Digital Business & Startups
Fundraising 3.0: Die Community-getriebene Revolution von Web3
#Gastbeitrag
Immer weniger Startups erhalten klassisches Wagniskapital, wodurch Innovationen auf der Strecke bleiben. Web3 stellt die Community ins Zentrum: Fundraising 3.0 ermöglicht Transparenz, Teilhabe und direkten Zugang zu Kapital. Ein Gastbeitrag von Vugar Usi Zade.
Jedes Jahr entstehen in Europa Zehntausende neue Startups. Doch die Realität ist ernüchternd: Nur eines von zehn schafft es, das Interesse der immer anspruchsvolleren Venture-Capital-Fonds zu wecken. Bei diesem traditionellen Modell, das für einige funktioniert, bleiben eine Vielzahl innovativer Ideen auf der Strecke. Web3 schreibt die Regeln der Kapitalbeschaffung neu und verlagert die Macht von zentralen Institutionen direkt hin zu den Communities.
Die Idee, dass Fans und Unterstützer Projekte direkt fördern, ist nicht neu. Schon der Komponist Ludwig van Beethoven nutzte im 18. Jahrhundert eine frühe Form des Crowdfundings, indem er den Druck seiner Kompositionen mit Zuschüssen aus der Gemeinschaft finanzierte. In den 1990er-Jahren machte die britische Rockband Marillion Schlagzeilen, als sie eine US-Tour durch Spenden ihrer Fangemeinde finanzierte. Das 21. Jahrhundert kennt zahlreiche Crowdfunding-Plattformen wie GoFundMe – doch Web3 führt dieses Prinzip logisch weiter zur radikal dezentralen Lösung.
Alternative Finanzierungsmodelle gewinnen an Bedeutung
Web3 besticht durch innovative, gemeinschaftsorientierte Ansätze der Finanzierung. Anstatt sich allein auf institutionelle Gatekeeper zu verlassen, können Startups über Web3 direkt mit ihrer künftigen Nutzerbasis in Kontakt treten. Drei Hauptinstrumente haben sich etabliert:
Initial Coin Offerings (ICOs), eine der bekanntesten Triebfedern der Krypto-Bullenmärkte, haben die Kapitalbeschaffung revolutioniert. Mit einem ICO verkaufen neue Kryptoprojekte direkt ihre selbst erzeugten digitalen Token an Investoren, ohne den Weg über klassische Venture-Capital-Geber oder Angel-Investoren. Häufig erfolgt das Tauschgeschäft gegen etablierte Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum. Der Reiz liegt auf der Hand: Ist ein Projekt erfolgreich, kann der Wert der Token stark steigen und Frühphasen-Investoren profitieren erheblich. Zu den spektakulärsten Erfolgsgeschichten zählen Ethereum und Ripple, deren Anfänge beide im ICO lagen.
Noch weiter reicht das Prinzip bei Decentralized Autonomous Organizations (DAOs) – Organisationen, die vollständig von ihren Communities gelenkt werden. Hier kann jeder Tokenhalter über die Entwicklung und Ausrichtung eines Projekts abstimmen. DAOs machen aus Projektunterstützern echte Mitunternehmer und verlagern Macht und Verantwortung auf viele Schultern. Das ist ein fundamentaler Wandel, von der reinen Nutzung zum Mitbesitz und Mitentscheiden. DAOs stehen für Transparenz, mindern Betrugsrisiken und binden Nutzer und Investoren von Anfang an aktiv ein.
Launchpads wiederum bieten einen organisatorischen Rahmen für Token-Angebote, meist betrieben von großen Kryptobörsen. Sie ermöglichen einen strukturierten und sicheren Tokenverkauf direkt an die Community. Hochwertige Launchpads gehen weit über den reinen Verkauf hinaus, indem sie zusätzliche technische Unterstützung, Marketing und Projektprüfungen bereitstellen, um Seriosität und einen reibungslosen Start zu ermöglichen. Launchpads fungieren als wichtige Inkubatoren für Web3-Projekte. Sie ermöglichen nicht nur Fundraising, sondern unterstützen mit gezielter Auswahl, Promotion und strategischer Beratung.
Das neue Wachstum: Von Spekulation zu Nachhaltigkeit
Das Web3-Ökosystem reift über eine Phase reiner Spekulation hinaus und steuert zunehmend auf Konsolidierung und nachhaltige Strukturen zu. Dies schlägt sich mittlerweile auch in Markt- und Investitionsdaten nieder: Laut Funding-Dashboard von The Block Pro investierten Venture-Capital-Fonds im Jahr 2024 rund 13,7 Milliarden US-Dollar in Krypto- und Blockchain-Startups – ein Plus von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Signal: Rückkehr des Vertrauens und eine positive Wachstumsprognose für 2025.
Investoren und Gründer konzentrieren sich jetzt auf Projekte, die reale Probleme lösen und nachhaltige Geschäftsmodelle vorweisen können. Darin liegt das Fundament für die nächste Wachstumswelle.
Der gesamte Web3-Markt steht vor deutlichen Wachstumssprung: Grand View Research prognostiziert bis 2030 ein Volumen von 33,53 Milliarden US-Dollar bei einer jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 49,3 Prozent. Die stärksten Treiber sind Institutionen, vor allem im Bank-, Finanz- und Versicherungssektor, wo Web3-Solutions mehr Sicherheit, Skalierbarkeit und Effizienz versprechen.
Das Paradigma verändert sich: Web3 ist nicht mehr bloß Marktplatz für Token, sondern zum strategischen Partner für wachstumsstarke Projekte geworden. Investments fließen gezielter in Startups mit starken Grundlagen, klarer Geschäftslogik und Weitblick. Tokenisierung, Launchpads und Communityfunding etablieren sich als neues Ökosystem für Frühphasenfinanzierung. Fundraising 3.0 bedeutet: schnell, transparent, offen für alle – und mitgestaltet von denen, die das Projekt tragen sollen.
Über den Autor
Vugar Usi Zade ist ausgewiesener Web3-Fachmann und COO der Kryptowährungsbörse Bitget. Er ist Marketing- und Kommunikationsexperte mit 15 Jahren Erfahrung in verschiedenen Branchen, von Fortune-500-Unternehmen bis hin zu Startups und hat u.a. einen MPA-Abschluss der Harvard University.
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