Künstliche Intelligenz
Geekom A9 Max im Test: Starker KI-Mini-PC mit Ryzen AI 9 für unter 1000 Euro
Der Geekom A9 Max ist ein starker Premium-Mini-PC, der neben der Anschlussausstattung auch mit KI-Power überzeugt. Wir haben ihn getestet.
Der Geekom A9 Max schließt sich dem aktuellen KI-Hype an und will mit AMDs Ryzen AI 9 370 HX die dafür benötigte Leistung liefern. Eine kleine Besonderheit ist hier zudem der aufrüstbare, ab Werk 32 GB große Arbeitsspeicher (RAM), was für moderne CPUs mehr zur Seltenheit wird. Zusammen mit einer starken NPU ist das System für KI-Aufgaben gerüstet. Die gute Ausstattung wird mit einer 2 TB SSD, Wi-Fi 7 und Bluetooth 5.4 abgerundet. Wie gut sich der A9 Max in der Praxis schlägt, zeigt unser Test. Der Geekom A9 Max ist mit einem Preis von 939 Euro (Code: HEA9MAX6) eine starke Option.
Ausstattung: Welche Hardware bietet der Geekom A9 Max?
Der Geekom A9 Max mischt mit dem Ryzen AI 9 HX 370 an der Spitze der leistungsstarken und KI-fokussierten Mini-PCs mit. Der Zwölfkerner basiert auf der Strix-Point-Architektur, die der Philosophie von Intels bigLittle-Design folgt. Daher gibt es nur vier Zen-5-Kerne, die die volle Leistung bereitstellen und mit maximal 5,1 GHz takten. Die restlichen acht Zen-5c-Kerne sind vor allem sparsam und erreichen eine Taktrate von maximal 3,3 GHz. Dank Hyperthreading stehen insgesamt 24 Threads zur Verfügung.
Als Resultat des KI-Hypes verfügt der Chip auch über eine leistungsstarke NPU (Neural Processing Unit) mit maximal 50 TOPS (Trillion Operations per Second). Im Zusammenspiel mit der CPU sind bis zu 80 TOPS möglich – andere Systeme, wie der Geekom Mini IT15, schaffen sogar 99 TOPS. Damit kann etwa lokales Machine Learning deutlich effizienter vonstattengehen. Für lokale KI-Sprachmodelle via Ollama oder LM Studio werden NPUs derzeit noch nicht genutzt. Daher sind sie aktuell primär für die Zukunftssicherheit des Systems integriert.
Außerdem bietet der Prozessor die aktuell leistungsstärkste integrierte Grafikeinheit in Form der Radeon 890M. Deren 16 Grafikkerne takten mit bis zu 2900 MHz. Das SoC ist mit einer Standard-TDP von 28 W konfiguriert, maximal sind 54 W vorgesehen.
Dem zur Seite stehen zwei DDR5 SO-DIMM-Module mit 5600 MT/s – dem Maximum in puncto Geschwindigkeit für nicht verlöteten RAM. Die beiden je 16 GB großen Crucial-Module können nachträglich auf offiziell 128 GB, in der Theorie sogar 256 GB, aufgerüstet werden. Das ist etwa bei vielen Strix-Point-Mini-PCs mit verlötetem RAM nicht möglich und damit umso erfreulicher.
Die verbaute M.2-SSD im Formfaktor 2280 ist über vier der 16 PCIe-4.0-Lanes angebunden und dementsprechend flott. Im Crystaldiskmark erreicht die Wooposit-SSD 7090 Punkte im Lesen und 6319 Punkte im Schreiben. Die Kapazität von 2 TB ist ebenfalls großzügig. Zudem verfügt der Mini-PC über einen weiteren, noch ungenutzten M.2-Steckplatz im Formfaktor 2230. Beide Steckplätze sind mit einer Kapazität bis zu 4 TB spezifiziert. Der AI X1 Pro von Konkurrent Minisforum bietet diesbezüglich mehr und kann bis zu drei M.2-NVMe-SSDs aufnehmen.
Mit zwei HDMI-2.1- und zwei USB-4.0-Anschlüssen steuert der A9 Max problemlos bis zu vier Bildschirme mit 8K bei 60 Hz parallel an. Zudem kann die Stromversorgung neben dem beigelegten Netzteil mit DC-Buchse auch via USB-C erfolgen – die Funktion unterstützt allerdings nur einer der Anschlüsse (gekennzeichnet mit einem Netzsteckersymbol). Neben gleich sechs USB-A-Anschlüssen gibt es noch zweimal 2,5-Gigabit-Ethernet.
Drahtlos kommuniziert das System ebenfalls auf aktuellstem Stand mit Wi-Fi 7 und Bluetooth 5.4. Dazu kommt der Chipsatz MT7925 von Mediatek zum Einsatz. Bei LAN setzt man mit dem Realtek RTL8125 Gaming auf weitverbreitete Hardware.
Performance: Wie schnell ist der Geekom A9 Max?
Wie zu erwarten, liefert der Ryzen AI 9 370 HX eine hervorragende Leistung. Im Vergleich zum nahezu identischen Minisforum AI X1 Pro ergibt sich jedoch kein klarer Leistungs-Sieger.
In PCmark 10 schneidet der A9 Max mit durchschnittlich 7684 Punkten minimal schlechter ab, die Abweichung liegt jedoch unter 1 Prozent und fällt damit in die Messtoleranz. Im 3Dmark Time Spy ist der Unterschied deutlicher: Der A9 Max liegt mit 3868 Punkten fast 7 Prozent vor der Konkurrenz von Minisforum. Die Punktzahl setzt sich aus 3466 Grafik- und 11.305 CPU-Punkten zusammen. Der Cross-Plattform-Benchmark Geekbench 6 attestiert dem Geekom-Mini-PC 2890 Punkte im Single- und 15342 Punkte im Multi-Core. Das Grafik-Ergebnis im OpenCL-Benchmark beläuft sich auf starke 39.670 Punkte. Zuletzt Cinebench R24: Hier liegen beide Systeme im Single-Core gleichauf mit 119 und 120 Punkten. Im Multi-Core erzielt der AI X1 Pro ein um 5,6 Prozent höheres Ergebnis als die 1176 Punkte des A9 Max.
Damit liegen beide Systeme größtenteils gleichauf – der Leistungsunterschied im 3Dmark Time Spy lässt jedoch vermuten, dass Spiele auf dem A9 Max noch einmal besser laufen.
Geekom A9 Max – Bilderstrecke
Daher haben wir wieder Anno 1800 in unserem fortgeschrittenen Endlosspiel gestartet. In Full-HD erhalten wir bei ultrahohen Einstellungen und deaktiviertem FSR (Fidelity FX Super Resolution) im Schnitt 18 FPS. Mit FSR im Modus „Ausgewogen“ sind es bis zu 32 FPS bei Blick auf die 50.000-Einwohner-Stadt und 95 FPS beim Blick auf das offene Meer.
