Künstliche Intelligenz
Studie: Potenziell gefährliche KI-generierte Proteine werden nicht immer erkannt
Die Fähigkeit, mithilfe künstlicher Intelligenz neue Proteine zu entwerfen, gilt als eine der faszinierendsten und zugleich riskantesten Entwicklungen in den modernen Biowissenschaften. Die Technologie eröffnet völlig neue Möglichkeiten für Medizin, Materialforschung und nachhaltige Produktion – doch sie wirft auch Fragen zur Biosicherheit auf. Abhilfe soll verbesserte Erkennungssoftware schaffen.
Eine in der Fachzeitschrift Science veröffentlichte Studie von Wittmann et al. zeigt, dass KI-Systeme zur Proteindesign-Generierung tatsächlich in der Lage sind, Varianten gefährlicher Proteine zu produzieren, die kommerzielle Biosicherheits-Screening-Systeme teilweise nicht erkennen.
Diese Firmen sind eine kritische Kontrollinstanz, um den Missbrauch der Technologie, etwa zur Herstellung von Biowaffen, zu verhindern. Die Studie soll als Stresstest für die aktuellen Sicherheitsmechanismen dienen und deren Grenzen hinsichtlich generativer KI aufzeigen.
KI-generierte Proteine gegen kommerzielle Scanner
Für die Untersuchung nutzten die Forschenden eine Open-Source-KI, um über 75.000 Varianten von bekannten gefährlichen Proteinen zu erstellen. Diese legten sie vier verschiedenen kommerziellen Biosicherheits-Screening-Systemen (BSS) zur Prüfung vor. Das Ergebnis war eindeutig: Während die Systeme die Original-Sequenzen der Proteine zuverlässig erkannten, war die Erkennungsrate bei den KI-generierten Varianten, die eine ähnliche Funktion bei abweichender Sequenz aufwiesen, unzuverlässig.
In Zusammenarbeit mit den BSS-Anbietern entwickelten die Autoren daraufhin Software-Updates, welche die Erkennung signifikant verbesserten. Eine hundertprozentige Detektion aller potenziell gefährlichen Varianten konnte jedoch auch damit nicht erreicht werden.
Die Reaktion anderer Wissenschaftler fällt differenziert aus. „Das Risiko ist mit der neuen KI-basierten Technologie sehr stark gestiegen“, kommentiert Prof. Dr. Gunnar Schröder vom Forschungszentrum Jülich. Die Technologie sei nun einer weitaus größeren Gruppe von Wissenschaftlern zugänglich als noch vor wenigen Jahren. Prof. Dr. Jens Meiler von der Vanderbilt University kritisiert die Darstellung der Studie: „Die Studie ist in der Hinsicht problematisch, weil sie suggeriert, dass sich die Wissenschaft noch nicht mit der Thematik beschäftigt hätte – das machen wir aber seit zwei bis drei Jahren.“
Er verweist auf bestehende Initiativen wie die Leitlinie zum verantwortungsvollen Umgang mit KI im Biodesign. Diese Einschätzung teilt Jun.-Prof. Clara Schoeder von der Universität Leipzig, die zudem methodische Schwächen der Studie anführt. So sei die Gefährlichkeit der Proteine lediglich computerbasiert („in silico“) vorhergesagt und nicht im Labor validiert worden. Zudem sei für die gezielte Erzeugung gefährlicher Proteine weiterhin hohe Expertise und böswillige Absicht notwendig.
Technisches Wettrüsten und ethische Leitplanken
Die Debatte dreht sich vor allem um die adäquaten Gegenmaßnahmen. Die Studie selbst zeigt mit den entwickelten Software-Patches einen technischen Lösungsansatz, der jedoch an das von Prof. Dr. Birte Platow (TU Dresden) beschriebene „Hase-und-Igel-Rennen“ erinnert: Ein ständiger Wettlauf zwischen offensiven und defensiven Technologien.
Darüber hinaus werden regulatorische und ethische Ansätze gefordert. Prof. Dr. Dirk Lanzerath vom Deutschen Referenzzentrum für Ethik in den Biowissenschaften betont die Notwendigkeit verbindlicher Policies und des „Ethics by Design“-Prinzips, bei dem ethische Reflexionen bereits in die Entwicklung integriert werden. Angesichts der globalen Risiken sei ein internationaler Austausch über Standards unverzichtbar.
Gleichzeitig warnt Clara Schoeder vor den negativen Folgen einer zu strikten Regulierung. Diese könnte die legitime Forschung, etwa zur Entwicklung von Impfstoffen auf Basis viraler Sequenzen, durch langwierige Genehmigungsprozesse behindern. Die wissenschaftliche Community setzt daher auch auf Selbstverpflichtung und soziale Kontrolle, wie Birte Platow hervorhebt.
