Digital Business & Startups
So macht Venture Capital die Industrie zukunftsfähig
Der Begriff “Deindustrialisierung” ist in den letzten Monaten zum festen Bestandteil wirtschaftspolitischer Debatten geworden. Steigende Energiekosten, globaler Wettbewerb und der Rückzug großer Produktionsstandorte machen deutlich: Deutschland steht unter Druck. Doch bei aller Aufmerksamkeit für Traditionsunternehmen und Großkonzerne gerät eine zentrale Stellschraube aus dem Blick: die Rolle von Startups und Wagniskapital bei der industriellen Erneuerung. Gerade in strategisch wichtigen Sektoren wie künstlicher Intelligenz, grüner Energie und Fertigungstechnologien entstehen viele der Innovationen, die künftig über die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts entscheiden. Doch damit diese Technologien aus der Pilotphase herauskommen und im industriellen Maßstab wirken können, braucht es mehr als klassische Förderprogramme – es braucht ein neues Verständnis von Venture Capital als industriepolitisches Instrument.
Zwischen den Systemen
Die industrielle Stärke Deutschlands war über Jahrzehnte geprägt durch große Unternehmen, starke Gewerke und einen innovationsfreudigen Mittelstand. Doch in der aktuellen Transformationsphase, in der technologische Entwicklungen rasant voranschreiten und ganze Wertschöpfungsketten neu gedacht werden, braucht es vor allem neue Allianzen zwischen Startups, Industrie, Forschung, Politik und Kapital. Venture Capital spielt in diesem Gefüge eine Schlüsselrolle: nicht nur als Kapitalquelle, sondern als Katalysator. VC ermöglicht es, risikobehaftete, aber potenziell bahnbrechende Technologien über die frühe Entwicklungsphase hinaus in reale industrielle Anwendungen zu überführen. Anders als klassische Förderprogramme, die häufig in starren Zuständigkeiten verharren, agiert VC flexibel, praxisnah und mit schnellem Zugang zu globalen Trends und Ideen.
2024 flossen etwa 7,4 Mrd € an VC-Kapital nach Deutschland, das entspricht einem Plus von 4 % gegenüber dem Vorjahr, verteilt auf 1.407 Finanzierungsrunden. Davon entfielen über 1,2 Mrd € auf den Energiesektor und mehr als 1 Mrd € auf HealthTech. Gleichzeitig erwägen laut Bitkom-Umfrage 26 % der Tech-Startups einen Umzug ins Ausland, vor allem aufgrund fehlenden Wachstumskapitals und unzureichender Ökosystemunterstützung. Besonders relevant ist das in Bereichen wie KI-gestützter Fertigung, Energieinfrastruktur und industrieller Automatisierung – Sektoren, die das technologische Rückgrat der europäischen Industrie der Zukunft bilden könnten, wenn hier die richtigen Partnerschaften entstehen. Startups bringen Geschwindigkeit, Spezialisierung und Innovationskraft mit, Industrieunternehmen Marktkenntnis, Datenzugänge und Skalierungsinfrastruktur. Venture Capital ist der verbindende Hebel dazwischen. Damit dieser Hebel wirksam wird, braucht es allerdings ein industriepolitisches Umdenken: VC muss als Teil der Strategie verstanden werden. Besonders in Deutschland fallen Startups mit industrieller Relevanz oft durch das Raster: zu jung und technologiegetrieben für klassische Kapitalgeber, zu wachstumsstark für herkömmliche Fördermittel. Wer Deindustrialisierung ernsthaft verhindern will, muss diese Lücke gezielt schließen und Venture Capital systematisch mitdenken.
Kein Fortschritt ohne Verbindung
Deutschland steht an der Schwelle zu einem technologischen Sprung. Im Bereich industrieller KI, wie bei Predictive Maintenance oder Prozessautomatisierung, entstehen gerade durch Startups neue Effizienzpotenziale. Im Energiesektor treiben junge Unternehmen nachhaltige Speicherlösungen und Smart-Grid-Technologien voran. Auch in der digitalen Gesundheit entstehen Plattformen, die medizinische Prozesse von Papier und lokalen Servern in digitale Ökosysteme überführen.
