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US-Forscher belauschen unverschlüsselte Satellitenkommunikation | heise online


Die Kommunikation über Satelliten ist weiterhin unsicher: Für eine aktuelle Studie haben Forscher aus den USA die Daten abgehört, die über geostationäre Satelliten verbreitet werden. Ein großer Teil davon sei unverschlüsselt, das gelte auch für sicherheitsrelevante Kommunikation.

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„Ein erschreckend großer Teil des Datenverkehrs wird unverschlüsselt übertragen“, schreibt das Team der University of California in San Diego (UCSD) und der University of Maryland in College Park auf seiner Website. Darunter seien die Daten von kritischen Infrastrukturen, die interne Kommunikation von Unternehmen und Regierungsstellen sowie Telefonate, SMS oder Internet-Traffic aus Flugzeug-WLANs und Mobilfunknetzen gewesen.

Für die Studie installierte das Team um Wenyi Morty Zhang auf einem UCSD-Gebäude eine handelsübliche Satellitenschlüssel; die gesamte Ausrüstung kostete rund 800 US-Dollar. Die Schüssel richteten die Forscher jeweils auf einen der 39 von ihrem Standpunkt aus sichtbaren, geostationären Satelliten und analysierten die aufgefangenen Daten. Das Projekt lief über drei Jahre.

Etwa die Hälfte der abgefangenen Daten seien unverschlüsselt übertragen worden, teilt das Team mit. Dazu gehörten Telefonate, Textnachrichten oder normaler Internet-Traffic über Mobilfunknetze, inklusive Hardware-Daten wie etwa der IMSI. Ebenfalls über Satelliten laufen Bord-WLANs von Flugzeugen, die sich entsprechend ebenfalls belauschen lassen. Viele Voice-Over-IP-Anbieter (VoIP) wickeln ihre Kommunikation über Satelliten ab und ermöglichen es, mitzuhören.

Besonders bedenklich sei, dass auch sicherheitsrelevante Kommunikation unverschlüsselt sei. So konnten die Forscher die Daten von Banken und anderen Finanzunternehmen abfangen, darunter Login-Daten, Mails und Daten von Geldautomaten. Auch Daten von Energieversorgern oder Infrastrukturen wie Pipelines werden unverschlüsselt über geostationäre Satelliten übertragen. Offizielle Stellen waren nicht ausgenommen: Das Team konnte die Kommunikation von Militär und Polizei aus den USA und Mexiko belauschen.

„Das hat uns völlig schockiert“, sagt Aaron Schulman, Teammitglied und Professor an der UCSD, dem US-Technologiemagazin Wired. „Einige wirklich wichtige Teile unserer Infrastruktur sind auf dieses Satelliten-Ökosystem angewiesen, und wir sind davon ausgegangen, dass alles verschlüsselt ist.“ Stattdessen hätten sie immer mehr nicht verschlüsselte Daten gefunden.

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Stellten sie eine Schwachstelle fest, kontaktierten die Forscher die betroffene Stelle und wiesen darauf hin. Einige haben inzwischen reagiert und Maßnahmen ergriffen. Bei T-Mobile, Walmart und KPU konnten die Forscher das verifizieren, nachdem sie mit Zustimmung der drei Anbieter die Kommunikation erneut untersuchten. Andere Stellen sind demnach noch dabei, ihre Systeme abzusichern. Das Team stellt die Studie, die den Titel Don’t Look Up: There Are Sensitive Internal Links in the Clear on GEO Satellites trägt, auf der ACM Conference on Computer and Communications Security vor, die derzeit in Taipei, stattfindet.

Neu ist das nicht: 2020 wies ein Team um James Pavur vom Systems Security Lab der Oxford University darauf hin, dass ein großer Teil der Kommunikation über geostationäre Satelliten unverschlüsselt abgewickelt wird.


(wpl)



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