Künstliche Intelligenz
ÖPNV: Warum deutsche Zustände nicht „normal“ sind
Beim Thema Bus und Bahn sieht es in Deutschland aktuell nicht gut aus. In vielen Städten brechen die Systeme zusammen. Mal gibt es mehr, mal weniger Ausfälle. Die Tendenz ist aber klar: Es wird nicht besser und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Und es ist nicht nur der Nahverkehr (ÖPNV), sondern auch der Fernverkehr, den viele Menschen mittlerweile auch zum Pendeln nutzen.
Wir fahren nach Berlin
Die Ausfälle und Unzuverlässigkeiten sind dabei vielfältig. In Berlin kämpfen etwa die U-Bahn der BVG und die S-Bahn der Deutschen Bahn mit zahlreichen Pannen. Bei der U-Bahn zeigen sich die enormen Auswirkungen der Sparmaßnahmen der letzten Jahrzehnte. Neue Fahrzeuge wurden kaum bestellt. Erst in diesem Jahr werden neue U-Bahnen der Baureihe JK in den Fahrgastbetrieb gebracht.
Die alten U-Bahnen werden zudem wohl auch nicht mehr lange durchhalten. Sie sind in einem dermaßen schlechten Zustand, dass es immer wieder Ausfälle gibt. Als Fahrgast bemerkt man das vor allem an den Türstörungen. Ein rotes Licht oder ein Aufkleber verweisen darauf, dass die Tür nicht funktioniert. Das ist ein Problem, welches man in anderen Ländern so gut wie nie sieht.
Türstörungen? Gibt es anderswo fast nicht.
Zum Beispiel in Südostasien. Hier sind oft sogenannte „Platform Screen Doors“ am Bahnsteig im Einsatz. Es müssen also immer zwei Türpaare sehr zuverlässig arbeiten. Doch ausfallende Türen sind auch in Europa oder den USA kaum zu entdecken – inklusive Länder, die verstärkt mit einem Bahnsteigschutz arbeiten. Türen in Eisenbahnfahrzeugen sind hochgradig zuverlässige Hardware.
Auch Länder, die grundsätzlich mit altem Wagenmaterial herumfahren, haben anscheinend kein Problem mit den Garnituren. In Japan fahren viele alte Züge in einem gepflegten Zustand herum. Polens und Tschechiens Straßenbahnen sind ein wahrer Zoo aus Baureihen unterschiedlichster Generationen. In Nordkorea sind bis heute die sogenannten Stahldoras (BVG-Baureihe D) aus Berlin auf der Schiene.
So altes Material ist wartungsintensiv. Und da wird in Deutschland hingegen sehr viel und sehr gerne Geld gespart. Ein Einsatz in Berlin wäre daher kaum denkbar, da auch die Werkstätten mittlerweile unter hausgemachtem Personalmangel leiden. Wenn die Werkstätten an ihren Kapazitäten sind, wird schlimmstenfalls mit verkürzten Zügen im Berufsverkehr gefahren. Kommt dann noch ein Mangel an Fahrpersonal dazu, dann kommt halt nur jeder dritte oder vierte Zug.
2024 nicht ungewöhnlich in Berlin: Die U3 im 30- statt 5-Minuten-Takt.
(Bild: Andreas Sebayang)
Die Personaldecke ist so dünn, dass die U-Bahn-Linie U4 im Berufsverkehr nur noch 25 Prozent ihrer Fahrten bieten kann. Immerhin sind die Züge dann doppelt so lang. Die U-Bahn-Linie U1 wird bisweilen sogar auf drei Stationen verkürzt, statt nach Kreuzberg zu fahren. All das sorgt für vollere Züge und mehr Empfindlichkeit auf Verspätungen, die Folgeverspätungen auslösen.
Digitale Infosysteme versagen
Wenn die Situation so schlecht ist, dann ist eigentlich eine einwandfreie Kommunikation essentiell für die Fahrgäste. Doch hier hapert es in Deutschland erheblich und auch hier muss Berlin als Paradebeispiel herhalten, wie man es nicht macht. Denn die Systeme sind eigentlich für einen zuverlässigen Nahverkehr konzipiert. Nur im Ausnahmefall sollen sie Störungen melden und Hinweise liefern.
