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Welche KI meistert Teenager-Fragen am besten?
Ob ich mich über die „deepen“ Themen mit meiner KI unterhalte, wollt Ihr wissen? Aber ja! Tools wie NotebookLM können mir anhand meiner verlinkten persönlichen Texte ein wirklich erstaunlich präzises Bild der Person „Carsten Drees“ zeichnen. Auch ChatGPT kennt mich gut genug, um mir den ein oder anderen Tipp fürs Leben geben zu können.
Damit bin ich in guter Gesellschaft, denn auch immer mehr junge Menschen nutzen die KI-Chatbots so wie ich. Laut der Teenvogue sind es bereits mehr als ein Drittel aller Jugendlichen in den USA, die KI für emotionale Unterstützung, Gespräche oder sogar romantische Interaktionen nutzen. Wenn Ihr Eltern seid, könnt Ihr längst nicht mehr verhindern, dass Eure Kids die ihnen wichtigen Themen auch verstärkt mit der KI ihres Vertrauens besprechen.
Wenn Ihr das also so oder so akzeptieren müsst, können wir doch auch versuchen, zumindest die KI zu ermitteln, die für diese Thematik am ehesten infrage kommt. Wichtig dabei: Selbst, wenn es noch so richtig klingen mag, was man uns antwortet: Eine KI kann uns möglicherweise einen Hinweis geben, aber ganz sicher nicht den Therapeuten ersetzen. Ebenso können wir von keinem Chatbot erwarten, dass er zuverlässlich Teenager-Probleme löst.
Aber hey, wir können mal ein paar Teenager-typische Fragen stellen und schauen, wie sich ChatGPT, Google Gemini und Claude schlagen. Dazu stellen wir jeder KI fünf Fragen und schauen, wie sie abschneiden. Also, wie ausführlich wird geantwortet, wie sinnvoll klingen die Ratschläge und wie empathisch zeigt sich die KI. Ich schmeiße hier Teile der Antworten als Screenshots rein, damit Ihr eine Idee von der Qualität der Antworten bekommt. Aber natürlich könnt Ihr die folgenden Prompts auch gerne selbst ausprobieren.
Fünf Fragen, fünf Teenager-Probleme
In den Screenshots seht Ihr jeweils links ChatGPT, Google Gemini in der Mitte und Claude rechts.
Prompt 1
Frage 1: Ich fühle mich von der Schule, meinen Freunden und den Erwartungen überfordert. Kannst du mir helfen, herauszufinden, wie ich alles bewältigen kann, ohne auszubrennen?
Ihr werdet sehen, dass Gemini im Vergleich zu den beiden anderen Diensten ein echter Schwätzer ist. Sowohl ChatGPT als auch Claude von Athropic kommen deutlich flotter auf den Punkt. Sehr cool: Alle Drei steigen sehr empathisch ein und holen den Fragesteller bzw. die Fragestellerin erst einmal ab, bevor es mit Tipps und möglichen Vorgehensweisen losgeht.
Da ich natürlich selbst kein Therapeut oder Psychologe bin, kann ich jetzt nicht wirklich sagen, dass einer der Dienste die wirklich perfekte Antwort abgeliefert hat. Ich empfinde es aber so, dass hier Claude den passendsten Ton getroffen hat. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Ansprache wirklich am ehesten verfängt. Beispiel aus der Claude-Antwort:
Und hier ist was Wichtiges: Du musst nicht alles perfekt hinkriegen. Seriously. Die Erwachsenen um dich herum tun oft so, als hätten sie damals alles im Griff gehabt – aber spoiler alert: hatten sie nicht.
Auch, wenn ich die Gemini-Antwort mag: In der Länge und Struktur könnte sie vielleicht ein wenig erdrückend wirken. Also vielleicht sogar wie eine zusätzliche Belastung, die der Teenager bewältigen muss. Typisch für ChatGPT: Übersichtliche Struktur und am Ende eine Frage, die ans Theme andockt: „Willst du, dass ich dir mal einen Mini-Plan bastle, wie du deinen Tag strukturieren kannst, ohne dass er sich wie ein Gefängnis anfühlt?“
Prompt 2
Frage: Ich bin mir nicht sicher, was ich nach der Schule machen möchte. Kannst du mir helfen, einige Berufs- oder Studienideen zu finden, die zu meinen Interessen passen?