VC bringt genau hier Technologie, Anwendung und Marktpartnerschaften zusammen. So wurde Owkin, ein KI-Biotech-Unternehmen, durch Venture Capital nicht nur finanziert, sondern auch über strategische Partnerschaften – etwa mit Sanofi – gezielt in industrielle Anwendungen überführt, etwa zur Verbesserung von Krebsbehandlungen. Auch Entalpic, ein Materialentdeckungs-Startup im Energiesektor, konnte so rasch Industriepartner gewinnen und Pilotanwendungen starten. In Bereichen wie industrieller KI, digitaler Fertigung, Greentech oder Materialwissenschaften treiben Startups die Entwicklung voran. Industrieunternehmen bringen Marktkenntnis, Daten und Produktionskapazitäten ein. Venture Capital schlägt die Brücke dazwischen. Erst das Zusammenspiel aus technologieorientierter Finanzierung und strategischen Partnerschaften schafft den industriellen Mehrwert, den es jetzt braucht.
Ein eigenes VC-Modell für Europa
Europa braucht kein eigenes Silicon Valley, dafür aber ein klares, eigenes Modell für technologiegetriebene Transformation. Während die USA mit Programmen wie dem Small Business Investment Company (SBIC) auf eine enge Verzahnung von Staat und VC setzen, fördern asiatische Länder wie Südkorea oder Singapur gezielt Matching-Funds, öffentliche Testumgebungen und technologieoffene Beschaffungsstrategien. Dort ist Risikokapital längst Teil der Industriepolitik.
Europa hat in den vergangenen Jahren nachgezogen: Programme wie der European Tech Champions Initiative oder das EU Trusted Investors Network zeigen, dass politischer Wille vorhanden ist. Doch oft fehlt es an Sichtbarkeit, Geschwindigkeit und Anschlussfähigkeit an konkrete industrielle Wertschöpfung. Es braucht weniger neue Programme und mehr mutige Verzahnung zwischen Staat, Startups und Kapitalgebern.
Was Europa mitbringt, ist ein Fundament, auf das sich aufbauen lässt: eine breite industrielle Basis, starke mittelständische Strukturen, technologische Tiefe und ein vergleichsweise hohes Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Innovation. All das unterscheidet das europäische Innovationsmodell positiv vom US-amerikanischen Fokus auf Disruption und schnellen Exits. Damit daraus ein funktionierendes, europäisches VC-Modell wird, müssen politische Strategien Risikokapital nicht nur dulden, sondern aktiv einbinden, beispielsweise durch Co-Investitionsprogramme, steuerliche Anreize für Industriepartnerschaften, experimentierfreudige Regulierungsräume (Regulatory Sandboxes) und neue Ansätze wie EU-Inc, eine noch in Diskussion befindliche Idee für einen optionalen EU-weiten Gesellschaftsstatus – ein kleiner Hinweis dahingehend, dass es nicht nur darauf ankommt, wie viel Kapital verfügbar ist, sondern wie gezielt es mit industriellen Bedürfnissen verknüpft wird.
Hürden und Hebel
Trotz wachsender Bedeutung bleibt Venture Capital in Deutschland vielerorts unter seinen Möglichkeiten. Weniger als 20 % des europäischen VC-Volumens flossen 2024 in Industrie- und Deeptech-Bereiche – obwohl gerade dort die strategische Relevanz für Europas wirtschaftliche Zukunft besonders hoch ist. Zudem bremsen strukturelle Hürden die Zusammenarbeit zwischen Startups, Industrie und öffentlicher Hand: etwa zeitintensive Genehmigungsverfahren für Testfelder und Pilotprojekte, eine zersplitterte Zuständigkeit zwischen Bundes- und Landesbehörden sowie die uneinheitliche Umsetzung europäischer Regulierungen auf nationaler Ebene. Gerade in stark regulierten Sektoren wie Energie, Gesundheit oder industrieller Automatisierung führen diese Faktoren zu Unsicherheit und Verzögerungen.