In Berlin ist das ein manueller Prozess. Fällt ein Zug aus, dann muss ihn jemand von Hand aus dem digitalen Informationssystemen entfernen. Man kennt es oft: Zwei Züge sollen angeblich gleichzeitig vom Bahnsteig in die gleiche Richtung abfahren. Es kommen aber nicht etwa zwei Züge gekoppelt an. Stattdessen stauen sich die Züge virtuell.
Das wurde zeitweise so schlimm, dass im September 2024 die BVG nach langer Kritik einen provisorischen Arbeitsplatz eingerichtet hat, der die Fahrgastinformationen bereinigt, die im Echtzeitsystem nur noch virtuell durch das Netz fuhren. Sie werden dann gelöscht. Apps oder Kartendienste mit Echtzeitangaben profitieren davon auch, da dort ebenfalls die virtuellen Züge verschwinden.
Nahverkehr am Limit
Die Problematik digitaler Anzeigen sieht man auch bei der Deutschen Bahn bundesweit. Wer sich mit Gleisplänen, Umlaufzeiten und Zugabständen auskennt, wundert sich manchmal, welcher Mumpitz auf den Anzeigen steht. Bei Störungen sieht die Lage dann sehr schlimm aus. Hier kommt bei einigen Bahnhöfen noch die Verquickung von Nah- und Fernverkehr dazu.
Bei Großstörungen werden die Anzeigen schnell nutzlos. Mitte Juli gab es etwa eine Oberleitungsstörung in Frankfurt (Main) Süd. Frankfurt Süd ist – bedingt durch Bauarbeiten im S-Bahn-Tunnel Offenbach – ohnehin an seiner Kapazitätsgrenze. Als dann aber am 15. Juli gegen Abend noch eine Oberleitungsstörung dazu kam, brach fast das gesamte Anzeigesystem zusammen und der DB Navigator war weitestgehend nutzlos. Durchsagen, welche die Situation hätten erklären können, gab es ebenfalls keine.
Man konnte in Echtzeit beobachten, dass dort das Personal einer extremen Arbeitsbelastung ausgesetzt war. Es durfte die Versäumnisse von Politik und Deutsche Bahn ausbaden und war gleichzeitig dem Zorn der Fahrgäste schutzlos ausgesetzt. Das Einzige, was in Frankfurt an diesem Tag noch halbwegs funktionierte, war der S-Bahn-Verkehr vom Kopfbahnhof sowie die separate S-Bahn-Infrastruktur im Tiefbahnhof.
Hier gibt es sogar regulär keine Ansagen zu den vielen Fahrplanänderungen. Die Deutsche Bahn verweist auf die Apps und die Aushänge, wie uns das Unternehmen mitteilte. Das ist insbesondere beim Verkehr zum Flughafen problematisch. Für Touristen und Geschäftsleute sind die Apps und Änderungsfahrpläne nämlich eine große Herausforderung. Der Änderungsfahrplan vom 3. August 2025 für Bonn Hbf hat beispielsweise 30 Seiten, der reguläre 25.
Die Besucher, die etwa in Verbindungen mit den vielen südkoreanischen Unternehmen in Frankfurt am Main ankommen oder abfliegen, sind unzuverlässige Flughafenverbindungen nämlich nicht gewohnt. Ihnen fehlt das Training für die Deutsche Bahn. Sie wissen auch nicht, dass Flughafen-S-Bahnen baubedingt teilweise in einem Abstand von drei Minuten aus Gleis 103 (S9, Unten) und 21 (S8, Oben) abfahren können.
Künstliche Intelligenz
Ohne mechanische Verbindung: Virtuelles Kuppeln von Zügen per Ultrabreitband
Eine verstärkte Automatisierung im Zugverkehr könnte die Kapazität des bestehenden Schienennetzes erhöhen. Eine Schlüsseltechnologie dafür ist das virtuelle Kuppeln, bei dem einzelne Züge oder Waggons nicht mehr mechanisch verbunden sind, sondern rein digital. Sie fahren in einem festgelegten, sehr engen Abstand hintereinander. Damit dies reibungslos funktioniert, müssen die Zugteile kontinuierlich Daten über ihre Position und Geschwindigkeit austauschen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat dafür im Rahmen des von der EU mit knapp 54 Millionen Euro geförderten Projekts R2DATO ein neuartiges Funksystem entwickelt und jetzt erfolgreich auf einem Testgelände erprobt.