Im anspruchsvolleren Cities Skylines 2 erhalten wir bei mittleren Einstellungen, aktivierter dynamischer Auflösungsskalierung (Modus „Automatisch“) und Full-HD-Auflösung etwa 16 FPS.
KI: Wie gut laufen lokale LLMs?
Um dem KI-Fokus des Mini-PCs und der CPU gerecht zu werden, haben wir LLMs (Large Language Models) mittels LM Studio lokal auf dem System laufen lassen. Das MoE-Modell (Mixture of Experts) gpt-oss-20b von Openai kann bereits vollständig in den Arbeitsspeicher geladen werden. In unserem Geschwindigkeitstest schafft das Modell 24,3 Tokens/s – dabei sind alle Schichten auf die GPU ausgelagert. Die Qualität des Outputs lassen wir erst einmal unbetrachtet, da diese von vielen weiteren Faktoren abhängt. So geben größere Modelle üblicherweise bessere Antworten, die mit aufgerüsteten 96 GB RAM auch zum Großteil geladen werden können.
Verbrauch: Wie hoch ist die Leistungsaufnahme des Geekom A9 Max?
Im Idle genehmigt sich der A9 Max nur zwischen 10 und 15 W. Bei voller Auslastung des gesamten Systems steigt der Gesamtverbrauch kurzzeitig auf bis zu 96 W an, fällt dann aber auf 82 W ab. Der CPU-Takt beträgt erst 4,3 GHz, dann etwa 3,3 GHz. Erst nach weiteren knapp 5 Minuten fallen Stromaufnahme und Taktrate erneut. Bei einem CPU-Takt von durchschnittlich 2,9 GHz verbraucht das System noch 70 W und hält dies konstant. Der zweite Abfall der Leistung ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht temperaturbedingt, diese liegt durchweg unter 82 Grad.
Lüfter: Wie laut ist der Geekom A9 Max?
Im Idle ist das System quasi geräuschlos, und der Lüfter springt erst bei aufwendigeren Aufgaben an. Dafür ist das System unter Volllast wiederum relativ laut. Wir messen mit dem Smartphone 38 dB(A) am Gehäuse und 24 dB(A) in einem Meter Entfernung. Damit ähnelt das System auch hier stark dem Minisforum AI X1 Pro, nur dass dieser um abermals zehn Grad kühler bleibt – also effektiver kühlt.
Software: Welches Betriebssystem ist auf dem Geekom A9 Max installiert?
Auf dem Geekom A9 Max ist Windows 11 Pro vorinstalliert. Ein vollständiger Virenscan mit dem Windows Defender bleibt ohne Befund. Das System verzichtet zudem auf jegliche Bloatware mit Ausnahme der Microsoft-Apps und -Dienste. Das Booten von Ubuntu 24.04.1 LTS funktionierte problemlos über das erweiterte Windows-Startmenü. In Ubuntu angekommen, wurden bereits alle Treiber korrekt geladen, sodass Bild, Audio, WLAN, Bluetooth und Ethernet direkt funktionierten – so muss das gehen. Aus dem Standby-Modus wacht das System aber leider nicht zuverlässig auf.
Gehäuse: Wie ist die Verarbeitung des Geekom A9 Max?
Der Geekom A9 Max ist nahezu vollständig aus Metall gefertigt. Das graue Gehäuse mit Herstellernamen auf der Oberseite folgt dem üblichen Design der Marke. Nur die abnehmbare Abdeckung auf der Unterseite besteht aus schwarzem Kunststoff. Auf den Seiten gibt es jeweils Meshgitter-Öffnungen zur Frischluftzufuhr. Die erwärmte Luft strömt durch Aussparungen auf der Rückseite heraus. Damit ähnelt der Mini-PC stark dem Geekom GT1 Mega. Das Gehäuse misst 135,3 × 132,0 × 47,0 mm inklusive der verklebten Gummi-Standfüße.
Das Öffnen des Mini-PCs gestaltet sich bedauerlicherweise unnötig schwierig, denn die Kabel vom WLAN/Bluetooth-Chipsatz zu den Antennen sind enorm kurz. Beim Abnehmen der Zwischenplatte mit den Antennen passiert es also schnell, dass die Stecker vom Chipsatz abgesteckt werden. Hier ist also Vorsicht geboten, denn das Anstecken der Kabel ist sehr umständlich.
Preis: Was kostet der Geekom A9 Max?
Der Geekom A9 Max kostet normalerweise 999 Euro. Aktuell bekommt man ihn mit unserem Code HEA9MAX6 bei Amazon für 939 Euro.
Bei den Ausstattungsoptionen hat der Minisforum AI X1 Pro klare Vorteile, da es ihn auch als gänzlich Speicher-lose Barebone-Variante gibt, aber auch mit deutlich mehr Speicher: Bis zu 96 GB RAM und 2 TB SSD kann bei Minisforum bestellen.
Fazit
Der Geekom A9 Max liefert enorm viel Leistung in einem kleinen Formfaktor. Mit aufrüstbarem RAM eignet er sich zudem so gut für lokale KI-Anwendungen, etwa LMMs, wie kaum ein anderer Mini-PC. Im Vergleich zu anderen Mini-PCs dieser Leistungs- und Ausstattungsklasse ist der A9 Max preislich stark aufgestellt und erfüllt alle Grundanforderungen. Wer auf der Suche nach einem leistungsstarken Mini-PC ist, sei es für Gaming oder KI, ist mit dem Geekom A9 Max gut beraten.
Wer bei einem chinesischen Händler kauft, bezahlt in vielen Fällen weniger. Allerdings besteht im Gewährleistungs- oder Garantiefall die Gefahr eines schlechteren Service. Außerdem ist das Einfordern von Verbraucherrechten (Rückgabe, Gewährleistung) mit Hürden versehen oder nicht möglich. Wir verlinken hier Händler, mit denen wir im Allgemeinen gute Erfahrungen gemacht haben.
Künstliche Intelligenz
Top 10: Die besten Smart-Home-Systeme im Test – Home Assistant überragt alle
Homematic IP
Qualität made in Germany – das verspricht Hersteller eQ-3 für sein Smart-Home-System Homematic IP, mit dem Haus und Wohnung intelligent werden. Wir haben das Versprechen im Test überprüft.
Homematic IP im Test: Fast perfektes Smart Home
Qualität made in Germany – das verspricht Hersteller eQ-3 für sein Smart-Home-System Homematic IP, mit dem Haus und Wohnung intelligent werden. Wir haben das Versprechen im Test überprüft.
Inzwischen gibt es viele Smart-Home-Systeme von kleinen, aber auch hierzulande bekannten und großen Unternehmen aus Asien, etwa Samsung Smartthings. Ein Problem dabei: So sehr alle Hersteller beteuern, die persönlichen Daten der Nutzer zu schützen und nicht weiterzugeben, so sehr schwingt auch immer die Angst mit, dass die Informationen trotzdem irgendwo ungewollt abfließen.