Dennoch tut sich etwas: Die Bundesregierung hat mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz erste Schritte unternommen, um Investitionen in Startups zu erleichtern, beispielsweise durch steuerliche Verbesserungen oder Erleichterungen beim Zugang zum Kapitalmarkt. Auch einzelne Länder gehen voran: Bayern fördert gezielt Deeptech-Projekte, in NRW entstehen thematische Innovationscluster und Berlin setzt verstärkt auf strategische VC-Partnerschaften in Bereichen wie KI oder Mobilität.
Was jedoch fehlt, ist eine bundesweite Strategie, die Wagniskapital als integralen Bestandteil der Industriepolitik versteht. Besonders beim Ausbau vernetzter regionaler Innovationscluster bleibt viel Potenzial ungenutzt. In Ökosystemen wie München oder Berlin gibt es bereits vielversprechende Modelle der Zusammenarbeit zwischen Startups, Mittelstand, Forschung und Investor:innen. Doch ohne einen nationalen Rahmen, der diese Ansätze verbindet und skaliert, bleibt ihre Wirkung begrenzt. Nötig ist ein abgestimmtes Vorgehen, das regionale Stärken in eine kohärente, bundesweite Strategie einbettet.
Fazit
Venture Capital ist ein strategisches Instrument, um technologische Souveränität und industrielle Resilienz in Europa zu sichern. Wer über Deindustrialisierung spricht, sollte Startups und ihre Kapitalgeber nicht länger als Randphänomen behandeln. Denn Innovationen in Schlüsselbereichen wie KI, Energie und Fertigung entstehen heute nicht in Konzernzentralen, sondern in hochspezialisierten jungen Unternehmen – oft mit engem Zeitfenster, hohem Risiko und großem strategischem Potenzial. Damit dieses Potenzial Wirkung entfalten kann, braucht es politische Rahmenbedingungen, die Kapital, Know-how und industrielle Anwendung zusammenbringen. Es geht um gezielte Koordination, um regulatorische Klarheit und um das Bewusstsein, dass VC nicht gegen, sondern mit der Industriepolitik wirken kann. Wer Europas industrielle Zukunft sichern will, muss Wagniskapital systemisch einbinden – als Katalysator für Transformation, als Brücke zwischen Technologie und Anwendung und als Partner einer aktiven, zukunftsgerichteten Strategie für Industriecluster und regionale Entwicklung.
Über die Autorin
Costanza Carissimo ist Investment Director bei der globalen Venture Capital-Gesellschaft Cathay Innovation.
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Unsere größte Herausforderungen ist es, effizient zu priorisieren
#Interview
Das Kölner EdTech skulio möchte Lehrkräften bei der Erstellung von Arbeitsblättern helfen. „Mithilfe unserer Lösung kombinieren wir pädagogisches Fachwissen mit Künstlicher Intelligenz und ermöglichen Lehrkräften so einen besseren Schulalltag“, sagt Gründer Elias Perez.

Hinter skulio aus Köln, 2024 von Elias Perez und Teoman Köse ins Leben gerufen, stecken einfache KI Tools für Lehrkräfte, mit deren Hilfe Pädagog:innen langwierige administrative Aufgaben minutenschnell erledigen können. “So sparen Lehrkräfte wertvolle Zeit und haben erstmals die Ressourcen inklusive Bildung in die Realität umzusetzen”, sagt Gründer Perez zum Konzept.
Im Interview mit deutsche-starrtups.de stellt der skulio-Macher sein Unternehmen einmal ganz ausführlich vor.
Wie würdest Du Deiner Großmutter skulio erklären?
Wir entwickeln ein Tool basierend auf Künstlicher Intelligenz, das Lehrkräften dabei unterstützt, in wenigen Minuten hochwertige Arbeitsblätter zu erstellen und auf individuelle Förderschwerpunkte zu differenzieren. So sparen Lehrkräfte wertvolle Zeit und haben erstmals die Ressourcen inklusive Bildung in die Realität umzusetzen. Gerade angesichts von Lehrkräftemangel, wachsender Heterogenität in Schulklassen und steigendem Druck im Bildungssystem wird es immer wichtiger Lehrkräfte zu entlasten und Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern. Mithilfe unserer Lösung kombinieren wir pädagogisches Fachwissen mit Künstlicher Intelligenz und ermöglichen Lehrkräften so einen besseren Schulalltag und machen inklusive und individuelle Förderung im Klassenzimmer endlich praktisch umsetzbar.
