Was bedeutet das für die Kreativbranche? › PAGE online
»Die Generation Z lehnt Arbeit nicht ab, sie definiert sie neu.« Dabei setzen junge Menschen auf mehrere Einkommensquellen und aufs Freelancing. Das und mehr zeigen Gespräche mit der Branche und eine aktuelle Studie.
Traditionelle Festanstellungen werden für junge Kreative immer weniger interessant. Nebenjobs sind gefragt – oder gleich mehrere Jobs gleichzeitig. Diese Aussagen sind von Gesprächen in der Branche und einer Studie gestützt.
Davon einmal abgesehen, dass viele Kreative sowieso aufs Arbeiten als Freelancer:innen setzen, weil sie dort mehr Freiheiten und generell Flexibilität haben, zeigt sich immer häufiger, dass die jungen Generationen eher keine traditionellen Karrierewege gehen möchten.
Stattdessen setzen viele auf mehrere Jobs, also auch mehrere Einkommen. In unsicheren Zeiten, Agentur-Insolvenzen, Inflation und teuren Lebenshaltungskosten scheint das nur logisch.
Trend oder nötige Entwicklung? Income Stacking
Hört man sich in der Kreativbranche zu dieser Thematik um, wird das in Gesprächen bestätigt. Nur ein Einkommen scheint vielen zu unsicher, das Ganze hat sogar mittlerweile einen Namen: Income Stacking. Und das bedeutet, dass das gesamte Einkommen auf mehrere Pfeiler gestützt ist. Für Freelancer:innen ist das prinzipiell nichts Neues, aber manche fahren auch damit gut, dass sie nicht nur freie Tätigkeiten ausüben, sondern sich auch in Teilzeit etwas Festes suchen – ein Hybrid-Modell.
Zum Income Stacking gab es kürzlich eine Studie »Next Gen of Work-Umfrage« von der Freelancer-Plattform Fiverr* zusammen mit Censuswide, die offenlegt, dass 60 % der Gen Z und Gen Alpha der Meinung sind, dass traditionelle Karrieren aussterben.
Ihr Wunsch nach Flexibilität ist allgemein sehr ausgeprägt. Und knapp mehr als die Hälfte meint, dass mehrere Einkommensquellen notwendig sind, um eine gewisse finanzielle Sicherheit zu haben.
Und nur 21 % sehen langfristige Karrieren bei nur einem Arbeitgeber als zukunftsträchtig.
Die Ängste der jungen Menschen vor der Karrierewelt
Man kann es sogar Karriereängste nennen, die sich bei jungen Menschen breit machen. Kein Wunder, wenn ständig News zu lesen sind, die die nächste Insolvenz ankündigen.
Aber Geld ist nicht die einzige Sorge, die die Gen Z und die Gen Alpha umtreibt. Es geht auch darum, dass viele Ängste haben, dass sie in Jobs landen, die sie nicht erfüllen können. Circa ein Viertel der Befragten gab das an.
»Die Generation Z lehnt Arbeit nicht ab, sie definiert sie neu.«
Das kommentiert Michelle Baltrusitis, stellvertretende Direktorin für Community & Social Impact. Und das sei als Single-Paycheck-Panik zu bezeichnen. Den meisten scheint es einfach zu riskant, nur eine Einnahmequelle zu haben. Und das Freelancing bedeutet in diesem Zusammenhang auch, dass man verstärkt auf die eigenen Kompetenzen setzt, nicht auf die sichere Gemeinschaft einer Agentur oder eines Unternehmens.
Hier ist das Vertrauen also nicht besonders groß. Ein anderer Punkt, der herausgekommen ist: 27 % finden, dass es ein sehr großes Missverständnis sei, dass junge Menschen faul seien und nur Influencer:innen werden wollen.
KI einsetzen? Kein Problem
Besonders spannend ist es, wenn man sich die Jüngsten, also die Gen Alpha anschaut. Denn die sind nicht nur sehr bereitwillig, sich mit KI auseinanderzusetzen, sondern sie vertrauen KI – 61 % -, dass sie Aufgaben gut übernehmen kann. Am meisten komme KI für Ideenfindung, Content-Erstellung und Optimierung kreativer Projekte zum Einsatz.
Die Studie wurde mit 12.000 Befragten der Generation Z und der Generation Alpha durchgeführt, darunter 1.000 Personen aus Deutschland.
*(bekannt für vielfältige Dienstleistungen und Outsourcing, aber auch in der Kritik unter anderem wegen hoher Provisionsgebühren)