Wer sicher gehen will, aber dennoch nicht auf komplizierte Umwege wie eigene private Server und aufwendige Programmierung setzen möchte, bekommt Abhilfe vom deutschen Hersteller ELV. Er bietet über sein Tochterunternehmen eQ-3 unter anderem Homematic IP an. Dessen Komponenten kommunizieren via SRD-Band per Funk im Bereich 868 MHz. Es eignet sich durch den Wegfall von fester Verdrahtung perfekt zum Nachrüsten bestehender Häuser und Wohnungen. Damit richtet sich das Angebot direkt an Endanwender, die auch als Laien bis auf wenige, direkt an den Hausstrom angeschlossene Komponenten, alles in Betrieb nehmen und betreiben können sollen. Der Clou: Dafür sind keinerlei Angaben zum Anwender nötig, so etwas wie einen User-Account gibt es nicht. Dennoch ist das System auf Wunsch auch per Cloud erreichbar.
Anmerkung: Wir beschäftigen uns in diesem Artikel in erster Linie mit Homematic IP. Die anderen beiden Reihen Homematic und Homematic Wired, die in einigen Bereichen sogar kompatibel sind, werden hier nicht behandelt.
Zentrale: Die App
Kein Account? Tatsächlich will eQ-3 nicht eine einzige Information zum Nutzer haben, alle weiteren Angaben (etwa eine Standort-Angabe) sind freiwillig und dienen in erster Linie dazu, den Funktionsumfang zu erweitern. Daten werden ausschließlich anonymisiert an eQ-3 weitergegeben. So weiß das System zwar, das gerade ein Fenstersensor ausgelöst wurde, nicht aber, wo der sich befindet und wem er gehört. Dass das keine leeren Versprechungen sind, wurde Ende 2020 vom VDE (Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik) entsprechend bestätigt und zertifiziert.
Los geht es ganz einfach mit drei Dingen: Dem Homematic-IP-Accesspoint (HAP), einem Aktuator von Homematic IP und einem Android- oder iOS-Smartphone. Auf dem Smartphone müssen Nutzer dann nur die Homematic-IP-App aus Play Store oder App Store installieren und öffnen, schon geht es los. Die App ist Dreh- und Angelpunkt des ganzen Systems, hier lernen Nutzer neue Geräte an, erstellen Heizpläne und Regeln, mit deren Hilfe das eigene Heim Schritt für Schritt automatisiert werden kann. Nach dem Ausfüllen einiger freiwilliger Basisinformationen, etwa dem Standort, um auf lokale Wetterdaten zugreifen zu können, geht es los.
Der Hauptbildschirm bietet in der Standardeinstellung oben vier virtuelle Buttons an, mit denen der Betriebsmodus (Eco, Automatik und Urlaub) gewechselt werden, das System in Alarm (Unscharf, Hüllschutz und Vollschutz) versetzt, das aktuelle Wetter (zusätzlich Sonnenauf- und Untergang, Luftfeuchtigkeit und Wind) abgerufen und der Öffnungsstatus aller Fenster und Türen erkannt werden kann. In der Mitte des Displays werden alle von Sensoren gesammelten Informationen nach Räumen aufgeteilt angezeigt. Hier fließen andauernde Informationen wie Raumtemperatur ein, aber auch temporäre Angaben wie die Bewegungserkennung von Präsenz- oder Bewegungsmeldern. Entsprechende Icons tauchen nur vorübergehend auf.
Am unteren Rand gibt es die vier Reiter Home (auf dem die App immer wie oben beschrieben startet), Basic (für die eingangs erwähnten Grundangaben wie Standort), Gruppen (zur Gruppierung mehrerer Geräte) und Mehr. Der Reiter Mehr führt ins eigentliche Hauptmenü. Hier dürfen Nutzer auf die Menüpunkte Allgemein , Raumklima, Sicherheit, Licht und Beschattung und Sonstiges zugreifen.
Unter Allgemein sehen Besitzer alle in ihrem Smart Home angelernten Geräte – auch solche, die auf der Startseite nicht aufgeführt werden, da sie keine für den Nutzer verwertbaren Daten ausspucken. In unserem Testhaushalt waren das etwa die einzelnen Heizkreisläufe und der 10-fache Fußbodenheizungsaktor. Außerdem dürfen unter diesem Menüpunkt Geräte angelernt und mit Updates versehen werden. Zu guter Letzt gibt es hier noch mal den Unterpunkt Einstellungen, unter dem Nutzer Standort und Zeitzone ändern, eine PIN einrichten, die Benutzerübersicht sehen, Updates auf automatisch oder manuell stellen, Systembenachrichtigungen betrachten und den Homescreen optisch konfigurieren können.
Unter Raumklima fallen Heizprofile, Raumklimakonfiguration und ein Urlaubsmodus. Heizprofile lassen sich grafisch informativ dargestellt für einzelne Stunden und Tage konfigurieren. Tipp: Zum Kopieren einzelner Tage auf andere Wochentage muss man den gewünschten Tag länger gedrückt halten, dann erscheint oben rechts ein Kopier-Symbol. Anschließend wählt man die Tage, auf die das Profil übertragen werden soll. Unter Raumklimakonfiguration definieren Nutzer den Eco-Betrieb und legen fest, wie lange der Ecomodus bei einem Druck auf den Wandtaster am Raumthermostat eingestellt bleibt. Des Weiteren aktivieren Nutzer hier die Optimum-Start-/Stopp-Funktion. Sie soll nach einer bestimmten Lernphase (meist etwa eine Woche) dazu führen, dass Homematic IP selbst erkennt, wie lange ein Raum benötigt, um die gewünschte Temperatur zu erreichen. Nutzer stellen dann nicht mehr ein, wann die Heizung (oder Klimaanlage) starten oder stoppen soll, sondern wann eine bestimmte Temperatur anliegen soll. Das erscheint besonders bei technikbedingt trägeren Fußbodenheizungen sinnvoll. Außerdem erlaubt die Raumklimakonfiguration Zugriff auf Kühlbetrieb, Luftfeuchtewarnung und eine Heizungsausfallwarnung. Die Warnung informiert per Push-Nachricht, wenn innerhalb von 24 Stunden die gewünschte Temperatur in einzelnen Räumen nicht erreicht wurde. Der Urlaubszeitraum lässt sich hier ebenfalls bestimmen. Zusammen mit diversen Regeln kann dann etwa die Heizleistung gedrosselt oder eine Anwesenheitssimulation gestartet werden.
