Künstliche Intelligenz
Heimkino-Test: „Die Ritter der Kokosnuss“ auf UHD, Blu-ray und im Stream
England, 932 AD: König Artus durchquert mit seinem treuen Diener Patsy und seinen Pferden …
Ich bitte um Entschuldigung, der Rezensent, der diese Zeile soeben schrieb, wurde gefeuert!
König Artus streift also mit seinem Diener Patsy und südafrikanischen Kokosnüssen …
Ich bitte erneut um Entschuldigung, der Rezensent, der soeben an die Stelle des Rezensenten gesetzt wurde, der gefeuert wurde, wurde ebenfalls gefeuert!
Der folgende Text wurde mit der Unterstützung von 40 extra ausgebildeten Ecuador-Berglamas verfasst:
England, 932 AD: König Artus tingelt mit seinem treuen Diener Patsy durch Britannien. Da das Budget der Filmproduktion keine Pferde hergab, müssen Kokosnüsse herhalten. Doch davon soll hier nicht die Rede sein. Während Artus sich mit widerspenstigen Schlosswächtern herumschlägt, trommelt er nach und nach die Ritter der Tafelrunde zusammen und folgt nicht weniger als der Weisung Gottes, den Heiligen Gral zu finden …
So beginnt die Geschichte der „Ritter der Kokosnuss“ (engl. „Monty Python and the Holy Grail“). Zum 50. Geburtstag bringt Sony den Klassiker der englischen Komikertruppe Monty Python am 28. August erstmals auf Ultra HD Blu-ray (UHD) heraus. Das Bild wurde in 4K restauriert und der Ton der englischen Original-Spur neu in Dolby Atmos abgemischt.
Das mag kein Killerkaninchen aus seinem Bau locken, denn der britische Anarcho-Humor funktioniert auch in Mono. Doch die bisherigen Veröffentlichungen im Stream und auf Blu-ray hatten mit großen technischen Problemen zu kämpfen, die so manchem Fan den Spaß verdarben. In unserem Test gehen wir nach einigen Produktionsankedoten detailliert auf die einzelnen Ausgaben im Stream und auf Disc ein, damit Sie entscheiden können, ob die neue UHD tatsächlich der heilige Gral des heiligen Grals ist.
Von der Not zur Tugend: Statt die finanziellen Unzulänglichkeiten zu verstecken, nutzten die Pythons sie als kreative Waffe.
(Bild: Sony, Screenshot: Timo Wolters)
Abenteuerliche Produktion
„Wenn ist das Nunstück git und Slotermeyer? Ja! Beiherhund das Oder die Flipperwaldt gersput!“ – schon in der TV-Show Monty Python’s Flying Circus zeigte die britische Komikertruppe (wie im oben zitierten tödlichen Witz), wie sie anarchische Respektlosigkeit und tiefschwarzen Humor kombiniert. „Die Ritter der Kokosnuss“ brachte diesen Stil 1975 erstmals ins Kino und wurde schnell Kult. Und das trotz widriger Produktionsbedingungen, die man sich allerdings zunutze machte: So wird das niedrige Budget nicht kaschiert, sondern gezielt als Stilmittel eingesetzt: Statt Pferden gibt es Kokosnüsse, statt epischer Kulissen einen Wald und eine Burg, die gleich mehrere Schauplätze darstellt.
Gilliam steuert seine typischen schrägen Animationen bei, um die teuersten Spezialeffekte (wie einen Drachen) zu vermeiden, während historische Fakten, Mythen und politischer Diskurs zu einer wilden Satire vermengt werden, die auch nach dem x-ten Rewatch für Lachtränen bei Fans sorgt. Kaum ein Humor ist zeitloser als jener der Pythons. Kaum ein Film liefert mehr Zitate, die in den vergangenen 50 Jahren durch die Generationen hindurch überliefert wurden.
Finanziert wurde der Film im Übrigen unter anderem von Musikgrößen wie Led Zeppelin, Pink Floyd, Elton John und Jethro-Tull-Leadsänger Ian Anderson, die ihre Beteiligung vor allem als kreative Steuerflucht nutzten und den Pythons dadurch große künstlerische Freiheit ermöglichten. Etwas, das heute fast unmöglich scheint. Wer aber dachte, Produzenten und Komikertruppe seien sich immer einig gewesen, sieht sich getäuscht: Die Postproduktion war alles andere als reibungslos – ganze 13 Testvorführungen waren nötig, bis der fertige Film stand. Aus dem ursprünglichen Drehbuch, in dem die Suche nach dem Heiligen Gral übrigens im Londoner Harrods ihr Finale fand, sind angeblich nur noch 10 Prozent übrig.
Ein Wort zur deutschen Synchro: In dieser gingen leider viele Wortspiele verloren, weshalb die Originalversion klar zu bevorzugen ist. Nur dort vermeidet man Übersetzungsperlen wie: „Ich habe den Sachsen das Angeln beigebracht – seitdem heißen sie Angelsachsen.“ Und nur dort gibt es diese wunderbaren Schimpftiraden des französischen Ritters, die einfach nicht übersetzbar sind.