Künstliche Intelligenz
Großbritannien schließt Milliardenvertrag mit Palantir
Nach Trumps Großbritannien-Besuch in dieser Woche gibt die britische Regierung jetzt einen Milliardendeal mit dem umstrittenen US-Softwarehersteller Palantir bekannt. Eine Milliarde US-Dollar will die britische Regierung über die kommenden fünf Jahre hinweg in militärische Palantir-Produkte investieren. Zwei Milliarden US-Dollar will Palantir selbst im Land ausgeben, um auf der Insel sein europäisches Hauptquartier für den Bereich Verteidigung zu errichten. Und auch nach Großbritannien fließt viel Geld: Kurz nach Bekanntwerden des Palantir-Deals kündigten zahlreiche große US-Tech-Unternehmen Milliardeninvestitionen auf der Insel an.
Palantir ist eines der am heftigsten polarisierenden Tech-Unternehmen überhaupt. Palantir verspricht, aus den Daten moderner Organisationen verwertbare Erkenntnisse zu gewinnen. So kann Palantir zum Beispiel Kriminalermittler unterstützen, indem jegliche verfügbare Daten zu einer verdächtigen Person mithilfe von Palantir-Tools sehr schnell zusammengeführt werden. Auch bei Militär und Nachrichtendiensten kommt Palantir zum Einsatz.
Neue KI-Fähigkeiten fürs Militär
Durch Palantirs Pläne für eine Niederlassung in Großbritannien würden laut einer Pressemitteilung der britischen Regierung bis zu 350 neue Arbeitsplätze geschaffen. Palantir und das britische Militär wollen demnach KI-gestützte Fähigkeiten entwickeln, die bereits in der Ukraine getestet wurden, um die Entscheidungsfindung, die militärische Planung und die Zielauswahl zu beschleunigen. Der britische Verteidigungsminister unterzeichnete diese Woche die Partnerschaft.
Die Vereinbarung werde auch das Wachstum britischer Unternehmen im Bereich Verteidigungstechnologie entlang der gesamten Lieferkette fördern, wobei Palantir britische Unternehmen beraten und bei ihrer Entwicklung unterstützen soll, heißt es vonseiten der Regierung. Dazu gehöre auch die Unterstützung britischer Start-ups und KMU im Verteidigungsbereich bei ihrer Expansion in US-Märkte.
Noch mehr Milliarden aus der US-Wirtschaft
Schon zwei Tage zuvor hatten zahlreiche große US-Tech-Unternehmen wie Microsoft, Salesforce oder Nvidia gemeinsam mit der britischen Regierung angekündigt, insgesamt rund 42 Millionen US-Dollar in Großbritannien investieren zu wollen. Unter anderem in Form von Infrastruktur wie Rechenzentren oder Fördergeldern beispielsweise für britische Startups. Das britische Tech-Magazin The Register vermutet allerdings, dass die einzelnen Investitionen schon lange im Voraus geplant waren und schließt nicht aus, dass sie anlässlich des Trump-Besuches nun gezielt gebündelt angekündigt wurden.
Palantir gehört dem US-Tech-Milliardär Peter Thiel. Bei der Gründung des Startups 2003 gab es finanzielle Unterstützung aus dem CIA-Investmentfonds In-Q-Tel. Inzwischen hat sich Palantir zu einem börsennotierten Konzern entwickelt, der Regierungen und Großkonzerne weltweit beliefert. Während Befürworter die Software als revolutionäres Werkzeug für datenbasierte Entscheidungen preisen, warnen Kritiker vor Überwachung, Intransparenz und Vendor-Lock-in-Effekten. Auch einige deutsche Bundesländer nutzen Palantir für ihre Polizeibehörden, Bundesinnenminister Dobrindt prüft bereits einen bundesweiten Einsatz.
(nen)