Unter dem Menüpunkt Sicherheit erlangen Nutzer Zugriff auf das Protokoll der letzten Alarmmeldungen (bei passend installierten Geräten wie Kameras oder Bewegungssensoren). Weiterhin haben sie hier die Möglichkeit, Einfluss auf die Scharfschaltung des Systems als Alarmanlage zu nehmen. So lässt sich hier konfigurieren, ob das auch dann möglich ist, wenn einzelne Fenster geöffnet sind, wie lang die Scharfschaltverzögerung ausfallen soll und ob statt der Aktivierung von Sirenen und Licht im Alarmfall nur ein stiller Alarm gesendet werden soll. Außerdem können Nutzer hier das Verhalten von Licht und Sensoren im Alarmfall auch ohne spezielle Regeln genauer definieren.
Der Menüpunkt Licht und Beschattung erlaubt das Gruppieren von Licht- und Beschattungsaktoren, um sie dann gemeinsam zu steuern. Zeitprofile bieten die Möglichkeit, einzelne Aktoren (etwa eine Schaltsteckdose) nur zu bestimmten Zeiten zu nutzen.
Unter dem lapidaren Oberbegriff Sonstiges sind unserer Meinung nach einige der spannendsten Funktionen zusammengefasst. Hier stellen Nutzer Regeln ein, mittels derer bestimmte Prozesse automatisiert werden. Das erfolgt Schritt für Schritt nach dem einfachen Wenn-(und Wenn-)Dann-Prinzip. Mehr als zwei Bedingungen sind so leider nicht möglich. Wer Licht in Abhängigkeit von Helligkeit und Bewegung zeitlich gestaffelt unterschiedliche hell aktivieren möchte, muss sich anderweitig behelfen – mehr dazu (und zum Thema Licht allgemein) unter dem Punkt Nachteile von Homematic IP. Ebenfalls unter Sonstiges fällt die Implementierung von Kameras, außerdem lassen sich hier Zusatzdienste einrichten und (seit 2020) mehrere Access Points verwalten.
Einbinden von Geräten
Ein Smart Home benötigt intelligente Aktuatoren und Sensoren wie Bewegungsmelder, besondere Heizkörperthermostate und Türsensoren, um mithilfe von Regeln tatsächlich schlau zu werden. Erst dann kann es dem Nutzer Arbeit abnehmen oder Geld in Form von Energie sparen helfen. Das Anlernen solcher Geräte ist bei Homematic IP denkbar einfach. Über den Menüpunkt Mehr am unteren Bildschirmrand genügt dafür ein Klick auf “Gerät anlernen”, schon startet die App den Anlernprozess. Der erfordert nur das Aktivieren des neuen Gerätes, etwa, indem die Batterien eingelegt werden.
Wenn das Gerät gefunden wurde, verlangt die App die Vervollständigung eines 25-stelligen Keys aus Buchstaben und Ziffern. Wer die letzten fünf Stellen nicht manuell eingeben will, darf auf die Kamerafunktion des Smartphones zugreifen und einen QR-Code einscannen. Code und Key finden Nutzer entweder auf einem Aufkleber, der lose in der gedruckten (!) Bedienungsanleitung liegt, alternativ aufgedruckt auf der Rückseite oder im Batteriefach des Gerätes. Ohne Code oder Key ist kein Anlernen möglich. Wer etwa für einen Rollladenaktor, der in einer Unterputzdose in der Wand installiert werden sollte, den erwähnten Aufkleber verliert, schaut in die Röhre, sofern er nicht die frisch tapezierten Wände wieder aufreißen möchte.
Danach ist der Anlernvorgang schon fast wieder abgeschlossen. Der Nutzer muss lediglich noch den Raum in Haus oder Wohnung, in dem sich das neue Gerät befindet, und das Gerät selbst benennen – das wars. Der neue Aktor ist einsatzbereit und kann ausgelesen (etwa bei Thermostaten mit Thermometer), aktiviert (etwa bei Schaltsteckdosen) oder in Regeln integriert werden.
Zusatzdienste
Amazon Alexa und Google Assistant lassen sich direkt als Sprachassistenten mit Homematic IP verbinden, fortan steuern Nutzer ihr Smart Home von eQ-3 dann per App oder Sprache. Das funktionierte im Test problemlos. So passt Homematic IP etwa die gewünschte Temperatur der Heizung in einzelnen Räumen auf Sprachkommando an oder versorgt per Schaltsteckdose verbundene Geräte auf Zuruf mit Strom. Allerdings ist hier noch Luft nach oben. Denn wer vor dem Einstellen einer neuen Temperatur wissen will, wie warm oder kalt es gerade ist, bekommt nur den Hinweis, dass das noch nicht unterstützt wird. Support für Homekit fehlt ganz. Wer Siri Befehle zum von Homematic IP versmarteten Eigenheim geben will, muss andere Wege einschlagen. Mehr dazu im Kapitel Erweiterungsmöglichkeiten.
Neben Sprachdiensten bietet die Homematic-IP-App auch eine direkte Verknüpfung zu Conrad Connect.
Conrad Connect
Dieser Cloud-Dienst des bekannten Elektronik-Händlers verbindet zahllose Geräte untereinander, die sonst ab Werk nicht kompatibel wären. Dadurch sind sie anschließend in gemeinsamen Regeln nutzbar. Außerdem bietet der Dienst übersichtliche Visualisierungen, etwa Dashboards für grafische Darstellung von Verbräuchen und eine grafische Darstellung des eigenen Smart Home. Das kostet. Zwar gibt es zum ersten Ausprobieren auch eine kostenlose Version von Conrad Connect, die ist aber in ihrem Umfang extrem eingeschränkt. Die kostenlosen Premium-Dienste beginnen bei monatlich 4,99 Euro (bei jährlicher Zahlung und daraus resultierender Einsparung von 16 Prozent).
Damit dürfen Nutzer zehn Geräte einbinden, zwei Dashboards mit jeweils maximal zwölf Widgets und einen Raumplan anlegen und drei private Projekte (Regeln) mit jeweils maximal acht Elementen einrichten. Hinzu kommen eine Datenspeicherung für sechs Monate, 15 SMS-Nachrichten und 30 Text-zu-Sprache-Nachrichten monatlich. Was auf den ersten Blick ganz gut klingt, würde man bei Spielen auf PC und Konsole wohl Pay to Win nennen: Man kann Conrad Connect grundsätzlich kostenlos nutzen und erhält die (zumindest theoretisch) volle Funktionalität für überschaubare 5 Euro im Monat. Tatsächlich ist die vernünftige Nutzbarkeit aber nur bei Einsatz von deutlich mehr Geld pro Monat gegeben.
