Künstliche Intelligenz
Intel kommt für ein einziges Quartal aus dem Minus
Intel kommt für ein Quartal aus seinem roten Sumpf: Der Chiphersteller vermeldet für das dritte Quartal 2025 einen Nettogewinn von 4,1 Milliarden US-Dollar. Aus diversen Gründen wirkt der Vergleich zum Vorjahreszeitraum geradezu absurd – auf dem Papier steigt der Nettogewinn um mehr als 20 Milliarden Dollar. Grund sind mehrere Einmaleffekte in beiden Zeiträumen.
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Im dritten Quartal hat Intel mehrere Finanzspritzen erhalten: 5,7 Milliarden Dollar von der US-Regierung, die jetzt 9,9 Prozent Anteile an Intel hält, 2 Milliarden vom Investor Softbank, 4,3 Milliarden durch den Teilverkauf des FPGA-Spezialisten Altera und 900 Millionen durch den Teilverkauf des Automotive-Spezialisten Mobileye. Die 5 Milliarden von Nvidia fehlen noch.
Vor einem Jahr machte Intel dagegen vor allem durch Abschreibungen einen hohen Papierverlust von 16,6 Milliarden Dollar. In der Realität liegen beide Quartale viel näher aneinander. Das zeigt auch die Umsatzentwicklung: Er stieg binnen eines Jahres nur um drei Prozent auf 13,7 Milliarden Dollar. Immerhin ist das operative Ergebnis jetzt wieder leicht im Plus; Intel nennt konzernweit 683 Millionen Dollar.
Fast 28 Prozent weniger Mitarbeiter
Durch die vielen Einmaleffekte sind Intels Geschäftsberichte kaum noch verständlich interpretierbar. Er untermauert jedoch, dass die Massenentlassungen weitergehen: Im dritten Quartal mussten noch mal rund 10.000 Mitarbeiter gehen, zusätzlich verschwinden etwa 3300 Altera-Mitarbeiter aus der Übersicht. Inzwischen sind noch 83.300 Leute bei Intel selbst angestellt. Ein Jahr zuvor waren es noch 115.000, ein Rückgang von fast 28 Prozent.
Damit einhergehend sinken auch die Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Zuletzt waren es gut 3,2 Milliarden Dollar, 20 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Investitionen durch Dritte nutzt Intel, um die eigenen Schulden zu reduzieren. Fast 3,8 Milliarden Dollar zahlte das Unternehmen zurück.
Core-Prozessoren größte Umsatzquelle
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Prozessoren für Notebooks und Desktop-PCs bleiben Intels wichtigste Einnahmequelle. Deren Umsatz steigt binnen eines Jahres um fünf Prozent auf 8,5 Milliarden Dollar. Der Operativgewinn sinkt jedoch um acht Prozent, vermutlich aufgrund niedrigerer Verkaufspreise.
Hätte Intel nur seine Produktsparten, würde die Firma mehr Gewinn machen.
(Bild: Intel)
Produkte für Rechenzentren und Server sind minimal rückläufig mit 4,1 Milliarden Dollar. Die Gruppe ist mit fast einer Milliarde Dollar Operativgewinn (+153 Prozent) allerdings wieder deutlich profitabler.
Die Chipfertigungssparte Intel Foundry stagniert weitgehend mit einem Umsatz von 4,2 Milliarden Dollar. Alle Einnahmen kommen von Intels Produktsparte. Einen umsatzträchtigen externen Kunden hat der Hersteller weiterhin nicht. Die Sparte bleibt Intels größtes Sorgenkind: Sie macht 2,3 Milliarden Betriebsminus, weil sie mit Intel-Prozessoren allein nicht profitabel ist.
Die Fertigungssparte Intel Foundry macht kontinuierlich Minus.
(Bild: Intel)
Lieferengpässe
Intels Finanzchef David Zinsner sieht Lieferengpässe über das komplette Produktportfolio kommen. KI-Workloads etwa sollen jetzt auch den CPU-Bedarf bei traditionellen Servern erhöhen.
Intel kann nur teilweise von dem Bedarf profitieren. „Definitive Engpässe“ gibt es etwa bei älteren Prozessoren aus den Fertigungsgenerationen Intel 10 und 7, deren Produktion die Firma nicht mehr erhöht. „In gewisser Weise leben wir von unseren Lagerbeständen“, gibt Zinsner in einer Analystenkonferenz zu.
Auf Fertigungsseite bahnen sich ebenfalls Probleme an. So sollen etwa Träger für Chips wieder knapp werden. Sie sind als Brücke zwischen Mainboard und CPU zwingend notwendig.
Börse erfreut
Im jetzt laufenden vierten Quartal erwartet Intel 12,8 Milliarden bis 13,8 Milliarden Dollar Umsatz. Im Bestfall hält das Unternehmen also das aktuelle Ergebnis. Gegenüber Ende 2024 soll der Umsatz hingegen schrumpfen; damals setzte Intel 14,3 Milliarden Dollar um.
Unterm Strich erwartet Intel wieder ein Nettominus von 14 US-Cent pro Aktie. Das entspricht gut minus 600 Millionen Dollar insgesamt. Offenbar sind darin schon fünf Milliarden Dollar inkludiert, die Nvidia in Intel investieren will. Intel erwartet diese Finanzspritze bis zum Jahresende.
Anlegern gefällt der Geschäftsbericht in Summe. Nach Bekanntgabe stieg Intels Aktie prompt um zehn Prozent. Seitdem war sie nur leicht rückläufig. Damit ist die Aktie auf dem höchsten Stand seit April 2024 – obwohl sie seitdem durch Neuausgaben verwässert wurde.
(mma)