Digital Business & Startups
remberg – und die Instandhaltung läuft!
Das Münchner Startup remberg, 2018 von David Hahn, Julian Borg, Cecil Wöbker und Hagen Schmidtchen gegründet, setzt auf “eine intelligente Instandhaltungsplattform für Industrieunternehmen”. Unternehmen wie Schunk, Brandt Zwieback-Schokoladen und Liqui Moly setzen bereits auf remberg. Der Geldgeber Acton Capital, der B2B–Investor Oxx sowie Altinvestoren wie Earlybird, Speedinvest und Fly Ventures investierten zuletzt 15 Millionen Euro in das Unternehmen. Insgesamt sammelte das Team bereits 28 Millionen ein.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht remberg-Gründer Hahn einmal ganz ausführlich über den Stand der Dinge in seinem Unternehmen.
Wie würdest Du Deiner Großmutter remberg erklären?
Stell dir vor, du hast viele Maschinen oder Geräte, die regelmäßig gewartet oder repariert werden müssen – wie zum Beispiel Produktionsmaschinen, Gabelstapler oder Gebäudetechnik. Um den Überblick über alle Aufgaben zu behalten, hat man dafür früher Papier, Stift, Excel und vielleicht einen großen Wandkalender verwendet. Das ist aber zu kompliziert, insbesondere in großen Industriebetrieben, da verliert man schnell den Überblick. Dafür gibt es jetzt unsere remberg-Software, die eine Art digitale Lebenslaufakte pro Maschine erstellt, mit automatischen Erinnerungen und sauberer Übersicht aller Aufgaben, die in Wartung, Reparatur und Instandhaltung anfallen. Außerdem gibt die Software bei Störungen direkt intelligente Vorschläge an, wie man diese lösen kann. So lassen sich Ausfälle vermeiden, Reparaturen schneller organisieren und der Industriebetrieb spart Zeit und Geld.
War dies von Anfang an Euer Konzept?
Ursprünglich sind wir 2018 aus dem Umfeld des CDTM an der TU München mit dem Namen Wunderbox gestartet – damals lag unser Fokus auf IoT-Hardware und Predictive Maintenance. Doch schnell wurde klar: Die Industrie braucht zunächst eine stabile digitale Grundlage, um ihre Anlagen effizient zu verwalten. Deshalb haben wir unseren Fokus auf Software verlagert und auf den Namen remberg gewechselt, der besser zur Industrie passt. Heute konzentrieren wir uns auf Instandhaltungssoftware und Asset Management (CMMS/EAM) – ein zentraler Hebel, um unsere Vision zu verwirklichen: den europäischen Industriestandort fit für die Zukunft zu machen.
Welche Rolle genau spielt Künstliche Intelligenz bei Euch?
Ein wichtiger Bestandteil unserer Plattform ist der remberg KI-Copilot. Er unterstützt Techniker:innen im Arbeitsalltag, etwa bei komplexen Reparaturfragen. Mithilfe einer KI-basierten Wissensdatenbank durchsucht er in Sekundenschnelle Tausende Seiten an Anleitungen, Schaltplänen und Datenblättern – sogar handschriftliche Dokumente und Inhalte in anderen Sprachen werden erkannt. Hier geht’s zum Video. Auch intern setzen wir KI-Tools ein – zum Beispiel zur Transkription und Zusammenfassung von Meetings, bei der Marktrecherche, im Design oder in der Softwareentwicklung.
Zuletzt konntet Ihr 15 Millionen einsammeln. Wie seid Ihr mit Euren Investor:innen in Kontakt gekommen?
Mit vielen unserer Investor:innen sind wir über das starke Netzwerk rund um das CDTM in Kontakt gekommen – darunter die Gründer von Personio, Forto und UiPath, ebenso wie namhafte VCs wie Speedinvest, Fly Ventures, Earlybird und Acton. Eine besondere Verbindung gibt es auch zu einem der Gründer von Celonis, der als Business Angel eingestiegen ist, da unser Mitgründer Julian Borg zuvor bei Celonis gearbeitet hatte. Oxx Capital haben wir schließlich auf der Slush-Konferenz in Helsinki kennengelernt – ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig persönliche Begegnungen auch im digitalen Zeitalter bleiben.
Wie hat sich remberg seit der Gründung entwickelt?
Heute nutzen über 150 Kunden unsere Plattform. Darunter bekannte Namen wie Schunk, Brandt Zwieback-Schokoladen, Liqui Moly, Minimax Fire Solutions und Meleghy Automotive. Insgesamt werden über 1 Million Anlagen in unserer Software verwaltet. Wir sind ein Team von 60 Mitarbeitenden und konnten bisher 28 Millionen Euro an Finanzierung einsammeln. Unser wiederkehrender Software-Umsatz liegt im siebenstelligen Bereich.
Was war zuletzt das Highlight bei Euch?
Ein besonderes Highlight für uns war der Gewinn des Maintainer Award 2025 durch unseren Kunden Meguin / Liqui Moly, der für die Einführung unserer KI-Lösung in der Instandhaltung ausgezeichnet wurde. Ein Projekt, das zeigt, wie wir gemeinsam mit unseren Kunden eine digitale Instandhaltungssoftware mit integrierter KI als Single Point of Truth für sämtliche Wartungsdaten etablieren, um Fehler zu reduzieren, Prozesse zu beschleunigen und die Anlagenleistung spürbar zu steigern. Für uns ist das eine klare Bestätigung unserer Überzeugung: Nur durch echte Partnerschaften mit der Industrie lässt sich die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Produktionsstandorte nachhaltig sichern – genau dafür stehen wir mit remberg.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Nicht alles lief von Anfang an rund: Unsere erste Idee, die IoT-Wunderbox, war ein Flop. Und während der Energiekrise 2022 hatten wir einen zu starken Fokus auf den Maschinenbau – das hat uns Wachstum gekostet. Auch unsere Idee, eine neue Softwarekategorie namens “XRM” zu etablieren, war zu erklärungsbedürftig. Heute setzen wir auf gängige Begriffe wie Instandhaltungssoftware, Field Service und Asset Management – das funktioniert deutlich besser.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Drei Dinge waren von Anfang an nicht verhandelbar. Erstens: eine starke Unternehmenskultur. Zweitens: Exzellentes Hiring. Jeder Bewerber, von der Werkstudentin bis zur Führungskraft, durchläuft ein Interview mit den Gründern – wir achten sehr darauf, dass unsere Werte gelebt werden. Und drittens: Unser Fokus auf Produkt, UX und Design mit dem Kunden im Zentrum hat uns dabei geholfen, uns von etablierten Wettbewerbern wie auch jungen Startups abzuheben.
Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer;innen mit auf den Weg?
Achtet auf eure Resilienz. Schlaf, Bewegung und Ernährung dürfen selbst in stressigen Phasen wie dem Fundraising nicht zu kurz kommen – auch wenn das leichter gesagt als getan ist. Und im Hiring gilt: “If it’s not a hell yeah, it’s a no.”
Wo steht remberg in einem Jahr?
In einem Jahr werden wir mit unserer remberg Software in mehreren hundert europäischen Fabriken präsent sein – als täglicher Begleiter der Instandhaltungsteams. Unser Ziel: Produktivität steigern und so langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Industrie-Standorts sichern.
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