Nehmen wir das Gerätelimit. In den 4,99 Euro sind gerade einmal zehn Geräte enthalten. Jede Lampe, jeder Bewegungssensor und jeder Tür- oder Fenstersensor ist ein Gerät. Dass man damit nicht weit kommt, dürfte klar sein. Weiter mit den Projekten aka Regel. Jede Regel darf erst einmal maximal acht Elemente beinhalten, jeder Auslöser und jedes Gerät werden einzeln gezählt. Bedeutet: Soll eine Stehlampe mit drei Hue-Leuchtmitteln von einem Bewegungsmelder von Homematic IP gesteuert werden, sind von den zehn Geräten für 4,99 Euro bereits vier belegt. Hinzu kommt, dass auch die Regel für die Stehlampe bereits vier Elemente enthält. Soll das Licht nur angehen, wenn ein bestimmter Helligkeitswert unterschritten wird? Element Fünf. In rot statt weiß? Element Sechs. Auch nur zwischen 8:00 und 22:00 Uhr und dazwischen mit gedimmter Helligkeit? Element Sieben und Acht. Nur an Wochentagen? Negativ. Solch komplexe Regeln lassen sich mit Conrad Connect zwar erstellen, aber mehr als acht Elemente kosten extra. 2,38 Euro verlangt der Anbieter für weitere zehn Elemente pro Regel extra – pro Monat.
Zehn Geräte reichen nicht? Bis zu 25 kosten 8,33 Euro im Monat, 50 schon 14,16 Euro, 75 liegen bei 20,83 Euro und das Maximum von 100 Geräten satte 27,5 Euro. 100 Geräte sind dabei schneller erreicht, als man denkt. Wer eine Drei-Zimmer-Wohnung inklusive Flur und Bad mit Conrad Connect steuern möchte, darf pro “Zimmer” 20 Geräte haben. Klingt viel? Möglich, aber spätestens in einem Haus mit “smartem” Garten, Deckenspots, Heizkörpern, Staubsaugerroboter und Kameras wird das eng – und dann? Zumal mit den genannten Zusatzkosten noch lange nicht alle aufgezählt sind. Ein weiterer Raumplan für die zweite oder gar dritte Etage? Noch mal jeweils 5,95 Euro pro Monat. Mehr Dashboards und/oder einfach welche mit mehr als zwölf Elementen? Zwei kosten 4,76 Euro, fünf 11,90 Euro – monatlich. Mehr als drei Regeln? Zehn kosten immer 5,95 Euro, alternativ können Nutzer ihre Regeln veröffentlichen und damit anderen Nutzern zur Verfügung stellen. Für jede Veröffentlichte gibt es eine neue private dazu. Daten sollen länger als sechs Monate gespeichert und abgerufen werden können? Eine Verlängerung um sechs oder 24 Monate kostet 2,98 oder 11,90 Euro monatlich. Hinzu kommen dann noch optionale Kosten für die Verbindung zum Elektroauto (ab 3,49 Euro) und für die Sprachausgabe über Sonos-Lautsprecher, die 1,19 Euro für weitere 100 vorgelesene Ansagen kosten.
Will man das alles auch nur ansatzweise ausreizen, kommen schnell 50 Euro zusammen – pro Monat und auch nur bei jährlicher Zahlung! Selbst bei einer überschaubaren Anzahl von Geräten unter 50 legt man dafür, für Regeln mit mehr als acht Elementen und für mehr oder größere Dashboards monatlich gut 20 Euro auf den Tisch, um Conrad Connect sinnvoll nutzen zu können. So gut Conrad Connect mit seinen ansprechenden grafischen Darstellungen, den umfangreichen Möglichkeiten der Regelerstellung und der Verknüpfung unterschiedlicher Geräte verschiedenster Hersteller auch sein mag – die Preisgestaltung halten wir für dreist. Genauer gehen wir daher auch nicht auf diesen Dienst ein.
Besonderheiten
Warum eigentlich eine direkte Verknüpfung zum Partner Conrad Connect? Ganz einfach: Homematic IP bietet so gut wie keine Integration von Fremdhersteller-Aktuatoren. Eine Nest-Kamera (Testbericht) oder eine Arlo-Kamera mit Scheinwerfer (Testbericht) lässt sich daher genauso wenig implementieren, wie Hue-Leuchtmittel (Testbericht) . Die einzigen direkten Kooperationen bestehen daher zwischen eQ-3 und Amazon und Google (nur für Sprachassistenten) sowie Smartfrog bei Kameras – mehr gibt es in der App nicht. Alles andere versucht Homematic IP eben über Conrad Connect abzubilden. Und auch wenn eQ-3 nichts für die übertriebene Preispolitik von Conrad Connect kann, so muss sich das Unternehmen dennoch vorwerfen lassen, trotz mehrfacher Auszeichnung als bestes Whole-Home-System eigentlich gar kein vollumfängliches Smart-Home-System anzubieten – oder zumindest kein modernes.
Denn zwar gibt es zur Lichtsteuerung Unterputz-Aktoren von eQ-3, mit deren Hilfe nach Aussagen des Herstellers alle herkömmlichen Leuchtmittel geschaltet und auch gedimmt werden können – selbst, wenn die eigentlich gar nicht dimmbar wären. Das ist grundsätzlich klasse, schließlich spart das viel Geld durch die Anschaffung “dummer” Leuchtmittel, die nur einen Bruchteil von smarten Lampen kosten. Bei RGB-Leuchtmitteln hilft das aber nicht, einzelne Farben oder Farbtemperaturen können damit nämlich nicht angesteuert werden. Zwar ist fraglich, wie oft Nutzer im Alltag tatsächlich buntes Licht nutzen, solches Ambient-Licht gibt es aber im Homematic-IP-Universum bislang schlichtweg nicht. Eine andere Baustelle ist der Bereich smarte Schließsysteme. Zwar bietet ELV über seine Marke Equiva elektronische Schlösser und Sicherungssysteme an, die lassen sich aber nicht in Homematic IP einbinden – warum nicht?
Alle anderen Bereiche sind vertreten. Die Aspekte Sicherheit und Licht sind im weitesten Sinn durch Bewegungs- und Präsenzmelder, Fenster- und Tür-Sensoren sowie Unterputzschalter für Rollläden und Markisen abgedeckt. Hinzu kommen Wassersensoren, Rauchmelder, Alarmsirenen, Außenlampen und (wenn auch eingeschränkt) Kameras. Für das persönliche Wohlbefinden kommen Heizungssteuerung für Fußbodenheizungen, Wandthermostate und smarte Heizkörperthermostate hinzu, außerdem Helligkeitssensoren und Wetterstationen. Über 100 Produkte hat der Hersteller inzwischen im Angebot, sie decken fast alles derzeit Machbare ab. Klasse: Im Gegensatz zu anderen Anbietern bekommen Bastler und Tüftler viele der Aktuatoren wahlweise als Bausatz zum Selbstzusammenbauen. Teils muss dafür nur gesteckt, teils auch gelötet werden. Das spart dann noch einmal ein paar Euro und gibt guten Einblick in den Aufbau der Geräte.
