Künstliche Intelligenz
Kundenfrust bei Bose: SoundTouch-Geräte verlieren smarte Funktionen
Der Audiogerätehersteller Bose hat eine Entscheidung getroffen, die bei zahlreichen Kunden für Verärgerung sorgt: Ab dem 18. Februar 2026 wird das Unternehmen den Cloud-Support für seine beliebten WLAN-Streaming-Lautsprecher SoundTouch und Soundbars einstellen. Die Folge ist, dass wichtige cloudbasierte Features und die zentrale App für die etwa in kleinen Heimkinos eingesetzten Systeme nicht mehr funktionieren werden.
Die jetzt von der US-Firma angekündigte Maßnahme betrifft eine Produktreihe, die Bose seit 2013 auf den Markt gebracht und später um weitere Lautsprecher, Soundbars und Heimkinosysteme im Preissegment von 200 bis 1500 US-Dollar erweiterte. Viele Kunden, die teils hohe Summen in das drahtlose Multiroom-Audiosystem investiert haben, sehen nun wichtige Kernfunktionen ihrer Geräte verfallen.
Die zugehörige SoundTouch-App wird laut einem Bose FAQ ab dem 18. Februar 2026 nicht mehr funktionieren. Damit verlieren die Geräte ihre „smarten“ Fähigkeiten. Die App war essenziell für die Integration von Musikdiensten wie Spotify und TuneIn sowie die Multiroom-Wiedergabe, also die gleichzeitige Beschallung mehrerer Räume. Über die Anwendung lassen sich momentan auch noch Voreinstellungen speichern und ändern.
Bose begründet den Schritt damit, die Technologie sei seit der Einführung der SoundTouch-Systeme umfangreich weiterentwickelt worden. Das Unternehmen sei nicht länger in der Lage, die Entwicklung und den Support der Cloud-Infrastruktur aufrechtzuerhalten, die diese ältere Produktgeneration antreibt.
Frustration bei Langzeitkunden
SoundTouch-Geräte werden nach der Abschaltung nicht gänzlich nutzlos: Sie können etwa weiterhin Audio über AUX- oder HDMI-Kabel von einem verbundenen Gerät wiedergeben. Drahtloses Abspielen von Inhalten via Bluetooth bleibt funktionsfähig. Bose wird zudem auch keine Sicherheitsupdates für SoundTouch-Geräte mehr bereitstellen. Um betroffene Kunden zu entschädigen, bietet die Firma eine Inzahlungnahme-Option an, bei der ein Gutschein im Wert von bis zu 200 US-Dollar gewährt wird.
Die Entscheidung von Bose sorgt bei Kunden für Frust. Ein Reddit-Nutzer, der nach eigenen Angaben vor weniger als einem Jahrzehnt über 1500 US-Dollar für SoundTouch-Produkte ausgegeben hat, zeigte sich sogar „angewidert“. Er kündigte an, nie wieder ein Bose-Produkt zu kaufen.
Einige Nutzer schlagen vor, Bose sollte das Software Development Kit für SoundTouch-Lautsprecher als Open Source zur Verfügung stellen. Die Community könnte den Support für diese Sammlung von Programmierwerkzeugen und Bibliotheken dann selbst weiterführen. Das Unternehmen hat sich dazu noch nicht geäußert.
Keine Integration in neuere Apps
Der Hersteller hat laut Ars Technica zugleich bestätigt, dass SoundTouch-Geräte auch nicht mit der neueren „Bose App“ kompatibel sein werden. Diese Anwendung gibt es seit 2018, um neuere Produkte wie den Home Speaker 500 und Soundbars jüngeren Datums zu unterstützen. Ihr Start erfolgte drei Jahre nach der letzten größeren Erweiterung der SoundTouch-Reihe.
Ähnliche Komplikationen erlebte der Bose-Konkurrent Sonos im vorigen Jahr: Die Einführung einer neuen App, die ältere Produkte nur fehlerhaft unterstützte, brachte dem Unternehmen einen massiven Imageverlust ein. Die Wartung alter Systeme erfordert generell erhebliche Investitionen in das Redesign von Apps, Cloud-Infrastruktur und internen Systemen, was für Gerätebauer bei einer alternden Produktlinie offenbar nicht mehr wirtschaftlich ist.
Die Ankündigung ist ein klassisches Beispiel für das wachsende Problem „intelligenter“ Geräte, die durch die Abschaltung der zugehörigen Cloud-Infrastruktur zu einfachen, „dummen“ Apparaten degradiert werden. Immerhin haben SoundTouch-Inhaber mehr Vorlaufzeit erhalten als Besitzer manch anderer Smart-Home-Geräte wie etwa von Logitech, deren Support von einem Tag auf den anderen endete.
(nen)