Künstliche Intelligenz
Project Kuiper: Amazon startet zweite Serie von Internetsatelliten
Die zweite Serie von Internetsatelliten für Amazons Weltrauminternet Project Kuiper hat am Montag die niedrige Erdumlaufbahn erreicht. Eine Atlas-V-Trägerrakete der United Launch Alliance (ULA) mit 27 Kuiper-Satelliten an Bord hob um 6:54 Uhr Ortszeit (12:54 Uhr MEZ) von der Cape Canaveral Space Force Station im US-Bundesstaat Florida ab.
Ben Chilton, ein Ingenieur bei ULA, einem Gemeinschaftsunternehmen von Boeing und Lockheed Martin, sprach nach dem Start im Livestream von einem „neuen Kapitel in der Satelliten-Konnektivität im niedrigen Erdorbit“. Aufgrund von schlechtem Wetter und einem Problem mit dem Raketenantrieb war der Start zuvor zweimal verschoben worden.
Amazon unter Zeitdruck
Ursprünglich hatte Amazon seine ersten Internetsatelliten Ende 2022 ins All bringen wollen. Aber es kam immer wieder zu Verzögerungen. In der zweiten Jahreshälfte 2023 schoss Amazon zwei Erprobungssatelliten ins All, mit denen die Funktionsfähigkeit des Systems getestet wurde. Ende April dieses Jahres schließlich brachte Amazon die ersten 27 Kuiper-Internetsatelliten erfolgreich in eine niedrige Erdumlaufbahn.
Um die Verpflichtungen im Rahmen seiner bereits 2020 erteilten Lizenz der US-Telekommunikationsaufsicht FCC (Federal Communications Commission) zu erfüllen, muss Amazon bis 2026 die Hälfte der Konstellation aufbauen. Bis Juli 2029 muss die Konstellation dann komplett sein. Für sein Kuiper-Projekt plant Amazon, insgesamt 3236 Satelliten in eine niedrige Erdumlaufbahn zu schießen, um schnelles Breitbandinternet für abgelegene Regionen bereitzustellen und so mit dem Starlink-System des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX von Elon Musk zu konkurrieren. Der Marktführer verfügt aktuell über mehr als 7.000 Satelliten im Orbit.
Laut dem US-Nachrichtensender CNBC hat Amazon mehr als 80 Starts bei verschiedenen Anbietern, darunter auch SpaceX, gebucht, um Kuiper-Satelliten in die Umlaufbahn zu bringen. ULA soll in diesem Jahr noch bis zu fünf Satellitentransporte für Project Kuiper absolvieren.
Eigenständiges europäisches Satellitennetz
Auf dem Satellitenmarkt ist in den vergangenen Monaten einiges in Bewegung geraten. Um die technologische Souveränität Europas zu stärken, sucht die Europäische Union (EU) verstärkt nach europäischen Optionen für die kommerzielle und militärische Satellitenkommunikation. Sie will unabhängiger werden von US-Satellitenbetreibern wie Amazon, aber vor allem vom Starlink-Satelliteninternet von Elon Musk. Hintergrund sind wachsende Sorgen über die technologische und sicherheitspolitische Abhängigkeit, insbesondere von Washington, aber auch Peking.
Mitte 2022 einigten sich bereits der französische Satellitenbetreiber Eutelsat und das britisch-indische Satelliteninternet-Unternehmen OneWeb auf eine Fusion. Der Ukraine bietet die EU-Kommission beispielsweise Eutelsat als Alternative zu Starlink bei der Sicherung von Kapazitäten für die Satellitenkommunikation an. Kürzlich sorgte ein überraschender Führungswechsel an der Spitze von Eutelsat für Schlagzeilen. Zudem wird die Übernahme des luxemburgischen Satellitenbetreibers Intelsat durch den Konkurrenten SES konkreter. Anfang Juni wurde dann bekannt, dass sich die Deutsche Telekom an dem europäischen Programm für erdnahe Satelliten IRIS² (Infrastructure for Resilience, Interconnectivity and Security via Satellite) beteiligt. Den Auftrag für IRIS² vergab die EU-Kommission Ende vergangenen Jahres an das europäische Konsortium SpaceRISE. Das Konsortium umfasst die drei europäischen Satelliten-Netzbetreibern SES, Eutelsat und Hispasat.
(akn)