Stellmotoren für Fußbodenheizungen und Präsenzmelder sind dabei sogar schon fast Alleinstellungsmerkmale, die kaum ein anderer Hersteller anbietet. Positiv ist außerdem die Unterscheidung bei Alarmeinstellungen zwischen Hüll- und Vollschutz hervorzuheben. Sensoren können dabei der “Hülle” eines Hauses zugewiesen werden, sodass Alarm nur bei deren Manipulation, also bei Eindringen von außen, nicht aber bei Bewegung im Inneren selbst ausgelöst wird. Das ist gerade für Tierbesitzer praktisch. Ein weiterer großer Vorteil ist der Datenschutz. Wo keine Daten hineinfließen, können auch keine hinausfließen und da kein Konto zur Steuerung benötigt wird, sind alle Daten zwingend anonym.
Die Cloud-Steuerung ist Vor- und Nachteil von Homematic IP zugleich, lässt sich aber umgehen. Sie erlaubt einfachen Zugriff der Nutzer auf ihr Smart Home von außen. Gleichzeitig schafft sie eine starke Abhängigkeit vom Anbieter. Sollte eQ-3 irgendwann den Stecker ziehen, ist das Smart Home nicht mehr per App steuerbar. Das Einrichten neuer Regeln ist dann ohne Weiteres nicht mehr direkt möglich, Anlernen neuer Geräte ebenfalls nicht. Bestehende Funktionen bleiben hingegen aktiv, da die verschiedenen Sensoren und Aktoren einmal eingerichtet direkt miteinander kommunizieren. Heizpläne oder Alarmfunktionen werden dafür direkt in Sensoren und Stellaktoren gespeichert. Nicht nur ein Abschalten des Herstellers stellt eine Gefahr dar. Fällt das Internet aus, ist der Funktionsumfang von Homematic IP genauso begrenzt. Bestehende Regeln laufen, Zugriff ist nicht möglich. Das kam im Test aber nicht vor und nach Angabe zahlreicher Nutzer in Foren ist Homematic IP nach zwischenzeitlich im Jahr 2017 aufgetretenen, gravierenden Problemen sehr zuverlässig. Das können wir für unseren Test nur unterschreiben.
Außerdem gibt es eine Möglichkeit, alles lokal über die CCU3, die Steuerzentrale von Homematic (ohne IP) zu betreiben. Dann entfällt auch weitestgehend die Abhängigkeit vom Hersteller. So bietet sich außerdem die Möglichkeit, den Funktionsumfang deutlich zu erweitern. Voraussetzung ist dann aber das neue Anlernen aller Komponenten. Eine App gibt es dafür kostenlos vom Hersteller nicht, wohl aber kostenpflichtige Drittanbieter-Apps. Da die CCU3 aber über ein Webinterface gesteuert wird, ist eine App nicht zwingend nötig.
Ein weiterer Vorteil: Die Sensoren von eQ-3 nutzen herkömmliche AA- oder AAA-Batterien. Die kosten nur einen Bruchteil von Sonderformen wie den im Smart-Home-Bereich weit verbreiteten CR123a-Batterien und machen daher einen Austausch sehr erschwinglich. Zudem sind die vom Hersteller angegebenen Laufzeiten vergleichsweise hoch. Das konnten wir in unserem bisherigen Test allerdings nicht verifizieren und hängt zudem stark vom Nutzungsverhalten ab. Die etwas größeren Bauformen von Sensoren nehmen wir für die positive Kostenbilanz gern in Kauf. Andererseits sind die Anschaffungskosten höher als bei vielen Wettbewerbern. Kostet ein Homematic-IP-Bewegungsmelder für innen im Handel knapp 45 Euro, gibt es Konkurrenzprodukte, etwa von Xiaomis Aquara-Serie (Testbericht) , für weniger als ein Drittel. Noch günstiger ist der Melder aus Ikeas Tradfri-Smart-Home-Programm (Testbericht) , er liegt bei 10 Euro. Direkt einbinden kann man die in Homematic IP freilich nicht.
Die Reaktionsgeschwindigkeit beim Ausführen von Regeln lag im Test im oberen Bereich für Funksysteme und nahm auch mit zunehmender Nutzungsdauer nicht spürbar ab. Das einfache System zum Erstellen von Regeln stellte sich mangels Komplexität möglicher Regeln für gehobene Ansprüche schnell als unzureichend heraus. Ein langer Gang, der an jedem Ende von je einem Bewegungsmeldern erfasst wird, lässt sich nicht per Bewegung illuminieren, wenn Melder Eins oder Melder zwei Bewegung erkennt. Ein Bewegungsmelder, der nur ab einer bestimmten Helligkeit und in einem bestimmten Zeitfenster Licht schalten soll, ist mit dem Regelsystem nicht abzubilden. Zugunsten niedriger Einstiegshürden verzichtet eQ-3 einfach auf Komplexität. Als Folge fällt der Einstieg sehr leicht, allerdings stoßen Nutzer schnell an Grenzen, die mit Homematic IP allein (ohne Conrad Connect) nicht umgangen werden können. Alternativ bleibt diesen Anwendern entweder der Griff zu Homematic Wired oder gleich zu anderen Lösungen.
Im Alltag
Die App als Steuerzentrale bietet nicht nur eine komfortable Nutzeroberfläche, sondern auch verlinkte Online-Hilfen, die über den Inhalt der immer bei Geräten beiliegenden Minihandbücher in Papierform hinausgehen. Zudem können wir Homematic IP eine nahezu perfekte Zuverlässigkeit bescheinigen. Wir haben das System einige Monate ausprobiert und dabei keinen Ausfall bemerkt.
Für diesen Test haben wir mehrere Sensoren und Aktuatoren herangezogen. Zum Einsatz kamen ein 10-fach-Verteiler für Fußbodenheizungen, dazu passende Wandthermostate, smarte Heizkörperthermostate für herkömmliche Wandheizungen, verschiedene Fenstersensoren, darunter ein Griffsensor, der nicht nur auf oder zu anzeigt, sondern auch die Hebelstellung. Außerdem verwendeten wir Präsenzmelder, Bewegungsmelder, Alarmsirene, Rauchmelder und eine Schaltsteckdose von Homematic IP. Einen unsichtbar einzubauenden Fenstersensor konnten wir nicht verwenden, da er nicht in die Rahmen der Holzfenster der Testumgebung passte.
Auffällig: Die Heizkörperthermostate messen zwar intern die Umgebungstemperatur, geben sie aber nicht an die App weiter. Dazu benötigt man ein Wandthermostat. Wer dabei nicht auf Batterien setzen will, bekommt zumindest für Markenschalterserien einen Adapter, der das Wandthermostat an den Hausstrom anschließt. Die Fenstergriffsensoren mussten wir bei unserem Testfenster leicht aufbohren, da die Zapfen des Fenstergriffs sonst nicht durch das Material des Sensors gepasst hätten. Das stellte aber kein Problem dar, die Funktion wurde dadurch nicht beeinträchtigt. Neben einer weißen legt eQ-3 auch eine silberne Kunststoffabdeckung für den Sensor bei. Das ist klasse, auch wenn wir in unserer Testumgebung braun vorgezogen hätten.
