Künstliche Intelligenz
US-Behörde prüft: Tesla meldet Unfälle mit Autopilot zu langsam
Die US-amerikanische Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) hat eine Untersuchung gegen Tesla eingeleitet. Grund: Das Unternehmen soll Unfälle, die sich im Zusammenhang mit seinen Fahrassistenz- und Selbstfahrfunktionen wie „Autopilot“ ereigneten, viel zu spät gemeldet haben. Anstatt die Vorfälle, wie vorgeschrieben, innerhalb von fünf Tagen zu melden, reichte Tesla die Berichte erst Monate nach den Unfällen ein.
Die Behörde konzentriert sich laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) bei ihrer Prüfung auf die Frage, warum die Meldungen so lange verzögert wurden, ob die Berichte vollständig waren und ob es womöglich noch weitere bisher unbekannte Unfälle gibt. Tesla selbst gab an, die Verzögerungen seien „auf ein Problem mit Teslas Datenerfassung zurückzuführen“, das man inzwischen behoben habe.
Diese neue Untersuchung kommt zu einem kritischen Zeitpunkt: Tesla hat erst vor Kurzem in Austin einen Service mit selbstfahrenden Taxis gestartet. Der Konzern von Elon Musk plant, Robotaxi-Dienste bald landesweit anzubieten. Ferner will der E-Autobauer Millionen von Fahrzeugen mit Software-Updates ausstatten, die autonomes Fahren ermöglichen sollen.
Nicht die erste US-Untersuchung bei Tesla
Obwohl die Umsätze und Gewinne von Tesla aufgrund von Boykotten wegen Musks langzeitige Unterstützung für US-Präsident Donald Trump und rechtsextreme Politiker in Europa sinken, hält sich der Aktienkurs des Unternehmens weiterhin auf hohem Niveau. Analysten führen dies auf die Begeisterung der Investoren für die „Autopilot“-Pläne des Konzerns zurück.
Die aktuelle Prüfrunde ist nicht die erste: Bereits im Oktober startete die NHTSA eine Untersuchung wegen möglicher Probleme mit Teslas „Autopilot“-System bei schlechter Sicht. Diese betrifft 2,4 Millionen Fahrzeuge und steht im Zusammenhang mit mehreren Unfällen, darunter einem tödlichen. Ein US-Geschworenengericht entschied jüngst: Tesla trägt eine Mitschuld an diesem Crash mit Todesfolge. Das Unternehmen soll Schadenersatz von insgesamt mehreren hundert Millionen US-Dollar zahlen, wehrt sich vor Gericht aber gegen diesen Beschluss. Seit Juni analysiert die NHTSA zudem Tesla-Vorfälle mit potenziellen Verstößen gegen Verkehrsregeln.
Sinkende Einnahmen: „Autopilot“ soll es richten
Seit 2021 müssen Fahrzeughersteller in den USA Unfälle mit teilautomatisierten Fahrsystemen (SAE-Stufe 2) melden. Von den insgesamt über 2600 gemeldeten Crashs in den Vereinigten Staaten entfallen mit 2308 die meisten auf Tesla. Die NHTSA weist jedoch darauf hin, dies liege auch daran, dass das Unternehmen der größte Hersteller von teilweise selbstfahrenden Autos auf dem US-Markt ist.
Tesla bot in Austin bisher nur einem ausgewählten Kreis von Fahrgästen Robotaxi-Fahrten an. Ab September soll mit einer neuen Offensive allen zahlenden Kunden die Nutzung solcher Shuttles möglich sein, wie Musk auf X Anfang August ankündigte. Tesla hat außerdem begonnen, in San Francisco eingeschränkte Robotaxi-Dienste mit Fahrern am Steuer zuzulassen, um den kalifornischen Vorschriften zu entsprechen. Als größter Konkurrent gilt die Google-Schwester Waymo, die bereits über eine Million Fahrten pro Monat mit Robotaxis absolviert. Auch Europa hat Musk bei solchen Fahrten im Visier, wenn die Behörden die neuen Versionen der „Autopilot“-Software abgenickt haben.
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(nie)