Online Marketing & SEO

Geld für AI-Nutzung: Microsoft plant wohl Publisher Marketplace


Ein neuer Content Marketplace soll Publisher bezahlen, wenn ihre Inhalte von AI-Diensten wie dem Microsoft Copilot genutzt werden. Bleibt das eine Insellösung? OpenAI, Cloudflare und Co. setzen auf andere Maßnahmen.

Es ist unfair: Große Tech-Unternehmen bedienen sich der reichhaltigen Inhalte zahlreicher Publisher, um in ihren AI-Diensten umfassende Informationen für Milliarden User bereitstellen zu können. Während die Tech-Unternehmen diese KI-Dienste mit Ads oder Abomodellen monetarisieren, gehen die Publisher finanziell oft leer aus – und auch der organische Traffic aus der Suche geht durch KI-Lösungen wie die AI Overviews und den AI Mode, wie Perplexitys AI Answering Machine oder die ChatGPT Search zurück.

Deshalb sucht die Branche nach einer fairen Lösung; auch, um Klagen wie jene der Rolling Stone-Mutter Penske Media Corporation gegen Googles AI Overviews vorzubeugen. OpenAI setzt auf einzelne Deals mit Publishern, Perplexity möchte diesen pauschal eine Entschädigungssumme zahlen. Doch viele Publisher fordern ein nutzungsbasiertes Vergütungsmodell. Nach einem Vorstoß von Cloudflare könnte Microsoft den ersten großen Schritt in diese Richtung machen. Ein Publisher Content Marketplace soll entwickelt werden.


Penske hat genug:

Klage gegen AI Overviews und „illegale“ Journalismusausbeutung

Screenshot einer Google-Suche mit AI Overview zum Thema handgefertigte Keramik, daneben ein Foto einer Keramikschale.
© Google via Canva

Microsoft und der Content Marketplace für Publisher: Noch keine allzu konkreten Angaben

Axios berichtet von der Entwicklung der neuen Marketplace-Lösung von Microsoft. Demnach soll der einflussreiche Tech-Konzern derzeit mit ersten Publishern über ein Pilotprogramm verhandeln, in dem die Publisher für die Nutzung ihrer Inhalte in AI-Diensten eine Gebühr erhalten. Dabei möchte Microsoft mit der eigenen Allround-KI-Lösung Copilot starten. Sara Fischer und Kerry Flynn erklären weiterhin, dass Microsoft das Modell ersten Publisher Executives bei einem Invite-only Dinner in Monaco gepitcht haben soll.

Der Publisher Content Marketplace wäre der erste seiner Art. Allerdings gibt es noch viele Fragezeichen hinter der Lösung. Wann und ob sie überhaupt eingeführt wird, ist noch unklar. Zudem gibt es noch keine Hinweise darauf, welche Summen die Publisher für die Nutzung von Inhalten erhalten könnten – und ob hochwertige Reportagen anders gewichtet würden als kurze News-Artikel. Auch bleibt offen, ob der Marketplace einzig für Microsofts KI-Lösungen eingesetzt wird. Das Programm soll laut Axios zwar nach und nach mit mehr Publishern erweitert werden. Fraglich ist, ob eine Anbindung anderer KI-Lösungen möglich wäre.

Große Probleme für die Publisher-Branche wegen KI-Diensten

Die Publisher-Branche zeigt sich derweil von aktuellen Entwicklungen im Kontext des Einsatzes von Gen AI Features und -Diensten besorgt und verärgert. Googles AI Overviews minimieren nachweislich den Traffic für Publisher. Und der AI Mode, der jetzt schon in über 180 Ländern aktiv ist, dürfte diese Entwicklung verschärfen, zumal er bisher nur wenige Inline Links enthält, viele davon auch zu Google-Diensten. Zudem verweisen AI-Dienste wie ChatGPT oder Perplexity zwar mit Links auf Originalquellen. Doch diese können oft fehlerhaft oder gar erfunden sein, wie Johannes Beus von SISTRIX erklärt. Zudem zeigen Daten von ahrefs die prozentualen Traffic-Zuweisungen von AI Tools im Vergleich zu Google. Über 51.000 Seiten wurden untersucht, um einen Traffic-Share-Wert zu ermitteln. Bei Google lag er bei knapp 41 Prozent. ChatGPT kam auf 0,21 Prozent, Perplexity auf 0,02 Prozent. Diese Daten sind nur ein kleiner Hinweis und dienen nicht als absolute Vergleichsgröße, zeigen aber Probleme für viele Publisher auf.