Der Präsenzmelder reagierte im Test genauso gut wie der Bewegungsmelder – aber nicht sensibler. Das ist etwas enttäuschend, wenn vermutlich auch durch den Batteriebetrieb erklärbar. Er verhindert eine ständige Tätigkeit, die zu viel Strom fressen dürfte. Einen sinnvollen Unterschied – abgesehen von der Bauform des Sensors – zum normalen Bewegungsmelder konnten wir so nicht ausmachen. Die Erkennungsgenauigkeit lässt sich leider bei beiden Sensoren nicht einstellen. Der geringste Zeitraum bis zur erneuten Messung beträgt 30 Sekunden.
In jedem Fall klappte die Anbindung problemlos und auf Anhieb. Das kennen wir bei Verwendung anderer Protokolle wie Z-Wave oder Zigbee bisweilen ganz anders. Die Verbindungsstärke zeigte auch durch mehrere Wände hindurch bei geschätzter Luftlinie von bis zu 15 Meter bei allen Geräten immer noch zwei von vier Empfangsbalken an. Verbindungsabbrüche gab es dabei nicht – im Gegensatz zu diversen Zigbee-Leuchtmitteln im gleichen Haus, die dank Mesh-Fähigkeit davon eigentlich nicht betroffen sein dürften. Sollte es doch einmal dazu kommen, empfiehlt sich seit Updates Ende 2020 die Verwendung weiterer Access Points. Dadurch wird nicht nur die Reichweite erhöht, sondern zudem das Gerätelimit von 80 Stück pro HAP (Homematic Access Point) mit jedem weiteren Point um 40 erweitert. Zudem übernimmt ein HAP bei Ausfall eines anderen dessen Funktionen, soweit entsprechende Geräte in Funkreichweite sind.
Einzig eine technische Einschränkung kann auf den ersten Blick dazwischen”funken”: Geräte auf der Sendefrequenz 868 MHz dürfen maximal 36 Sekunden pro Stunde Sendezeit für sich beanspruchen. Danach stellen sie das Senden vorübergehend ein. Gerade beim ersten Einrichten etwa eines Bewegungsmelders mit Herausfinden des optimalen Winkels kann dieses Zeitlimit unter Umständen erreicht werden. Im späteren Normalbetrieb ist uns das aber nicht passiert.
Erweiterungsmöglichkeiten
Wer bei Homematic IP an zu viele Grenzen stößt, sollte einen Blick auf Homematic Wired werfen. Homematic Wired bietet vereinfacht gesagt den Vorteil, dass alle HIP-Geräte auch damit funktionieren und zusätzlich statt (oder zusätzlich zum) Access Point die Schaltzentrale CCU3 zum Einsatz kommt. Sie wird per Web-Interface am PC bedient und erlaubt die Erstellung wesentlich komplexerer Regelwerke sowie die Implementierung anderer Hersteller, darunter Philips Hue. Zudem werden alle Vorgänge auf der CCU3 umgesetzt, der Umweg über die Cloud entfällt.
Alternativ, aber noch eine Spur komplexer (im positiven wie im negativen Sinn) sind Lösungen wie Note Red oder ioBroker. Hier gibt es fast grenzenlose Möglichkeiten der Verbindung mit anderen Diensten und Geräten, um anschließend übergreifende Regeln zu basteln, die keinerlei Wünsche offenlassen – wenn man denn weiß, wie das geht. Zudem senkt das die Abhängigkeit von Hersteller-Cloud-Diensten. Voraussetzung ist dafür nämlich ein eigener Server, der als Bindeglied dient. Die einfachste Form dafür ist ein Raspberry Pi 4 mit am besten 4 GByte RAM, den es im Bundle für rund 80 Euro gibt. Das erfordert aber nicht nur Einarbeitung in Homematic IP, sondern auch in den Umgang mit dem Einplatinencomputer (oder einem anderen Server) und in die Software wie ioBroker. Programmierkenntnisse sind hier zumindest von Vorteil.
Fazit
Homematic IP stellt eine zuverlässige und komfortable Einstiegslösung zum Nachrüsten von Bestandsimmobilien dar. Sensoren und sonstige Geräte lassen sich einfach einrichten und verwenden, setzen dabei auf günstige Standard-Batterien und tun vollumfänglich das, wofür sie gedacht sind. Die Einstiegshürde ist dank übersichtlicher App sehr niedrig, Vorwissen ist kaum bis gar nicht nötig.
Dadurch laufen Nutzer aber auch schnell in Limits. Das liegt einerseits am sehr beschränkten Regelsystem, aber auch daran, dass eQ-3 so gut wie keine (Ausnahme: Smartfrog-Kameras) Partner mit ins Boot geholt hat und Fremdprodukte in seinem System nicht erlaubt. Das wäre akzeptabel, wenn eQ-3 Produkte aus allen Bereichen selbst anböte. Eigene Leuchtmittel gibt es aber nicht, die Unterputzaktoren, die immerhin Lampen schalten und dimmen können, sind nur von Fachpersonal zu installieren und verstehen sich nicht auf RGB-LEDs.
Umgehen können Nutzer die Limitierungen nur über Umwege. Dann wird aus der hervorragenden Basis Homematic IP mit seinem perfekten Datenschutz und den weiteren Vorzügen ein vollwertiges Profisystem für den Hobby-Bastler. Beispiele dafür sind neben dem deutlich komplexeren und von Fachpersonal zu installierenden Homematic Wired aus eigenem Hause vor allem Heimlösungen wie Home Assistant. Das bringt dann aber eben nicht nur viel mehr Möglichkeiten, sondern auch wesentlich größeren Aufwand mit sich.
Einfach und komplex zugleich schafft in seiner derzeitigen Form auch Homematic IP nicht. Dass das nicht ganz so einfach ist zeigt ebenfalls Samsungs Smartthings. Das ist zwar in einigen Bereichen etwas weiter, krankt aber an anderen Stellen an ähnlichen Problemen.
Künstliche Intelligenz
Der neue Sarkophag in Tschernobyl ist nicht mehr sicher
Die Schutzhülle über dem Unglücksreaktor von Tschernobyl hat ihre wesentliche Sicherheitsfunktionalität verloren. Zu diesem Schluss kam jetzt eine Delegation der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA), welche den Ort des Reaktorunglücks von 1986 im ukrainischen Tschernobyl inspizierte.
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Fertiggestellt worden war die Hülle, welche auch New Safe Confinement (NSC) genannt wird, erst 2016, um die Radioaktivität des havarierten Reaktors einzudämmen. Entstanden sind die Schäden bei einem russischen Drohnenangriff im Februar 2025, bei dem eine Drohne das Bauwerk traf und durch die äußere Schutzwand des NSC drang.
