Bundesrates untergrabe demokratische Institutionen und stelle den Willen der Bevölkerung, des Parlaments und der Justiz in Frage. Durch die Verordnung würden „Risiken von Datenlecks steigen, während Geschäftsmodelle, die auf Datenschutz und Anonymität beruhen (Proton, Threema, …), nicht mehr möglich sind.“
Proton, das unter anderem E-Mail-Adressen und VPNs anbietet, überlegt aufgrund der Verordnung, einen Teil seiner technischen Infrastruktur aus der Schweiz abzuziehen und in Deutschland und Norwegen anzusiedeln. Robin Simon, Chef des datenschutzfreundlichen Messengers Threema, sagte gegenüber dem Tages-Anzeiger, dass der Bundesrat versuche, die Überwachungsmöglichkeiten, die das Bundesgericht 2021 zurückgewiesen habe, „durch die Hintertür wieder einzuführen“.
Laut dem Medium Republik überlegt Threema sogar, wenn nötig eine Volksinitiative gegen die Verordnung zu lancieren. Dort wird auch Alexis Roussel, COO des Technologie-Start-ups Nym zitiert: „In der Schweiz wird es keine private, digitale und datenschutzfreundliche Kommunikation mehr geben“, sagt er.
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Meta oder Google sind nicht betroffen
Laut Republik fiele jede Website, über die sich Personen Direktnachrichten zuschicken können, unter die neue Bestimmung. „Also beispielsweise auch die Marktplätze Ricardo, Tutti und der Onlinehändler Digitec. Aber auch Videospiel-Betreiber, bei denen sich Gamerinnen über Text- und Videokommunikation austauschen können.“
In der Petition heißt es dazu: „Ausländische Anbieter wie Meta oder Google sind von der Verordnung nicht betroffen. Schweizer Anbieter werden hingegen massiv belastet – das ist ein klarer Wettbewerbsnachteil für unsere Tech-Branche. Damit wird ausgerechnet in einer geopolitisch kritischen Zeit die digitale Souveränität der Schweiz untergraben.“
Neben der Pflicht zur Identifizierung der Nutzer*innen droht mit der Verordnung auch eine Mitwirkungspflicht der Dienste-Anbieter bei der Entschlüsselung von Inhalten. In Artikel 50a heißt es, die Anbieterinnen „entfernen die von ihnen oder für sie angebrachten Verschlüsselungen. Sie erfassen und entschlüsseln dafür den Fernmeldeverkehr der überwachten Person an geeigneten Punkten“. Ende-zu-Ende-verschlüsselte Nachrichten sind dabei allerdings ausgenommen.
„Die Regelungen gehören in ein Gesetz“
Für Dienste mit über einer Million Nutzer*innen weltweit würden sogar noch weitergehende Pflichten gelten. So müssten sie beispielsweise speichern, wer wann wie lange von wo mit wem kommuniziert.
Der Verein Digitale Gesellschaft kritisiert vor allem den Versuch, eine derart weitreichende Veränderung per Verordnung durchzusetzen. „Die Regelungen gehören zwingend in ein Gesetz, müssen vom Parlament erlassen und einer demokratischen Legitimation mittels Referendum unterstellt werden“, schreibt er in einer Stellungnahme.
Das Medium Republik sieht in der Verordnung eine große Gefahr für die zu speichernden persönlichen Daten. In dem genannten Artikel heißt es: „KMU müssten einen enormen Aufwand leisten, um jene neuen Datenbanken auch gebührend gegen kriminelle Cyberattacken abzusichern, damit sie nicht im Darknet landen. Dass das möglich sein wird, dürfte eine Illusion sein. Denn Studien aus den letzten Jahren zeigen, dass viele kleine und mittlere Unternehmen das Risiko von Cyberattacken unterschätzen und sich entsprechend zu wenig schützen.“
Datenschutz & Sicherheit
Vermeintliche Paypal-Zugangsdaten: Quelle nicht Paypal
Berichte machen derzeit die Runde, dass es bei Paypal zu einem massiven Datenabfluss gekommen sei. In einem Untergrundforum verkauft ein Krimineller mit dem Handle „Chucky_BF“ angeblich rund 15,8 Millionen Zugangsdaten zu Paypal – einschließlich Klartext-Passwörtern.
In einem Untergrundforum bietet der Hehler die Zugangsdaten zu Paypal an.
(Bild: heise medien)
Die Daten sollen einen Umfang von 1,1 GByte haben und die Log-in-E-Mail-Adressen, Klartextpasswörter sowie verknüpfte URLs enthalten. Dazu gehören API-Endpunkte und URLs wie /signin und /signup. Ordentlich sortiert scheinen die Daten nicht zu sein, denn „Chucky_BF“ räumt ein, dass Varianten davon Paypal-Links mit eingebetteten Zugangsdaten umfassen sowie länderspezifische Domains oder Mobil-Formate. Sie seien jedoch „ein hohes Risiko für Credential Stuffing, Phishing oder Betrugskampagnen“, bewirbt der Täter sein Angebot. Das behauptete Datum des Datenlecks war am 6. Mai dieses Jahres.
