Datenschutz & Sicherheit
Hintertür-Bericht: Britische Regierung will Vollzugriff auf iCloud
Die britische Regierung wollte im Rahmen ihrer „Snoopers‘ Charter“, einem umfassenden Spionagegesetz namens Investigatory Powers Act, Zugriff auf alle iCloud-Daten von Apple – und nicht nur solche, die der Konzern besonders absichert. Das berichtet die Financial Times unter Berufung auf Dokumente der Administration unter dem Labour-Ministerpräsidenten Keir Starmer, der damit die Politik der konservativen Vorregierung unter den Tories weiterzuführen scheint.
Zugriff auf alle iCloud-Daten aller Schutzklassen weltweit
Demnach möchte Großbritannien offenbar unlimitierten Zugriff auf alle iCloud-Daten weltweit über eine von Apple eigens einzurichtende Hintertür. Dass dies über eine sogenannte – und geheime – Technical Capability Notice (TCN) angefordert worden war, wurde nur dadurch bekannt, weil sich Apple vor einem Spezialtribunal dagegen wehrt. Die US-Regierung hatte bereits ihr Veto eingelegt, Präsident Trump die britischen Pläne gar mit China verglichen. Zuletzt hieß es vonseiten der US-Geheimdienstverantwortlichen Tulsi Gabbard, London habe entschieden, amerikanische Bürger nicht auszuspionieren und die Hintertürpläne zu beerdigen. Allerdings gibt es laut dem Financial-Times-Bericht noch immer keine offizielle Entscheidung der britischen Regierung dazu.
Apple hatte in Großbritannien seine Sicherheitsfunktion Advanced Data Protection (ADP) deaktiviert, die der Konzern zur weiteren Absicherung von iCloud im Jahr 2023 eingeführt hatte. Damit kennt nicht einmal Apple selbst die iCloud-Inhalte, weil sie mit einem Schlüssel verschlüsselt werden, der nur dem Nutzer zur Verfügung steht. iCloud Drive und andere sensible Inhalte wie die von Ermittlern begehrten weil wertvollen Gerätebackups in iCloud sind seither schützbar. Beobachter waren davon ausgegangen, dass die britische Regierung über den Investigatory Powers Act vor allem an diese Inhalte gelangen wollten, doch scheinen die dortigen staatlichen Stellen eine Art Standleitung in die iCloud-Rechenzentren zu fordern.
Geheimverfahren mit „angenommenen Fakten“
Was genau in der TCN steht, ist weiterhin geheim. Das derzeit vor dem Spezialtribunal verhandelte Verfahren ist es in großen Teilen auch – eine Öffentlichmachung der Inhalte ist nur deshalb möglich, weil beide Parteien von hypothetischen Anordnungen („assumed facts“) sprechen, eine Art juristischer Trick, damit sich die Anwälte nicht strafbar machen. Laut Financial Times würden weitere Informationen dazu, was die britische Regierung genau verlangt, nur dann bekannt, wenn Apple das Verfahren gewinnt. Ob das so sein wird, steht jedoch in den Sternen.
Laut der Dokumente, die die Financial Times einsehen konnte, enthält die TCN eine Verpflichtung „zur Bereitstellung und Aufrechterhaltung einer Funktion zur Offenlegung von Datenkategorien, die in einem cloudbasierten Backup-Dienst gespeichert“ seien. In dem Dokument steht zudem schwarz auf weiß, dass die britische Regierung nicht nur Informationen britischer Nutzer einsehen will (oder solcher, die sich in Großbritannien aufhalten), sondern „global für alle relevanten Datenkategorien aller iCloud-Nutzer“. Was die EU-Kommission von der Schnüffelforderung der Briten hält, die auch EU-Bürger betreffen würde, ist bislang unklar.
(bsc)