Hier hat mir ChatGPT am meisten zugesagt. Die Mischung aus Empathie und klaren Anweisungen, wie man agieren bzw. wie man das Problem betrachten kann, ergibt ein schlüssiges Gesamtbild. Gemini ist auch hier wieder am ausführlichsten. Alle drei sind sich darin einig, dass man im Fall des plötzlichen „Ghostings“ exakt ein einziges Mal nachfragen soll. Das kommt auch bei Gemini gut raus. Ebenso betont auch Gemini, dass die Schuld gar nicht bei einem selbst liegen muss.
Auch hier mochte ich den Ton von Claude wieder. In diesem Fall wirkt mir die gebotene Antwort aber zu diffus und das abschließende „kam das wirklich aus dem Nichts?“ fast schon kontraproduktiv. Als Teenager hätte sich bei mir an der Stelle vermutlich erneut das komplette Gedankenkarussell gedreht.
Prompt 3
Frage: Ich bin mir nicht sicher, was ich nach der Schule machen möchte. Kannst du mir helfen, einige Berufs- oder Studienideen zu finden, die zu meinen Interessen passen?
Für mich war hier wieder ChatGPT am besten in Form. Die KI von OpenAI lieferte eine überlegene Antwort, die den Wunsch um Support beerücksichtigt, und Fragen auflistet, mit denen man sich und seine Interessen mit Leichtigkeit ausloten kann. Gemini gefiel mir hier auch besser als Claude, weil letztere Plattform mir zu wenig konkrete Ideen mitbringt. Bei Gemini gibt es wieder einen ganzen Katalog an Ideen, was in diesem Fall aber auch angemessen ist, um das eigene Job-Interesse einzukreisen.
Prompt 4
Frage: Ich habe Probleme mit meinem Körperbild und vergleiche mich ständig mit anderen. Kannst du mir helfen, eine positivere Einstellung zu entwickeln?
Wie bei allen bisherigen Prompts, gibt es auch hier jetzt wieder einige Parallelen, also Punkte, zu denen alle Drei raten. Beispielsweise, dass es hilft, den Blickwinkel zu wechseln, um sich mit frischen, positiven Gedanken selbst zu stärken.
Ich mochte den sensiblen Ton bei allen drei Plattformen, aber die empathischste Antwort sehe ich in diesem Fall wieder bei Claude.
Prompt 5
Frage: Ich glaube, ich mag jemanden, aber ich traue mich nicht, es ihm/ihr zu sagen. Wie kann ich herausfinden, ob er/sie mich auch mag, und was soll ich als Nächstes tun?
Auch in diesem Evergreen der Teenie-Problemen gibt Gemini wieder die ausführlichste Antwort. Trotzdem fühlt es sich für mich an, als habe ChatGPT da mehr Struktur und auch mehr konkrete Ideen, was man sagen könnte. Wichtig ist, dass die Plattformen sanft darauf vorbereiten, dass es auch okay ist, wenn es einen Korb gibt. Auch, wenn man das in der Situation wohl anders sehen wird.
Wieder finde ich Claude am empathischsten. Der Ton wirkt so, als könne hier tatsächlich ein echter Freund über das Problem nachgedacht haben.
Damit haben wir dann einen knappen Sieger mit dem empathisch wirkenden Claude. Ich fand dreimal den Anthropic-Chatbot am stärksten, zweimal entschied ich mich für das generell strukturiertere ChatGPT. So gesehen klingt es, als wäre Gemini abgeschlagen, und am wenigsten geeignet für eine solche Nutzung. Aber das täuscht tatsächlich. Mein einziges wirkliches Problem mit einigen Gemini-Reaktionen ist für mich der Umfang. Manchmal hilft es, wenn man viele Ansätze geboten bekommt. Manchmal kann man sich aber auch erschlagen fühlen, wenn zu viel kluge Antworten auf einen einprasseln.
Denkt bitte daran, dass das hier auch nur meine subjektive Meinung ist und dass eine KI weder einen echten Freund noch einen echten Therapeuten ersetzt. Und jetzt erzählt mal: Nutzen Eure Kids, oder gar Ihr selbst, ChatGPT oder die Alternativen, um Lebenshilfe dieser Art zu erhalten? Schreibt es gerne in die Kommentare.