Wie wollt Ihr Geld verdienen, also wie genau funktioniert Euer Geschäftsmodell?
Unser Geschäftsmodell basiert auf einem einfachen Subscription Modell. Lehrkräfte, Schulen und Bildungsunternehmen können skulio über ein monatliches oder jährliches Abonnement nutzen. Lehramtsstudierende und Referendar:innen erhalten die Lizenzen stark vergünstigt. Somit bieten wir sowohl Einzellizenzen für Lehrkräfte als auch Schullizenzen für ganze Kollegien oder Unternehmen an. So schaffen wir maximale Flexibilität – unabhängig davon, ob eine einzelne Lehrkraft oder eine ganze Schule mit skulio entlastet werden möchte.
Wie ist die Idee zu skulio entstanden?
Die Idee zu unserem Startup entstand im Rahmen eines Seminars an der Universität Witten/Herdecke im Bereich Startup Creation and Management. Gleichzeitig haben wir in unserem eigenen Umfeld hautnah mitbekommen, wie stark Lehrkräfte überlastet sind, besonders wenn es um die Vor- und Nachbereitung und die Umsetzung von inklusiver Bildung geht, die heute wichtiger denn je ist, aber im Alltag oft an fehlenden Ressourcen scheitert. Wir haben daraufhin intensiv mit Lehrkräften gesprochen und dabei ein zentrales Problem identifiziert: die Erstellung von Arbeitsblättern. Lehrkräfte investieren im Schnitt rund 40 Stunden pro Monat nur für Arbeitsblätter – die individuelle Förderung ist dabei noch gar nicht einberechnet, da sie in der Regel nicht umsetzbar ist. Das ist eine enorme zeitliche Belastung. Wir dachten: Das muss besser gehen. Also haben wir neueste KI-Technologien mit pädagogischem Fachwissen kombiniert und so entstand die Idee für unser Startup.
Wie oder wo hast Du Deinen Mitgründer kennengelernt?
Mein Mitgründer Teo und ich haben uns schon vor einigen Jahren direkt nach dem Abitur bei einem Ferienjob in Wien kennengelernt. Daraus wurde schnell eine enge Freundschaft. Durch mein Management Studium und Erfahrungen in Unternehmensberatungen sowie Teos Hintergrund in der Softwareentwicklung und seinem Informatikstudium ergänzen sich unsere Kompetenzen perfekt, um ein Software Startup zu gründen. Dank der gemeinsamen Begeisterung für Bildung und unseres engen Kontakts zu Lehrkräften harmonieren wir optimal als Gründerteam.
Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Eine unserer größten Herausforderungen ist es, als kleines Team schnell voranzukommen und effizient zu priorisieren. Dabei war es uns besonders wichtig, von Anfang an im engen Austausch mit unserer Zielgruppe zu stehen und kontinuierlich Nutzerfeedback einzuholen.
Welches Projekt steht demnächst ganz oben auf eurer Agenda?
Aktuell steht für uns ganz oben auf der Agenda, unser Produkt zur Marktreife zu bringen. Gleichzeitig möchten wir gezielt Lehrkräfte auf unseren Early Access aufmerksam machen: Die ersten 250 Anmeldungen über unsere Website erhalten einen Monat lang kostenlosen Zugang zu allen Premium-Funktionen, sobald wir live sind. Zusätzlich suchen wir nach Pilotprojekten mit Schulen, um frühzeitig wertvolles Feedback aus der Praxis zu sammeln.
Wo steht skulio in einem Jahr?
In einem Jahr sehen wir skulio erfolgreich am Markt gelauncht. Wir wollen die ersten Lehrkräfte und Schulen von unserem Produkt überzeugt haben und unser Produkt aktiv weiterentwickeln. Parallel dazu planen wir, Gespräche über eine erste Finanzierungsrunde zu führen, um unser Wachstum weiter voranzutreiben.
Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness
In unserem Themenschwerpunkt Köln beleuchten wir das dynamische Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind die Bedingungen für Gründer:innen, welche Investitionen fließen in innovative Ideen und welche Startups setzen neue Impulse? Rund 800 Startups haben Köln bereits als ihren Standort gewählt – unterstützt von einer lebendigen Gründerszene, einer starken Investor:innen-Landschaft sowie zahlreichen Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents. Als zentrale Anlaufstelle für die Startup- und Innovationsszene stärkt die KölnBusiness Wirtschaftsförderung die Rahmenbedingungen für Gründer:innen, vernetzt sie mit Investor:innen und bietet gezielte Unterstützung. Diese Rubrik wird unterstützt von KölnBusiness. #Koelnbusiness auf LinkedIn, Facebook und Instagram.
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Foto (oben): skulio
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Eine Woche ohne Essen, ohne Internet: Warum ich mich radikal zurückziehe

2011 hat René Ruhland gemeinsam mit seinem Bruder Marc das E-Commerce-Unternehmen My Poster gegründet, das er bis heute als CEO führt. Besonders die ersten Jahre waren hart für den Gründer. 2014 rutschte Ruhland schließlich in ein Burnout und erlebte eine Art Teufelskreis von körperlichen und psychischen Reaktionen seines Körpers. Einen Ausweg fand er über das sogenannte Nullfasten. Dabei verbringt der Gründer mehrere Tage in einem abgeschiedenen Hotel – ohne feste Nahrung und ohne Fernseher oder andere digitale Medien. Seit 2014 wiederholt der vierfache Vater diese Auszeit fast jedes Jahr. Im Gespräch mit Gründerszene berichtet er von seinen Erfahrungen. Ein Protokoll.
Körper und Geist auf Reset
2014 war ich an einem Punkt, an dem klar war: so geht es nicht mehr weiter. Ich hatte ein Burnout, dazu kam noch ein Hörsturz und eine Autoimmunerkrankung, die einfach nicht besser wurde. Und im Prinzip war es so, dass, egal, was ich versucht hatte: Ich kam einfach nicht runter. Ich konnte mich überhaupt nicht mehr selbst regulieren. Und dann habe ich irgendwo vom Nullfasten gelesen und was das alles mit dem Körper macht. Also dachte ich: Ausprobieren kann ich es ja mal.
Über das Nullfasten
Beim Nullfasten wird für einen begrenzten Zeitraum komplett auf Nahrung verzichtet. Menschen nehmen in dieser Zeit nur Wasser und Brühe zu sich.
Viele berichten im Zuge des Nullfastens von einem gesteigerten Wohlbefinden nach der anfänglichen Umstellungsphase – sie fühlen sich klarer im Kopf und energiegeladener. Aus spiritueller Sicht wird Fasten seit Jahrhunderten als Weg zur „inneren Reinigung“ praktiziert. Die bewusste Auseinandersetzung mit Verzicht kann zu mehr Achtsamkeit im Umgang mit Essen führen. Manche Studien deuten außerdem auf positive Effekte wie Autophagie hin, einen Prozess, bei dem der Körper defekte Zellen abbaut und recycelt.
Aber Nullfasten kommt nicht ohne gesundheitliche Risiken. Unter anderem verliert der Körper während dieser Zeit nicht nur Fett, sondern auch Muskelmasse. Es kann zu Mangelerscheinungen, Kreislaufproblemen, Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen kommen. Nullfasten kann zudem gefährlich sein für Menschen mit Diabetes, Herzerkrankungen, Essstörungen, Schwangere, Stillende, Kinder und Jugendliche. Selbst gesunde Menschen sollten es nur unter ärztlicher Aufsicht durchführen.
Rund um das Nullfasten kursieren zudem zahlreiche Mythen und Halbwahrheiten. Hier sind die drei häufigsten:
- Mythos 1: Nullfasten „entgiftet“. Viele glauben, dass Fasten den Körper von „Giftstoffen“ befreit. Tatsächlich verfügt unser Körper über eigene Entgiftungsorgane – Leber, Nieren und Darm – die kontinuierlich arbeiten, unabhängig davon, ob wir fasten oder nicht. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Nullfasten diese Organe in ihrer Funktion unterstützt oder besondere „Schlacken“ ausleitet.