Im Fokus des an R2DATO beteiligten DLR-Instituts für Kommunikation und Navigation lag dabei die dezentrale Kommunikation zwischen Zügen, die sich in unmittelbarer Nähe zueinander befinden. „Wir sprechen von Distanzen von zwanzig bis zweihundert Metern, die man fürs virtuelle Kuppeln benötigt“, erklärt DLR-Projektleiter Paul Unterhuber. „Für den Eisenbahnbereich ist das extrem nah.“ Denn dort komme es – abhängig von der Geschwindigkeit – zu Bremswegen, „die mehrere hundert Meter bis zu einem Kilometer lang sind“.
UWB: Präzise Distanzmessung auf kurze Entfernung
Das vom DLR entwickelte System nutzt Ultrabreitbandkommunikation (UWB), eine Funktechnologie, die ein extrem breites Frequenzspektrum zur Datenübertragung verwendet. Sie ermöglicht eine hochpräzise Positionsbestimmung und Datenübermittlung über kurze Distanzen. UWB wird bereits etwa in Smartphones, Ortungsgeräten für den Innen- oder Industriebereich und in Autoschlüsseln eingesetzt.
„Als weiteren Vorteil ermöglicht es UWB, die Distanz zwischen zwei Zügen sehr genau zu errechnen“, berichtet Unterhuber. Dazu nutze das Institut die Latenzzeit, die Datenpakete vom Sender zum Empfänger benötigen. Damit seien alle notwendigen Informationen vorhanden, „um Beschleunigungs- und Bremsvorgänge im für das virtuelle Kuppeln wichtigen Nahbereich zu regeln“.
Zusätzlich verfügt das System über ein laserbasiertes Referenzsystem, das ebenfalls den Abstand zwischen den Zügen misst. Es hilft, die Genauigkeit der UWB-Messungen zu überprüfen. Alle Komponenten werden von Batterien mit Strom versorgt. Mit dem parallel vorangetriebenen Projekt „digitale automatische Kupplung“ hat R2DATO nichts zu tun.
Erster Test auf Gleisen in Holland
Die ersten Tests fanden auf einem 350 Meter langen Gleis der Niederländischen Staatsbahn (NS) in Amersfoort statt. Zwei Regionalzüge, die mit dem DLR-System ausgerüstet waren, legten die Strecke mehrere hundert Mal zurück. Die entscheidende Technik befand sich dabei in kompakten Boxen, die an den mechanischen Kupplungen der Züge befestigt waren. Eine weitere Einheit am Boden diente als Basisstation zur Datensammlung.
Die Züge simulierten verschiedene Szenarien bei Geschwindigkeiten von 10 bis 25 Kilometern in der Stunde, wobei die Abstände zwischen 15 und 80 Metern betrugen. Auch Szenarien, in denen ein Zug fuhr und der andere stand, wurden simuliert. Die Züge wurden von Lokführern gesteuert, was aufgrund der geringen Abstände nicht einfach zu meistern war. Das DLR-Team stellte ihnen dafür auf einem separaten Monitor Live-Informationen aus dem System zur Verfügung. Künftig sollen diese Daten zu einem weitgehend automatisierten oder autonomen Zugbetrieb beitragen.
Machbarkeit des Konzepts demonstriert
Die Testergebnisse bezeichnet das DLR als vielversprechend: Der Abstand zwischen den Zügen ließ sich auf wenige Zentimeter genau bestimmen, was mit bisherigen Technologien im Bahnbereich nicht möglich ist. „Generell konnten wir mit den Tests grundsätzlich zeigen, dass die Kommunikation zwischen den Zügen und die darauf basierende Distanzberechnung auch in der Praxis in einem bahnnahen Umfeld funktionieren“, freut sich Unterhuber. Die gesammelten Daten sollen weiter ausgewertet werden. Die R2DATO-Koordination liegt beim französischen Bahnbetrieb SNCF. Beteiligt sind etwa auch die Deutsche Bahn, die ÖBB, die italienische Staatsbahn und diverse Ausrüster.
Das im Rahmen der Schienenverkehrsforschung entworfene DLR-Konzept Next Generation Train (NGT) setzt ebenfalls auf virtuell gekuppelte Zugverbände. Ein „NGT-Taxi“ soll den automatisierten Betrieb auf Nebenstrecken ermöglichen und diese wieder attraktiver machen. Es könnte bedarfsorientiert – mit virtuell gekuppelten Waggons – auf die Zahl der aktuell reisewilligen Fahrgäste reagieren.