Teile des Fluggeräts schlugen auch durch die innere Wand, neun Meter unterhalb. Der Vorfall verursachte einen Großbrand, welcher ebenfalls die Außenhülle der massiven Stahlkonstruktion beschädigte, wie die IAEA berichtet. Bei den Löscharbeiten im Februar mussten zusätzliche Löcher in die Außenwand geschnitten werden, weil der Brand auch zwischen den beiden Schutzwänden wütete.
Fatale Schäden
Die Delegation bestätigte jetzt, dass die NSC ihre primären Sicherheitsfunktionen, einschließlich der Eindämmungsfähigkeit von Radioaktivität, verloren hat. Nach dem Einschlag der Drohne im Februar hatte die IAEA zwar keine Veränderung der Strahlungswerte gemeldet, durch provisorische Reparaturen konnte das auch danach verhindert werden.
Doch die Tragweite des Schadens wird erst klar, wenn man sich das Bauwerk genauer ansieht. Nachdem der Vorgänger, ein Sarkophag aus Beton und Stahl, errichtet kurz nach der Katastrophe, marode geworden war, wurde das NSC gebaut und auf Schienen über die alte Hülle gezogen. Unter dem riesigen Mantel in Bogenform hätte die Pariser Kathedrale Notre Dame Platz.

Die Baustelle am Reaktor
Rückbau-Pläne nicht mehr machbar
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Zwischen der Innen- und der Außenwand des NSC herrschte vor dem Angriff ein Überdruck. Dieser sollte verhindern, dass radioaktive Partikel bis an die Außenwand gelangen und diese kontaminieren konnten. Möglich machte den Überdruck ein Kunststoffmembran, welches ebenfalls bei dem Brand zerstört wurde. Eine Reparatur wäre nur unter größtem Aufwand möglich, das NSC müsste dafür wahrscheinlich verschoben werden.
Zudem soll das NSC die Außenwelt auch schützen, wenn der alte Sarkophag ganz oder teilweise einstürzen sollte. Auch das ist jetzt nicht mehr gewährleistet. Eigentlich sollte unter dem NSC auch der Rückbau des alten Sarkophags erfolgen – unter jetzigen Bedingungen nicht mehr denkbar.
Szenario Drohnenangriff nicht bedacht
Zudem sollte das NSC die Außenwelt bei Naturkatastrophen und anderen Notfällen schützen. Das Szenario eines Drohnenangriffs war bei der Entwicklung jedoch nicht berücksichtigt worden. Die tragenden Strukturen und Überwachungssysteme weisen aber zumindest keine dauerhaften Schäden auf, wie die IAEA jetzt feststellte. Ob das Bauwerk in seinem jetzigen Zustand für die geplante Dauer von 100 Jahren seinen Zweck erfüllen kann, darf aber angezweifelt werden.
„Es wurden begrenzte vorübergehende Reparaturen am Dach durchgeführt, aber eine zeitnahe und umfassende Sanierung bleibt unerlässlich, um eine weitere Verschlechterung zu verhindern und die langfristige nukleare Sicherheit zu gewährleisten“, betont Generaldirektor Rafael Grossi. Die Verantwortlichen in der Ukraine hoffen auf Unterstützung aus einem Fonds der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE). In diesen hatten 45 Geberländer rund 1,6 Milliarden Euro für den Bau des NSC eingezahlt.
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(nen)
Künstliche Intelligenz
Pat Gelsinger will mit neuen Lasern Moore’s Law retten
Seit Pat Gelsinger vor einem Jahr bei Intel unfreiwillig in den Ruhestand geschickt wurde, arbeitet er bei dem Investmentunternehmen Playground Global. Eines der Anlageobjekte: Das US-Startup xLight. Der Name deutet schon an, worum es dabei geht: Externes Licht für Chipfabriken. Die grundlegende Idee ist, die Lichtquelle für Belichtungsmaschinen in der Halbleiterherstellung nicht mehr in jedes der Geräte einzubauen, wie das der Lithografie-Marktführer ASML macht.
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Wie Gelsinger jetzt auf einer Veranstaltung von TechCrunch sagte, sollen die riesigen xLight-Maschinen außerhalb der Reinraum-Gebäude von üblichen Chipfabriken stehen. Die Lichtquellen sollen rund 100 mal 50 Meter groß sein, in etwa so viel wie ein kleineres Fußballfeld. Wie bereits berichtet, sollen Freie-Elektronen-Laser (FEL) Licht mit extrem kurzen Wellenlängen erzeugen. Deren Strahlen sind stärker gebündelt und streuen weniger – das könnte wohl für eine Übertragung über größere Strecken taugen. Um Wellenlängen im heute schon gebräuchlichen EUV-Spektrum (extreme ultra violet) handelt es sich immer noch.
Laserlicht mit 2 Nanometern
Nur um viel kleinere als bei bisherigen EUV-Quellen: ASML kommt laut dem Bericht auf 13,5 Nanometer, xLight will 2 Nanometer erreichen. Die vor allem marketinggetriebenen Nanometer-Angaben zu den Strukturbreiten der modernsten Chiphersteller wie TSMC liegen deutlich unter den Wellenlängen der Belichtungsmaschinen, weil unter anderem Brechung und Maskenstruktur dabei eine Rolle spielen.
„Wir glauben, dass diese Technologie Mooreֹ’s Law wieder aufwecken wird“, sagte Pat Gelsinger laut TechCrunch. Die in der Chipbranche jahrzehntelang gültige, eigentlich rein statistische, Beobachtung des Intel-Mitbegründers Gordon Moore besagt, dass sich rund alle zwei Jahre die Zahl der integrierten Elemente auf einem Halbleiter verdoppeln lässt. In den letzten zehn Jahren kam das Moore’sche Gesetz aber immer mehr ins Stocken, unter anderem, weil Basistechnologien wie EUV-Belichtung sich nur langsam etablierten.
Denn die Idee von FEL-Lichtquellen für Lithografie ist nicht ganz neu, nun hält sie xLight-Chef Nicholas Kelez dem Bericht nach aber für reif für die Serienproduktion. Die Branche hat sich ihm zufolge auf EUV-Quellen in den Belichtern geeinigt, weil bis zur Einführung der Technik bereits Dutzende Milliarden in die Entwicklung geflossen seien. „Wir behandeln Licht genauso wie Strom oder Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen. Wir produzieren (Licht) außerhalb der Fabrik im Maßstab eines Kraftwerks und verteilen es dann zu den Anlagen innerhalb des Werks“ sagte Kelez.
Der Zeitplan dafür ist ambitioniert. Die ersten mit xLight belichteten Wafer sollen bereits 2028 hergestellt werden, fit für die Serienfertigung soll das System 2029 sein. Für die Entwicklung bis zur Marktreife hat xLight in der vergangenen Woche eine Zusage des US-Handelsministeriums über Förderung in Höhe von 150 Millionen US-Dollar im Rahmen des „Chips and Science Act“ erhalten.
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