- Mythos 2: Fasten reinigt den Darm. Die Vorstellung, der Darm müsse „gereinigt“ werden, ist medizinisch nicht haltbar. Ein gesunder Darm reguliert sich selbst. Das Fehlen von Nahrung kann sogar die Darmflora negativ beeinflussen, da nützliche Darmbakterien Ballaststoffe als Nahrung benötigen.
- Mythos 3: Der Stoffwechsel wird angekurbelt. Das Gegenteil ist der Fall: Bei längeren Fastenphasen schaltet der Körper in einen Sparmodus und drosselt den Stoffwechsel, um Energie zu sparen. Dies erschwert nach dem Fasten das Halten des Gewichts und begünstigt den Jo-Jo-Effekt.
Ich habe mich dann in ein spezielles Fastenhotel eingebucht, mitten im Nirgendwo. Dort gibt es sehr spartanisch eingerichtete Zimmer, kein Fernsehen, kein Internet, nichts. Aber eine wunderschöne Landschaft. Also habe mich von meiner Frau und meinen Kindern verabschiedet und bin hingefahren. Das Handy habe ich zu Hause gelassen.
Die ersten zwei bis drei Tage waren wahnsinnig hart. Ich machte ja nicht nur den Entzug von Nahrung durch, sondern auch von jeglicher digitalen Technologie. Mein Leben ist sonst ein einziger Wahnsinn. Als Unternehmer und Vater von vier Kindern ist eigentlich nie Ruhe. Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, geht‘s erst richtig los. Und auf einmal war das alles weg. Das war ja auch der Plan.
Digital Business & Startups
+++ GoodBytz +++ Venture Capital +++ CodeControl +++ MeinDein +++ TrustCerts +++ yasp +++
#StartupTicker
+++ #StartupTicker +++ FoodTech GoodBytz bändelt mit der U.S.-Army an +++ Krise: Viele VCs haben Probleme, Geld einzuwerben +++ HR-Unternehmen CodeControl schlittert in die Insolvenz +++ MeinDein und TrustCerts werden liquidiert +++ Unbedingt merken: yasp +++

Was gibt’s Neues? In unserem #StartupTicker liefern wir eine kompakte Übersicht über die wichtigsten Startup-Nachrichten des Tages (Donnerstag, 2. Oktober).
#STARTUPLAND
SAVE THE DATE: Am 5. November findet unsere zweite STARTUPLAND statt. Es erwartet Euch wieder eine faszinierende Reise in die Startup-Szene – mit Vorträgen von erfolgreichen Gründer:innen, lehrreichen Interviews und Pitches, die begeistern. Mehr über Startupland
#STARTUPTICKER
GoodBytz
+++ Mit der US-Armee ins DefenseTech-Segment! Das Hamburger FoodTech-Startup GoodBytz, das auf Roboterküchen setzt, drängt nun auch ins lukrative Verteidigungssegment. Zum Start gewinnt das Team direkt einmal die U.S.-Army als Großkunden. “Erstmals soll eine vollständig autonome Roboterküche für militärische Zwecke eingesetzt werden. Noch in diesem Jahr startet die erste Installation auf einer US-Basis in Südkorea. Im Frühjahr 2026 folgt eine zweite Anlage”, heißt es in einer Presseinfo. Der Wagniskapitalgeber Oyster Bay Venture Capital und die Block Gruppe (Block House-Restaurantkette) investierten zuletzt 12 Millionen Euro in GoodBytz, das 2021 von Hendrik Susemihl, Kevin Deutmarg und Philipp von Stürmer gegründet wurde. Das GoodBytz-System richtete sich bisher unter anderem an Restaurants, Ghost Kitchens, Schulkantinen, Mensen, Krankenhäuser und Pflegeheime. Auch das Münchner Mobilitäts-Startup Fernride, das bisher nur im zivilen Sektor unterwegs war, stieg kürzlich in das boomende Verteidigungssegment ein. Für die Bundeswehr testet die Jungfirma bereits autonome Lkw. Mehr über GoodBytz
Venture Capital