Datenherkunft Paypal?
Auf X ordnet Troy Hunt, der das Have-I-Been-Pwned-Projekt betreibt, das Datenleck ein. An Paypal selbst als Ursprung glaubt er nicht.
Demnach schätzt er: „Da die Passwörter definitiv nicht als Klartext von Paypal kommen, wurden sie entweder auf einem anderen Weg ergattert (Info-Stealer, Credential Stuffing) oder es gibt eine andere Erklärung für diese Behauptung.“
Auch das angekündigte „Durcheinander“ der Daten spricht dafür, dass diese nicht von Paypal selbst stammen, sondern eben aus anderen (älteren) Dumps zusammengestellt wurden, die etwa Info-Stealer, also Malware auf Rechnern von Opfern, gesammelt haben. Ein weiterer Hinweis für die eher maue Qualität der Daten ist der Preis, den „Chucky_BF“ sich vorstellt. Er möchte 750 US-Dollar dafür haben. Das ist eher wenig für echte, aktuelle Paypal-Zugangsdaten.
Auch wenn die Daten nicht bei Paypal entwendet wurden, sollten Paypal-Nutzer prüfen, ob es unbefugte Zugriffe mit ihren Zugangsdaten gab. Außerdem sollten sie entweder die Mehr-Faktor-Authentifizierung aktivieren oder gleich zu Passkeys wechseln.
In jüngerer Vergangenheit machen öfter derartige Funde von Zugangs-Datenhalden die Runde. Sie entpuppen sich regelmäßig als Wiederveröffentlichung oder Remixe alter Daten aus früheren Leaks. So war auch im Juni die Aufregung um einen Datenfund von 16 Milliarden Zugangsdaten deutlich überzogen.
(dmk)
Datenschutz & Sicherheit
Angriffe auf N-able N-central laufen, mehr als 1000 Systeme ungepatcht
In der Remote-Monitoring-und-Management-Software (RMM) N-central von N-able wurden zwei Sicherheitslücken entdeckt, die Angreifern das Einschleusen von Befehlen ins Betriebssystem respektive das Ausführen von eingeschmuggelten Schadcode erlauben. Diese werden bereits im Internet angegriffen. IT-Forscher sehen noch mehr als tausend ungepatchte N-central-Instanzen, darunter auch viele in Deutschland.
Tiefgehende Details nennt N-able in den Schwachstelleneinträgen nicht. Zum einen können Angreifer lokal beliebigen Code ausführen, da N-central nicht vertrauenswürdige Daten deserialisiert (CVE-2025-8875 / EUVD-2025-24823, CVSS 9.4, Risiko „kritisch„). Zum anderen filtert N-central Benutzereingaben nicht ausreichend, sodass bösartige Akteure Befehle ans Betriebssystem einschleusen können (CVE-2025-8876 / EUVD-2025-24822, CVSS 9.4, Risiko „kritisch„).
Die US-amerikanische IT-Sicherheitsbehörde CISA hat in der vergangenen Woche die Sicherheitslücken in den „Known Exploited Vulnerabilities“-Katalog aufgenommen. Wie die Angriffe aussehen, ist derzeit unklar, auch der Umfang und das Ausmaß verrät die CISA nicht.
Aktualisierte Software korrigiert die Fehler
Die Sicherheitslecks stopft N-able mit dem Update auf N-central 2025.3.1. Der Hersteller schweigt sich in der Versionsankündigung – darin enthalten auch der Download-Link auf die Aktualisierung – zu den laufenden Attacken aus, ergänzt jedoch den Hinweis, dass eine Authentifizierung zum Missbrauch der Schwachstellen nötig sei. Aufgrund des hohen Schweregrads scheint das jedoch eine einfach zu erklimmende Hürde zu sein.
Die Shadowserver Foundation hat am Wochenende eine Auswertung der Internet-Scans auf X veröffentlicht. Demnach waren am vergangenen Freitag 1077 IP-Adressen für die Schwachstellen CVE-2025-8875 und CVE-2025-8876 anfällig.
Der Großteil verteilt sich auf die USA, Kanada, die Niederlande und das Vereinigte Königreich. Jedoch waren auch in Deutschland etwa 50 Systeme im Netz erreichbar und nicht gegen die Sicherheitslecks abgesichert. IT-Verantwortliche sollten die Aktualisierung umgehend installieren, um die Angriffsfläche zu reduzieren.
Cyberkriminelle sind oftmals sehr zügig dabei, neu entdeckte Sicherheitslücken zum Einbruch in Netzwerke zu missbrauchen. Auch in Trend Micros Apex One wird derzeit eine Schwachstelle aktiv angegriffen, für die erst jetzt ein finaler Patch bereitsteht, um die Lücke korrekt zu schließen.
(dmk)
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