(nie)
Künstliche Intelligenz
Foto-Sync-Speicher selber bauen mit Raspi und Syncthing
Will man ohne kommerziellen Cloudspeicher seine Handyfotos komfortabel von unterwegs sichern, gibts dafür eine Reihe von Möglichkeiten. Einige davon setzen allerdings eine gewisse Einarbeitung und oft auch ein VPN oder dynamisches DNS voraus, etwa eine eigene Nextcloud-Instanz oder auch Immich, eine Open-Source-Alternative zu Google Fotos. Solcher Aufwand ist aber oft wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, vor allem wenn es nur darum geht, ein paar Fotos nach Hause zu sichern.
- Das Gratis-Tool Syncthing hält Datenbestände auf mehreren Geräten synchron.
- Kombiniert mit einem Raspi gibt es einen schlanken Sync-Speicher ab, zum Beispiel für Backups.
- So können Sie Ihre Fotos privat und sicher selbst synchronisieren – ohne Google Fotos oder Nextcloud.
Eine Software, die dafür geradezu prädestiniert ist, heißt Syncthing. Ihr Zweck ist es, den Inhalt von Ordnern auf mehreren Geräten synchron zu halten, also neue Dateien auf allen hinzuzufügen, gelöschte überall zu entfernen und auch geänderte Dateien an alle zu verteilen.
Die Synchronisation ist flexibel einstellbar: etwa ob ein Sync-Ordner auf einem Gerät Dateien nur empfangen oder auch an andere Geräte weiterverteilen soll, ob der Sync auf dem Handy nur im WLAN laufen soll (und wenn ja, ob nur in einem ganz bestimmten) oder auch via Mobilfunk (und wenn ja, ob auch bei Roaming). Zudem kann Syncthing versionieren und etwa frühere Versionen geänderter Dateien aufbewahren oder Gelöschtes erst mal in einen eigenen Papierkorb legen, bevor es ganz verschwindet. Die Übertragung erfolgt generell TLS-verschlüsselt, konfigurieren lässt es sich über eine Oberfläche im Webbrowser.
Das war die Leseprobe unseres heise-Plus-Artikels „Foto-Sync-Speicher selber bauen mit Raspi und Syncthing“.
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iX-Workshop: IT-Umgebungen mit Microsoft Defender XDR vor Angriffen schützen
Mit Microsoft Defender XDR lassen sich unterschiedliche Aufgaben zur Prävention, Erkennung und Bekämpfung von Sicherheitsvorfällen in einer zentralen Anwendung steuern. Dazu verfügt sie über eine Anbindung an Microsoft-Dienste wie Cloud Apps, Office 365 und Entra ID.
Im dreitägigen Online-Workshop Cyberabwehr mit Microsoft Defender XDR – Roll-out, Konfiguration, Nutzung lernen Sie, wie Sie Microsoft XDR zur erfolgreichen Abwehr von Cyberangriffen nachhaltig in Ihre Unternehmensinfrastruktur integrieren und an Ihre individuellen Anforderungen gezielt anpassen. Dazu erhalten Sie einen Überblick über die verschiedenen Produkte der Defender-XDR-Suite und bekommen praxisnahe Tipps für die Einführung und Konfiguration in Ihrem Betrieb.
September 24.09. – 26.09.2025 |
Online-Workshop, 09:00 – 17:00 Uhr 10 % Frühbucher-Rabatt bis zum 26. Aug. 2025 |
Oktober 22.10. – 24.10.2025 |
Online-Workshop, 09:00 – 17:00 Uhr 10 % Frühbucher-Rabatt bis zum 23. Sep. 2025 |
Der Workshop richtet sich an IT- und Cybersicherheitsexperten, sowie Administrierende, die Microsoft XDR als zentrale Anwendung zur Cyberabwehr in ihrem Unternehmen etablieren wollen. Die Trainer Lukas Köglsperger und Pascal Schohn sind Experten im Bereich Cybersecurity mit Schwerpunkt auf Microsoft-Anwendungen. Sie verfügen über langjährige Erfahrung bei der Einführung und Optimierung von Microsoft XDR und im Umgang mit Sicherheitsvorfällen wie Ransomware und Identitätsdiebstahl.
Die Teilnahme an diesem praxisorientierten Workshop ist auf 20 Personen begrenzt, um einen regen Austausch mit den Trainern und den anderen Teilnehmern zu ermöglichen.
(ilk)
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