+++ Krise! “Europäische und deutsche Wagniskapitalfonds haben zunehmend Schwierigkeiten, Kapital von Investoren einzuwerben” – berichtet das Handelsblatt. Noch im vergangenen Jahr konnten VCs in Deutschland nach Pitchbook-Zahlen 3 Milliarden Euro einsammeln. In diesem Jahr dürften es nur 2 Milliarden werden. Der Grund ist simpel: Es fehlen weiter Exits und IPOs. Die Folge dürfte allen klar sein: Der ein oder andere Geldgeber muss sich deswegen sicherlich verabschieden. Wobei in den vergangenen Wochen und Monaten durchaus Bewegung im Markt zu vernehmen war – und 2 Milliarden sind auch keine schlechte Hausnummer! Zuletzt legte der Leipziger Frühphasen-Investor Smart Infrastructure Ventures (SIVentures) seinen zweiten Fonds (30 Millionen Euro) auf. Der junge Berliner Venture Capitalist Auxxo, der ausschließlich in Teams mit mindestens einer Gründerin (20 % Anteile) investiert, verkündete zuletzt das First Closing seines zweiten Fonds (26 Millionen Euro). Und der Berliner Frühphasen-Investor Project A Ventures verkündete kürzlich das Final Closing seines fünften Fonds (325 Millionen Euro). Vielleicht ist es zu früh für einen Abgesang und nur der Abschied von ganz großen Träumen. (Handelsblatt) Mehr über millionenschwere VCs
CodeControl – MeinDein – TrustCerts
+++ Pleiten, Pech und Pannen! Das 2016 gegründete Berliner HR-Unternehmen CodeControl, das auf Tech-Freelancer spezialisiert ist, ist insolvent. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wird Rechtsanwalt Philipp Grauer bestellt. Alles rund um Recruiting war zuletzt nicht einfach. Das Karlsruher Startup MeinDein wurde unterdessen liquidiert. Hinter dem Unternehmen verbirgt sich eine “Sharing Plattform, die Leiher und Verleiher sicher, einfach und schnell miteinander verbindet”. Ein Thema, das schon oft ausprobiert wurde – und auch schon oft gescheitert ist. Zudem wird das Unternehmen TrustCerts liquidiert. Beim Unternehmen aus Gelsenkirchen dreht sich alles um das wichtige Thema Dokumentensicherheit. Mehr in unserer Offline-Rubrik
yasp
+++ Unbedingt merken: yasp. Das deutsch-kanadische Startup (München, Montreal), 2025 gegründet, setzt auf eine “intelligente, hardwareunabhängige Lösung, um KI-Training und -Inferenz signifikant zu beschleunigen”. Das frische Kapital soll unter anderem in die Produktentwicklung fließen. “Der Marktlaunch des Agentic AI Compilers ist Ende des Jahres geplant”, teilt das Team mit. Zuletzt sammelte das Team 5 Millionen US-Dollar ein – unter anderem vom Kölner Investor Capnamic. “yasp schließt die Lücke zwischen Software-Innovation und Hardware-Performance – und definiert so die KI-Entwicklung neu. Der Agentic AI Compiler ermöglicht Entwicklern eine beispiellose Geschwindigkeit und Effizienz bei gleichzeitiger Flexibilität und Unabhängigkeit von einzelnen Herstellern” sagt Christian Siegele von Capnamic. Mehr über yasp
#DEALMONITOR
Investments & Exits
+++ DeepTech Optimuse sammelt 4 Millionen ein +++ ClimateTech viboo erhält 3,3 Millionen +++ IndustrialTech Headmade Materials bekommt 1,8 Millionen +++ Reiner übernimmt YAXI +++ PeakAvenue kauft Isograph. Mehr im Deal-Monitor
Was ist zuletzt sonst passiert? Das steht immer im #StartupTicker
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Foto (oben): Bing Image Creator – DALL·E 3
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