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X100-Killer, Billig-Elmarit und die Altersfrage – Fotonews der Woche 24/2025


Clickbait können wir auch, machen wir aber nur exemplarisch. So ist auch die Überschrift dieser Kolumne nur beispielhaft zu verstehen – selbst, wenn einige in der neuen X-E5 von Fujifilm schon einen „Killer“ für die notorisch knappe X100VI sehen wollen. Das ist natürlich Unsinn, wie stets bei Clickbait, denn: Beide Kameras kommen vom selben Hersteller und, gemessen an den UVPs, liegen die X-E5 samt Kit-Objektiv und die X100VI preislich mit rund 1800 Euro eng beisammen.

Der große Unterschied: die schon über mehrere Generationen sehr begehrte X100 ist eine Kompaktkamera mit festem Objektiv, und die X-E5 eine Systemkamera, bei der sich die Optik wechseln lässt. Die Gemeinsamkeiten, und das ist das Körnchen Wahrheit von provokanten Aussagen: Die neue X-E hat nun wie die X100IV 40 Megapixel auf einem APS-C-Sensor und ist ähnlich edel gestaltet wie die Kompakte. Auch neue Funktionen für bestimmte Bild-Looks und ein Bedienhebel auf der Front machen sie, wie die X100-Serie, noch besser für die Street-Fotografie und alles andere geeignet, wo es auf Unauffälligkeit ankommt.

Dass die Nähe zwischen den beiden Kameras auch ihrem Hersteller bewusst ist, zeigt die Preisgestaltung. Für den Body stieg von der X-E4 mit einer Preisempfehlung bei Marktstart von 900 Euro auf nun 1550 Euro, und samt dem neuen Kit-Objektiv Fujinon XF23mm F2.8 R WR sind 1800 Euro gefordert. Somit ist die X-E5 eben eine Alternative – und kein Ersatz – für die X100VI. Wer schon in Fujis APS-C-System unterwegs ist, greift wohl eher zur neuen X-E, und wer allein eine Kompaktkamera will, wird weiterhin mit der X100VI liebäugeln.

Auch nur ein bisschen wahr ist, dass das neue Vario Elmarit-SL 1:2.8/28-70 ASPH von Leica „billig“ wäre. Denn für ein Standardzoom, dem gegenüber vergleichbaren Modellen am kurzen Ende auch noch vier Millimeter Brennweite fehlen, ist eine UVP von 1950 Euro schon viel Geld. Was natürlich bei Leica relativ zu sehen ist, denn deren schon länger erhältliches Vario-Elmarit-SL 1:2.8/24-70 ASPH kostet 2850 Euro. Man spart sich also unter Verzicht auf ein bisschen Weitwinkel 900 Euro.

Und auch das ist sehr, sehr relativ zu sehen, denn: Die technischen Daten des neuen Elmarit ähneln stark dem vor vier Jahren vorgestellten Sigma Contemporary 28-70mm 2.8 DG (ab 843,98 €), das für Sonys E-Mount und den L-Mount verfügbar ist. Das ist für unter 900 Euro verfügbar, und nun kommt das Aber: Es ist nicht ganz dicht. Also, nicht gegen Staub und Spritzwasser geschützt, Leicas Variante schon. Und die hat im Gegensatz zum Sigma auch ein Metall- kein Plastikgehäuse. Man bezahlt also für rund 1000 Euro Aufpreis nicht nur den Namen Leica, sondern bekommt tatsächlich einen Mehrwert. Und überraschend ist das Leica-Sigma auch nicht, denn Sigma ist seit 2018 Teil der L-Alliance. Wie praktisch, dass wir das Objektiv für den E-Mount schon getestet haben.

In seiner Konsequenz überraschend ist dagegen, wie viel Mühe sich Nikon mit seinen kostenlosen Firmwareupdates gibt. Diesmal hat man die Z8 auf Version 3.0 gebracht und gleich einen Sack voll neuer Funktionen eingebaut. Wohl am bemerkenswertesten ist, was die Kamera mit Pixel-Shift nun alles kann. Unter anderem lassen sich Belichtungsreihen und Fokusreihen kombinieren. Das Ziel: 180-Megapixel-Bilder ohne großen Schärfenverlauf. Daneben gibt es zahlreiche neue Funktionen wie das Umschalten der JPEG-Qualität, wenn schnelle Serienaufnahmen ausgewählt werden, eine Sucheransicht mit Offenblende, unabhängig von der gewählten Blende – also heller – und so weiter und so fort.

In einem Nikon-Video zu Firmware 3.0 wird auch gezeigt, wie sich die neue Fokusbegrenzung schnell einschalten lässt: AE-F-Knopf für die minimale Distanz, Auslöser für die maximale, fertig. Das hat sich offensichtlich jemand ausgedacht, der das auch in hektischen Situationen intuitiv nutzen will. Dazu ein Beispiel aus der Konzertfotografie, wo ich mir genau das schon immer gewünscht habe. Die Motiverkennung arbeitet da durch viel Bewegung auf der Bühne und ständig wechselndes Licht nämlich nicht immer zuverlässig. Zudem haben immer mehr große Bands LED-Wände mit Videos als Bühnenhintergrund, und das kann dann spontan dazu führen, dass auch der Kontrastautofokus auf das Video, nicht den Musiker scharf stellt. Sehen oder vorahnen kann man das nicht, weil man ja durch den Sucher die Akteure im Blick behält.

Meine Lösung wäre: Fokus auf Sänger – meistens ganz vorn – und Schlagzeuger – fast immer ganz hinten – begrenzen, und die blöde Vidiwall funkt nie mehr dazwischen. Aber das ist bisher nur Theorie, und muss erst einmal ausprobiert werden, denn: Nikon hat die Firmware 3.0 bisher nur angekündigt. „Coming soon“ steht auf der eigens eingerichteten Webseite, kein Termin. Auf der Downloadseite ist weiterhin nur die bisherige Version 2.10 zu finden. Das ist ein ziemlich durchsichtiges Manöver, denn aktuell läuft, wie jedes Jahr, die Sommeraktion von Nikon mit Rabatten beim Kauf von Kameras und Objektiven. Da will man offenbar noch schnell ein paar neue Funktionen versprechen, die dann den letzten Schubs zum Kauf einer neuen Kamera bedeuten sollen.

Provokant ist auch die Frage, welche der Fotograf Shane Balkowitsch in unserer Empfehlung für einen Long Read zum Wochenende aufwirft: Warum darf Pamela Anderson nicht altern? Balkowitsch macht seine Erklärungsversuche nicht an der offensichtlichen Erklärung fest, dass Anderson schlicht das Sexsymbol der 1990er Jahre ist, und immer wieder auf ihre Rolle in der Serie „Baywatch“ reduziert wird, sondern wagt einen weiteren Blick. Unter anderem ist zu erfahren, dass die Schauspielerin sich außerhalb ihrer Arbeit nicht mehr mit Make-up zeigt, weil ihre Visagistin 2019 verstorben ist. Und auch der Vergleich mit männlichen Schauspielern, denen man ein Altern in der Öffentlichkeit zugesteht, kommt nicht zu kurz.

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(nie)



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