(mack)
Künstliche Intelligenz
Cariad: VW-Tochter stellt eigene Software-Entwicklung weitgehend ein
Volkswagen zieht bei seiner ambitioniert gestarteten Software-Sparte Cariad die Notbremse und hat einen radikalen Kurswechsel eingeläutet. Anstatt auf die weitgehende gescheiterte Eigenentwicklung von Programmen und Systemen fürs Auto zu setzen, baue VW nun auf Kooperationen, erklärte Konzernchef Oliver Blume jüngst auf dem „Auto x Software Summit“ der Financial Times (FT) in München. Cariad werde dabei zum Koordinator und Integrator externer Partner herabgestuft, insbesondere von Rivian in den USA und Xpeng in China.
Seit Jahren gilt die interne Software-Einheit des Wolfsburger Unternehmens als eines ihrer dringendsten Probleme. Immer wieder kam es zu Rückschlägen und Verzögerungen, vor allem bei neuen E-Autos. Der seit 2022 dem Unternehmen vorstehende Blume leitete daraufhin einen kompletten Neustart der Softwarestrategie ein, um den Rückstand gegenüber Konkurrenten wie Tesla und neuen chinesischen Akteuren aufzuholen.
Laut Blume ist die „Make-Strategie“ (alles selbst entwickeln) einer Kaufoption gewichen, die stark auf Partnerschaften setzt. Der neue Ansatz folgt eigenen, katastrophal gescheiterten Bemühungen, die unter Blumes Vorgänger Herbert Diess zu Produktverzögerungen und Kostenüberschreitungen führten. Die Markteinführung des vollelektrischen Porsche Macan und des Audi Q6 e-tron, die aufgrund von Cariad-Problemen zwei Jahre zu spät erfolgte, geschah nun mit der neuesten, bereits mit Partnern entwickelten Software-Architektur.
Aufgaben-Neudefinition und Umstrukturierung
Cariad selbst habe überlebt, doch die Rolle der Sparte habe sich drastisch gewandelt, schreibt die Financial Times. Diese sei nun primär für die Wartung und Aktualisierung der bestehenden VW-Softwareplattformen sowie für die Integration neuer Architekturen zuständig, die hauptsächlich von Rivian entwickelt werden. Zudem behalte Cariad die Verantwortung für die Entwicklung von Kerntechnologien wie autonomes Fahren, Infotainment-Systeme und Cloud-Computing-Dienste, die für die Kundendatengewinnung entscheidend sind. VW und Bosch kündigten im August an, Robo-Fahrfunktionen demokratisieren zu wollen.
Cariad-Chef Peter Bosch zeigte sich erleichtert, dass die „massive Transformation“ binnen zwei Jahren gelungen sei. Die Umstrukturierung, die bis Anfang dieses Jahres andauerte, führte zu einer Belastung von 400 Millionen Euro, die größtenteils durch Umstrukturierungen bei Audi und Cariad verursacht wurde.
Auflösung führt zu Abhängigkeit
Im Zuge der Neuausrichtung wurde das Cariad-Team, das ursprünglich mit der Entwicklung einer eigenen Architektur beauftragt war, weitgehend aufgelöst. Es sollte mit der Rivian-Entwicklergruppe fusionieren. Mehrere Mitarbeiter, darunter der 2023 von Rivian abgeworbene Chef-Softwareingenieur Sanjay Lal, verließen daraufhin das Unternehmen.
Blume verteidigt den Kurs und sieht VW nun in einer starken Position mit Größenvorteilen. Analysten scheint der Erhalt von Cariad als „Gatekeeper“ und Architekt sinnvoll. Aber es gibt auch kritische Stimmen, die eine hohe Abhängigkeit von Rivian mit einer zugesagten Investition von über 5 Milliarden US-Dollar bemängeln. Es sei unklar, wo Cariad aufhöre und ab wann Rivian übernehme. Die höchste Priorität des US-Konzerns liegt aktuell auf der Architektur für den R2 SUV. Erst im Anschluss dürfte sich Rivian VW-Modellen widmen können, deren neue Software – etwa aufgrund der verstärkten „Technologie-Offenheit“ der Tochter Porsche – auch für Benziner und Hybride angepasst werden muss.
Ob VW künftig technologisch eine wichtigere Rolle spielen kann, wird sich laut Marktbeobachtern in den kommenden Jahren zeigen: 2026 soll ein neues Modell in China mit Xpeng-Software und 2027 ein 20.000-Euro-Elektroauto mit einer Rivian-Plattform auf den Markt kommen.
(nen)
Künstliche Intelligenz
Betrieb am Flughafen BER läuft trotz Beeinträchtigungen nach Cyberattacke stabil
Der Hauptstadtflughafen BER hat das lange Feiertagswochenende nach eigener Einschätzung bisher gut bewältigt — trotz anhaltender Beeinträchtigungen infolge eines Cyberangriffs. „Am Freitag, einem verkehrsreichen Tag, konnten unsere Fluggäste nahezu alle Flüge erreichen“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Der Samstag ist den Umständen entsprechend ebenfalls gut angelaufen.“
Beschäftigte von Flughafen, Bodenverkehrsdienstleistern und Fluggesellschaften bemühten sich nach besten Kräften, die Auswirkungen des Cyberangriffs auf einen Dienstleister des Flughafens vor zwei Wochen so gering wie möglich zu halten. „Es kann jedoch auch weiterhin noch zu längeren Wartezeiten bei Check-in, Boarding und auch in der Gepäckausgabe kommen“, so die Sprecherin.