Denn während sie selbst mit sinkenden Besuchen zu kämpfen haben, was ihr eigenes Geschäftsmodell bedroht, ob durch Abos oder Ads, können die Tech-Unternehmen ihre KI-Dienste, gespeist mit Publisher-Inhalten, monetarisieren. Es gibt kostenpflichtige Abonnements wie Perplexity Max und ChatGPT Pro, Werbung im AI Mode und in den AI Overviews.


SERP Scraping und Publisher-Unmut:

Das Geschäft mit der KI-Suche von OpenAI und Perplexity

© Hümâ H. Yardım – Unsplash

Dass das ein illegitimes Ungleichgewicht darstellt, meinen viele Vertreter:innen der Publisher-Branche. So hat beispielsweise die Independent Publishers Alliance Kartellrechtsbeschwerde bei der EU wegen der AI Overviews von Google eingereicht und von einem „irreparablen Schaden“ für das Geschäftsmodell der Publisher gesprochen. Zudem haben sich in den USA hunderte Publisher unter der News/Media Alliance an die US-Regierung gewandt, um Schutz ihrer Inhalte im Gen AI-Zeitalter zu fordern. Danielle Coffey, Präsidentin und CEO der News/Media Alliance, sagte:

America’s creative industries invest significant resources to provide quality content that benefits users and society,” said  “but that investment relies upon centuries-old IP protections that exist to incentivize the creative process. We must continue to protect American creators from exploitation and abuse by Big Tech and AI companies.

Wie können die Lösungen aussehen? Nicht alle ziehen an einem Strang

Microsoft könnten nun als einer der größten Player im Tech-Markt eine geeignete Lösung anbieten, um Publisher zu entschädigen und zugleich zu besänftigen. OpenAI hat bisher mit einzelnen Medien Deals abgeschlossen, um auf deren Inhalten zugreifen zu können, ohne Klagen wegen Copyright-Verletzungen fürchten zu müssen. Denn derer gab es schon viel. Auch gegen Perplexity haben namhafte Publisher geklagt, weil sie ihnen Plagiarismus in KI-Diensten vorwerfen. Jetzt möchte das Unternehmen mit Perplexity Plus Publisher an Abonnementeinnahmen beteiligen und zunächst 42,5 Millionen US-Dollar ausschütten.

Das greift im globalen KI-Markt aber nicht weit genug. Dieser Meinung ist auch das Internet- und Cybersicherheitsunternehmen Cloudflare. Und über dieses laufen immerhin ungefähr 20 Prozent aller Websites. Oft haben aber Publisher nur wenig Kontrolle darüber, wie ihre Inhalte aufgenommen und distribuiert werden. Daher müssen sie oft entscheiden, ob sie das AI Crawling zulassen oder ausschließen – bei Googles KI etwa mit Google Extended – und mögliche Sichtbarkeits- oder gar Autoritätsverluste auf Drittplattformen und in Suchmaschinen in Kauf nehmen. Cloudflare hat diesbezüglich eine alternative Lösung entwickelt. Seit dem 1. Juli blockiert Cloudflare per Default AI Crawler, solange diese nicht für den Zugriff auf die Inhalte zahlen. Content Independence Day nennt das Unternehmen diesen Wandel und CEO Matthew Prince schrieb:

[…] That content is the fuel that powers AI engines, and so it’s only fair that content creators are compensated directly for it.

Demnächst möchte das Unternehmen laut Prince sogar einen Marketplace für KI-Unternehmen und Content Creator aufbauen, in dem diese über die Entlohnung für Content verhandeln könnten. Am Ende soll es ein Pay-per-crawl-Modell geben. Eine solche Lösung mag für Publisher vorteilhaft klingen. Doch die Vielfalt verschiedener Lösungen erschwert eine einheitliche Vergütungsrichtung, zumal die Politik bisher keine Regulierung in diesem Kontext vorgesehen hat. Und solange zentrale und monopolistische Player wie Google kein großes Problem in der Publisher-Degradierung durch AI Overviews sehen und von qualitativen engaged Klicks sprechen, ist der Kampf der Publisher gegen das Ungleichgewicht in der Tech-Welt am Anfang.


Cloudflare blockiert AI Crawler per Default

– Pay per Crawl als Alternative

© Google DeepMind – Unsplash via Canva





Source link

Beliebt

Die mobile Version verlassen