Der Hauptstadtflughafen hatte für Freitag, dem Tag der Deutschen Einheit, mit 90.000 Reisenden kalkuliert, am Sonntag sollen es sogar knapp 96.000 sein. Das ist im Vergleich zu anderen Tagen viel. Der Flughafen empfiehlt den Fluggästen, sich vor ihrer Reise vor allem bei der gebuchten Airline zu allen Details zu erkundigen.
IT-System soll bis Sonntag wiederhergestellt werden
Der Flughafen-Dienstleister Collins Aerospace war vor zwei Wochen Opfer eines Cyberangriffs geworden. Betroffen waren mehrere Flughäfen in Europa. Der Hackerangriff legte am BER elektronische Systeme lahm, die für die Passagier- und Gepäckabfertigung genutzt werden. Inzwischen wurde in Großbritannien ein Tatverdächtiger festgenommen.
Betroffen sind etwa die Check-in-Schalter. Dort läuft nun vieles händisch ab. Die Passagiere können laut Airport aber die weiter funktionierenden Self-Service-Stationen mit Automaten im Flughafen nutzen. Auch das Gepäck kann oft selbst an Automaten aufgegeben werden.
Erklärtes Ziel ist, die IT-Systeme bis Sonntag wiederherzustellen. Nach einigen Tests sollen dann auch die Fluggesellschaften in den Tagen danach schrittweise wieder angeschlossen werden.
(nen)
Künstliche Intelligenz
Desinfec’t 2025/26: Jetzt Windows-PCs von Viren befreien
Wenn Windows-Computer von Schadcode durchsiebt sind, der PC einmal gar nicht mehr startet und Sie dringend auf Dokumente auf der Festplatte zugreifen müssen, hilft Desinfec’t 2025/26. Das langjährig erprobte Sicherheitstool aus der c’t-Redaktion liegt einem aktuellen Sonderheft bei.
PCs sicher untersuchen
Der Clou von Desinfec’t ist, dass es sein eigenes Live-Betriebssystem mitbringt und so direkt von einem USB-Stick startet. So bleibt Windows inaktiv und ein Schädling kann nicht noch mehr Schaden anrichten. Aus dieser sicheren Position inspizieren Sie das System mit Virenscannern von ClamAV, ESET, IKARUS und WithSecure. Desinfec’t hilft auch bei der Einschätzung von möglichen Fehlalarmen. Man kann damit Trojaner aber auch lahmlegen.

Damit die Scanner auch für aktuelle IT-Bedrohungen gerüstet sind, können Sie ein Jahr lang gratis die Signaturen zur Erkennung von PC-Schädlingen aktualisieren.
Für Malwareexperten sind noch mehrere Profitools wie Detect It Easy (DiE) oder FLOSS zur Dateianalyse dabei. Wer sich mit YARA-Scanregeln auskennt, kann mit dem Open Threat Scanner (OTS) gezielt individuelle Bedrohungen aufspüren.
Dank des Windows-ähnlichen Interfaces sollten auch Computereinsteiger mit dem Sicherheitstool klarkommen. Wenn gar nichts klappt, rufen Sie den Familien-Admin via TeamViewer zu Hilfe, der dann über das Internet die Kontrolle über den Problem-PC übernimmt.
Fotos in Sicherheit bringen
Wenn Windows gar nicht mehr startet, booten Sie einfach Desinfec’t und greifen darüber auf Windows-Festplatten mit Ihren Daten zu. So kopieren Sie wichtige Dokumente einfach auf einen Desinfec’t-Stick. Mit dem integrierten Tool PhotoRec können sie mit etwas Glück sogar versehentlich gelöschte Daten wiederherstellen.
Jetzt bestellen
Das Sonderheft „c’t Desinfec’t 2025/26“ gibt es sowohl auf Papier als auch in digitaler Form. Wer die Print-Ausgabe für 16,90 Euro bis einschließlich 04.10.2025 im Heise Shop bestellt, zahlt keine Versandkosten. Hier erhalten Sie die digitale Ausgabe ab sofort für 14,99 Euro im heise Shop als PDF.
Ebenfalls im heise Shop finden Sie das gedruckte Heft und die digitale Ausgabe als Bundle. Sie erhalten das Heft und PDF für 22,90 € statt 31,89 Euro.
Und wer es besonders praktisch haben will, kauft das Heft für 19,90 Euro auf einem USB-Stick (Vorbestellung), von dem Desinfec’t direkt startet. Abonnenten zahlen 17,90 Euro. Auch hier entfallen die Versandkosten, wann man bis einschließlich 04.10.2025 im Heise Shop bestellt.
(des)
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